Kein Sommernachtstraum. Sanne Prag

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Kein Sommernachtstraum - Sanne Prag

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2 hatte Frau Dr. Dilmon, Zimmer 3 die elegante grauhaarige Journalistin von der Pressekonferenz – er hatte sie seither noch nicht zu Gesicht bekommen. Wo war die übrigens? Zimmer 4 würde noch einen Bewohner bekommen, der war in dem seltsamen Gästebuch vorgemerkt. Zimmer 5 Warhol, Zimmer 6 hatte ein zerbrochenes Fenster. Zimmer 7 gehörte dem Mann mit seinem kleinen schwarzen Buch. Zimmer 8 dem Pärchen, Zimmer 9 hatte das Loch im Boden, Zimmer 10 der Psychologin. Das nächste für den Mann mit dem gelben Sportwagen – wie hieß der doch gleich? George …? Die Tische reichten einfach nicht und jetzt auch noch die Horde 17-Jährige...

      „Wir haben mehrere Möglichkeiten zur Auswahl“, sagte Ezra daher gefällig. Er begleitete das Paar zur Türe von dem winzigen Speiseraum und sagte: „Sie könnten hier einen Tisch auswählen oder im Foyer“ – er hatte die Tische von der Pressekonferenz neu angeordnet. Die konnten zur Not als Esstische durchgehen. „Wo Sie möchten, wählen Sie. Ich kann Ihnen aber auch einen Tisch ins Freie stellen lassen – es ist ein sehr schöner Abend…“ Die Möglichkeit war ihm gerade eingefallen. Wenn er ihnen das schmackhaft machen konnte, konnte er das Gedränge aus dem Speisesaal bekommen und auch das aus seinem Empfangsraum. Hatte er nicht noch zwei Gartentische mit einigen Sesseln im Haus mit dem Baum schlummern gesehen?

      Mit besonders freundlicher Stimme gurrte er: „ ...und sagen Sie mir Ihre Entscheidung. Ich komme dann gleich wieder. Ich stelle nur die Gartentische auf.“

      Mit dem Schlüssel bewaffnet eilte Ezra in den Hof und näherte sich dem Haus, wo er glaubte, die Gartentische gesehen zu haben. Da hörte er ein seltsames Geräusch – wie Wind in Telegrafendrähten. Es war aber kein Wind, gar keiner. Er hörte einen singend-fiebrigen Ton – sehr seltsam. Ezra blickte nach oben. Die Bäume ließen nur einen schmalen Ausschnitt des späten Himmels frei. Einige rosa Abendwolken lugten in das Loch und dann sah er etwas Dunkles über die Bäume fliegen. Es war ziemlich groß. Das schaltete plötzlich etwas wie einen fahlen Suchscheinwerfer ein. Der tauchte einen kreisrunden Bereich im düsteren Hof in ein blassblaues Licht. Blassblaue Kiesel waren in dem Kreis zu sehen, der über den Boden wanderte. Ezra konnte nicht erkennen, was da herumschwirrte. Er dachte, dass seine Jugendlichen irgendetwas Ferngesteuertes über dem Hotel fliegen ließen. Wahrscheinlich hatte die Horde, die am Nachmittag gekommen war, irgendetwas mitgebracht… Wo hatten die das große Ding gehabt? Doch wohl nicht im Rucksack? Oder war es aufblasbar? Ein surrender Zeppelin? Es sah aber eher rund aus, nicht länglich, wie Zeppeline nun mal sind. Es verschwand singend hinter den Baumriesen.

      Er sperrte die frisch gestrichene Türe auf. Am Innenrand des Türstockes hingen noch Spinnweben, die verklebte Sorte, in der sich im Laufe der Zeit Holzbrösel gefangen hatten. Sich darum zu kümmern, hatte er keine Zeit gehabt. Er schaltete seinen eigenen Suchscheinwerfer ein, sein Handy. Im Lichtkegel lag dort alles Mögliche auf einem Haufen, aber auch drei Gartentische und einige Sessel. Eilig räumte er die Gartenmöbel in den Hof. Stellte die drei Tische auf und verteilte die Sessel einigermaßen regelmäßig. Er hatte nur sein allgegenwärtiges Tuch bei der Hand und wischte kurz die gröbsten Spinnweben weg. Dann stürmte er in die Küche: „Wo sind die Tischtücher?“, rief er.

      Die Tische wurden mit hübschen, neuen Tüchern zugedeckt. Morgen musste er das Ganze ernsthaft reinigen lassen. Da war es dann hell, jetzt war es am dunkel werden und daher romantisch, man sah vor allem nicht so genau.

      Als er zurück zu seinem Pult lief, hatte das Paar sich entschlossen, einen Tisch beim Empfang zu belegen – das war wohl gut, wenn seltsame Flugobjekte mit Scheinwerfern über dem Hof kreisten. Es war nicht zu erwarten, dass die beiden Freude damit hatten.

