GLOVICO. Ekkehard Wolf
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Ein Gebäude an der Küste bei Skallerup Klit war als vermeintlicher Treffpunkt der Gesuchten ausgemacht worden. Aber auch diese Entdeckung hatte die Fahndung nicht wirklich voran gebracht. Das Haus war zwar mit einem beträchtlichen technischen Aufwand gegen ungebetene Gäste aufgerüstet gewesen – aber leer.
Nicht auszuschließen war auch, dass mit eben diesem technischen Aufwand das Herannahen der Einsatzkräfte so frühzeitig erkannt worden war, dass sich die im Haus Versammelten in aller Ruhe hatten aus dem Staub machen können.
Noch in der Nacht wurden auf hoher See kurz nacheinander zwei verlassene Schlauchboote der Marke „Metzler“ von Frachtern gesichtet und aufgefischt. Insassen: Fehlanzeige.
„Das deutet doch wohl darauf hin, dass die entweder abgesoffen sind oder uns eine saftige Nase gedreht haben.“ Die Rothaarige vom US-Dienst kommentierte diese Meldung gegen Ende der Abschlussbesprechung ihrerseits nunmehr bewusst sarkastisch. Dabei verzichtete sie nicht einmal ansatzweise auf ihr aufreizendes Lächeln und nahm in Kauf, dass ihr Larsson einen ganz und gar nicht freundlichen Blick zuwarf.
„Auf wessen Seite stehen Sie eigentlich?“ Die Frage hatte Larsson zwar auf der Zunge gelegen.
Er verkniff sie sich angesichts der andauernden Anwesenheit der Kollegen aus Kopenhagen, nahm sich aber vor, der Sache einmal auf den Grund zu gehen.
„Eine typische Amerikanerin eben,“ versuchte er sich vorläufig einzureden. Damit war für ihn vorläufig zumindest schon einmal die Frage entschieden, für wen die Rothaarige Frau arbeitete.
„Na also, es geht doch.“ Selbstzufrieden lehnte sich die junge Amerikanerin an jenem Abend kurz nach Ende der spätabendlichen Dienstbesprechung in ihrem Hotelzimmer in Hjörring zurück und schob sich die Brille zurecht.
Sie war weder kurz- noch weitsichtig, fand aber, dass ihr eine Brille einen eindeutig intellektuelleren Touch verlieh. Sie fand, dass ihr das stand und fand auch, dass sie so jünger aussah.
Seit ihrer Einstellung durch die US-Regierung hatte sie die Gelegenheit erhalten, die halbe Welt in dienstlichem Auftrag zu bereisen. Zeit für den Aufbau einer festen Beziehung war dabei allerdings nicht geblieben. Den Gedanken an die Gründung einer eigenen Familie hatte sie weit von sich geschoben. Diese Ungebundenheit machte sie für ihren Brötchengeber zusätzlich attraktiv. Es fiel ihr schwer sich einzugestehen, dass sie unter der sich daraus ergebenden Einsamkeit litt. Sie hatte dieses Gefühl immer verdrängt, aber seit sie auf die 30 zuging, spürte sie ganz deutlich, dass die Zeit begann weg zu laufen. Sie musste sich entscheiden, wusste aber nicht was ihr wichtiger war. In den ersten Jahren hatte sie sich eingeredet, dass sie aufgrund ihrer besonderen Qualifikation mit Aufgaben betraut wurde, die es unmöglich machten, für längere Zeit an einem Ort zu bleiben.
Zum Ausgleich war sie Männerbekanntschaften außerdienstlich nicht aus dem Weg gegangen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass das auffallen könnte und war deshalb nicht schlecht überrascht, als sie eines Tages offiziell dazu ermahnt wurde, auf „Sicherheit“ zu achten. Seither war sie sorgfältiger darauf bedacht, dass ihre Eskapaden nicht ruchbar wurden. Sie hatte sich im Laufe der Zeit zu einer regelrechten Verschleierungsspezialistin gemausert. Um sich abzulenken hatte sie außerdem eine ausgeprägte Neigung zum Schopping entwickelt. Mittlerweile war sie sogar ein wenig stolz darauf, sich zu einer echten Schnäppchenjägerin entwickelt zu haben, deren Spürsinn so schnell nichts entging. Zu einer weiteren Macke hatte sich ihre Vorliebe für dicke Pullover entwickelt.
Anfänglich hatte sie damit ihre Figur vor den begehrlichen Blicken der Mitschüler schützen wollen. Im Dienst stand sie deshalb mittlerweile sogar in dem Ruf, ein wenig schrullig zu sein. Das schmeichelte ihr ganz und gar nicht. Auf die dicken Pullover hatte sie trotzdem aus Trotz nicht verzichtet.
