Wilhelmine von Bayreuth: Erinnerungen der Prinzessin Wilhelmine von Preußen. Wilhelmine von Bayreuth

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Wilhelmine von Bayreuth: Erinnerungen der Prinzessin Wilhelmine von Preußen - Wilhelmine von Bayreuth gelbe Buchreihe

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König entwarf, konnte man ersehen, dass er leicht erregbar war und dass zu seinen Hauptfehlern sein starker Hang zum Gelde gehörte. Grumbkow wollte diese Schwäche ausnützen. Er teilte seinen Plan dem Staatsminister von Kamecke mit. Aber dieser ehrenwerte Mann ließ die Königin warnen. Sie liebte das Spiel und hatte beträchtliche Summen dabei verloren, weshalb sie heimlich ein Kapital von 30.000 Talern geliehen hatte. Vom König war sie kürzlich mit einem Paar durchbrochener Diamant-Ohrgehänge von großem Werte beschenkt worden. Sie trug sie nur selten, da sie dieselben mehrmals verloren hatte. Grumbkow, der überall seine Spione besaß, wusste bald von dem schlechten Stand ihrer finanziellen Angelegenheiten, und in der Vermutung, dass sie diese Ohrgehänge verpfändet hätte, um das Kapital, von dem ich sprach, zu erhalten, beschloss er, es dem König zu hinterbringen, wohl wissend, dass ihm dies höchst empfindlich sein würde. Die Königin verfehlte nicht, den König zu warnen und ihm ihre – Beschuldigungen, die man gegen sie zu erheben suchte. Über Grumbkows hässliche Schliche empört, beschwor sie den König, ihr Genugtuung zu verschaffen. Und auf seine Antwort, man könne niemand ohne hinreichenden Beweis bestrafen, beging sie die Unvorsichtigkeit, ihm einzugestehen, dass Herr von Kamecke es gewesen sei, der sie hatte warnen lassen. Der König ließ ihn alsbald rufen. Die freundliche Aufnahme, die er bei ihm fand, ermutigte ihn, bei den Aussagen, die er der Königin erstattet hatte, zu beharren. Er fügte ihnen sogar einige für Grumbkow sehr gravierende Einzelheiten hinzu. Da er jedoch nur durch seine Gespräche, die er ohne Zeugen mit ihm geführt, Kenntnis von seinen Plänen erlangt hatte, so gab die Ableugnung des andern den Ausschlag, und Kamecke wurde nach Spandau geschickt.

       Diese Festung, die nur vier Meilen von Berlin entfernt liegt, füllte sich bald darauf mit vornehmen Gefangenen. Ein schlesischer Edelmann, namens Troski, war soeben verhaftet worden. Während der Belagerung von Stralsund war er als Spion im schwedischen Lager tätig gewesen. Obwohl er dem König Dienste erwiesen hatte, konnte dieser Fürst ihn nicht leiden und hegte gegen ihn ein heimliches Misstrauen. Er stand im Verdacht, in Berlin dieselbe Rolle zu spielen, die er im schwedischen Lager vertreten hatte. Seine Papiere, die beschlagnahmt wurden, bestätigten dies einigermaßen. Troski war ein höchst geistreicher Mann, der sehr hübsch zu schreiben verstand; diese beiden Talente ersetzten ihm die äußeren Gaben. In seiner Kassette fanden sich alle Liebesanekdoten des Hofes vor, über die er eine sehr beißende Satire verfasst hatte, und eine Menge Briefe mehrerer Damen Berlins, in denen des Königs nicht geschont wurde. Die der Frau von Blaspiel zeugten besonders stark gegen ihn, sie nannte ihn darin einen Tyrannen und abscheulichen „Skriblifax“. Grumbkow, der zur Durchsicht dieser Papiere berufen wurde, ergriff diese Gelegenheit, um die Dame zu stürzen. Er hatte ihr zum Teil seine Pläne anvertraut, in der Hoffnung, sie auf seine Seite zu bringen und das Testament des Königs durch sie zu erlangen. Frau von Blaspiel, die seine Absichten durchschaut hatte, hielt ihn mit falschen Versprechungen hin und wusste ihm seine Geheimnisse zu entlocken. Da ihr die genügenden Beweise fehlten und Kameckes Unglück frisch in aller Gedächtnis stand, wagte sie sich mit ihren Enthüllungen nicht an den König heran, bevor ihr keine unwiderlegbaren Beweise zu Gebote standen. Grumbkow gab indes ihre Briefe an Troski dem König zu lesen und brachte ihn stark gegen sie auf. Der Fürst ließ sie holen, sagte ihr sehr harte Dinge ins Gesicht und zeigte ihr dann jene fatalen Briefe. Sie ließ sich nicht verblüffen – [Textstelle fehlt im Original] von ihrer Hand, und dass ihr Inhalt echt sei; sie nahm diese Gelegenheit wahr, ihm alle seine Fehler vorzuwerfen, und fügte hinzu, dass sie ihm, allem was sie gegen ihn geschrieben habe zum Trotz, treuer ergeben sei als alle andern; wäre sie doch die einzige, die es wage, offen und aufrichtig mit ihm zu sprechen. Ihre von Geist und Energie getragenen Worte machten Eindruck auf den König. Er blieb eine Weile nachdenklich: „Ich verzeihe Ihnen“, sagte er dann, „und bin Ihnen verbunden, denn Sie haben mich überzeugt, dass Sie meine wahrhafte Freundin sind, indem Sie mir die Wahrheit sagten; vergessen wir beide, was vergangen ist, und seien wir Freunde.“ Dann reichte er ihr die Hand und führte sie zur Königin. „Hier“, sagte er, „ist eine gerade Natur, vor der ich die größte Achtung habe.“ Frau von Blaspiel jedoch fühlte sich nicht beruhigt. Sie kannte alle Einzelheiten des schrecklichen Komplotts, das der Fürst von Anhalt und Grumbkow gegen den König und meinen Bruder im Schilde führten. Sie sah es zur Reife gelangen und wusste nicht, welchen Entschluss sie fassen sollte; zu schweigen schien ihr ebenso gefährlich wie zu reden. Aber es ist an der Zelt, dies furchtbare Geheimnis zu enthüllen. Die Pläne der beiden Spießgesellen gingen dahin, den Markgrafen von Schwedt auf den Thron zu setzen und die ganze Regierung an sich zu reißen.

