Hinter verborgenen Pfaden. Kerstin Hornung

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Hinter verborgenen Pfaden - Kerstin Hornung Der geheime Schlüssel

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den Wald geritten sind. Niemand hat ein Tier geschossen. Wohl aber behauptet Graf Wilberg, dass er den verwegenen Schützen der anderen tödlich getroffen hat.«

      »Was denkst du, wird heute Abend über den Vorfall gesprochen?«

      »Sicher, Agnus. Sicher. Darum ist es mir auch so wichtig, dass du dabei bist. Ich habe schon den ganzen Tag das Gefühl, den Verstand zu verlieren.« Hilmar lächelte beklommen. »Vinzenz, aber auch einige andere behaupten, die fremden Reiter im Wald gehörten zu dem Alten Volk. Den Elben.«

      »Hmm«, sagte Agnus nachdenklich. Und dann noch einmal: »Hmm.«

      »Ist das alles, was dir dazu einfällt?«, fragte Hilmar, ungläubig darüber, dass Agnus ihm scheinbar keinen Vortrag über die Unmöglichkeit seiner Behauptung halten wollte.

      »Es scheint, dass die alten Geschichten erwachen. Sie werden Wirklichkeit«, erläuterte Agnus, selbst verblüfft von dieser Erkenntnis.

      »Was redest du da? Alte Geschichten werden Wirklichkeit? Ich dachte, du seist ein vernünftiger Mann.«

      »Das bin ich. Aber sag du mir, wann warst du zum letzten Mal zu Hause?«, fragte Agnus, heftiger als gewollt. »Weißt du denn gar nichts von dem, was sich dort bewegt?«

      »Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«, konterte Hilmar, überrascht über den barschen Ton des Freundes.

      »Gnome sind im Moor, und falls sie auf deiner Weidenburg noch nicht waren, dann doch bestimmt in den Höfen deiner Untertanen, die näher an den Helmsholmhügeln wohnen als du«, knurrte Agnus.

      Hilmar sah ihn fassungslos an. Er wusste, dass Agnus bei Dingen, die sein Land betrafen, keine unüberlegten Schlüsse zog.

      »Deshalb bist du hier.«

      Agnus nickte ernst.

      »Wann hast du deine Audienz beim König?«

      »Pfff«, zischte Agnus. »Irgendwann. Vielleicht morgen, vielleicht nächste Woche oder in einem halben Jahr …«

      Hilmar fuhr in seine Stiefel und stapfte zur Tür. »Wenn es soweit ist, gehe ich mit dir zum König«, sagte er fest und sah Agnus nachdenklich an. »Bist du dir sicher, dass es Gnome sind?«

      Agnus nickte.

      »Dann ist dieser … dieser … Mensch auf dem Ebelsberg wirklich ein Zauberer?«

      »Davon gehe ich aus.«

      Jetzt nickte Hilmar so, als wüsste er, was zu tun sei. »Wir sehen uns nachher«, sagte er und verließ entschlossen den Raum. Eine ganze Weile blieb Agnus noch an derselben Stelle stehen. Er war zufrieden, dass Hilmar ihm geglaubt hatte. Zu zweit konnten sie beim König bestimmt mehr erreichen. Hoffnungsfroher als in den letzten Tagen begab er sich in die ihm zugeteilten Gemächer.

      ***

      »Jetzt hast du den Beweis dafür, dass ich dir den richtigen Mann geschickt habe.«

      »Das nennst du einen Beweis? Ein paar sinnlos verschossene Pfeile und zwei verwundete Männer.«

      »Es sind keine gewöhnlichen Pfeile, das weißt du so gut wie ich, und ich sage dir, wir haben auch einen von ihnen verletzt …«

      »Verletzt? Angeblich verletzt, aber nicht gefangen. Wie soll ich jetzt beweisen, dass es nicht bloß ein paar Landstreicher waren. Ein paar von denen, die eigentlich in meinen Kerker gehören, weil sie meine Steuern nicht bezahlen?«

      »Beruhige dich, Bruder. Du bist der König. Die Pfeile und die Augenzeugen werden ausreichen, um zu bestätigen, dass es hier in deinem Land immer noch verborgene Feennester gibt. Deine Nachforschungen haben sich bestätigt, und der Zauberer, den ich dir geschickt habe, hat sich als nützlich erwiesen. Trotzdem bist du unzufrieden!« Herzog Valerian von Erdolstin hatte noch viel mehr zu sagen, aber er versuchte, sich zu bremsen, denn er kannte die schlechte Laune seines Bruders, die auf einen Fehlschlag folgte, nur zu gut.