Heimlich zog sie diese über dem Busen inzwischen schon einmal etwas straffer, aber nicht aus. Nachlässig fuhr sie sich an diesem Abend mit den Händen durchs Haar und dachte darüber nach, wie der Tag gelaufen war.
Ihre Beteiligung an diesem Einsatz hatte sie nicht nur ihrer eigenen Initiative zu verdanken. Offiziell befand sie sich zu einem Kurzurlaub in Dänemark. Ihr „Chef“, Oberstleutnant Schultz hatte sie gebeten, nach Ihrer Landung in Kopenhagen doch einmal kurz bei seinem alten Bekannten Hansen hereinzuschauen und ihm seine Grüße auszurichten.
„Vielleicht zeigt der Ihnen bei der Gelegenheit ja sogar ein bisschen, wie die Dänen so arbeiten,“ hatte Schultz mit leicht ironischem Unterton hinzugefügt und Viola Ekström war sich keineswegs sicher gewesen, ob die süffisante Bemerkung nicht sogar eine typisch männliche Anzüglichkeit enthielt, war sich da aber keineswegs sicher gewesen.
Hansen erwies sich als souveräner Profi, der bestimmt nichts anbrennen ließ. Er hatte sich tatsächlich sehr erfreut gezeigt, wieder einmal von Schultz zu hören und dessen Mitarbeiterin gefragt, ob sie „Lust“ habe, an dem Einsatz teilzunehmen. Natürlich hatte sie „Lust“ gehabt.
„Habe ich eigentlich immer,“ hatte sie Hansen in routiniert geschäftsmäßigem Ton beschieden und ihm dabei so herausfordernd direkt in die Augen gesehen, dass diesem sein Herz in die Hose gerutscht war. Kurzfristig als eine Art Begleitadjutant an einem operativen Einsatz gegen eine ukrainische Killertruppe in Dänemark teilnehmen zu dürfen, erlebte man schließlich nicht alle Tage. Da sie nicht damit zu rechnen hatte, für dessen Verlauf zur Rechenschaft gezogen zu werden, war der Misserfolg der Aktion für Viola kein Beinbruch gewesen. Immerhin hatte sie auf diese Weise tatsächlich einen interessanten Einblick in die Vorgehensweise der Dänen erhalten. Mochte der alte Larsson auch noch so fluchen.
„Schön, das können wir abhaken, jetzt ab in den Norden,“ dachte Ola, wie sie von ihren Freunden genannt wurde. Während Sie diesen Gedanken nachhing, klopfte es an der Tür. „Wer ist da,“ fragte die Rothaarige überrascht aber mit fester Stimme. Die Antwort verblüffte sie.
Mit diesem Gast hatte die Mitarbeiterin der NSA und Spezialistin für Datensicherheit hier nicht gerechnet.
„Kommen Sie herein,“ lautete dessen ungeachtet ihre Antwort. Die Informationen, die der Besucher ihr in dem folgenden knapp 30 Minuten dauernden Gespräch übermittelte, waren nicht dazu geeignet, ihrem bevorstehenden Besuch in Norwegen mit derselben Vorfreunde entgegen zu sehen, mit der sie sich bisher darauf eingestellt hatte.
„Sie erinnern sich an den merkwürdigen Trojaner, über den wir seinerzeit beim Triforium kurz gesprochen haben?“
Viola Ekström erinnerte sich nur dunkel. Es hatte einen Moment gedauert, bis sie geschaltet hatte.
„Ja und?“
„Uns ist aufgefallen, dass es den Polen kürzlich zufällig gelungen ist, mehrere Telephongespräche abzuhören, die den Schluss zulassen, dass es kriminellen Strukturen mit Hilfe von Glovico gelungen sein könnte, in die Datennetze amerikanischer Großbanken einzudringen und diese so zu manipulieren, dass es ihnen möglich sein dürfte, größere Bargeldbeträge abzuheben und das Geld mit Kurieren von den USA nach Europa zu transferieren. Da noch immer völlig unklar ist, wer hinter der Aktion steckt, habe ich mir gedacht, es könnte vielleicht nützlich sein, wenn Sie sich auch einmal damit befassen. Da könnte sich eine ausgesprochen brisante Geschichte anbahnen.“
„Wie haben Sie erfahren, dass ich hier bin,“ fragte sie ihren Gast beim Hinausgehen. Die Antwort stellte sie zufrieden. Der Besucher hatte die Tür hinter sich zu gezogen und war gegangen. Noch bevor Viola Ekström das soeben Gehörte noch einmal Revue passieren lassen konnte, klingelte bereits