Todesvoting. Karin Szivatz

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Todesvoting - Karin Szivatz

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Willinger lehnte sich zu ihrem Sitznachbarn Kevin. „Gonzo ist heute wieder mal besonders lustig“, flüsterte sie ihm zu und sah ihn verschwörerisch an. Doch dieser hatte an Intrigen kein Interesse und stand auf, als hätte er ihre Worte nicht gehört. Er wollte sich nicht zwischen zwei Fronten werfen, denn das konnte echt fatal enden.

      Rodrigo hielt seiner Truppe die Tür auf und verabschiedete sich von jedem; nur Kevin hielt er an der Schulter fest. „Du kommst mit mir ins Kloster und betest dort zehn Ave Maria. Ob du willst oder nicht“, scherzte er und warf seinen Kaffeebecher in den Recyclingbehälter. „Diese verfluchten Bastarde! Wer hat schon wieder eine Getränkedose in den Kaffeebecherbehälter geworfen? Ich werde eine Überwachungskamera installieren lassen, dann ist es mit dem Umweltschädigen vorbei!“, keifte er sichtlich ernsthaft böse.

      Kevin sagte nichts. Er wusste, wann er bei seinem Chef besser den Mund halten sollte. Ging es um ein Menschenleben oder um die Umwelt, dann kam man ihm besser nicht zu nahe. Sonst konnte man mit dem großen Mexikaner über alles reden, diskutieren und ihn sogar attackieren. Das hielt er gut aus. Was er nicht aushielt, waren Unachtsamkeiten, Lügen und Umweltzerstörung.

      Auf dem Weg ins Kloster wandte sich Kevin an seinen Boss. „Welchen Grund könnte es geben, der dich in diese altehrwürdigen Gemäuer treiben könnte? Für ein paar Jahre oder gar ein Leben lang.“

      Rodrigo sah den jungen Kollegen nicht an. Er dachte nur an dessen Frage, Er starrte durch die Windschutzscheibe und ließ sich mit der Antwort ausreichend Zeit. „Der einzige und somit auch sehr schwerwiegende Grund wäre die Angst vor dem Leben. Klosterbrüder- und schwestern leben in einer heilen Welt, sofern sie sich nicht in die Mission sofern sie sich nicht in die Mission nach Afrika oder Asien begeben. Sie konfrontieren sich nicht mit Problemen im zwischenmenschlichen Bereich und sind somit einerseits keine gereiften Persönlichkeiten würde ich mal sagen.“

      Kevin nickte. Eigentlich war diese Frage nur ein Denkanstoß für die Ermittlungsarbeit und keine persönliche Frage. Er wollte sich in das Leben der Klosterbrüder ein wenig hineinversetzen Rodrigo fand die Frage jedoch genial.

      Wortlos parkte er den Wagen vor den alten Klostermauern und läutete an. Als hätte der Ordensbruder bereits hinter der Tür auf sie gewartet, öffnete er nur wenige Sekunden nachdem der letzte Ton verklungen war. Der ältere Pater hieß sie mit offensichtlich gespielter Herzlichkeit willkommen, als er die Dienstmarken sah und führte sie stumm durch mehrere Gänge.

      Im Konvent herrschte Grabesstille. Die Kühle der dicken Mauern empfing die beiden Ermittler wie ein großes Tuch, die sie leicht fröstelten ließ. Rodrigo fragte sich, ob es bloß die Mauern waren, die die kühle Temperatur ausstrahlten oder nicht doch der Pater, der noch immer stumm vor ihnen ging.

      Der Priester führte die beiden Ermittler in einen Besprechungsraum, der durchaus als Prunksaal durchgehen konnte. Rodrigo legte den Kopf in den Nacken und bewunderte sprachlos die farbenprächtige Decke sowie die dicken, goldenen Säulen und beneidete den Konvent um die prunkvolle Ausstattung. Mit Erstaunen betrachtete er die dicken, goldenen Säulen und beneidete den Konvent um die wertvollen Gemälde aus Öl, die vermutlich aus dem siebzehnten oder achtzehnten Jahrhundert stammten. Sein Besprechungsraum wurde vom ganzen Dezernat genutzt, war mit ein paar Stühlen und einem einfachen Metalltisch sehr spartanisch spartanisch eingerichtet und kahl. Dafür darf ich Sex haben, wann immer ich will, freute er sich insgeheim und war auch sofort etwas deprimiert. Obwohl er Sex haben durfte, hatte er keinen. Welche Verschwendung von Lebenszeit, dachte er betrübt.

      „Worüber wollten Sie mit mir sprechen?“, fragte der Abt, der gleich neben der großen Tür stand und sichtlich auf die beiden Kriminalinspektoren gewartet hatte und riss Rodrigo aus seinem Gedankenspiel. Sofort spürte er die Hitze in seinem Gesicht und wusste, dass er dunkelrot angelaufen war. Er schämte sich, in heiligen Hallen und in Gegenwart eines Gottesmannes über Sex nachgedacht zu haben. Einen ganz kurzen Moment fürchtete er sogar, dass dieser seine Gedanken gelesen hatte.

