IM ANFANG WAR DER TOD. Eberhard Weidner

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IM ANFANG WAR DER TOD - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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so zu sehen, wie sie ihn damals gefunden hatte. Allerdings hatte er auf der Aufnahme die Augen offen, starrte mit panischem Blick in die Kamera und war noch am Leben. Und auf der Rückseite der Fotografie standen die sieben Worte, die Anja damals gesagt hatte, als sie ihren Vater erkannt hatte und noch davon ausgegangen war, er wäre am Leben.

      Du bist ja doch zu Hause, Papa.

      Das Foto machte Anja mehrere Dinge gleichzeitig bewusst.

      Erstens hatte der Apokalypse-Killer einen Komplizen gehabt, dessen Identität unbekannt und der weiterhin aktiv war.

      Zweitens hatte ihr Vater gar nicht Selbstmord verübt, wie sie und alle anderen die ganze Zeit über geglaubt hatten, sondern war ermordet worden. Und zwar von jemandem, der nun, nach all den Jahren zurückgekehrt war, um mit Johannes’ Hilfe seine perfiden Pläne mit Anja in die Tat umzusetzen und sie in den Selbstmord zu treiben. Wieso er das tat, wusste sie allerdings noch immer nicht.

      Und drittens und letztens wurde Anja beim Anblick der schrecklichen Polaroidaufnahme mit Entsetzen klar, dass der Mörder damals noch im Haus gewesen war und ihre Worte gehört hatte. Noch immer erschauderte sie, wenn sie nur daran dachte.

      Nach der Entdeckung des Umschlags mit dem Foto am Grab ihres Vaters hatte Anja in den darauffolgenden Tagen und Wochen darauf gewartet, dass sich sein und Fabians Mörder erneut bei ihr meldete. Sie war während dieser Zeit extrem nervös und schreckhaft gewesen, hatte immer wieder über die Schulter geblickt und sich umgesehen, ob ihr jemand folgte, sie heimlich beobachtete oder sich einfach nur auffällig verhielt. Doch nie war ihr etwas aufgefallen. Deshalb hatte sie sich allmählich wieder entspannt und war zu der Ansicht gelangt, dass der Unbekannte wieder aus ihrem Leben verschwunden war, nachdem sein Plan nicht aufgegangen war.

      Doch Englmairs Frage, ob sie eine Ahnung hätte, wer ihr einen Mord anhängen wollte, hatte dazu geführt, dass Anja jetzt zwangsläufig wieder an den geheimnisvollen Unbekannten denken musste.

      Es sähe ihm ähnlich, erneut seine Spielchen mit ihr treiben zu wollen, indem er ihr einen Mord in die Schuhe schob, den sie nicht begangen hatte.

      Allerdings sprachen sämtliche Beweise in diesem Fall eine andere Sprache und ließen nur eine einzige vernünftige Schlussfolgerung zu: Sie hatte Pfarrer Hartmann tatsächlich ermordet!

      IV

      Sie schreckte aus ihren Überlegungen, als ihr Handy den Eingang einer Mitteilung signalisierte. Sie nahm es vom Schreibtisch, wo sie es abgelegt hatte, und sah, dass Konstantin ihr eine WhatsApp-Nachricht geschickt hatte.

      Der Gedanke an ihn lenkte sie für den Moment von ihren düsteren Überlegungen ab und ließ sie unwillkürlich lächeln. Allerdings nur, bis sie die Nachricht gelesen hatte, denn Konstantin teilte ihr darin mit, dass er die Nachtschicht eines kurzfristig erkrankten Kollegen übernehmen müsse und sich deshalb heute Abend nicht wie geplant mit ihr treffen könne.

      Anja verzog enttäuscht das Gesicht.

      Schade, schrieb sie zurück. Dann sehen wir uns hoffentlich morgen Abend. Sie fügte ein weinendes Smiley hinzu und schickte die Nachricht ab.

      Sie hatte sich auf den Abend und die Nacht mit Konstantin gefreut und war traurig, dass nun doch nichts daraus wurde. Das Zusammensein mit ihm hätte sie bestimmt auf andere Gedanken gebracht und verhindert, dass sie ständig über den Mord und ihr Motiv nachgrübelte. Andererseits war es vielleicht auch ganz gut, wenn sie sich heute nicht sahen, denn eigentlich war sie nicht in Stimmung für Gesellschaft. Er hätte ihr bestimmt sofort angemerkt, dass etwas sie beschäftigte und belastete, und wissen wollen, worum es ging. Sie wollte und durfte ihm jedoch niemals erzählen, was sie Furchtbares getan hatte. Ihm nicht und auch sonst niemandem.

