IM ANFANG WAR DER TOD. Eberhard Weidner

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IM ANFANG WAR DER TOD - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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vorangehen. Macht ihr Fortschritte?«

      »Momentan treten wir auf der Stelle.«

      »Verdächtige?«

      Der Mordermittler schüttelte den Kopf und seufzte. »Schön wär’s. Aber alle Personen aus dem privaten und beruflichen Umfeld des Pfarrers, die dafür infrage kommen, haben ein Alibi. Außerdem tappen wir noch vollkommen im Dunkeln, was das Motiv betrifft. Deshalb bist du im Augenblick aufgrund der Indizien am Tatort die Einzige, die als Tatverdächtige in Frage kommt. Einzig der Umstand, dass wir weder Fingerabdrücke noch sonstige Körperspuren von dir am Tatort fanden, und die Tatsache, dass du eine Kollegin bist, hat dich bislang davor bewahrt, zur dringend Tatverdächtigen befördert zu werden.«

      »Wahrscheinlich habe ich es dir zu verdanken, dass Krieger mir noch nicht meine Rechte vorgelesen hat.«

      »Noch kann ich ihn bremsen«, sagte Englmair. »Aber je länger wir bei den Ermittlungen auf der Stelle treten und keinen anderen Tatverdächtigen finden, desto eher wird er sich ganz allein auf dich konzentrieren. Und du weißt, was das bedeutet.«

      Anja nickte, sagte jedoch nichts. Der eisige Klumpen aus purer Angst in ihren Eingeweiden schien im Rhythmus ihres beschleunigten Herzschlags zu pulsieren.

      »Vorläufige Festnahme … förmliche Vernehmung … Wohnungsdurchsuchung …«, zählte er an den Fingern auf, womit Anja in dem Fall zu rechnen hatte.

      Dazu darf es auf keinen Fall kommen!

      Aber wie sollte sie es verhindern? Schließlich war sie so schuldig, wie die Nacht dunkel war! Und deshalb war es auch so schwer, einen weiteren Tatverdächtigen zu finden. Früher oder später würden das auch die beiden Kollegen von der Mordkommission erkennen und sie festnehmen. Aber wenigstens musste sie sich nicht mehr vor einer Durchsuchung fürchten, da sie sämtliche Beweise aus ihrer Wohnung entfernt hatte. Sorgen machten ihr allenfalls der Absender der E-Mails, der jetzt im Besitz dieser Beweise war, und die Frage, was er damit eigentlich vorhatte.

      In diesem Moment erinnerte sich Anja wieder daran, was sie Englmair eigentlich hatte fragen wollen. »Übrigens, wer hat Pfarrer Hartmanns Leiche gefunden?«

      »Das waren zwei Streifenbeamte, die in der Kirche nach dem Rechten sahen, nachdem jemand bei der Polizei angerufen und gesagt hatte, er hätte Schreie aus der Kirche gehört und dann wäre jemand herausgekommen und weggerannt.«

      »Hat der Anrufer den Täter gesehen?«, fragte Anja mit heftig klopfendem Herzen.

      Doch Englmair schüttelte den Kopf. »Nein. Er hörte nur die Schritte.«

      »Und wer war dieser Anrufer?«

      »Das wissen wir nicht. Er nannte seinen Namen nicht und legte auf, sobald er seine Meldung erstattet hatte.«

      »War die Kirchentür offen?«

      Der Mordermittler antwortete mit einem Nicken.

      Anja überlegte. »Ich nehme an, der Pfarrer hatte jemanden, der ihm den Haushalt geführt hat. Zumindest war das früher so.«

      »Ja, er hatte eine Haushälterin. Sie war natürlich zutiefst erschüttert, als sie von dem Mord erfuhr.«

      »Und konnte sie euch etwas darüber sagen, mit wem sich der Pfarrer in der Kirche getroffen hat?«

      »Nein. Der Pfarrer sagte ihr am Abend nur, dass er noch einen Termin habe. Da es aber nicht ungewöhnlich war, dass er so spät noch Besucher in der Kirche empfing, machte sie sich keine Gedanken darüber und ging früh ins Bett.«

      »Aber wenn sie allein im Pfarrhaus war, dann hat sie kein Alibi.«

      Englmair schnaubte. »Die Frau ist Ende fünfzig, außerdem geradezu winzig und schmächtig. Sie wäre nie im Leben dazu fähig gewesen, den Pfarrer dermaßen zuzurichten.«

