Seal Team 9. Sarah Glicker
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Ganz davon abgesehen gefällt mir das selber nicht. Wir hatten es erst vor nicht allzu langer Zeit mit zwei Maulwürfen zu tun. Da würde ich gerne noch ein wenig Abstand von diesem Thema haben.
Da es aber immer wieder nicht funktioniert hat, ist diese Schlossfolgerung am naheliegendsten. So, wie es sich angehört hat, sind alle Personen, die an diesem Fall arbeiten, hier versammelt. Daher ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Maulwurf auch hier steht.
Falls es einen gibt.
Langsam schiebe ich meinen Stuhl ein Stück nach hinten und stehe auf. Dabei lasse ich keinen von ihnen aus den Augen. Meinem geübten Blick entgeht gerade nichts.
Nachdem ich mich zu meiner vollen Größe aufgerichtet habe, setze ich mich langsam in Bewegung. Auch ihre Blicke kleben an mir fest. Mir ist bewusst, dass sie mich und mein Verhalten gerade nicht einschätzen können. Wenn man sich vor Augen hält, dass ich erfahrene Polizisten vor mir stehen habe, finde ich ihr Verhalten schon ein wenig lustig. Schließlich sind sie bestimmt nicht in dieser Gruppe gelandet, weil sie einfach nur gut aussehen.
Doch genau das ist es, worauf ich es angelegt habe. Sie sollen verunsichert sein, da sie so eher einen Fehler machen. Mir ist bewusst, dass sie Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering ist, schließlich sind es alles Cops. Dennoch will ich diesen Versuch unternehmen.
Beinahe in Zeitlupe gehe ich an ihnen vorbei. Jeden einzelnen sehe ich genau an. Ich wurde dazu ausgebildet, mich in Menschen hineinzuversetzen und ihnen ihre Lügen anzusehen. Man kann mich auch als einen menschlichen Lügendetektor bezeichnen.
Auf den ersten Blick erkenne ich, dass sie nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Zumindest ist das bei den meisten der Fall. Je länger die Stille im Raum anhält, umso nervöser werden sie. Sie sind nicht hergekommen, um sich verdächtigen zu lassen, daher wissen sie jetzt auch nicht, was sie machen sollen. Keiner von ihnen war darauf vorbereitet, dass dieser Verdacht ausgesprochen wird.
Mein Verstand sagt mir sogar, dass einige von ihnen wahrscheinlich sogar selber noch keinen Gedanken daran verschwendet haben. Den anderen scheint es jedoch egal zu sein.
Schließlich bleibe ich vor Kimberley stehen, die die Letzte in der Reihe ist. Ich befinde mich so dicht vor ihr, dass sie ihren Kopf ein wenig in den Nacken legen muss, um mich ansehen zu können. Sie ist die Einzige, von der ich mit Gewissheit sagen kann, dass sie es nicht ist.
Sie sieht mich aus einem anderen Grund unsicher an.
Kurz betrachte ich sie, dann grinse ich sie schief an. Kimberley will es endlich hinter sich bringen und diese Männer schnappen. Das zeigt mir ihre Körperhaltung und die Art und Weise, wie sie vorhin gesprochen hat.
Es dauert einen Moment, doch schließlich macht sie einen Schritt nach hinten und bringt so ein wenig Abstand zwischen uns, sodass ich ein leises Lachen nicht für mich behalten kann. Mir ist bewusst, dass wir von ihren und meinen Kollegen umgeben sind. Und genauso bin ich mir darüber bewusst, dass sie uns beobachten. Doch das ist kein Grund für mich, sie ziehen zu lassen.
„Gut, dann werden wir das Problem mal angehen. Dieses Dreckszeug gehört von der Straße. Je eher, desto besser“, verkünde ich schließlich.
Für den Maulwurf lasse ich es so klingen, als wäre dieses Thema vom Tisch. Allerdings ist es das nicht. Ich will ihn nur in Sicherheit wiegen.
Meine Stimme ist nicht mehr als ein Knurren. Auf diese Weise gebe ich jedem zu verstehen, dass ich wütend bin und man sich mit mir gerade am besten nicht anlegen sollte.
