GLOVICO. Ekkehard Wolf

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GLOVICO - Ekkehard Wolf Europakrimi

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ist nicht schwer zu finden. Du fährst auf der Küstenstraße nach Norden bis Bergen und dann in weiter in Richtung Eidfjord. Sieben Kilometer vorher passierst du eine Brücke, die über einen kleinen Bach führt. Gleich danach siehst du auf der linken Seite einige grasbedeckte Hütten. Wenn du die Einfahrt nimmst, fährst du direkt auf das Haus zu. Wir treffen uns dort übermorgen gegen neunzehn Uhr.“

      Viola Ekström hatte verstanden, legte den Hörer auf und dachte nach.

      Am einfachsten würde es wohl sein, die Fähre von Hanstholm über Egersund nach Bergen zu nehmen. „Damit hab’ ich die ganze Nacht zur Verfügung. Und mit ein wenig Glück ergibt sich zwischendurch ja sogar noch eine kleine Gelegenheit. Wenn nicht, habe ich wenigstens gut gegessen,“ machte sich die Amerikanerin klar. Alternativ hätte sie auch am übernächsten Tag den Flieger von Ahus nehmen können. Die Maschine würde gegen 14.00 Uhr in Bergen ankommen. Zeit genug, um danach mit dem Auto über Eidfjord zum Treffpunkt zu fahren. Aber dann hätte sie auch noch die kommende Nacht im Hotel in Hjörring verbringen müssen. Eine echte Chance, um sich auch nur ein wenig zu amüsieren, würde sich hier kaum bieten. Da war das Schiff schon besser. Gelegenheiten für ein kleines One-Night-Event boten sich da immer. Ob sich ein passender Typ finden lassen würde, stand auf einem anderen Blatt. Man würde ja sehen. In jedem Fall hatte die nach außen hin so spröde Endzwanzigerin einfach mal wieder Lust auf eine kleine Abwechslung. Mit irgendwelchen Komplikationen am nächsten Morgen war bei diesen Vergnügungen an Bord nicht zu rechnen. Man machte es miteinander ohne lästige Hemmungen und trennte sich dann wieder, ohne lange Fragen zu stellen. Außerdem ließ sich ein solcher Trip leichter als Kurzurlaub deklarieren. Violas Vorliebe für das Meer in Kombination mit kleinen Kreuzfahrten war hinlänglich bekannt. Eine Flugreise hätte da wohl eher Rückfragen ausgelöst. Ihr Entschluss stand damit fest.

      Die notwendigen Reiseutensilien waren am nächsten Morgen schnell gepackt. Über das Haustelephon des Hotels bestellte sich die rothaarige Frau ein Taxi und ließ sich nach Hanstholm chauffieren. Bis zum Ablegen der Fähre blieb sogar noch ein wenig Zeit für einen kleinen Bummel durch das Einkaufszentrum. Spontan kaufte sich die EDV-Spezialistin dort einen dicken norwegischen Parka. „An Bord ist es auf Deck einfach schon recht kühl,“ rechtfertigte sie die Ausgabe vor sich selbst, „und wer weiß, ob ich drüben genug Zeit haben werde.“ So bestückt checkte sie gegen 18.00 Uhr auf der Fähre ein, buchte an Bord eine nicht ganz billige Außenkabine, nahm dort eine ausgiebige Dusche und kostümierte sich danach ein wenig aufreizender als sonst üblich.

      „Die Kerle können ruhig merken, dass ich nicht abgeneigt bin,“ griente sich die Rothaarige vor dem Spiegel an, während sie sich die Augenbrauen nachzog. Danach ging es ab ins Lokal, wo sie recht schnell die gewünschte Aufmerksamkeit auf sich zog.

      Knapp 2000 km weiter im Norden

      Knapp 2000 km weiter im Norden passierten zur gleichen Zeit die frischgebackene Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft in Moskau, Tatjana Wolkowa alias Ruth Waldner und ihr Bekannter Tolja Timofefa die russisch norwegische Grenze. Auf die Idee, ihre alte Freundin in Norwegen zu treffen, war die Deutsche von ihrer polnischen Mitstreiterin bereits Mitte Juni in Moskau gebracht worden. Aufgrund des Ausfalls einer bewährten Dolmetscherin infolge eines längeren Krankenhausaufenthaltes, war die Angestellte der Konsularabteilung gefragt worden, ob sie einspringen könne. Wie von der entsendenden Dienststelle vorausgesehen, waren ihre perfekten Sprachkenntnisse in beiden Sprachen bereits nach wenigen Wochen in der Telephonzentrale so positiv aufgefallen, dass man ihr das Angebot gemacht hatte, zukünftig auch für den Besucherdienst tätig zu werden. Als es darum ging, im August eine deutsche Expertengruppe nach Murmansk zu begleiten, die sich über den Fortgang der Arbeiten zur Konservierung der atomaren Überbleibsel der Nordmeerflotte informieren wollte, hatte sie nach Rücksprache mit Berlin ohne Umschweife zugesagt. Von dieser Dienstreise hatte sie ihrer polnischen Bekannten erzählt. Das allerdings hatte sie sich nicht genehmigen lassen.

