Star-Liner. Michael Schenk

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Star-Liner - Michael Schenk Sky-Navy

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den ungehinderten Blick nach außen. Joana erkannte einen Teil des Mars und davor die Rümpfe mehrerer Schiffe. Shuttles und Fluggeräte mit Arbeitern bewegten sich um die Raumfahrzeuge. An einigen wurde gearbeitet. Vor allem die Säuberung der Rümpfe vom interstellaren Staub war eine zeitintensive Tätigkeit. Fracht und Versorgungsgüter wurden zwischen den Schiffen und dem Pylon bewegt. Auch hier waren Hunderte von Menschen zu beobachten, dazwischen einige der neuartigen Arbeitsroboter, die vollkommen mobil waren und ihre Aufgaben eigenständig wahrnahmen. Große Schläuche und dicke Kabel verbanden Pylon und Raumfahrzeuge, die am Liegeplatz durch den Star-Port versorgt wurden.

      Rechts von Joana lag die Star-Liner. Neben einem der Konkurrenten ankernd, wirkte das Kreuzfahrtschiff unscheinbar und klein. Im Vergleich zu dem Riesen würden seine rund dreihundert Passagiere eher wie eine intime Gemeinschaft wirken. Joana war das nur recht. Sie glaubte nicht, dass sie sich unter Tausenden von undisziplinierten Zivilisten wohlfühlen konnte.

      Gemächlich schlenderte sie auf die Star-Liner zu, wich automatisch einem hoch beladenen Lastentransporter aus und näherte sich der Zugangsschleuse des Schiffes, die man hier traditionell als Gangway bezeichnete.

      An der Gangway flimmerte ein Hologramm, welches die Passagiere willkommen hieß. Neben dem Aufgang standen zwei Besatzungsmitglieder in ihren schmucken Bordoveralls und eine rundliche Frau in der Offiziersuniform der Gesellschaft. Joana kannte sich nicht mit den verschiedenen Funktionsabzeichen der Privaten aus, doch die Frau lächelte sie mit geschäftsmäßiger Freundlichkeit an und stellte sich vor.

      „Catherine DeVille. Ich bin die Kreuzfahrtdirektorin an Bord und heiße Sie im Namen von Interstellar Travel Tours von Herzen willkommen. Darf ich um Ihren Namen und die Bordkarte bitten?“

      Joana nannte ihren Namen und reichte ihre Identitätskarte und den Bordausweis der Star-Liner weiter. Ein wenig angespannt musterte sie das Gesicht ihres Gegenübers, doch diese ließ nicht erkennen, ob sie Joana erkannte, die immerhin einige Male in den Medien aufgetaucht war. Andererseits war der indianische Name Redfeather selten genug. Es war höchst unwahrscheinlich, dass Catherine DeVille ihn nicht mit dem Oberkommandierenden der Streitkräfte in Verbindung brachte.

      „Verzeihung, Miss, aber Sie kommen mir bekannt vor.“

      Joana unterdrückte einen Seufzer und wandte sich dem Besitzer der männlichen Stimme zu, die hinter ihr erklungen war. Er war ein durchaus erfreulicher Anblick. Obwohl Joana, gemessen an der durchschnittlichen Größe des weiblichen Geschlechts, recht groß war, überragte der Mann sie fast um Haupteslänge. Der Körper war trainiert, aber nicht übertrieben muskulös, und das markante Gesicht wurde von tiefblauen Augen dominiert. Die langen Haare waren, entsprechend der jüngsten marsianischen Mode, im Nacken zu einem dicken Zopf geflochten, dessen Ende eine Schleife mit großem Schmuckstein zierte. Es sah nach einem Diamanten mit wenigstens dreißig Karat aus. Kein wertvoller Stein, denn Diamanten fand man in Massen in den Asteroidengürteln, aber er zeigte ein hübsches Funkeln.