      »Kann ich dieser Kreatur denn überhaupt trauen?«, entgegnete der König zornig. »Genauso gut kann er sich das alles für uns ausgedacht haben. Nach Jahren der Tatenlosigkeit behauptet dieser Dosdravan nun, seine Gnome hätten in den Quellenbergen eine Gruppe Elben aufgestöbert. Er kann mir zwar keinen Beweis dafür liefern, will aber wissen, dass sie bis hierher in den Wald vordringen werden.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Seit Jahren saugt er mir das Geld aus der Tasche. Erst will er einen Turm in den Quellenbergen. Dann lässt er sich seine ganze Ausrüstung von Steuergeldern, die mir zustehen, bezahlen. Danach wünscht er sich einen zweiten Zauberer auf dem Ebelsberg, nur weil dort die andere Quelle des Engelsees ist. Ich bezahle also wieder den Aufbau eines Turmes und verbaue mir damit mein schönstes Jagdgebiet. Was meinst du, wie viele brauchbare Hirsche in den Helmsholmhügeln jetzt noch durch die Wälder streichen, nachdem es in der ganzen Gegend von diesen grässlichen Gnomen nur so wimmelt?« König Levians Faust fuhr auf die Tischplatte nieder. »Gibt es in deinem verdammten Land keine Zauberer, die über eine weniger große Gnomschar verfügen?«

      Valerian seufzte still und erklärte dann seinem Bruder geduldig, was dieser ohnehin wusste.

      »Mächtige Zauberer verfügen nun mal über viele Gnome. Du wolltest einen mächtigen Zauberer, und es waren seine Gnome, die schließlich die Elben in den Quellenbergen aufgespürt haben.«

      Der König lachte wild. »Die ganze Brut gehört ausgerottet.«

      »Du wirst dich schon entscheiden müssen. Willst du Elben jagen oder Gnome töten?«, erwiderte Herzog Valerian grimmig.

      Wütend griff Levian den silbernen Pokal und warf ihn an die Wand. Er hinterließ damit einen dunklen Rotweinfleck an der hölzernen Täfelung.

      »Du weißt ganz genau, dass ich keine andere Wahl habe. Ich brauche den Zauberer und die Gnome, um die Elben zu fangen.«

      »Dann beschwer dich nicht«, mahnte Valerian. Er war müde und spürte die Erschöpfung eines anstrengenden Tages.

      »Aber natürlich beschwere ich mich«, rief König Levian aufgebracht. »Die ganze Welt hat sich gegen mich verschworen. Die Elben wollen mir mein Land stehlen. Vor meiner Burg liegt ein Ozean aus Bäumen, der ihnen Schutz bietet und von dem aus sie mich jederzeit angreifen können.« Wie ein eingesperrtes Raubtier lief der König in seinem Schlafgemach auf und ab. »Ich bin der König eines Landes, das mir nicht unterliegt. Der Wald gehört den Elben und im Süden regiert der Archiepiskopos, der sich das Oberhaupt der Gläubigen nennt.« Glaub nicht, dass mein Wort dort im Süden von Bedeutung ist. Der Heilige Vater«, Levian zog eine Grimasse, »hat keine Ahnung von der Bedrohung, die hier lauert. Aber dieser machthungrige Scharlatan wäre unverfroren genug, in meinem eigenen Land einen Krieg gegen mich anzuzetteln, wenn er erfährt, dass ich zwei Zauberer hierhergerufen habe.«

      Valerian kannte die Verträge, die den ardelanischen König und den Heiligen Vater, den Archiepiskopos, in Eberus banden. Es war ein fünfhundert Jahre alter Pakt, in dem sich die Kirche und die Krone schworen, keine Zauberer im Land zu dulden.

      »Er wird es nicht erfahren«, beruhigte er seinen Bruder. »Wenn du, wie ich dir geraten …«

      Levian trat wütend gegen einen Stuhl, riss den Beistelltisch um und zerschmetterte einen Krug, dann warf er sich auf sein Bett und vergrub den Kopf in den Händen wie ein Kind.

      »Einer von den Verrätern

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