IM ANFANG WAR DER TOD. Eberhard Weidner

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IM ANFANG WAR DER TOD - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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beschloss, dass es vermutlich das Beste war, wenn sie so schnell wie möglich von hier verschwand, solange sie das noch ungehindert tun konnte. Nicht dass die Mordermittler es sich irgendwann doch noch anders überlegten.

      »Wenn ihr mir ohnehin nichts über die Ermittlungen erzählen wollt, was ich sogar nachvollziehen kann, dann kann ich ja genauso gut wieder gehen. Nicht dass ich hier noch irgendwelche Fingerabdrücke oder Körperspuren hinterlasse, die du in deiner Verblendung dann gegen mich verwendest, Krieger.«

      Englmair nickte und schien erleichtert zu sein. Zweifellos hielt auch er es für das Beste, Anja und Krieger wie zwei Kämpfer in einem Boxring voneinander zu trennen.

      »Aber halte dich bloß zu unserer Verfügung«, wandte Krieger ein. »Nur für den Fall, dass wir noch Fragen an dich haben oder dich verhaften müssen.«

      »Das heißt dann wohl im Klartext, dass ich die Stadt nicht verlassen darf, Sheriff.«

      »Du solltest das ernst nehmen«, ermahnte Englmair sie. »Auch wenn ich persönlich nicht glaube, dass du den Pfarrer umgebracht hast, hat Toni immerhin insofern recht, dass manche Leute schon für weit weniger verhaftet und verurteilt wurden.«

      Wenn du wüsstest, wie ernst ich das alles nehme, dachte Anja, sagte jedoch nichts dergleichen, sondern nickte nur.

      »Kann ich jetzt gehen?«

      Erneut erteilte ihr Englmair mit einem Nicken sein Einverständnis.

      Krieger zeigte mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger zuerst auf seine Augen und dann auf Anja, was vermutlich bedeuten sollte, dass er sie im Auge behalten wollte.

      Du kannst mich mal, Krieger!, dachte Anja, behielt den Gedanken allerdings klugerweise für sich, auch wenn es ihr schwerfiel. Es brachte jedoch nichts, wenn sie ihn weiter reizte und er sie in seiner Wut doch noch verhaftete.

      Also wandte sie sich wortlos ab und ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Den Leichnam würdigte sie keines Blickes, als sie ihn passierte. Schließlich kannte sie den Anblick bereits aus ihrem vermeintlichen Traum. Und was sie darin gesehen hatte, hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt.

      Das Geräusch ihrer Stiefelsohlen auf den Fliesen hallte von den Wänden wider, als sie durch den Mittelgang in Richtung Ausgang marschierte. Sie konnte förmlich spüren, dass die beiden Mordermittler ihren Weggang mit Blicken verfolgten, sah sich allerdings kein einziges Mal um. Als sie endlich durch die Eingangstür trat und die Kirche verließ, atmete sie erleichtert auf.

      KAPITEL 5

      I

      Anja war mit ihrem Wagen gerade einmal ein paar hundert Meter weit gefahren, als ihr so übel wurde, dass sie sofort am Straßenrand anhalten und hastig aussteigen musste. Sie schaffte es gerade noch, um die Motorhaube ihres MINI herum und auf den Bürgersteig zu kommen, bevor sie sich übergeben musste.

      Bereits nach wenigen Augenblicken richtete sie sich schwer atmend wieder auf und wischte sich mit einem Papiertaschentuch den Mund ab. Sie blinzelte die Tränen aus den Augen und sah sich um. Zum Glück war es noch immer dunkel und niemand unterwegs.

      Sie entfernte sich ein paar Schritte von dem Erbrochenen, stieg aber nicht gleich wieder in den Wagen. Stattdessen genoss sie die frische Luft und atmete tief durch, obwohl der schlechte Geschmack in ihrem Mund sie anwiderte.

      Nicht nur ihre Hände zitterten; sie schlotterte am ganzen Körper, als wäre ihr kalt. Dabei war ihr heiß, und sie schwitzte am ganzen Körper. Es fühlte sich an, als stünde sie unter Schock. Ihr war zwar noch immer ein bisschen schlecht, aber wenigstens hatte sie nicht mehr das Gefühl, sie müsste sich übergeben. Dafür hatte sie wieder großen Durst.

