Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol.. Gerstäcker Friedrich

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Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol. - Gerstäcker Friedrich

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immer röther und dicker und die Augen traten ihm aus dem Kopf, endlich aber litt es ihn nicht länger und er platzte geradeheraus, während die Frau Steuerräthin ärgerlich sagte:

      „Ja, Sie haben gut lachen, aber wissen Sie denn, daß wir Alle in großer Gefahr gewesen sind -"

      „Gefahr? wie so?" frug Franz, auf die Erklärung gespannt.

      „Der Mensch war verrückt!" sagte die Frau Steuerräthin.

      „Der Graf Hobelmann?"

      „Erstens war es gar kein Graf," rief die Dame mit Schadenfreude, „sondern ein ganz gewöhnlicher Advocat Hobelmann aus Schlesien - ich habe Alles herausbekommen - und Sie, Herr Franz, ließen sich von einem plumpen Betrüger dupiren. Daß aber auch in seinem Gehirn nicht Alles in Ordnung sei, habe ich ihm den Augenblick angesehen."

      „In der That?" sagte der Regierungsrath und trocknete /73/ sich die Thränen aus den Augen; „aber wissen Sie das auch bestimmt, Frau Steuerräthin?"

      „Wissen? - gestern Abend noch spät ist er plötzlich von ein paar Leuten - wahrscheinlich den Aufsehern einer Irrenanstalt, abgeholt und auf die Eisenbahn geschafft worden," sagte mit gemessener Stimme die Dame, und sah sich dabei rings im Kreise um, um das Erstaunen über diese Nachricht einzuernten.

      „Er ist fort?" rief aber auch Franz Kettenbrock, von dieser Neuigkeit in der That ganz angenehm überrascht.

      „Gestern Abend mit dem Schnellzug - eben habe ich es aus ganz sicherer Quelle erfahren - und zwar fortgebracht unter Begleitung."

      „Aber, beste Frau Steuerräthin," sagte Franz mit vorwurfsvoller Stimme - „wenn der arme Mann mit einem so unseligen Leiden behaftet war, sollten wir doch eigentlich eher Mitleiden mit ihm haben."

      „Mitleiden - wie so?" rief aber die Dame, „und glauben Sie etwa, daß er der Commerzienräthin das unterschriebene Geld gegeben hat? - Gott bewahre; reine Großprahlerei war es - die reine, blanke Großprahlerei!"

      „Die armen Heiden in Birma werden sich jetzt ohne wollene Socken behelfen müssen," sagte der Regierungsrath.

      „Das schmerzt mich eigentlich am wenigsten," meinte die Frau Steuerräthin, indem sie ihren Sonnenschirm wieder aufgriff.

      „Sie wollen schon fort?" frug Adele.

      „Ich habe noch etwas bei Fräulein von Losenbrett zu besorgen," erwiderte die Dame, die fest entschlossen war, die Neuigkeit eigenhändig bei allen Betreffenden herumzutragen. Sie ließ sich auch nicht einmal durch das Anerbieten einer Tasse Kaffee halten, und brach gleich darauf auf, ihren Rückmarsch anzutreten. Der Regierungsrath wandte sich aber, als sie fort war, an seinen Neffen und sagte, mit dem Finger drohend:

      „Den bist Du diesmal zur rechten Zeit los geworden, mein Junge. Wenn ich Dir aber rathen soll, so mach' Du /74/ mich nicht wieder zum Obermedicinalrath, - und wenn es nur der gesundheitsschädlichen Folgen wegen wäre."

      „Wenn ich Ihnen nun aber den jungen Doctor Helmerdiek zum Famulus gäbe?" lachte Franz, mit einem Blick auf die erröthende Cousine.

      „Den," sagte der alte Herr mit freundlichem Ernst, „will ich doch lieber noch etwas genauer kennen lernen. Denn diesen Famulus möchten wir nicht wieder so leicht los werden, wie den Herrn Grafen Hobelmann."

      *

      Jetzt sind acht Jahre seit jener Zeit verflossen, und in der zweiten Etage desselben Hauses mit dem Regierungsrath wohnt der Herr Medicinalrath Helmerdiek, und nennt den alten Herrn „Schwiegerpapa". Franz aber ist ebenfalls nicht, wie es früher seine Absicht war, nach Havana zurückgekehrt, sondern hat das Eckhaus der Kreuzgasse und Neuen Straße an sich gekauft, und zwar mit den beiden Häusern rechts und links, in denen einst der Kupfer- und Blechschmied hämmerte, und seine kleine Frau, Adele, behauptet, daß es sich dort vorzüglich wohnen lasse. - Vom „Grafen Hobelmann" haben sie aber nie wieder ein Wort gehört.