      KAPITEL 7

      I

      Anja war froh, als es endlich Mittag war. Sie hatte zuletzt zwar wieder versucht, sich auf ihre eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren, dabei allerdings nicht viel erreicht.

      Sie beschloss spontan, in der Mittagspause nach Hause zu fahren, um sicherheitshalber noch einmal gründlich die Wohnung zu durchsuchen. Sie befürchtete, dass die Lederhandschuhe, die sie letzte Nacht benutzt hatte, doch noch irgendwo herumlagen und bei einer Durchsuchung gefunden wurden. Wie der Kapuzenpulli und die Laufschuhe könnten sie ebenfalls Blutspuren aufweisen und ihr damit trotz allem, was sie bislang unternommen hatte, um ihre Spuren zu verwischen, das Genick brechen.

      Allerdings fuhr sie nicht direkt nach Hause, sondern bei einem nahen Sportfachgeschäft vorbei, um sich Ersatz für ihre Schuhe und den Pulli zu besorgen, die sie entsorgt hatte. Anschließend machte sie noch einen kleinen Abstecher in eine Bäckerei, die auf dem Weg lag, und kaufte eine Breze und eine Nussschnecke. Sie hatte Heißhunger auf etwas Süßes. Vielleicht lieferte der Zucker den notwendigen Treibstoff für ihre grauen Zellen und sorgte dafür, dass sie nichts übersah oder vergaß.

      Zu Hause machte sie zunächst Kaffee. Während die Maschine lief, suchte sie noch einmal in der ganzen Wohnung nach den Handschuhen. Sie sah in der Wäsche und unter der Couch nach und fuhr sogar mit der Hand in die Ritzen, obwohl es sie davor ekelte. Doch alles, was sie dabei zum Vorschein brachte, waren Staub, Dreck, Fussel, Haare und Krümel. Schließlich gab sie ihre ergebnislosen Bemühungen auf, wusch sich die Hände und setzte sich an den Küchentisch. Während sie zwei Becher Kaffee trank und dazu die Breze und die Nussschnecke aß, dachte sie angestrengt über alles nach, was sie seit ihrem Aufwachen aus dem Albtraum erlebt hatte. Doch noch immer machte das alles für sie nicht mehr Sinn als zuvor. Und vor allem die entscheidende Frage, warum sie Pfarrer Hartmann umgebracht hatte, war durch Nachdenken allein nicht zu lösen und blieb damit weiterhin offen.

      Nachdem sie das schmutzige Geschirr und Besteck in die Spülmaschine geräumt hatte, klappte sie ihren Laptop auf, um ihre privaten E-Mails zu checken. Konstantin und sie kommunizierten vorwiegend über WhatsApp, doch manchmal, vor allem, wenn sie sich mehrere Tage nicht sahen, schickten sie sich auch E-Mails, die es ihnen erlaubten, längere Nachrichten zu verfassen.

      Es dauerte ewig, bis das betagte Gerät endlich hochgefahren war. Doch für Anjas Zwecke – E-Mails verschicken und empfangen, ab und zu im Internet surfen und gelegentlich einen Brief schreiben – war der Laptop mehr als ausreichend. Sobald der Computer bereit war, startete sie den Browser und ging auf die Seite ihres E-Mail-Dienstes. Anschließend gab sie ihre E-Mail-Adresse und ihr Passwort ein. Es war lang und daher vermutlich relativ sicher; dafür änderte sie es nie, weil sie sich kein neues merken wollte.

      Sie hatte seit gestern fünf E-Mails bekommen. Allerdings sah sie auf den ersten Blick, dass keine von Konstantin darunter war.

      »Schade«, sagte sie und seufzte leise.

      Vier der Nachrichten wurden automatisch als Junkmails aussortiert und in den Junkordner verschoben. Wahrscheinlich ging es darin um Potenzmittel oder Kredite.

      Danach war nur noch eine E-Mail übrig. Der Absender sagte Anja allerdings nichts, denn es handelte sich dabei nicht um einen Namen, sondern um eine scheinbar willkürliche Abfolge von Zeichen, die keinen Sinn ergaben. Sie vermutete, dass es sich um eine weitere Spammail handelte, die das Programm übersehen hatte. Allerdings löschte sie die Nachricht nicht umgehend, sondern öffnete sie, um sicherzugehen, dass es nicht doch etwas Wichtiges war.

      Die Mail war kurz. Sie enthielt lediglich einen knappen fett und kursiv gedruckten Text in der Mitte der Seite, der aus vier Worten bestand:

      In principio erat Mors …

      Nicht

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