      Anja war überzeugt, dass die Symptome nicht vom schrecklichen Anblick des Leichnams herrührten, sondern von der Angst kamen, die ihr noch immer wie ein eisiger Klumpen im Magen lag. Dabei wusste sie nicht einmal, wovor sie mehr Angst hatte. Davor, dass sie verhaftet wurde und möglicherweise für einen Mord zur Rechenschaft gezogen wurde, den sie nicht begangen, sondern nur geträumt hatte. Oder davor, dass sie den Geistlichen tatsächlich ermordet hatte, sich wegen des Genusses einer ganzen Flasche Wodka aber nicht mehr daran erinnern konnte. Im Grund wäre das eine wie das andere eine absolute Katastrophe. Sie glaubte jedoch, dass ihr die zweite Alternative mehr zu schaffen machen würde. Sie hatte nämlich keine Ahnung, wie sie mit einer derartigen Schuld weiterleben sollte.

      Sie lehnte sich mit dem Rücken an ihren Wagen und dachte darüber nach, was sie jetzt unbedingt erledigen sollte und überhaupt tun konnte. Als Erstes musste sie natürlich nach Hause und überprüfen, ob das Tatmesser tatsächlich aus ihrer Wohnung stammte und die Kleidungsstücke, in denen sie aufgewacht war, möglicherweise Blutflecken aufwiesen. Falls ja, musste sie all diese Sachen so schnell wie möglich loswerden, bevor Krieger und Englmair doch noch auf den Gedanken kamen, ihr mit einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss in Händen und einer Horde Kollegen im Schlepptau einen Überraschungsbesuch abzustatten.

      Aber was dann?

      Das hing natürlich in erster Linie davon ab, was sie in ihrer Wohnung fand. Wenn, wie sie insgeheim bereits befürchtete, das Fleischmesser ihres Messerblocks tatsächlich fehlte und ihre Kleidung frische Blutflecken aufwies, dann konnte sie sich nicht mehr selbst belügen und leugnen, dass sie den Priester getötet hatte.

      Sollte sie sich in dem Fall nicht besser umgehend den Kollegen von der Mordkommission stellen?

      Niemals!

      Der Widerspruch ihrer inneren Stimme war so heftig, dass Anja regelrecht zusammenzuckte. Allerdings hatte sie recht. Sie würde sich auf keinen Fall stellen.

      Falls die Mordermittler ihre Fingerabdrücke, Haare oder DNA am Tatort fanden, würden sie ohnehin demnächst von selbst auf Anja zukommen und sie in Gewahrsam nehmen, um sie zu befragen. Sie würde aber den Teufel tun und den Kollegen gewiss nicht die Arbeit abnehmen. Diese Genugtuung würde sie Krieger ganz bestimmt nicht bereiten. Wenn er schon so versessen darauf war, ihr Handschellen anzulegen, dann musste er gefälligst auch selbst etwas dafür tun.

      Doch was sollte sie in dem Fall tun?

      Ich muss unbedingt herausfinden, warum ich Pfarrer Hartmann möglicherweise getötet habe.

      Anja nickte. Ein Grund mehr, dass sie auf freiem Fuß blieb und sich nicht stellte. Denn wenn sie erst einmal in Untersuchungshaft säße, wären ihr die Hände gebunden.

      Sie dachte über ein mögliches Motiv nach, konnte sich aber beim besten Willen keinen Grund vorstellen, weswegen sie den Priester hätte töten sollen. Schon gar nicht auf derart brutale Art und Weise, wie der Traum und der Anblick der Leiche es vermuten ließen.

      Dennoch musste sie einen Beweggrund gehabt haben, sofern sie den Geistlichen tatsächlich getötet hatte; worauf im Augenblick einiges hindeutete.

      Sie dachte erneut an ihren Albtraum. Wenn sie davon ausging, dass es sich dabei in Wahrheit um Erinnerungen handelte, die sie verdrängt oder im Alkohol ertränkt hatte, dann war Pfarrer Hartmann von der Messerattacke überrascht worden. Sie konnte sich noch schmerzlich genau an seinen verblüfften Gesichtsausdruck erinnern, als er das blutige Messer gesehen hatte. Außerdem war er weder zur Seite noch nach hinten ausgewichen und hatte auch keinerlei Abwehrbewegungen ausgeführt. Sie hatte den Eindruck, dass es davor ein Streitgespräch gegeben hatte. Allerdings wusste Anja nicht, worum es darin gegangen war. Ihr Traum und damit ihre unbewussten Erinnerungen

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