Dark Dynasty. Sarah Glicker

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Dark Dynasty - Sarah Glicker Dark Dynasty

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nur noch aus ein paar Wänden besteht. Vor meinem inneren Auge konnte ich Graffiti erkennen und Türen, die nur noch halb in den Angeln hängen.

      Nun bin ich allerdings positiv überrascht. Denn ich habe nicht gedacht, dass es aussieht, als wäre es gerade erst fertiggestellt worden. Die Farben, in denen die Fassade gestrichen wurden, leuchten und die Fenster sind geputzt. Das Dach macht auf mich den Eindruck, als hätte man es erst vor wenigen Tagen gedeckt und auf beiden Veranden, die sich im Erdgeschoss und in der ersten Etagen direkt darüber befinden, stehen bunte Blumen.

      „Das sieht aus, als würde da noch jemand drin wohnen“, stelle ich schließlich fest, als ich endlich wieder in der Lage bin, etwas von mir zu geben.

      Nachdenklich sehe ich es an, bevor ich meinen Blick auf den Mann neben mir richte.

      „Vor ungefähr fünfzig Jahren wurde das Haus gebaut“, erklärt Dante und zeigt dabei auf ein Gebäude, welches sich ein paar Meter entfernt befindet. „Es hat sich nicht gelohnt es nach den heutigen Vorschriften zu sanieren, daher hat man sich für diesen Weg entschieden. Das Grundstück ist definitiv groß genug, es geht bis zum Waldrand.“

      Während er spricht, macht er eine ausholende Handbewegung, die alles mit einbezieht, was sich um uns herum befindet.

      Zuerst weiß ich überhaupt nicht, was ich dazu sagen soll.

      „Wow“, entfährt es mir schließlich, als ich meine Sprache wieder gefunden habe.

      „Früher waren wir Bauern, sehr wohlhabende Bauern. Mein Vater war der Dritte in seiner Familie, der das Land bewirtschaftet hat. Doch irgendwann wurde ein großer Teil des Anwesens von unseren Nachfahren verkauft. Sie hatten einfach kein Interesse mehr daran, dazu kommt, dass sich die Arbeit nicht mehr gelohnt hat. Das kann ich aber nachvollziehen. Schließlich wollte ich den Hof auch nie übernehmen. Sonst hätte ich es getan.“

      Einen Moment sieht er nachdenklich aus. Im ersten Moment kommt es mir so vor, als würde er diese Entscheidung nun bereuen. Doch das kann ich mir nicht vorstellen. Er hat sich nicht so angehört, als wäre dies der Fall. Daher habe ich das Gefühl, als wäre da noch etwas. Etwas, was er mir verheimlicht und was mit dieser Geschichte zusammenhängt. Doch bevor ich ihn danach fragen kann, spricht er bereits weiter.

      „Das Haus wurde jedoch zum Denkmalschutz erklärt. Daher hatte sich ein Verein gemeldet, die sich darum kümmern wollten. Mit solchen Häusern ist viel Arbeit und noch höhere Kosten verbunden. Doch unsere Nachfahren haben entschieden, dass sie das machen werden. Schließlich gehört das Haus ihrer Familie. Sie wollten es nicht in die Hände fremder Leute geben. Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, wie das Haus so lange überlebt hat, bis es zum Denkmal erklärt wurde.“ Sein Blick ist nachdenklich.

      In diesem Moment kommt es mir vor, als wäre es das erste Mal, dass er darüber nachdenkt. Mir schießt die frage durch den Kopf, in welchem Zustand das Haus damals war, doch ich behalte sie für mich.

      Wieder sehe ich zu dem Haus, bevor ich mich auf ihn konzentriere.

      „Wissen Sie, dass zwei ihrer Vorfahren noch leben, falls man es so sagen kann?“

      In diesem Moment ist das die einzige Frage, die mir durch den Kopf geht.