      „Wenn du sowieso da oben bist, mach’ doch einen kleinen Abstecher nach Norwegen. Wir können uns dort treffen,“ hatte Agnieszka Malik daraufhin angeregt und Ruth Waldner hatte zugestimmt. Um nach Beendigung der Inspektionsreise nicht gleich nach Moskau zurückkehren zu müssen, würde sie sich offiziell einige Tage frei nehmen, um ihre ‚Verwandten’ in Archangelsk zu besuchen. Das Urlaubsgesuch war vom Leiter der Konsularabteilung genehmigt worden. Ihre Dienststelle in Berlin hatte hiervon hingegen nichts erfahren. Dafür war der Mann informiert, für den Ruth Waldner schon seit ihrer Jugend tätig war.

      „Es wird also niemandem ungewöhnlich erscheinen, wenn ich für einige Tage nicht in Moskau erreichbar sein werde,“ resümierte die Frau mit den zwei Pässen jetzt während der Wagen die kleine Schlange vor der Grenze hinter sich gelassen hatte.

      Um vor unangenehmen Überraschungen sicher zu sein, hatte sie vorbeugend kurz vor der Abreise aus Murmansk ihr Handy abgeschaltet. Eine Ortung war also ausgeschlossen. Damit blieb ihr genügend Zeit, um von der Stadt am Nordmeer aus direkt nach Norwegen zu fahren. Vadim hatte ihr die notwendigen Papiere besorgt. Es würde zwar ein harter Zweitagestrip bis nach Eidfjord werden, aber die Sache, um die es ging, sollte besser unter vier Augen besprochen werden. Die Sache war dringlich. Das hatte ihr früherer und in gewisser Weise auch jetziger Vorgesetzter ohne lange Diskussionen eingesehen. Nach der gemeinsamen Meinung Beider hatte es nicht einer gewissen Ironie des Schicksals entbehrt, dass sie über die Vermittlung Haffners nunmehr zu legalen Kooperationspartnern gemacht worden waren.

      Der jetzige Oberst hatte als junger KGB Offizier entscheidend dazu beigetragen, dass die Familie Waldner in die BRD hatte ausreisen können. Als Gegenleistung hatte der Dienst auf der üblichen informellen Zusammenarbeit bestanden. Vadim war der Familie als „Führungsoffizier“ zugeteilt worden. Die Anregung ihrer polnischen Bekannten bot jetzt eine gute Gelegenheit, die Zusammenarbeit in neue Bahnen zu lenken. Dass ihr der Abstecher nach Norwegen auch aus anderen Gründen nicht unangenehm war, das hatte sie natürlich auch Vadim nicht unter die Nase gerieben. Seinen Vorschlag die Reise in Begleitung anzutreten hatte sie zunächst mit der Begründung abgelehnt, dass man heutzutage ja nicht mehr sicher sein könne, wen man sich da ins Boot holt. Da der FSB-Offizier nicht bereit war locker zu lassen, hatten sie sich schließlich gemeinsam darauf verständigt, dass Tolja fahren sollte. Damit war definitiv ausgeschlossen, dass innerdienstlich ein Dritter von der Sache Wind bekam.

      Alles lief wie geplant. Als Tatjana am Bahnhof der Nordmeerstadt ankam, wartete ihr Fahrer bereits. Der Grenzübertritt gestaltete sich ebenfalls problemlos, in den Augen Tatjanas zu problemlos. „Warum werden wir hier nicht gründlicher kontrolliert,“ fragte die Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft, BND-Agentin und langjährige inoffizielle Mitarbeiterin des KGB ihren „Ehemann“, der am Steuer des russischen Geländewagens der Marke Lada-Niva saß.

      „Keine Ahnung, sieht aus, als ob wir angekündigt sind,“ gab der Angesprochene grinsend zurück.

      „Das darf doch nicht wahr sein,“ ärgerte sich die Frau, die sich laut Passeintrag „Tatjana“ nannte, und fuhr lauthals fort: „Wer kann das gewesen sein?“ Stark stimmungsabhängig zu reagieren gehörte zu den ausgesprochenen Schwächen der Frau mit den vielen Gesichtern. Sie konnte „aus dem Stand heraus“ ohne jede Vorwarnung von einem Stimmungshoch in ein abgrundtiefes Loch fallen. Nachdem ihr diese Gemütsschwankungen bewusst geworden waren, hatte sie viel Energie darauf verwandt, diese Schwäche in eine Tugend zu verwandeln. Üblicherweise hatte sie die Überleitungen mittlerweile so im Griff, dass sie mit Gefühlsausbrüchen spielen konnte, wie auf einer Tastatur. Je nach Bedarf und Belieben spielte sie insbesondere bei Männern die Unbedarfte, die mit trauriger Miene dringend auf Hilfe angewiesen war, um im nächsten Augenblick wie einen widerspenstigen Gesprächspartner wie eine Furie an die Wand zu drücken. Aber eben nur üblicherweise. Gerade jetzt waren die Pferde wieder einmal mit ihr durchgegangen. Wenn eine Situation begann kritisch zu werden, stieg die Gefahr, dass sie die Kontrolle verlor. Tolja wusste das, machte daher

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