       Die Gesundheit des Königs sowie die des Kronprinzen befestigte sich von Tag zu Tag, und dadurch wurden die angenehmen Aussichten, die sich die Ränkeschmiede von dem baldigen Ableben beider versprachen, in die Ferne gerückt. Sie beschlossen, nun selbst einzugreifen. Es war eine gewagte Sache, sie setzten ihr Leben dabei ein; und sie warteten nur auf eine günstige Gelegenheit, um ihren teuflischen Plan auszuführen. Sie bot sich ihnen wie nach Wunsch. Es hielt sich seit einiger Zeit eine Seiltänzertruppe in Berlin auf, welche deutsche Komödien in einem recht hübschen, am Neuen Markte errichteten Theater aufführte. Der König fand viel Vergnügen daran und besuchte es ständig. Diesen Schauplatz wählten sie für ihre scheußliche Tragödie. Es galt, meinen Bruder dorthin zu ziehen, um zwei Opfer ihrer niederträchtigen Herrschsucht preiszugeben. Um jeden Verdacht von ihnen abzulenken, sollten gleichzeitig das Theater wie das Schloss in Brand gesteckt und mein Vater und mein Bruder während der unvermeidlichen Verwirrung, welche die Feuersbrunst hervorrufen würde, erdrosselt werden; denn das Haus, in dem gespielt wurde, war aus Holz, nur mit sehr engen Ausgängen versehen und stets so überfüllt, dass man sich nicht rühren konnte, was ihr Vorhaben begünstigte. Ihre Partei war so stark, dass sie sich der Regierung in Abwesenheit des Markgrafen von Schwedt, der noch in Italien war, sicherlich bemächtigen würden; denn die Armee stand dem Fürsten von Anhalt als oberstem Befehlshaber zu Gebote, und er war bei ihr sehr beliebt.

      Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Manteuffel, dem vor der furchtbaren Verschwörung graute, sie der Frau von Blaspiel enthüllte und ihr den Tag nannte, an dem sie ausbrechen sollte. Ich erinnere mich sehr wohl – Grumbkow drang in ihn, er möge doch meinen Bruder mit in die Komödie nehmen, unter dem Vorwand, dass man ihn aufheitern und durch Vergnügungen zerstreuen müsse. Es war am Mittwoch. Am darauffolgenden Freitag sollte der Plan zur Ausführung gelangen. Der König hatte ihre Einwendungen begründet gefunden und seine Einwilligung gegeben. Frau von Blaspiel, die zugegen war und von ihrem Vorhaben wusste, erbebte. Da sie nicht länger schweigen konnte, suchte sie der Königin Angst zu machen, ohne ihr doch zu sagen worum es sich handelte, und riet ihr, um jeden Preis zu verhindern, dass mein Bruder dem König folge. Die Königin, welche die Furchtsamkeit meines Bruders kannte, flößte ihm solche Angst vor dem Schauspiel ein und brachte ihn so weit, dass er vor Schrecken weinte, wenn man nur davon sprach.

       Als der Freitag gekommen war, befahl mir die Königin, nachdem sie mich mit Zärtlichkeiten überschüttet hatte, den König zu unterhalten, damit er die Stunde, die für die Komödie angesetzt war, vergesse, sie fügte hinzu, dass, wenn es mir nicht gelänge und der König meinen Bruder mit sich nehmen wolle, ich schreien und weinen und ihn womöglich zurückhalten müsste. Um den Eindruck zu erhöhen, sagte sie mir, dass mein Leben und das meines Bruders auf dem Spiele stehe. Ich hielt mich so brav, dass es halb sieben Uhr wurde, ohne dass es der König gewahrte, plötzlich besann er sich aber, stand auf und ging schon, seinen Sohn an der Hand führend, auf die Türe zu, als dieser sich zu sträuben und schrecklich zu schreien anfing. Der König, sehr verwundert, suchte ihn erst in Güte zu bereden, da es aber nichts half und das arme Kind ihm nicht folgen wollte, wollte er es schlagen. Die Königin widersetzte sich, allein der König hob ihn in seine Arme und wollte ihn mit Gewalt davontragen. Ich aber warf mich ihm nun zu Füßen und umschlang sie unter tausend Tränen. Die Königin stellte sich vor die Türe und beschwor ihn, heute im Schloss zu bleiben. Der König, über dies seltsame Gebaren sehr erstaunt, wollte die Ursache desselben wissen. Die Königin wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Aber der von Natur aus argwöhnische König schloss, dass irgendeine Verschwörung gegen ihn im Werke sei. Troskis Prozess war noch nicht beendet; er dachte, dass diese Angelegenheit die Besorgnis der Königin hervorriefe. Da er also heftig in sie drang, ihm alles zu sagen, begnügte sie sich, ihm zu erwidern, dass sein Leben wie das meines Bruders gefährdet sei, ließ jedoch Frau von Blaspiel unerwähnt. Als diese Dame sich

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