Seal Team 9. Sarah Glicker

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Seal Team 9 - Sarah Glicker Seal Team

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versuche ich es noch ein zweites und drittes Mal. Doch dieses Mal habe ich auch nicht mehr Glück.

       „Verdammt, das hat mir gerade noch gefehlt“, fluche ich laut, wobei ich spüre, dass die Wut mich unter Kontrolle bringen will. Ich schlage sogar auf mein Lenkrad, obwohl mir bewusst ist, dass es mir nicht helfen wird.

       Augenblick gehe ich jede Person in Gedanken durch, die ich bitten könnte, mich nach Hause zu bringen.

       Meine Kollegen sind alle selber schon zu Hause. Allerdings musste ich mich noch um eine Menge Papierkram kümmern, der in den letzten Wochen liegen geblieben ist und den ich nicht mehr vor mir herschieben konnte. Aus diesem Grund bin ich noch auf dem Revier geblieben.

       Gerade bereue ich es allerdings, dass ich mir ausgerechnet diesen Tag ausgesucht habe, um Arbeit nachzuholen. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass ich es nur deswegen heute gemacht habe, um mich von Ryan abzulenken.

       Hätte ich das aber an einem anderen Tag gemacht, hätte mich nun einer von ihnen mitnehmen können. Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als auf einen Abschleppwagen zu warten, was sicherlich eine Ewigkeit dauern wird.

       In der Sekunde, in der ich nach meiner Tasche greifen will, um mein Handy herauszuholen, zucke ich allerdings erschrocken zusammen. Jemand klopft laut an die Seitenscheibe auf der Fahrerseite, sodass mein Herz für einen Moment stehen bleibt. Noch im selben Augenblick bewege ich meinen Kopf in die entsprechende Richtung und sehe direkt in die warmen Augen von Ryan, die dafür sorgen, dass es in doppelter Geschwindigkeit weiterschlägt.

       Scharf ziehe ich die Luft ein, während ich eine Ewigkeit brauche, bis ich mich wieder gefangen habe. Auf jeden Fall kommt es mir so vor. Doch dann öffne ich die Tür, woraufhin er einen Schritt nach hinten macht, sodass ich aussteigen kann. Dabei komme ich allerdings so dicht vor ihm zum Stehen, dass sein Geruch mir in die Nase steigt. Gleichzeitig merke ich, dass mein gesamter Körper zittert.

       Unweigerlich atme ich tief ein und kann mir dabei gerade noch ein Seufzen verkneifen. Ich kann es nicht genau einordnen, doch sobald er sich in meiner Nähe befindet, entspanne ich mich automatisch. Und genauso ist es auch dieses Mal.

       Es sollte mir Angst machen, dass es so ist. Doch genau das ist nicht der Fall. Ich freue mich darüber, dass er diese Wirkung auf mich hat. Wenigstens in diesem Moment.

       „Ist alles in Ordnung?“, fragt er mich, nachdem ich die Tür wieder hinter mir geschlossen habe.

       Einen Moment denke ich darüber nach, ob ich Ja sagen soll. Doch mir ist klar, dass er es mir eh ansieht, dass etwas nicht stimmt. Gerade kann ich meine schlechte Laune nämlich nicht für mich behalten. Schon alleine deswegen wäre es einfach total bescheuert, zu lügen. Ganz davon abgesehen habe ich keine Ahnung, was er mitbekommen hat, bevor er geklopft hat.

       „Mein Auto springt nicht an“, erkläre ich also und werfe einen Blick auf den Wagen hinter mir. Dieses Mal seufze ich aber.

       Er ist nicht mehr der jüngste und ich habe ihn schon seit ein paar Jahren, aber es ist das erste Mal, dass er Schwierigkeiten macht. Daher bin ich der Meinung, dass er sich ganz gut gehalten hat. Dennoch finde ich, dass es nicht unbedingt jetzt hätte sein müssen.

       Ryan macht einen Schritt zur Seite und wirft einen Blick auf die Motorhaube. Ein wenig sieht er aus, als würde er abschätzen, wie groß der Schaden wohl ist.

