Star-Liner. Michael Schenk

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Star-Liner - Michael Schenk Sky-Navy

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William und die anderen erhoben sich und begaben sich zu den Aufzügen oder Treppenhäusern, um das unterste Deck der Star-Liner aufzusuchen, wo die Bodenschleusen lagen.

      Ein halbes Dutzend Tour-Guides erwartete sie, jeweils in den angekündigten Farben gekleidet. Zu Joanas Überraschung gehörten Kreuzfahrtdirektorin Catherine DeVille und das Team von Galactic News zu ihrer Tour.

      Beide Gruppen waren mit rund hundertzwanzig Personen etwa gleich stark. Die übrigen Passagiere schienen lieber an Bord bleiben zu wollen.

      Jedes Mitglied einer Gruppe bekam ein entsprechend farbiges Plastikband ums Handgelenk, in das ein winziger Peilsender mit geringer Reichweite eingebaut war.

      „Wir wollen ja nicht, dass sich jemand verläuft und verloren geht“, erklärte DeVille.

      Die Außenschotts öffneten sich und ein Schwall heißer Luft traf die Gruppen.

      „Keine Sorge“, meinte einer der Tour-Guides. „Der Rumpf ist schon weit genug abgekühlt. Das ist Vulkan. Die Durchschnittstemperatur beträgt tagsüber sechsunddreißig Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von zweiundsechzig Prozent.“

      „Vorhin wurde behauptet, wir benötigten keine Schutzanzüge“, sagte Denise. „Wieso Schutzanzüge?“

      „Auf Vulkan sind sie nicht erforderlich“, erklärte die DeVille geduldig. „Diese Welt wurde sehr früh besiedelt und damals machte man sich noch keine Gedanken um das Einschleppen fremder Pflanzen oder Tiere. Leider haben sich die marsianischen Fichten hier enorm ausgebreitet und die einheimischen Bäume in weiten Gebieten verdrängt. Nur ein Beispiel von vielen. Inzwischen gibt es entsprechende Direktiven des Direktorats. Auf anderen Welten achtet man nun sehr darauf, dass man keine invasiven Lebensformen einschleppt.“

      „Die Busse sind da!“

      Es waren moderne Schwebebusse, die jeweils zwanzig Personen fassten. Zwei Einheimische fuhren das Fahrzeug oder moderierten die Fahrt. Jedem Fahrzeug schien ein Paar zugeteilt zu sein. Während der Mann das Steuer übernahm, gab die Frau den Fahrgästen ein paar allgemeine Informationen über den Planeten und dessen menschliche Bewohner. Beide trugen identische Bekleidung. Weite Pluderhosen, Sandalen und an Stelle eines Oberteils eine reich bestickte Schärpe, die beim Mann von der rechten Schulter zur linken Hüfte führte und bei der Frau in umgekehrter Richtung.

      „Die sehen aus wie unsere Sky-Trooper“, flüsterte Denise spöttisch. Offensichtlich spielte sie auf den Umstand an, dass die Einheimischen keinerlei Haupthaar besaßen, wenn man vom Kinnbart des Mannes absah. Selbst die Wimpern und Brauen der Augen fehlten.

      „Nun, unsere Trooper sind nicht ganz so, äh, nackt“, wandte William ein. „Außerdem haben unsere Raumkavalleristen so kurze Haare, weil sich in den Kampfhelmen eine Menge Sensoren befinden.“

      Denise zuckte mit den Schultern, zog einen Champagner-Riegel aus der Umhängetasche und begann die Flüssigkeit genussvoll zu saugen.

      Als die Busse anfuhren, bildeten sie zwei Kolonnen und nahmen verschiedene Richtungen.

      William war neugierig. Er und Joana saßen direkt hinter dem Fahrerbereich und so beugte er sich vor und tippte dem Mann auf die Schulter. „Gehört die Stadt nicht zu den Sehenswürdigkeiten?“

      Der Fahrer schwieg, aber seine Begleiterin übernahm die Beantwortung. „Wir Vulkaner schätzen unsere Ruhe. Sehen Sie, der Tourismus ist für uns eine angenehme Einnahmequelle, doch wir wollen uns in unserem Leben so wenig wie möglich von außen stören lassen. Sie werden bei unserer Rückkehr zum Schiff aber einigen so genannten fliegenden Händlern begegnen, die Souvenirs und regionale Kunst anbieten.“

      „Hm, danke“, brummte William und sah Joana an. „Ich habe gelesen, dass so etwas gar nicht selten ist. Manche aufstrebende Kolonie versucht, ihre Sehenswürdigkeiten zu Geld zu machen, obwohl die Menschen eigentlich nichts mit Touristen zu tun haben wollen.“

