Der Ruf des Kojoten. Regan Holdridge

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Der Ruf des Kojoten - Regan Holdridge

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aus dem dritten Stock des Mietshauses neben der Stadtbibliothek verschossen war und sie ihm bei all seinen Bemühungen stets die kalte Schulter zeigte. Irgendwie schien er von den samstäglichen Treffen zwischen ihr und Stacy McCullough Wind bekommen zu haben.

      Er hustete, seine Kräfte verließen ihn und wenn Tyrone ihn nicht bald losließ, würde er wohl über kurz oder lang das Bewusstsein verlieren. Seine Chancen standen gleich null, seine Kraft reichte einfach nicht aus, um gegen einen Mann mit solchen Muskeln anzukommen. Wieso sah sich eigentlich von diesen ganzen Feiglingen, die um sie herumstanden, keiner dafür zuständig, ihm zu helfen?! Er versuchte noch einmal nach seinem Gegner zu schlagen, doch in diesem Augenblick wurde Tyrone von ihm fort, nach hinten gezerrt. Stacy fiel auf den Teer, mit dem Gesicht voraus. Er hustete und keuchte. Luft, nur endlich Sauerstoff! Er spürte etwas Warmes aus seiner Nase laufen und seine linke Handfläche brannte wie Feuer.

      „Hau ab, du Schwachkopf, bevor ich die Polizei rufe! Na, mach’ schon!“

      Das war eine vertraute Stimme, die er unter anderen Umständen und zu anderer Gelegenheit vermutlich gern zu seiner Hilfe hätte kommen sehen. Jedoch in diesem Fall war sich Stacy nicht ganz schlüssig, ob er nicht besser an Tyrones Griff erstickt wäre. Nur allmählich lichtete sich der Nebel um sein Bewusstsein. Langsam hob er den Kopf, nur um auf den kalten, verständnislosen Blick seines großen Bruders zu treffen, der ihn an den Oberarmen packte und auf die Füße zerrte.

      „Los, wir gehen. Du hast für heute mal wieder genug fertiggebracht! Bist du jetzt wenigstens zufrieden?“

      „Aber...“ Er konnte nicht sprechen, noch immer bekam er zu wenig Luft. Er wischte sich mit dem Rücken seiner Hand das Blut weg, das ihm aus der Nase lief. „Nicht...meine Schuld...hab...nicht...angefangen...wirklich...“

      „Halt einfach dein Maul!“, fuhr Byron ihn wütend an. Durch die Menge der Schaulustigen, die sich allmählich auflöste, zerrte er seinen kleinen Bruder hinter sich her, die Straße hinab, wo der Ford geparkt war. Stacy wehrte sich nicht und er machte auch keine Anstalten zu widersprechen. Sein Schädel dröhnte, was wohl an der langen fehlenden Sauerstoffversorgung lag und er ließ sich auch ohne Protest von Byron auf den Beifahrersitz stoßen. Der Ärmel seiner Jacke war das einzige, womit er versuchen konnte, das Blut aus seiner Nase aufzufangen, das noch immer dort heraus tropfte.

      Sein großer Bruder ließ den Motor an und lenkte den Wagen sicher zwischen den anderen parkenden Fahrzeugen heraus. Von Zeit zu Zeit warf Stacy ihm einen fragenden Blick zu, während sie durch die Nacht fuhren – das einzige Geräusch zwischen ihnen blieb das Dröhnen das Motors. Byrons Gesichtsausdruck war nicht sehr vielversprechend, sodass er es für besser hielt, kein Wort mit ihm zu wechseln.

      Die Ranch lag im Dunkeln, keine Lichter brannten mehr hinter einer Fensterscheibe, als sie in den Hof einbogen. Erleichtert atmete Stacy auf. So blieb ihm der Ärger zumindest bis zum anderen Tag erspart. Das Nasenbluten hatte aufgehört, wenn auch dafür in seinem Schädel sein Puls jetzt dröhnte.

      Während sie langsam vom Wagen, den sie immer neben dem Wohnhaus parkten, zur Haustür hinüber wanderten, fragte Byron plötzlich in die Stille hinein: „Ist es wahr?“

      Stacy begriff sofort, worauf er hinauswollte, hielt es jedoch für geschickter, erstmal den Ahnungslosen zu spielen: „Was?“

      „Das mit dir und Molly?“ Der scharfe, durchdringende Blick aus zwei braunen Augen schien ihn durchbohren zu wollen.

      Er hob die Schultern. „Wir haben uns ein paar Mal getroffen...“

      Byrons Hände packten seinen Hemdkragen, schüttelten ihn. „Bist du eigentlich noch zu retten?! Eine Nutte, ja? So tief sind wir also schon gesunken?! Genügen dir deine hunderte von Verehrerinnen nicht mehr, oder was?!“

      „Molly ist in Ordnung!“ Er schlug die Hände seines Bruders fort. Schon wieder! Immer diese Bevormundung, diese Erzieherei, die er an ihm versuchte! Er war bloß ein Jahr älter! Das Feuer flammte wieder einmal in ihm auf.

