Die Chancengesellschaft. Rainer Nahrendorf

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Die Chancengesellschaft - Rainer Nahrendorf

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Stimme der Partei gegenüber Franz Müntefering. Ein solches Gegengewicht halten viele in der SPD für unverzichtbar, weil Müntefering Vizekanzler der großen Koalition werden sollte und dadurch besonders stark in die Koalitionsdisziplin eingebunden gewesen wäre. Die sich anbahnende Eskalation ist für Nahles nicht erkennbar, schließlich hat sie mit Müntefering und Wasserhövel bislang gut zusammengearbeitet. Sie sieht ihre Kandidatur als ein Angebot und eine Ergänzung, eine deutliche Mehrheit im Parteivorstand teilt ihre Perspektive. Versuche, den heraufziehenden Eklat in letzter Minute zu verhindern, scheitern.

      In die Abstimmung im Parteivorstand über die Nominierung des Generalsekretärs geht sie nicht mit dem Gefühl zu gewinnen, sondern knapp zu verlieren. Das Ergebnis überrascht sie: der Parteivorstand schlägt sie mit einer Mehrheit von 23 zu 14 Stimmen als Generalsekretärin vor. Die überdeutliche Mehrheit signalisiert, dass sich Unzufriedenheit in der Partei ein Ventil gesucht hat. Andrea Nahles kann sich über ihren Triumph nicht eine Sekunde freuen. Ihr ist sofort klar, dass dieses Stimmenergebnis für Müntefering demütigend ist. Müntefering tritt vom Amt des SPD-Vorsitzenden zurück. Andrea Nahles will sich nicht auf ein Angebot des neuen Parteichefs einlassen, stellvertretende Parteivorsitzende zu werden. Die SPD-Rechte macht auch entschieden Front dagegen. Der Sprecher des konservativen „Seeheimer Kreises“, Johannes Kahrs, sagt der ARD vor der Entscheidung über Nahles’ neue Rolle, es dürfe keine Belohnung für die „Königsmörderin“ geben. „Ich halte es für absurd, dass jemand als Königsmörderin belohnt wird, der mit seiner Sturheit die Partei in die Krise geführt hat.“

      Nahles sieht sich nach ihrem Empfinden in Teilen der Partei einer Treibjagd ausgesetzt. Prominente SPD-Politiker fordern von ihr, sie solle sich für ihre Kandidatur entschuldigen. Das lehnt Nahles ab. Sie nimmt sich selbst aus dem Spiel, kandidiert weder als Generalsekretärin noch als SPD-Vize-Vorsitzende. Sie steht am Nullpunkt ihrer Karriere, zieht sich nach Weiler zurück. Die Eltern berichten ihr, dass die Bildzeitung mit zwei Leuten im Dorf gewesen sei und fast jeden befragt hätte. Doch keiner im Dorf habe irgendetwas Schlechtes über Andrea Nahles gesagt. Die „Bild“-Reporter ziehen wieder ab und bringen keine Zeile über ihre Recherche in Weiler. „Es hat mir gut getan, dass mein Dorf so hinter mir steht“, kommentiert Nahles diese Erfahrung.

      Über den unerwarteten Rücktritt Münteferings und den tragischen Verlauf ihrer Kandidatur denkt sie auch heute noch nach. Sie zweifelt, ob es nicht besser gewesen wäre, die Kandidatur zurückgezogen zu haben. Sie habe aber nicht voraussehen können, dass Münteferings Nachfolger an der Parteispitze, Matthias Platzeck, krank werden und dessen Nachfolger Kurt Beck nicht reüssieren würde. Ihr Verhältnis zu Kurt Beck ist mittlerweile sehr gut, sie steht auch in dessen bitteren Stunden an seiner Seite. Das Kesseltreiben gegen den neuen SPD-Vorsitzenden Beck findet sie ungerecht. Sie ist davon überzeugt, dass der Absturz der SPD auf damals 26 Prozent in den Umfragen nicht an einer Person liegt, sondern an der Politik der SPD und am Glaubwürdigkeitsdefizit der Partei. Auf dem Karlsruher Parteitag am 16. November 2005 kommt es zu einer Geste der Versöhnung zwischen Müntefering und Nahles. Die Delegierten wählen sie mit einer deutlichen Mehrheit von 323 Stimmen im ersten Wahlgang wieder in den Parteivorstand. Nahles ist erleichtert. Sie hat in der Partei noch eine Zukunft, zieht wieder in das Präsidium ein und wird im Oktober 2007 mit fast 75 Prozent der Delegierten- stimmen zur stellvertretende SPD-Vorsitzenden gewählt. Wenige Monate später wird sie auch stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion. Der SPD-Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2009, Frank-Walter Steinmeier, beruft sie in sein Kompetenzteam. Darin ist sie für Bildung zuständig.

