Kirsch und der Gift-Secco. Ursula Hass
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„Nur sein Referent ist noch dabei“, bemerkte Kirsch wieder mehr zu sich selbst.
Je näher die Weinprobe kam, desto unruhiger fühlte Kirsch sein Herz pochen. Und sein ungutes Bauchgefühl, wie er es immer nannte, tat ein Übriges, dass Kirsch am liebsten in sein Büro ins Kommissariat zurückgegangen wäre.
„Vielleicht geht doch alles gut aus?“, machte Kirsch sich selbst Mut.
Vorbei an den Stadt-Honoratioren schritt Kirsch auf seinen Assistenten Eugen zu, der sich in einer Ecke verdrückt hat und eifrig die Ankömmlinge auf seiner Liste abhakte.
„Sind jetzt alle da?“, wollte Kirsch wissen.
„Ja, bis auf den Minister, der ist aber eben mit seinem Assistenten eingetroffen, einem blassen Jüngling mit großer Hornbrille“, erklärte Eugen seinem Chef ganz beflissen.
„Dann kann es ja losgehen“, meinte Kirsch zu Eugen, der seinem Chef noch die Anwesenheitsliste in die Hand drückte.
„Wenn ich es richtig lesen kann, sind es 30 Personen, eine ganze Menge“, sagte Kirsch zu Eugen.
„Na dann wollen wir mal in den Saal gehen, komm Eugen.“
„Eugen du setzt dich mit mir an den Tisch ganz hinten, da haben wir wohl Platz und einen guten Beobachtungsposten.“
Eugen dachte kurz, was soll ich denn beobachten?
„Genaue Angaben haben wir ja nicht. Ich halte auf jeden Fall meine Augen offen“, versicherte Eugen seinem Chef.
Zunächst begrüßte der Bürgermeister die Gäste, dann sprach auch der Minister ein Grußwort und zum Schluss kam Herr Sonnenschein, der Tourismusmanager, der mit einigen Zahlen und Daten aufwarten konnte. Der Tourismus entwickelte sich im ganzen Land sehr gut und so will auch Wiesenbach ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Aber die neue Umgehungsstraße ist unerlässlich, damit sich der Ort noch besser entfalten kann, denn Autolärm und vor allem den Feinstaub wollen die wenigsten Gäste und Urlauber, informierte Sonnenschein in seiner Rede. Und so wurden seine Worte auch nur zum Teil mit Beifall belohnt, es waren auch einige, allerdings sehr leise Buhrufe zu hören. Dann kam noch die Weinkönigin zu Wort, die mit einem Gedicht die 40. Mitgliederweinprobe eröffnete.
Zur Einstimmung gab es wie immer, zwei Seccos, Weiß und Rosé, vom Weingut Sänger. Und dann ging es munter weiter mit den besten Erzeugnissen aus Küche und Keller.
Auch dem Minister mundete der Wein vorzüglich, wie er kundtat, als die Weinkönigin auch an die Honoratioren ein Wort richtete.
„Einfach toll, das Bukett und die herrliche Farbe beim Spätburgunder“, so der Minister, der auch den Weißweinen gut zugesprochen hatte. Vor allem der Grauburgunder und der Riesling, den die Einheimischen auch Klingelberger nennen, kamen gut bei den Gästen an.
Der Bürgermeister schwärmte geradezu in vollen Tönen vom Chardonnay und auch der Sauvignon blanc waren das „I-Tüpfelchen“ zum Menü des Sternekochs Marius Benet-Ebneth.
Mit roten Wangen und einem besonderen Glanz in den Augen bewunderten die Gäste die badischen Weine, die im Glas funkelten wie prächtige Sterne. Und als alle so wunderbar harmonisch zusammensaßen, da jedoch kam das Unglück in großen Schritten auf Kirsch zu. Denn plötzlich fasste sich der Polizeipräsident Schorsch Wangler an den Hals, dann an das Herz und dann sackte er in sich zusammen.
Kirsch und Eugen sprangen von ihrem Tisch und Beobachtungsposten auf und waren als erste beim Präsidenten.