      Die Flucht über die Cordilleren

      Es war im September 1845, daß die vereinigten Geschwader von England und Frankreich die argentinische Flotte auf dem La Plata, von Admiral Brown, einem Irländer, commandirt, wegnahmen und den Hafen von Buenos-Ayres blokirten. Ja sie landeten sogar Truppen, eroberten die von dem argentinischen General besetzten kleinen Häfen, wie die für die Schifffahrt der argentinischen Binnenwasser so wichtige kleine Insel Martin Garcia und setzten damit dem Einfluß des Dictators Rosas, wenn auch nur für kurze Zeit, einen entschiedenen Damm entgegen.

      Rosas wüthete und drohte gleich darauf durch ein Decret, seine Gegner als Seeräuber behandeln zu wollen, und hätte er damals die Macht in Händen gehabt, seine Feinde würden bös gefahren sein. So aber fürchtete er doch noch immer das entschiedene Auftreten der beiden vereinigten Mächte, und mußte sich begnügen, seiner Rache gegen Einzelne freien Lauf zu lassen, die seinen Gesetzen zuwider handelten und ihnen anheimfielen.

      Die rücksichtsloseste Strenge, ja Grausamkeit wurde aber gegen Solche angewandt, die wirklich mit den Feinden der Föderalisten, den Unitariern, in geheimer Verbindung gestanden, ja auf die nur der Verdacht eines solchen Bündnisses fiel. Das war die Schreckenszeit, in welcher die abgesandten Henkersknechte des Dictators, die mashorqueros, besonders in Buenos-Ayres selber durch die Stadt zogen, die bezeichneten /78/ Häuser besetzten und den verdächtig gewordenen Opfern - wer hätte sie alle verhören können - oft in der Mitte ihrer eigenen Familien, die Kehlen durchschnitten. Dann brannten sie vor dem Hause eine Rakete ab, als Zeichen, daß die Polizei die Leiche abholen könne.

      Das war die Zeit, wo das Gitter des großen Obelisken auf dem Victoria-Platz allnächtlich, ja am hellen Tage seinen furchtbaren Schmuck von abgeschlagenen Köpfen trug; das die Zeit, wo das Herz des treuesten Anhängers Rosas' selbst vor Entsetzen aufhörte zu schlagen, wenn man ein Klopfen an der Hausthür vernahm, denn Niemand war sicher, und jener furchtbare Mann des Blutes, der aber auch nur auf solche Art im Stande war, sich das Land zu unterwerfen und die wilden Gaucho-Horden in Furcht und Ordnung zu halten, mähte förmlich in den Reihen seiner Feinde.2

      Aber nicht allein in Buenos-Ayres selber, sondern auch im innern Lande lebten ihm Feinde, und besonders stand die Provinz Mendoza in dem Verdacht, den „asquerosos, inmundos Unitarios" nur zu geneigt zu sein. Mendoza aber, am Fuß der Kordilleren, lag zu weit ab von dem wirklichen Schauplatz des Krieges, um die Einwohner dort eben so streng unter Aufsicht, eben so erfolgreich in Schrecken zu halten als die Küstenstriche; und wenn auch dort die föderalistische Polizei, von den wilden Gaucho-Soldaten unterstützt, das Land der Regierung des Dictators gehorsam hielt, waren es doch besonders die Fremden, die jetzt, darauf fußend, daß ihre Landsleute mit offenen Schießluken die Hauptstadt des Landes eingeschlossen hielten und bedrohten, ziemlich offen sich aussprachen über eine Regierung, die „genug Blut vergossen habe, um einen Dreidecker flott zu halten", und allen Gesetzen der „Civilisation und Menschenrechte" Hohn spräche.

      Ein junger, erst seit Kurzem mit einer Mendozanerin verheirateter Engländer, Namens Ellington, dessen Vater durch eine der Maßregeln des Dictators fast sein ganzes Vermögen eingebüßt, eiferte besonders gegen diese Zustünde und trotzte /79/ dabei auf die Kriegsfahrzeuge seiner Landsleute, unter deren Schutz er sein Leben wähnte. Vergebens bat ihn selbst sein Vater, bat ihn sein junges Weib, seine Zunge zu wahren; offen schon hatte er sich gegen oft nur zweideutige Freunde ausgesprochen, daß gerade vom Westen aus die Bevölkerung nach der Seeküste vorpressen müsse, um einem Zustand der Willkür ein Ende zu machen, der unerträglich würde; ja er verbarg mehrere flüchtige Unitarios in seinem Hause und weigerte sich, der argentinischen Polizei den Zutritt zu gestatten, bis er Mittel gefunden die Verfolgten zu retten.

      Allerdings

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