      Nach dem Wahldebakel der SPD bei der Bundestagswahl 2009 unternimmt Andrea Nahles auf dem Dresdener SPD-Parteitag im November 2009 einen zweiten Anlauf, Generalsekretärin der SPD zu werden. „Die Welt“ schreibt bereits am 11. Oktober über die künftige Generalsekretärin: „Andrea Nahles – eine Anti-Merkel prägt die SPD. Mit ihrem künftigen Posten als Generalsekretärin hat Andrea Nahles ihre Traumrolle gefunden. Schon seit Jahren prägt sie die Politik der SPD und hat viele linke Positionen durchgesetzt. In Acht nehmen müssen sich jetzt nicht nur konservative Parteikollegen, sondern auch die Bundeskanzlerin.“ Am 13. November 2009 nach dem Kirchgang wettet Andrea Nahles mit Prälat Karl Jüsten um eine Flasche Rotwein, dass sie auf dem Parteitag nur 70 Prozent der Delegiertenstimmen bekommen werde. Jüsten schätzt 80 bis 85 Prozent. Nahles wird mit 69,6 Prozent der Stimmen zur Generalsekretärin gewählt. „Ich könnte fast alle Delegierten, die mich nicht gewählt haben, namentlich nennen“, sagt die neue Generalsekretärin. Die Netzwerkerin Nahles kennt ihre Partei, die Abneigung der Parteirechten gegen sie, aber auch die Enttäuschung einiger Linker. Sie habe schon als stellvertretende SPD-Vorsitzende klar gemacht, dass sie nicht mehr Sprecherin der Parteilinken sei, erklärt Nahles die Stimmeneinbußen bei ihrer früheren Hausmacht. „Ich arbeite jetzt aus dem Zentrum der Partei für die Partei. Nur so kann ich meiner Aufgabe gerecht werden.“

      Natürlich hätte sie sich über einige Prozentpunkte mehr gefreut, aber sie weiß, dass sie mit ihrer politischen Vita, mit ihren Konflikten, nicht everybody’s darling sein kann. Als zentrales Ziel ihrer Politik nennt Nahles: Arbeit zu schaffen, gute, Existenz sichernde Arbeit, statt mit Sozialtransfers den Mangel an Arbeit erträglich zu machen. Diese Orientierung auf Arbeit zeichne Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und sie aus. „Gerechter Lohn für gute Arbeit“ ist für sie ein immer aktueller Gerechtigkeitsbegriff.

      Auch nach einem langen, mit Terminen voll gestopften Arbeitstag zeigt Andrea Nahles keine Stresssymptome, ist sie hoch konzentriert, obwohl der Tag für sie um 6:30 Uhr in der Frühe beginnt. Das preußische Arbeitsethos ist ein Familienerbe, ihre unerschöpfliche Energie wohl auch. Doch was feuert dieses politische Kraftwerk an? Nach Erfolgen ist sie nicht supereuphorisch, nach Niederlagen nicht tief deprimiert. Sie weiß, dass beides kommt und geht. „Entscheidend ist meine innere Haltung. Ich versuche aus jeder Situation das Beste zu machen.“ Diese lebensbejahende, optimistische und zupackende Grundhaltung spiegelt sich in ihrem Motto: „Carpe diem“− nutze den Tag. „Wenn ich nicht die Grippe habe, gehe ich optimistisch in jeden Tag. Ich bin auch kein Ego-Typ. Ich weiß, dass mir vieles im Team besser gelingt als allein. Deshalb bin ich gern Generalsekretärin der SPD.“

      Ibrahim Evsan

      Vordenker der digitalen Welt

      „Ich gehe für meine Ideen durch die Hölle“

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