Nun ist es also passiert, dachte Kirsch und Eugen schaute ebenso entsetzt wie Kirsch aus der Wäsche.
„Ruf die Notfallnummer. Wir brauchen einen Arzt und einen Krankenwagen.“
„Ist auch ein Arzt anwesend?“, rief Kirsch laut in den Saal.
Doktor Anton Dorer, der Allgemeine Arzt, der auch öfters den pathologischen Dienst in Wiesenbach versah, war auch selbst unter den Gästen und auch gleich zur Stelle. Der Polizeipräsident lag bereits ausgestreckt auf dem Boden und hatte schon etwas Erbrochen. Doktor Dorer, der ihn untersuchte und auch schon seinen Tod feststellte, dachte zunächst an Herzversagen, aber auch eine Vergiftung wäre möglich, äußerte er nur kurz seinen Verdacht leise zu Kirsch.
„Bevor ich mehr sagen kann, muss er in der Pathologie untersucht werden, veranlassen Sie alles, Herr Kirsch.“
Weshalb der Polizeipräsident?, dachte Kirsch, der selbst ganz gelb und grünlich im Gesicht aussah, aber gar nichts gegessen und getrunken hatte.
„Ruf die Spusi an und hol Verstärkung!“, sagte er nur kurz zu Eugen.
„Keiner darf den Saal verlassen!“, rief er dann ganz laut den Gästen zu.
Der Minister war nicht sehr amüsiert, denn er hatte noch einen anderen Termin und auch Herr Sonnenschein stand der Ärger ins Gesicht geschrieben, weil die ganze Veranstaltung nun den Bach herunterging. Nicht auszudenken, welche Schlagzeilen morgen zu lesen waren und vor allem, diese Weinprobe sollte ein Prestigeprojekt werden, um die Besucherzahlen beim Tourismus anzukurbeln und jetzt das.
Helen kam angerauscht und teilte mit, dass Verstärkung unterwegs sei und auch die KTU schnellstens eintreffen wird. Der Bürgermeister hatte schon alle Hebel in Bewegung gesetzt, denn eines war sicher, dieser Fall, der für derartige Schlagzeilen sorgen würde, muss schnellstens aufgeklärt werden, damit die Gäste nicht ausbleiben. Ein paar Schaulustige hatten sich auch schon eingefunden, als die Polizei und der Krankenwagen vorgefahren kamen.
Die Leiche muss schnellstens in die Pathologie, Doktor Dorer nimmt sie gleich mit“, ordnete Kirsch an.
„Wir müssen auch seine Frau, Frau Wangler, verständigen, bevor sie es von anderen erfahren wird.“
Kirsch besprach sich kurz mit dem Bürgermeister. Eugen und Helen waren schon dabei die Adressen der Gäste zu erfassen, denn alle da zu behalten, das ging auf keinen Fall. Auch die Spusi machte ihre Arbeit und so konnte Kirsch nun mit den Ermittlungen beginnen, wobei er zunächst den Tatort inspizierte und dann die Frau des Polizeipräsidenten aufsuchen wollte, die im Nachbarort in einem schmucken Eigenheim wohnte.
Doch zunächst wollte er noch seine Kollegen, den pingeligen Hans Huber und den attraktiven Franz Drechsler erwarten, die ja schon verständigt waren und von der Kripo der nahen Stadt herbeigerufen wurden. Allein mit Eugen und der kleinen Helen konnte er den Fall nicht lösen, da war sich Kirsch mit sich selbst einig. Natürlich hatte er den Ehrgeiz den Fall zu lösen, aber die Kollegen aus der Stadt konnten doch auch hilfreich sein.
Im Saal herrschte eine abgrundtiefe Stille, denn allen saß das Geschehene noch in den Gliedern. Manche beklagten natürlich, dass diese schöne Veranstaltung so schnöde abgerissen wurde, wo man doch beim Wein so harmonisch zusammensaß. Auch der Küchen-Großmeister bedauerte den Vorfall und der schöne Hecht in der Rieslingsauce konnte ihn auch nicht darüber hinwegtrösten, dass sein Essen, das er so sorgfältig zubereitet hatte, nun nicht mehr restlos genossen werden konnte.
„Was für ein