      Catherine DeVille hatte die Bemerkung gehört und beugte sich zu den beiden. „Im Grunde ist das verständlich. Wir kennen einige traurige Fälle von der alten Erde, in denen der Tourismus seine hässliche Fratze zeigte. Städte wie Rom, Venedig, Berlin und andere litten unter Massentourismus. Das nahm gravierende Formen an, denn Spekulanten erwarben privaten Wohnraum und wandelten diesen in Ferienwohnungen für Urlauber um. Die eigentlich heimischen Bewohner mussten immer höhere Mieten zahlen und fanden immer weniger geeignete Wohnungen. In einer Stadt, sie hieß, glaube ich, Venedig, gab es nur wenige befestigte Straßen, da die Stadt auf unzähligen Pfählen ins Meer hinein gebaut worden war. So fuhren Schiffe der ‚nassen‘ Kreuzfahrt einfach direkt in die Stadt hinein und verursachten Wellen, welche die Fundamente immer mehr beschädigten.“ DeVille lächelte. „Heutzutage ist das anders. Da nehmen wir Rücksicht auf die Befindlichkeiten der planetaren Bewohner, verhindern das Einschleppen oder Mitnehmen invasiver Lebensformen und achten strikt auf den Erhalt der jeweiligen Umwelt.“

      „Und das zu vernünftigen Preisen“, fügte William hinzu.

      Catherine nickte. „Wir müssen allerdings hart kalkulieren. Kreuzfahrten werden wieder zu einem lohnenden Geschäft, dank des Hiromata-Nullzeit-Antriebs. Zu Zeiten des Cherkov-Überlicht-Antriebs wäre das undenkbar gewesen. Selbst mit dreißigfacher Lichtgeschwindigkeit liegen die Sterne einfach zu weit auseinander.“

      Die „Schwebefahrt“ führte durch eine urtümlich wirkende Landschaft. Rings um die Stadt gab es große Anbauflächen, doch der Rest des Planeten schien aus Wald, Wasserflächen und Bergen zu bestehen. Viele Pflanzen und Tiere erschienen den Passagieren bekannt und das nicht von ungefähr, denn die von Menschen mitgebrachten Lebensformen begannen die einheimischen zu dominieren. Eine verhängnisvolle Entwicklung, der man inzwischen bei Neubesiedlungen entgegenzuwirken suchte. Der Mensch sollte sich seine Welten nicht mehr untertan machen, sondern als ihr Bestandteil leben.

      Nach gut einer Stunde Fahrt tauchten am Horizont dunkle Wolken auf, die gelegentlich von einem rötlichen Schein erhellt wurden.

      „Verehrte Gäste, wir nähern uns nun allmählich dem Feuerring. Er besteht aus zwölf sehr dicht beieinander liegenden Vulkanen. Ursprünglich voneinander getrennt, gab es vor einigen 10.000 Jahren eine Supereruption, die letztlich dazu führte, dass die meisten Calderas, das sind die Krater, in sich zusammenfielen und zu einem gemeinsamen verschmolzen. Gleichzeitig hoben sich die einzelnen Vulkane an. Heute bilden sie den großen Krater, der aus zehn Magmaquellen gespeist wird, die alle gemeinsam nach Westen strömen. Dort ergießt sich die Magma dann über den niedrigsten Punkt des Kraterrandes. Sie werden feststellen, dass das ein unvergesslicher Anblick ist. Mehr will ich nicht verraten“, sagte die Einheimische. „Lassen Sie sich einfach überraschen.“

      Die Frau hatte nicht zu viel versprochen. Eine weitere Stunde später hielten die Busse der roten Gruppe auf der Kuppe eines großen Hügels, der über die Baumkronen des Waldes aufragte und freien Blick auf den Feuerring der Vulkane bot.

      Viele der Touristen blieben auf ihren Sitzplätzen, denn schon der Anblick durch die Panoramascheiben der Fahrzeuge war atemberaubend.

      Der zusammengewachsene Vulkankegel ragte rund viertausend Meter in die Höhe und dort, wo die Magma über den Rand floss, gab es einen Vorsprung, so dass die zähe und glühende Masse wenigstens zweitausend Meter im freien Fall zurücklegte, bevor sie auf die Schräge des Hangs traf und von dort in breitem Strom nach Westen floss. Einige hundert Meter vom Fuß des Vulkans entfernt schob sie sich in einen großen See, von dessen Ufer dichte Dampfschwaden aufstiegen.

      Joana und William stiegen mit den Tour-Guides und Catherine DeVille aus. Dann folgten immer mehr

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