      Fassungslos richtete Byron seinen Blick gegen den sternenklaren Nachthimmel. „Du bist...du bist...“

      „Ja, was?!“ Wenn er Streit wollte – nur zu! Er war gerade in Stimmung! „Was bin ich?! Ha?!“

      Sein großer Bruder presste die Lippen zu einem schmalen Streifen zusammen, starrte ihn angewidert an. „Bei dir gibt es nichts! Kein Gefühl dafür, was recht und was unrecht ist, keine Verantwortung und schon gar kein Benehmen! Du bist einfach nur...das Allerletzte!“

      Er trat an ihm vorbei zu den beiden Stufen, die zur Veranda hinaufführten und versäumte es aber nicht, seinen kleinen Bruder dabei absichtlich an der Schulter anzurempeln. Oben, vor der Haustür, blieb er noch einen Moment stehen, blickte zurück und spuckte dann laut und demonstrativ auf die Planken der Veranda, bevor er ihm Haus verschwand.

      Stacy atmete tief durch, sehr lange, bis er sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Irgendwann, da würde er sich vergessen. Eines Tages, da wäre es soweit und es kam zum ganz großen Eklat zwischen ihnen und selbst, wenn er danach der Familie verstoßen werden sollte. Der Moment rückte jedoch verdammt nahe, an dem sein Temperament mit ihm durchgehen und Byron nicht länger sein Bruder sein würde.

      Das dröhnende Gefühl in seinem Schädel ließ Stacy leise stöhnend in sein Kissen zurücksinken, als wenige Stunden später der Wecker auf seinem Nachttisch laut und grausam rasselte. Sonntag, der Kirchenbesuch schwebte wieder einmal in drohender Aussicht über ihm. Er stöhnte gequält vor sich hin. Harold achtete stets streng darauf, dass seine Familie regelmäßig zum Gottesdienst erschien. Er konnte mehr als nur ungnädig sein, wenn eines seiner Kinder sich aus welchen Gründen auch immer zu weigern versuchte.

      Stacy schloss noch einmal die Augen, er fühlte sich alles andere als einer solchen Veranstaltung, wie der Predigt ihres protestantischen Pfarrers gewachsen, die ausschweifend und oft über eine Stunde vor sich hin plätscherte und ihn schon in ausgeschlafenem Zustand kaum zu fesseln vermochte. Aber gut, es half nichts, sein Vater würde erst recht darauf bestehen, würde er ahnen können, was am vorigen Abend vorgefallen war.

      Stacy schauderte bei der Vorstellung. Das Hämmern hinter seiner Stirn ließ nur allmählich nach und er wagte es, vorsichtig gegen das morgendliche Sonnenlicht anzublinzeln – es ging sogar halbwegs, ohne dass ihm gleich der Schädel zersprang. Vielleicht hätte er auf die letzten beiden Whiskeys mit Molly doch lieber verzichten sollen. Gestern Abend – Stacy musste grinsen. Sie war ganz einfach eine großartige Frau. Er räkelte sich bei der Erinnerung an die vergnüglichen Stunden im Hotelzimmer. Es störte ihn nicht, dass sie fast zehn Jahre älter war als er und sich auch mit anderen Männern traf. Sie war verrucht, natürlich, das wusste jeder in der Stadt, aber sie besaß Erfahrung und vor allem musste er sich bei ihr keine Gedanken wegen Heirat und Kindern oder derart Verbindlichkeiten machen, die er keinesfalls bereits war einzugehen. Das war einfach nicht ihr Lebensstil und manchmal dachte er, seiner vielleicht auch nicht. Vielleicht war er einfach nicht dazu geschaffen, eines Tages ein braver Ehemann und Vater zu sein, wie es alle von ihm erwarteten. Er wusste eigentlich überhaupt nicht so genau, was für sich und sein Leben in dieser Hinsicht gut sein könnte.

      Weniger schön kehrte jetzt das in seine Erinnerung zurück, was danach geschehen war. Hoffentlich würde Byron nichts davon ausplaudern, ansonsten...die Konsequenzen wollte Stacy sich gar nicht erst ausmalen. Bisher war er immer nur wegen Schlägereien negativ aufgefallen, aber wenn innerhalb seiner Familie bekannt wurde, dass er Stammgast bei Molly wäre... Das laute Klopfen an der Tür ließ den jungen Mann zusammenzucken.

      „Bist du endlich soweit? Ich will nicht wieder ewig auf dich warten müssen!“ Nur sein Vater – wer auch sonst? – brachte es fertig, schon am frühen Morgen herumzubrüllen

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