      „Ich habe keine Ahnung, wie wir ihnen das erklären sollten. Ich wusste ja nicht einmal, wie ich es dir sagen soll, dass ich eigentlich tot bin. Daher haben wir einfach für uns beschlossen, dass wir ihnen einmal im Jahr anonym einen Check schicken und sie so unterstützen. Ich habe keine Ahnung, ob sie in den letzten Jahren versucht haben zu erfahren, von wem er kommt.“

      „Das finde ich super von euch. Von wem sind es eigentlich die Kinder gewesen?“

      „Von meinem Onkel. Er und mein Vater waren nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen, aber zu seinen Nichten und Neffen hatte er immer ein gutes Verhältnis. Und das sind nun also deren Nachkommen.“

      Wieder macht es den Anschein auf mich, als würde er mir nur die Hälfte erzählen. Doch ich will nicht zu neugierig erscheinen, daher frage ich auch nicht nach.

      Stattdessen stelle ich mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn.

      „Es muss schön gewesen sein, hier als Kind zu wohnen“, stelle ich nun fest und sehe mir die Umgebung genauer an.

      Es stehen nun zwar überall Häuser, doch diese sind eindeutig neuer. Mit dem alten Haus vor uns können sie es auf jeden Fall vom Alter nicht aufnehmen. Daher fällt es mir auch nicht schwer, sie wegzudenken. Ich stelle mir Felder und Wiesen vor, die sich überall befinden auf denen zahlreiche Kinder in alten Gewändern spielen.

      „Es geht. Wir hatten einen sehr strengen Vater und eine Mutter, die sich nicht getraut hat, den Mund aufzumachen, obwohl ich sie mehrmals darum angefleht habe. Aber so war das damals halt. Wir mussten schon früh auf dem Hof helfen. Mein Vater hat sich so die Löhne für Angestellte gespart. Auf jeden Fall für zwei. Damals war das aber viel Geld.“

      An seiner Stimme erkenne ich, dass es nicht leicht für ihn ist, über seine Kindheit zu sprechen. In diesem Moment bin ich mir sicher, dass er kein gutes Verhältnis zu seinem Vater hatte, auch wenn er das nicht so direkt gesagt hat. Außerdem bekomme ich ein Gefühl dafür, dass ihr Vater mit Schuld daran war, dass Dante und sein Bruder sich dazu entschlossen haben, Vampire zu werden.

       Zumindest ist das mein Verdacht, doch ich spreche ihn nicht aus. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich neugierig bin und gerne mehr darüber erfahren würde.

       „Danke“, sage ich also und hoffe, dass ich so seine Gedanken in eine andere Richtung lenken kann.

       „Wofür?“

       „Das du mich hergebracht hast. Irgendwie kommt es mir so vor, als wäre es nicht leicht für dich.“

       Sein nachdenklicher Blick ruht auf mir. In diesem Moment habe ich keine Ahnung, was in seinem Kopf vor sich geht. Doch ich bin mir auch nicht sicher, ob das nicht vielleicht besser ist.

       Nach all den Jahren scheint er noch immer mit seiner Vergangenheit zu kämpfen. In diesem Moment würde ich gerne einmal seinem Vater über den Weg laufen. Nur um ihm die Meinung zu sagen.

       „Willst du es von innen sehen?“, fragt er mich nun und reißt mich damit aus meinen Gedanken.

       „Kann man den einfach hineingehen? Das ist doch sicherlich abgeschlossen.“

       „Tanner und ich hatten damals einen Geheimgang. Eigentlich war es eine Art Notausgang. Doch unsere Eltern haben nie daran gedacht.“

       „Dann scheint er ja doch nicht so streng gewesen zu sein“, ziehe ich ihn nun auf.

       „Du kannst froh sein, dass du ihn nicht gekannt hast. Du hättest mit ihm definitiv keinen Spaß gehabt. Er mit dir aber auch nicht.“

       Seine Stimme ist ernst und zeigt mir, dass er es genauso meint, wie er es gesagt hat. Daher schlucke ich nur und versuche so den Kloß in meinem Hals wieder hinunterzuschlucken.

       Bei dem Gedanken daran, was für ein Mann sein Vater war, wird mir schlecht. Auch wenn Dante nichts Genaueres gesagt hat, kann ich mir vorstellen, was damals passiert ist. Und das gefällt mir überhaupt nicht.

       In der nächsten Sekunde greift Dante nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her, bis wir den Waldrand erreicht haben. Nachdem wir ein paar Schritte hineingegangen sind, bleibt er plötzlich

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