       „Ich bin kein Mechaniker“, stellt er als nächstes fest und wirft mir dabei einen entschuldigenden Blick zu. „Und ich gebe zu, dass ich nicht sehr viel Ahnung von Autos habe.“

       Ryan verzieht ein wenig das Gesicht, sodass ich nun doch lachen muss. Und ich gebe zu, dass es sich nach diesem Tag gut anfühlt. Ein wenig so, als würde man mir eine große Last von den Schultern nehmen.

       Obwohl ich keine Ahnung habe, was diese Last genau ist.

       „Ich kann dich aber nach Hause bringen“, spricht er weiter.

       Es dauert einen Moment, bis sein Vorschlag bei mir angekommen ist. Doch dann sehe ich ihn überrascht an, während ich überlege, was ich darauf antworten soll. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken, doch ich komme nicht wirklich zu einem Ergebnis.

       „Was machst du eigentlich hier?“, frage ich ihn, als ich endlich wieder in der Lage bin, etwas von mir zu geben.

       Ich hoffe, dass ich auf diese Weise noch ein wenig Zeit bekomme, um mir zu überlegen, ob das wirklich eine gute Idee ist. So ganz kann ich es gerade nämlich nicht einschätzen.

       Als ich jedoch das Leuchten in seinen Augen bemerke weiß ich, dass er mich durchschaut hat. Daher warte ich darauf, dass er etwas dazu sagt. Doch genau das macht er nicht.

       „Ich musste deinem Chef noch etwas vorbeibringen“, geht er auf mein Spiel ein.

       Ryan zuckt mit den Schultern und tut so, als wäre das keine große Sache. Doch unweigerlich geht mir dir Frage durch den Kopf, ob sie sich nochmal über die Sache mit dem Maulwurf unterhalten haben. Und vor allem, ob sie vielleicht eine oder mehrere Personen genannt haben, die dafür infrage kommen.

       Natürlich haben sie sich darüber unterhalten. Mich würde es wundern, wenn es nicht so wäre.

       Allerdings gebe ich zu, dass es nur dafür sorgt, dass ich wieder Kopfschmerzen bekomme. Schon alleine deswegen will ich mich jetzt nicht damit beschäftigen, auch wenn ich das dringend muss.

       „Und? Soll ich dich nun nach Hause bringen?“

       Sein neugieriger Blick ruht auf mir.

       „Das musst du wirklich nicht. Ich rufe mir einfach ein Taxi“, winke ich ab, auch wenn ich nicht sonderlich scharf darauf bin.

      Ich brauche jedoch nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen, um zu wissen, dass er mir diese Ausrede nicht durchgehen lässt. Wenigstens vor mir selber kann ich zugeben, dass ich erleichtert darüber bin.

      „Na los, steig schon ein“, fordert er mich mit einem frechen Grinsen auf den Lippen auf.

      Mit diesen Worten öffnet er die Beifahrertür des Fahrzeugs, welches sich direkt neben meinem befindet und bedeutet mir, dass ich einsteigen soll. Erst jetzt fällt mir auf, dass er die ganze Zeit neben mir stand.

      Obwohl ich mich darüber freue, bin ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich eine gute Idee ist. Gerade habe ich die Befürchtung, dass ich nicht für mich behalten kann, wie nervös er mich macht, wenn wir uns auf so engem Raum befinden. Schon alleine bei dem Gedanken daran, dass wir die nächste halbe Stunde in einem Wagen sitzen, beginnt mein Herz schneller zu schlagen.

      Ich muss mehrmals tief durchatmen, um mich wieder einigermaßen unter Kontrolle zu haben. Immer noch frage ich mich, ob ich das wirklich machen soll. Doch dann rufe ich mir in Erinnerung, dass er mich nur nach Hause bringen will und ich froh darüber sein soll.

      Daher setze ich mich wie von alleine in Bewegung und steige schließlich in den Wagen. Als ich nun wieder zu ihm sehe, erkenne ich, dass er mit einem zufriedenen Lächeln die Tür schließt und um den Wagen herum geht, um sich hinter das Steuer zu setzen.

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