Kein Sommernachtstraum. Sanne Prag

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Kein Sommernachtstraum - Sanne Prag

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lächelte glücklich und sagte: „Das Wasser läuft nicht mehr in unserem Bad.“ Sie hatte brennend rotes Haar und hellgrüne Augen und einen unglaublichen Hut auf dem Kopf. Er hatte einen Bart wie eine Seekuh und lächelte nicht – nein, niemals. Er maß Ezra herausfordernd mit bösem Blick. Sie zwitscherte: „Es ist so schwierig ohne Wasser. Ich glaube doch, dass das geregelt werden muss …“ Sie schaute Ezra erwartungsvoll an, vielleicht wie einen Schutzengel. „Wissen Sie, das Dingsda steckt.“ Sie machte eine Drehbewegung mit der Hand. Ezra vermutete daraufhin, dass das „Dingsda“ der Hahn war. Ließ sich anscheinend nicht mehr drehen. Ezra versprach, der Sache auf den Grund zu gehen.

      „Was ist denn heute Menü?“, fragte sie. Ihr Partner schaute feindlich.

      Ans Essen hatte er noch nicht wirklich gedacht. Ezra musste improvisieren. Hatten die womöglich mit Pension gebucht? Er konnte sich kaum vorstellen, dass die beiden vom Geheimdienst waren, also wahrscheinlich Statisten oder irrtümlich echte Gäste, ohne Wissen.

      Die glaubten womöglich, in einem echten Hotel zu sein.

      Für Leute vom Geheimdienst konnte er offen improvisieren, aber für Statisten, die sie eingesetzt hatten, um dem Hotel Leben zu geben und für echte Gäste, die sie eingeladen hatten, oder die sich verirrt hatten, musste womöglich Essen bereitgestellt werden. Keiner hatte ihm gesagt, was das Angebot gewesen war. Es musste wohl ein Angebot gegeben haben, wenn die ein Hotel vortäuschen wollten, nicht wahr?

      Er wollte so gerne herausfinden, wer zur Ausstattung gehörte, wer zur Organisation und wer zufällig da war. Die vom Geheimdienst sahen wahrscheinlich überhaupt nicht danach aus. Die kamen sicher nicht mit den üblichen hellen Mänteln und schwarzer Brille.

      Wer war wer?

      Die sahen vielleicht ganz unwahrscheinlich aus, so wie diese beiden. Wenn die beiden doch vom Geheimdienst waren, wäre ein nicht vorhandenes Nachtmahl nicht schlimm. Aber bei gewöhnlichen Gästen, die glauben sollten, dass hier im Wald ein normales Hotel steht, mussten die Abmachungen eingehalten werden … Welche Abmachungen?

      Während sich in Ezras Kopf die Planung drehte wie ein Ringelspiel, das immer schneller wurde, beschloss er, sich auf das zu besinnen, was möglich war. Es war viel zu spät, um ein fertiges Mittagessen zu zaubern. Keine Chance. „Wir haben Halbpension ab 18 Uhr“, murmelte er und blätterte in seinem Buch, in dem nichts stand. Nur die Spinnweben waren inzwischen abgewischt. Die Dame schaute ihn erwartungsvoll an. Er musste etwas erfinden, das gut klang und bis 18 Uhr zu schaffen war. Zwei kleine Menüs mussten reichen. Leise Panik stieg aus seinem Magen Richtung Hals. Er konnte sich leicht vertun und etwas vorschlagen, das nicht zu beschaffen war. Unsicher murmelte er: „So viel ich von der Küche erfahren habe, gibt es Suppe, Ente mit Rotkraut oder Palatschinken mit Füllung nach Wunsch…“ Klang das gut genug?

      „Was sagst du?“, fragte sie zu ihrem Partner hin. Er grunzte unwillig. „Er möchte gerne die Ente, und ich auch“, zwitscherte sie. Könnten Sie das in der Küche melden?“ In welcher Küche, dachte Ezra, zeigte sich aber voll gutem Willen.

      „Wir suchen die Steinkreise“, rief sie noch fröhlich von der Türe. Steinkreise? Welche Steinkreise? Wer braucht einen Steinkreis und wozu? Die Frage konnte ihn nur kurz beschäftigen, denn eilig begab er sich auf die Suche nach seinen helfenden Hausgeistern. Kochen war nicht wirklich seine Stärke. Zur Not konnte er das auch, aber es würde den Stress gewaltig erhöhen, wenn er jetzt ein warmes Nachtmahl bis 18 Uhr zaubern müsste.

