Hinter verborgenen Pfaden. Kerstin Hornung

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Hinter verborgenen Pfaden - Kerstin Hornung Der geheime Schlüssel

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gedacht! Ha! Falls du überhaupt weißt, wie das geht: Denken.«

      »Immerhin hat er noch sein Pferd bei mir stehen, und wir waren freundlich zu ihm … und …« Walter machte eine kurze Pause. »Wenn es ihm wichtig gewesen wäre, dass man ihn mit seinen Titeln anspricht, dann hätte er dafür gesorgt, dass wir es tun. Beinhart, überleg mal. Eigentlich war er doch fast schon ein Freund. Komm, schau nicht so finster, es wird schon alles gut sein.«

      »Gut?! Gut fühlt sich anders an. Aber vielleicht hast du recht …« Hartmut atmete einmal tief durch. Er verzog sein bärtiges Gesicht und verabschiedete sich mit einem kräftigen Schlag auf Walters Schulter, der diesen beinahe zu Fall gebracht hätte.

      ***

      Ein magerer Junge hatte Agnus ein Schreiben überbracht, in dem stand, dass Hilmar ihn vor der abendlichen Veranstaltung in seinen Gemächern sprechen wollte. Agnus blieb genügend Zeit, um noch einmal nach seinem Pferd zu sehen, ehe er sich umziehen musste.

      Langsam schlenderte er durch den inneren Bereich der Burg zu dem hinteren Tor und dann den steilen gepflasterten Weg hinunter zum Platz. Eine Weile schaute er sich die Eingänge und Türen der umliegenden Häuser an, bis er den richtigen entdeckte. Als er den Stall betrat, wieherte Lisia zur Begrüßung. Sie war gut versorgt, das Wasser frisch, und auch Heu war genügend vorhanden. Agnus streichelte ihren Kopf, und sie schnupperte mit der Nase an seinem Wams, in der Hoffnung einen Apfel oder eine Möhre in seinen Taschen zu finden. Agnus hatte immer eine Kleinigkeit für sein Pferd dabei. Schließlich waren sie Gefährten, und Agnus war es wichtig, sein Pferd mit Respekt zu behandeln.

      »Du bist mein gutes Mädchen«, flüsterte er seiner Stute ins Ohr, klopfte ihren Hals und wandte sich dann dem Ausgang zu.

      Zumindest der Gaul hat einen guten Platz zum Schlafen, dachte er zufrieden und schloss die Stalltür.

      »Herr Baron«, hörte er da eine Stimme hinter sich und fuhr herum.

      »Ach, du bist es, Walter. Ich sehe, du hast mein Pferd schon versorgt, ich danke dir.«

      Walter verbeugte sich und sagte: »Stets zu Diensten.«

      Agnus runzelte die Stirn und fing dann an zu lachen. Von den umliegenden Mauern schallte sein Lachen zurück.

      »Aber ansonsten geht es dir gut?«, fragte er immer noch lachend.

      »Danke der Nachfrage«, antwortete Walter förmlich.

      »Du kannst mit dem Unsinn wieder aufhören. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass sich ein paar meiner Mängel bis zu dir herumgesprochen haben, aber jetzt ist Schluss damit.«

      »Aber …«, sagte Walter, »wenn mich jemand hört. Es geht nicht …«

      »Es hat sich nichts verändert seit heute Vormittag. Ich bin immer noch Agnus und du und dein Freund seid bis jetzt immer noch die einzig freundlichen Menschen, die ich auf dieser Burg kennengelernt habe. Dieses Hochwohlgeboren strengt mich gewaltig an, und jetzt soll ich mich auch noch zu diesen Gecken auf dem Fest des Königs gesellen.«

      Walter sah Agnus ernst an. »Ich werde auch da sein, und ich werde zu einer angemessenen Anrede verpflichtet sein. Aber ich bin froh, dass ich mich nicht in Euch getäuscht habe, und würde mich noch mehr freuen, Euch an einem anderen Abend wieder beim Mauerwirt zu sehen.«

      »Ich werde kommen, aber nur, wenn ich dort nicht Baron sein muss, mein Freund.« Agnus lächelte und legte Walter die Hand auf die Schulter.

      »Ich danke dir«, antwortete Walter leise.

      In Gedanken versunken lief Agnus zurück in sein Quartier und zog sich um, ehe er sich auf den Weg zu seiner Verabredung mit Hilmar machte.