Einen Augenblick sieht Kimberley mich mit leicht geöffneten Augen an, bevor sie sich wieder im Griff hat.
„Deswegen sind wir hier“, entgegnet sie.
„In dem Fall habt ihr Glück, dass ihr das beste Seal-Team an der Seite habt, dass es hier gibt.“
Einen Moment sieht sie mich an, als würde sie etwas darauf erwidern wollen. Ihre Augen fragen mich, ob ich nicht zu überheblich bin. Doch sie behält die Worte für sich, worüber ich ein wenig enttäuscht bin.
Langsam setze ich mich wieder in Bewegung und gehe zurück zu meinem Stuhl.
„Dann sollten wir uns nun überlegen, wie wir in dieser Angelegenheit am besten vorgehen.“
4
Kimberley
Als ich mich an diesem Abend in mein Auto setze, um nach Hause zu fahren, bin ich einfach nur müde. Anders kann ich meinen Gemütszustand beim besten Willen nicht beschreiben.
Die meiste Zeit des Tages haben wir auf dem Stützpunkt verbracht. Gemeinsam mit den Seals haben wir einen Plan entwickelt, mit dem wir endlich an die Hintermänner kommen wollen. Beziehungsweise, wir wollten das. So wirklich werde ich das Gefühl nicht los, dass wir uns nicht wirklich vom Platz bewegt haben. Und das ist etwas, was mir ehrlich gesagt überhaupt nicht gefällt.
Dabei ist mir auch nicht die Anschuldigung von Ryan aus dem Kopf gegangen, obwohl ich wirklich versucht habe, sie zu verdrängen. Unaufhörlich habe ich mir darüber Gedanken gemacht und meine Kollegen nicht aus den Augen gelassen. Doch wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben, dass ich es keinem von ihnen wirklich zutraue. Außerdem war es wirklich das erste Mal, dass ich es tatsächlich in Betracht gezogen habe, dass genau das der Fall sein kann. Klar, es ist mir schon einmal in den Kopf gekommen. Doch da habe ich es einfach verdrängt und mich nicht mehr damit beschäftigt. Nun kann ich das aber nicht mehr.
Ja, wir könnten wirklich einen Maulwurf in den eigenen Reihen haben. Und das ist auch etwas, was mir überhaupt nicht gefällt.
Allerdings will das kein Polizist hören. Es gehört nicht unbedingt zu den Dingen, mit denen man sich in unserem Job gerne beschäftigt. Unter anderem auch deswegen, weil man sich dann gleichzeitig damit beschäftigen muss, welchen Grund jemand hat, um sich auf die andere Seite zu schlagen.
Doch nicht nur das hat mich die letzten Stunden beschäftigt. Auch die Tatsache, dass ich mich kaum von Ryan abwenden konnte, zieht mich auch jetzt noch immer aus der Bahn. Alle paar Sekunden hat er in meine Richtung geblickt und mich angelächelt.
Ich bin mir sicher, dass er genau wusste, was das bei mir anrichtet. Er hat sich einen Spaß daraus gemacht, dem ich hilflos gegenüber stand.
Dabei kann ich mich nicht daran erinnern, wann es mir das letzte Mal so ging. Bis jetzt hatte ich mich immer im Griff, wenn es um meine Arbeit geht. Und ich muss ehrlich auch sagen, dass ich solchen Situationen gerne aus dem Weg gehe, egal, ob es beruflich oder privat ist.
Ich habe zwar immer mal wieder eine Beziehung, doch für gewöhnlich lasse ich keinen Mann so nah an mich heran, wie Ryan es von der ersten Sekunde an geschafft hat. Ein wenig ist es so, dass ich eine Schutzmauer um mich herum aufgebaut habe, da ich nicht verletzt werden will.
Eine Mauer, die Ryan anscheinend nicht interessiert.
Ein letztes Mal atme ich tief durch, bevor ich den Schlüssel ins Zündschloss stecke und den Motor starten will. Allerdings gibt mein Auto keinen Ton von sich. Er springt nicht an, röchelt nicht einmal.
Nichts!
Ein wenig kommt es mir so vor, als wäre der Tank komplett