      „Wir würden uns gerne mit Ihnen über Pater Pius unterhalten und auch mit ihm persönlich sprechen, falls er im Haus ist. Der Mann am Telefon hat mir nämlich nur gesagt, ein Gespräch mit ihm wäre nicht möglich.“

      Der Abt legte seinen Kopf schief und sah ihn an. „Pater Pius wurde vor einigen Wochen von unserem Herrn in seiner unendlichen Gnade abberufen. Er ist unwürdig von uns gegangen, aber wir behalten ihn dennoch in liebevoller Erinnerung. Dass wir nicht gerne über seine Person sprechen, werden Sie verstehen. Er möge in Frieden ruhen.“

      Rodrigo sah ihn kurz ungläubig an, erhob sich jedoch sofort und reichte dem Abt die Hand. „Das tut mir aufrichtig leid, bitte entschuldigen Sie die Störung. Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag.“ Rodrigo war unsicher, was man in einer solchen Situation zu einem so hohen Würdenträger sagte und fühlte sich plötzlich ziemlich unwohl.

      In diesem Moment wandte sich Kevin mit ziemlich schroffer, selbstsicherer Stimme an den Abt. „Entschuldigen Sie bitte, aber wir haben noch ein paar Fragen, auch wenn er tot ist. Oder gerade, weil er tot ist.“

      Rodrigos Kopf schnellte zu Kevin und er starrte ihn entrüstet an. Dann packte er ihn blitzschnell an der Schulter, drehte ihn zum Ausgang und schob ihn wortlos vor sich her.

      Der Abt lächelte gekünstelt. „Grüß Gott, die Herren.“ Dann schloss sich auch schon das schwere Eisentor des Klosters hinter den Ermittlern und die heile Welt der Mönche war wiederhergestellt.

      „Was sollte das jetzt werden?“, keifte Rodrigo seinen Kollegen an. Versuch’ mal, ein Auto mit einem Zahnstocher zu knacken. Das ist das gleiche hirnrissige Vorhaben wie den Abt unter Druck setzen zu wollen. Du musst abschätzen können, wo Druck angebracht ist und wo nicht. Hier jedenfalls nicht!“

      Er stieg ins Auto und schnitt Kevin gleich das erst Wort ab, als dieser Luft holte um etwas zu entgegnen oder sich zu rechtfertigen. „Wenn es um die Ehre der Kirche und seiner Mitbrüder geht, kannst du Druck vergessen. Die Gottesmänner setzen alles daran, ihren weißen Schein zu wahren. Wir müssen an die Sache mit Pater Pius anders herangehen. Wie, weiß ich allerdings noch nicht, aber wir werden einen Weg finden. Hätten wir jetzt Druck auf den Abt ausgeübt, wären vermutlich all die anderen Wege für die Zukunft versperrt gewesen.“

      Er startete den Wagen und fuhr los ohne seinen Partner anzusehen. Kevin sank auf dem Beifahrersitz zusammen und dachte über die Worte seines Chefs nach. Doch noch ehe er entschieden hatte, ob er seiner Meinung nach recht hatte oder nicht, hob dieser schon wieder den Zeigefinger und fuchtelte damit vor seiner Nase herum.

      „Und außerdem können wir uns eine Dienstaufsichtsbeschwerde nicht leisten. Heutzutage beschwert sich doch gleich jeder über uns, wenn wir unsere Arbeit gewissenhaft machen.“ Er schnaubte, denn beim letzten Fall hatte es mehrere solcher Beschwerden gegeben und er hatte sogar die Innenrevision wegen einer seiner Mitarbeiterinnen am Hals. Die Zeiten waren auch für Bedienstete der Kriminalpolizei sehr hart geworden.

      Kevin wollte schon seine Meinung äußern, behielt sie aber lieber für sich. Er würde erst dann wieder reden, wenn Gonzales das Thema gewechselt hatte. Diese Taktik hatte sich auch bei seiner Freundin als goldener Weg bewährt.

      Während sich die beiden die Abfuhr des Abtes geholt hatten, führte Dr. Hans Gruber das zweite Gespräch mit dem Ehemann des Entführungsopfers. Er fühlte ihm wegen einer möglichen Beteiligung oder wegen einer Auftragserteilung an jemand Dritten kräftig auf den Zahn. Er formulierte bereits gestellte Fragen um und überprüfte sehr genau, ob die Antwort mit der letzten übereinstimmte. Er nahm ihn in die Zange und drehte ihn so lange durch die Mangel, bis er geistig erschöpft war. Hans war nun klar, dass Toby nichts mit der Entführung zu tun haben konnte. Und er wusste auch, dass es im Ehebett schon des längeren nicht mehr stimmte. Er verhielt sich nach eigener Aussage

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