      »Ob du es glaubst oder nicht«, begann Hilmar, »als ich vorhin einen meiner Männer mit einem Brief an meine Frau in die Heimat schicken wollte, habe ich ihm gesagt, dass er sich in den südlichen Provinzen ein wenig umhören soll, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass da irgendetwas möglicherweise sein Unwesen treibt. Da fragt er mich tatsächlich, ob ich das Gerücht von den Gnomen gehört hätte, die jetzt überall in den Helmsholmhügeln umherlaufen sollen.« Hilmar presste die Lippen aufeinander.

      »Wie ich es dir gesagt habe«, bemerkte Agnus knapp. »Aber wieso wusste er davon?«

      »Die Viehzüchter des Königs aus den Helmsholmhügeln haben schon vor Wochen einen Abgesandten ins Schloss geschickt«, fuhr Hilmar fort, »aber der König will ihn nicht anhören. Ich sag dir, Agnus, ich habe meinen Mund fast nicht mehr zubekommen.«

      »Wieso hat dir keiner davon berichtet?«, fragte Agnus.

      »Sie sagen, sie wären sich nicht sicher gewesen, ob sie selbst sowas glauben wollten, und fürchteten ich würde sie auslachen, wenn sie mir von dem Gerede erzählt hätten.«

      »Vielleicht gelingt es uns noch heute Abend, unbefangen mit dem König zu sprechen«, schlug Agnus vor.

      »Wir müssen, Agnus! Lieber heute als morgen. Es muss etwas geschehen! Solange es nur die Rinder des Königs betrifft, ist es mir ja noch relativ egal, aber wenn diese Kreaturen jetzt schon im Moor sind, dann treiben sie sich bestimmt auch auf den Wiesen und in den Wäldern entlang des Säbelflusses und vielleicht auch schon in meinem Garten auf der Weideninsel herum.« Aufgeregt lief Hilmar mit großen Schritten im Raum auf und ab.

      »Deine Frau ist tüchtig, ich denke, in deinem Garten werden sie noch nicht sein …«

      »Du hast recht, Annamarie würde sie, wenn es notwendig ist, mit dem Besen erschlagen oder zumindest mich damit wieder in ihr Schlafgemach scheuchen.« Er grinste beinahe verlegen und fügte hinzu. »Es wäre schon schön, mal wieder zu Hause zu sein.«

      Agnus sagte nichts. Für ihn gab es auf der ganzen Welt nur einen Ort, an dem er leben wollte, und es gab auch nur eine Frau, an deren Seite er sein wollte. Amilana. Sie war die Mutter seiner Kinder, und nur mit ihr wollte er alt werden. Aber das Altwerden hatte noch ein paar Jahre Zeit. Sie hatten erst zwei Söhne und eine winzige Tochter, und Agnus konnte sich gut vorstellen, noch ein paar Rabauken mehr in seiner Halle toben zu sehen, und auch noch ein paar Töchter, die so schön werden würden wie ihre Mutter.

      Er war noch keine drei Wochen von zu Hause weg, und die Sehnsucht nach seinen Lieben begann bereits, ihn zu quälen.

      In der Halle des Königs war einiges los. Die Tische waren eingedeckt, und Agnus und Hilmar begaben sich zu den ihnen zugewiesenen Plätzen, doch während Hilmar ganz selbstverständlich Höflichkeiten oder kleine Scherze mit dem einen oder anderen austauschte, musste sich Agnus beherrschen, um nicht unruhig an den Aufschlägen seines Hemdes zu zupfen. Sein Kragen kratzte, und das Wams war um die Brust herum etwas zu eng, so dass er immer befürchtete, die Nähte könnten bei einer unbedachten Bewegung aufplatzen. Stocksteif setzte er sich auf den Stuhl. Als er sich von da aus umsah, bemerkte er erst, dass die Stimmung im Raum nicht festlich oder erwartungsfroh war, sondern, dass auch einige andere Gäste sehr angespannt wirkten, und viele Gespräche nur im Flüsterton geführt wurden. Er wollte gerade aufstehen, um sich zu Hilmar zu gesellen, als König Levian die Halle betrat. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt und sein Blick flog über die Menge. Einen kurzen Moment lang war Agnus dem König zugetan, weil dieser scheinbar auf eine große Ankündigung seines Erscheinens durch Fanfaren oder Ähnliches verzichtet hatte, doch dann traf ihn der eiskalte Blick aus den blassblauen Augen seiner Majestät, und Agnus gefror das Blut in den Adern. Im gleichen Moment ertönte doch noch eine Fanfare. Das Gemurmel verstummte sofort und alle Blicke richteten sich auf den König.

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