      Er würde die jugendliche Horde in den Hof verbannen zu ihren Flugobjekten...

      ENDE ERSTER TAG

      MORGEN

      Ezra war ganz früh beim Aufwachen eingefallen, dass er vergessen hatte, das Haus mit dem Baum zuzusperren. Er hatte aber keine Lust, im ersten Morgengrauen loszugehen, um das zu erledigen.

      Er tapste vorsichtig und noch wenig kompetent zum Wasserhahn. Seinen Schlafplatz hatte er in dem klein-winzigen Raum neben dem Empfang eingerichtet. Ein dunkles Gefühl von ständiger Bereitschaft trieb ihn dazu, sich nicht allzu weit von seiner Kontrollstation zu entfernen.

      Über dem Mini-Waschtisch hing ein verwitterter Spiegel. Aus dem blickte ihm ein blasses Gesicht mit schwarzen Punkten entgegen. Er wischte über die glänzende Fläche, aber die schwarzen Punkte blieben hinter dem Glas. Der Hahn hustete und würgte Wasser heraus. – Der Installateur musste heute sowieso nochmals kommen, - hatte er auch versprochen. Ezra besah sich, was da aus dem Hahn kam, und hatte den Eindruck, dass es nicht sauber war. Er zog sich daher Hose und Hemd an und ging in den Küchengang, um Mineralwasser zu holen.

      Alles war still und leer. Ein Totenhotel hatte seine Zombies noch nicht freigegeben… Oder kicherte da jemand?

      Er ging in die noch unbewohnte Küche und schaute vorsichtig aus dem Fenster. Eine graublaue Dämmerung wurde vor den Scheiben langsam heller. Nein, keine seltsamen Flugobjekte – doch nicht in der Früh. Aber vier Jugendliche versuchten gerade, vom Hof ins Haus zu kommen. Die Türen waren noch abgesperrt. Seine hilfreichen Geister kamen erst um halb 7 aus ihren Wohnstätten im Ort und hatten einen Schlüssel.

      Die Jugendlichen ließen es bei einem Versuch bewenden und verschwanden kichernd ums Eck. Nein, beschloss Ezra, er würde sie nicht hereinlassen. Die sollten schauen, wie sie`s schafften – tat ihnen gut, wenn nicht alles für sie funktionierte. Er nahm die Mineralwasserflasche mit und ging noch einmal schlafen – das hatte er nötig.

      Aus der Ferne hörte er Kichern von der Treppe im Haus. Irgendwie hatten sie es geschafft, ins Haus zu kommen…

      Eine Stunde später wachte er wieder auf. Es war gut, dass er angezogen war. Denn nun würde das „Hotel“ bald leben. Er glättete seine Haare und zog den Kragen gerade. Kein Geräusch. Da nahm er den Schlüssel, um zu dem anderen Gebäude zu gehen - absperren. Eine absolut notwendige Maßnahme, damit sich keiner in die dunklen Löcher verirrte. Vielleicht war auch noch der eine oder andere Sessel unter dem Haufen, den er liegen gesehen hatte…

      Als er die Türe aufmachte, lag dort etwas, was er am Vortag nicht gesehen hatte. Es war ziemlich groß – er hätte es sehen müssen, sogar beim Licht vom Handy.

      Es war ein Mensch.

      Da lag ein Mensch und aus seinem Rücken ragte eine dünne Stange – ein Pfeil. Er berührte ihn vorsichtig – fühlte sich an wie Metall. Das Gesicht konnte er nicht sehen. Aber es war ein Mann.

      Ihm war heiß und kalt gleichzeitig. Es war nicht die erste Leiche, die er in seinem Leben fand. - Seine seltsamen Jobs brachten immer wieder Probleme mit sich. Aber es stellte sich auch immer wieder in solchen Situationen die gleiche Frage: Wie sieht man, ob man die Rettung rufen muss oder ob das nicht mehr notwendig ist und man nur die Polizei verständigt? In Büchern fanden die immer ganz leicht heraus, ob da noch ein Pulsschlag war oder nicht. Er war nie sicher.

      Er versuchte, einen Puls zu fühlen. Die Hand fühlte sich kalt und teigig an. Der Hals auch. Vielleicht war der aber nur unterkühlt? Die Rettung konnte da nichts mehr ausrichten, oder doch?

      Er sperrte die Türe sorgfältig zu, lief ein Stück in den Wald und rief Wolfgang an.

      „Sei doch nicht so ungeduldig“, sagte die tiefe Stimme. „Ich bin schon auf der Strecke.“

      „Ich habe hier einen Toten, ermordet mit einem Pfeil.“ Ezra sparte sich die Einleitungen – man kannte sich seit über 25 Jahren. „Gehört das zum Programm?“

      Am

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