Gabriel Schillings Flucht. Gerhart Hauptmann

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Gabriel Schillings Flucht - Gerhart Hauptmann

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die Strickleiter am Signalmast hinauf, dort schwenkt sie das Taschentuch und ruft):

      Ku u i! Ku u i! Ihr findet mich bei Klas Olfers im Krug!

      (Um den Schuppen herum kommt abermals Tischlermeister Kühn.)

      Kühn:

      Kommt neuer Besuch?

      Lucie:

      Ein ganzer Gesangverein, Meister, der Professor Mäurer ein Ständchen bringt.

      Sie springt herunter und läuft davon, ab. Von links kommen eine Anzahl Fischer mit aufgekrempelten Hosen und blauen Jacken über die Dünen. Der junge Schuckert ist darunter. Es sind meist große, breitschultrige blonde Gestalten mit gedrungenen Bärten. Einige tragen ihre Transtiefel in der Hand. Etwas Lautloses, Visionartiges ist in ihren Bewegungen.

      Kühn:

      Schuckert!

      Schuckert:

      Wat is?

      Kühn

      (hat sein Brett auf seine Schulter geladen):

      Help mi man noch een Brett up de Schuller.

      Schuckert

      (kommt zu ihm herüber):

      Na denn fix tau!

      Kühn:

      Wirst du dat Ding doa baben verkoopen?

      Schuckert:

      Wat denn for'n Ding?

      Kühn:

      Dat Weib ohne Fiet.

      Schuckert:

      Hähähä! Wat hast du woll in din Breegenkasten, det du dat Unglück erhanneln wilt!

      Kühn:

      Wer seggt dir, dat ick dat erhanneln will. De fremde Professor will et erhanneln!

      Schuckert:

      De Fremde, de bi Klas Olfers is? Hähähä! Tschä, worum nich. Dat wier woll am Enn all mieglich to maken. — Adjüs Kühn! (Er setzt seinen Weg über die Dünen fort, nachdem er dem Tischler noch zwei Bretter aufgeladen.)

      Kühn:

      Hierst, bring dat Ding dal in'n Krug. Wist nich?

      Schuckert:

      Jau, jau.

      Kühn:

      De fremde Professor zahlt proper, segg ick!

      Schuckert:

      Hei soll ja wull hier baben een bisken sin! (Tippt sich mit dem Finger an die Stirn.)

      Schuckert folgt den anderen Fischern und stößt mit ihnen unten vom Strand ein Segelboot durch das flache Wasser ins tiefe Meer. Meister Kühn rückt die Bretter auf die Schulter zurecht, dabei fällt ihm eins wieder herunter. Gleich darauf taucht Mäurer und sein Freund Schilling auf. Dieser ist ein hoher, blonder, bartloser Mensch, mehr der Typus eines feingeistigen Schweden, als eines Deutschen. Die Kleider hängen sehr lose um seinen mageren und eleganten Körper. Das Gesicht wirkt durch tiefliegende große Augen und Magerkeit etwas verfallen. Strohhut, Sommerüberzieher, Pastellkasten.

      Schilling:

      Halten Sie mal, bleiben Sie mal stehen, Mann! (Er stolpert herzu, läßt den Malkasten fallen und faßt das heruntergefallene Brett an einem Ende mit zwei Händen an.) Komm, faß mal die andre Seite an, Ottfried!

      Kühn:

      Sie sind ja zu gütig! Recht scheenen Dank, meine Herren!

      Mäurer

      (springt herzu, faßt die andere Seite des Brettes und er und Schilling fangen an, damit zu wippen):

      Na also, da sind wir ja wieder mal drei vergnügte Berliner zufälligerweise auf einer unentdeckten, einsamen Insel zusammengeschneit.

      Schilling

      (wippend):

      »Berlin, Berlin, du dauerst mir!«

      (Sie legen dem Tischler das Brett auf die Schulter)

      Mäurer:

      Das ist nämlich 'n richtiger Berliner, mein Sohn.

      Kühn:

      Ich habe nämlich, wie dat so is, und dat mein Metier so mit sich bringt, een jroßes Pläsier an d' Särge machen. Särge hab ick sehr jern, bloß meinen eignen nich. Und wie nu mal, draußen am schlesischen Bahnhof hab ick jetischlert, der Fremde kam, der wo so klapprige Beene hat, und uzte mir, dat ick ma nu sollte meinen eignen hölzernen Schlafrock machen, da dachte ick mir, vorwärts, nu aber raus aus Berlin. Jawoll, de Ärzte hatten mir uffgegeben, und hier bin ick wieder fuchsmunter jeworn. (Er nickt und geht mit seinen Brettern auf der Schulter ab.)

      Schilling

      (stutzt, betrachtet abwechselnd seine offenen Hände, die er sich harzig gemacht hat, und sieht dem Tischler nach):

      Komisch, wie so ne Stimme hier anders klingt, und wie so'n gleichgültiger Kerl hier anders aussieht, als wie in Berlin — und wie so'n Brett sich anders anfaßt. (Er ruckt sich zusammen und nimmt seinen Malkasten wieder auf.)

      Mäurer:

      Mensch, es war der allerschlauste Gedanke, den du seit Jahren gehabt hast, daß du gekommen bist.

      Schilling

      (kurz, befremdlich):

      Es hat sich gemacht.

      Mäurer:

      Na also, es mußte sich auch mal machen. Das war doch zum Beinausreißen mit uns; man konnte deiner ja gar nicht mehr habhaft werden. Wie geht's, wie steht's?

      Schilling:

      Wie du siehst, famos!

      Mäurer:

      Wirklich, du siehst ausgezeichnet aus. Etwas spack natürlich, das macht die Stadt; aber wie du daherkamst, mit Jünglingsschritten, da sahst du wie 'n mittlerer Zwanziger aus.

      Schilling:

      Ja, das macht das geregelte Leben, mein Sohn. Hübsch ausschlafen, nachts! Keine gegipsten Weine trinken! Nimm dir ein Beispiel, wenn du kannst, denn deine Nase hat etwas Verdächtiges.

      Mäurer

      (faßt sich an die Nase):

      Stimmt! Aber sage, Junge, was soll man tun? Unsereiner, der wie ein Maurer arbeitet, kann ohne was Geistiges eben nicht sein. Du hast dir das Trinken abgewöhnt?

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