      »Vielleicht hat sie ihn überrumpelt. Er rechnete bestimmt nicht damit, dass seine liebe kleine Haushälterin ihn abstechen könnte.« Anja wusste selbst, wie weit hergeholt das war. Außerdem fühlte sie sich mies, weil sie den Verdacht gegen eine unschuldige Frau schürte, die ihres Wissens nichts getan hatte, womit sie das verdient hätte. Doch sie wollte einfach nur Zweifel sähen und deutlich machen, dass es auch andere Verdächtige gab, wenn man nur nach ihnen suchte, um damit von ihrer eigenen Schuld abzulenken.

      Aber der Mordermittler sprang nicht darauf an. »Laut vorläufigem Bericht des Rechtsmediziners traf die Messerklinge als Erstes die linke Schulter des Opfers und drang dabei nicht einmal sehr tief ein. Der Geistliche wurde durch diese oberflächliche Verletzung kaum beeinträchtigt und hätte sich einem Angreifer, dem er körperlich überlegen war, leicht erwehren können. Vor allem, weil die Haushälterin mindestens einen ganzen Kopf kleiner als er und wesentlich leichter war. Außerdem wurden die beiden weiteren Stiche nach Aussage des Pathologen mit einer Kraft ausgeführt, die eine Frau ihrer Statur und ihres Alters definitiv nicht besitzt.«

      »Was ist mit …« Anja zuckte mit den Achseln. »… dem Mesner? Hat der ein überzeugendes Alibi?«

      »Hat er. Er saß mit seiner Frau vor dem Fernseher. Außerdem hatte er absolut keinen Grund, den Pfarrer zu töten.«

      »Wie heißt der Mann?«

      »Das geht dich nichts an!«, sagte Englmair und sah Anja streng an. »Du bist zwar eine geschätzte Kollegin, und ich traue dir, wie ich schon mehrmals sagte, nicht zu, jemandem kaltblütig die Kehle durchzuschneiden, vor allem keinem katholischen Priester. Dennoch stehst du, machen wir uns nichts vor, vor allem aufgrund der Indizienlage am Tatort und des Umstands, dass du den Pfarrer kanntest, als du ein Kind warst, unter Tatverdacht. Also halte dich gefälligst aus unseren Ermittlungen heraus und von allen Personen fern, die wir befragen müssen. Wenn Toni Wind davon bekommt, dass unsere einzige Verdächtige die Nase in unseren Mordfall steckt und möglicherweise mit Zeugen spricht, beantragt er umgehend einen Haftbefehl wegen Verdunkelungsgefahr. Und allein auf Grundlage der Beweise und des Fehlens anderer Verdächtiger dürfte es ihm momentan vermutlich nicht einmal besonders schwerfallen, diesen auch zu bekommen. Hast du verstanden?«

      Anja nickte. »Verstanden.«

      »Wenn du etwas über die Ermittlungen wissen willst, dann kannst du mich anrufen. Aber komm bloß nicht auf den Gedanken, selbst zu ermitteln.« Englmair sah auf seine Armbanduhr. »Aber jetzt muss ich zurück, sonst wird Toni noch misstrauisch, fragt sich, wo ich so lange bleibe, und kommt nachsehen.«

      Anja bedankte sich bei ihm. Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, warfen sie ihre vollen Pappbecher in den Müll und gingen in verschiedenen Richtungen davon.

      IX

      Als sie in ihr Büro zurückkehrte, war Braun nicht mehr da. Während Anja Platz nahm, fragte sie sich unwillkürlich, ob er vielleicht einen interessierten Blick in die beiden Aktenordner geworfen hatte, die noch immer auf ihrem Schreibtisch lagen. Sie glaubte es allerdings nicht, denn bislang hatte sie nicht den Eindruck gewonnen, dass er besonders neugierig wäre. Im Gegenteil. Wenn es um die Privatangelegenheiten seiner Mitmenschen ging, zeigte er sich eher desinteressiert.

      Immerhin konnte sie jetzt in aller Ruhe telefonieren und die Namen überprüfen, die sie sich beim Studium der beiden Akten notiert hatte.

      Sie hob den Hörer ihres Bürotelefons ans Ohr und wählte die Nummer von Angelina Kreuzer, einer Bekannten aus der Abteilung Personal des Polizeipräsidiums. Nach der Begrüßung

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