      Er fand alle im unbewohnten Obergeschoß bei einer friedlichen Zigarette mit Kaffee. Ezra verteilte Lob, um die drei in gute Stimmung zu versetzen, die Reinigung war ziemlich weit fortgeschritten. Schließlich kam er auf das Problem mit der Küche zu sprechen. Bisher hatte er nur Würstchen und Toast bereitgehalten wegen seiner schwarzen Tafeln. Diese Auswahl hätte er selbst auch mit unzulänglichem Equipment anbieten können. Nun war die Lage aber ernst. Das Menü musste um 18 Uhr fertig sein, und dort, wo einst die Küche gewesen war, war derzeit ein dunkles Loch. Das Wasser lief in ein Becken, das vor vielen Jahren in einem Mantel aus weißem Email geglänzt hatte, und ein alter Holztisch mit speckiger Platte stand fragend unter dem Fenster. Es gab noch Omas Küchenkredenz – mit Spitzendeckchen vor den Fenstern, die langsam zerfielen. Ezra hatte bisher nicht hineingeschaut, ob darin Geschirr war. Er hatte Teller und Schalen in einem großen Karton aus dem Kaufhaus heimgetragen. Auch hatte er einen Eiskasten mit großer Kühleinheit und eine Truhe in einen Raum gestellt, den er zur Speisekammer erklärt hatte. Er hatte gebetet, dass die Steckdosen Leben in sich hatten, denn wie hätte er sonst Würstchen und Toast bereithalten können? Die Steckdosen lebten, auch die in der Speisekammer. Hurra!

      Er hatte eine Mikrowelle mit Grill besorgt und einen Wasserkocher, mehr war nicht möglich gewesen in der kurzen Zeit. Was nun? Wie zwei Menüs für seine Gäste zaubern? Auf jeden Fall heimlich bei der Ausstattung!

      Wo waren die Steinkreise? Musste er das womöglich wissen?

      Aber jetzt musste er zuerst hier und sofort das Problem mit dem Essen lösen.

      Er näherte sich dem gefährlichen Thema achtsam. „Wir haben bereits Gäste, die auf ein warmes Nachtmahl hoffen …“, eröffnete er den Damen. „Ich bin nicht sicher, wie wir das meistern könnten?“ begann er. Alle drei schauten ihn groß an. „Wenn wir das nicht bewältigen, könnte man in ärgster Not ein Catering kommen lassen und erklären, dass der Strom in der Küche ausgefallen ist.“ Seine Stimme klang bedauernd, sie deutete ein Versagen an, Hilflosigkeit, eine Verfehlung, Mangel … All das versuchte er, den Damen nahezubringen. Die Küche musste in Gang kommen, das war klar. Und was machte er, wenn die Damen nicht wollten? Einfach verweigerten? Er fand es verständlich, wenn sie verweigerten. Das durfte aber nicht passieren. Denn vielleicht kamen noch andere Gäste und hatten das Bedürfnis nach einem warmen Nachtmahl. Und eingetragen war auch noch jemand …

      Die drei sahen ihn noch immer groß an. Auch in ihrem Fall war absolut nicht klar, was man ihnen gesagt hatte, welche Erklärung und welche Regeln. Fragen konnte er nicht gut. Aber inzwischen mussten sie bemerkt haben, dass vor Ort eine Gaststätte improvisiert wurde.

      Wie loyal und wie arbeitseifrig waren sie?

      Frauen, so hatte er in seiner Kindheit gelernt, hatten einen freundlichen, positiven und großzügig spendenden Bezug zu Küchen … Ezra wünschte sich eine Küche, die zumindest Essen spenden konnte. Wer wärmt schon gerne Würstchen für Gäste heimlich in seiner Schafkammer auf einem Campingkocher? Er fühlte, er musste den Ehrgeiz seiner Damen wecken …

      Eine der Damen – sie war ziemlich groß und breit – erhob sich. Ezra hatte kurz schreckliche Visionen vom einem Arbeiterführer in Protesthaltung. Sie holte tief Luft und stemmte ihre Hände in die breite Hüfte. Ezra merkte, wie sein Rücken hart wurde.

      „Nun“, meinte sie, „dann werden wir die Küche wohl vorziehen müssen.“

      Wundervoll! Ezra war erleichtert. Es hätte auch anders kommen können.

      Alle begaben sich in den Raum, wo die Aktion stattfinden musste. Dort war bisher nichts passiert. Nur der Staubsauger hatte kurz die rußgeschwärzten Spinnweben von den Wänden und dem Boden geleckt. Der Rest war im Urzustand. Die wellige Platte des Tisches zeigte ein Wischmuster und mitten drauf lag ein seltsamer Stein, den Ezra zuvor noch nicht gesehen hatte. Wieso lag der da? Sah aus wie eine sehr große hellgrün glitzernde Kröte mit anthrazitfarbenen Flecken.

      Die drei Damen stellten ihre Kübel auf dem Boden ab und sahen sich um. Sie waren inzwischen an desolate Verhältnisse gewöhnt. Der Boden bestand aus unregelmäßig gereihten Holzstöcken. Die Zeit hatte eine interessante Landschaft geformt, mit Rissen und Höhenunterschieden, die mit einem herkömmlichen Küchenboden nur wenig gemeinsam hatte. Ezra sah ein kurzes aber sehr beunruhigendes

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