      „Verzeihung, Lady, ich habe mich nicht vorgestellt … William Southron, ebenfalls Passagier auf der Star-Liner.“

      Das Lächeln wirkte echt und einnehmend, doch Joana blieb instinktiv vorsichtig. „Joana Redfeather, wie Sie sicherlich schon hörten. Leider ist der berühmte Hoch-Admiral der Navy nicht der Grund, warum ich gelegentlich in den Medien zu sehen bin. Ich werde gelegentlich für den einen oder anderen Werbe-Clip engagiert.“

      „Ah, daher …“ Sein Lachen wirkte ansteckend. „Es freut mich, diese Kreuzfahrt in so angenehmer Gesellschaft antreten zu können.“

      Joana hatte keine große Erfahrung im Umgang mit Männern. Zumindest nicht mit solchen, die nicht zum Militär gehörten. Dort gehörte es zum normalen Ton, höflich, jedoch durchaus direkt, auf den Punkt zu kommen, wenn es um körperliche Freizeitgestaltung ging. Bei William störte es sie jedoch, dass er sie so offensichtlich umgarnte.

      „Nun, Mister Southron, wir werden uns sicherlich gelegentlich begegnen“, gab sie ihm zu verstehen, dass er sich auf Distanz halten solle. „Misses DeVille?“

      Die Kreuzfahrtdirektorin hatte Joanas Bordkarte kurz in ihren tragbaren Mini-Comp eingeführt und reichte sie nun zurück. „Alles in Ordnung, Miss Redfeather. Die Kabinennummer ist eingespeist und die Karte gewährt Ihnen Zutritt zu allen Bereichen der Erste-Klasse-Passagiere. Möchten Sie Hilfe bei Ihrem Gepäck?“

      Noch bevor Joana antworten konnte, langte Southron schon nach ihren Taschen.

      Lächelnd, jedoch entschlossen, nahm sie ihm die Gepäckstücke wieder aus den Händen. „Besten Dank, Mister, aber ich komme hervorragend alleine klar.“

      „Äh, sicher, ich wollte mich nicht aufdrängen“, murmelte er errötend.

      Scheinbar war die DeVille durchaus über Joanas volle Identität informiert, denn sie richtete ihre folgenden Worte direkt an diese. „Man hat mich gebeten, Sie darüber zu informieren, dass bei unserem ersten Halt ein Team der Galactic News an Bord kommt.“

      „Galactic News?“, sinnierte Joana. „Diese ‚Geben Sie uns fünf Minuten und wir geben Ihnen die Galaxis‘-Leute?“

      „Eben die“, bestätigte DeVille. „Allerdings ohne diesen aufdringlichen Zoineman. Das Team soll wohl im Auftrag unserer Gesellschaft I.T.T. einen Werbe-Clip über unsere Star-Liner drehen. Wir werden darauf achten, dass unsere Passagiere durch die Dreharbeiten nicht gestört werden. Sie werden drei unvergleichliche Wochen erleben, Miss Redfeather.“

      „Dessen bin ich mir sicher, Misses DeVille“, versicherte Joana und ging nun die Gangway mit ihren Taschen entlang, um das Schiff zu betreten.

      Southron schien ihr sofort folgen zu wollen und Joana war erleichtert, als DeVille sich ausgiebig mit seiner Bordkarte beschäftigte.

      Schon die Zugangsschleuse der Star-Liner war beeindruckend. Sie war, abgesehen von den Bedienelementen und Schotteinfassungen, vollkommen transparent gehalten. Joana sah direkt in einen der breiten Korridore, die sich auf dem mittleren Promenadendeck an beiden Seiten des Schiffes entlangzogen. So erkannte sie nun auch, dass die solide wirkende Wandung der Außenhülle aus einseitig durchsichtigem Klarstahl bestand. Vom Inneren aus besaß man ungehinderten Ausblick nach draußen.

      Der Promenadengang war breit und lud zum Verweilen ein. Der Boden bestand aus einem Material, welches an natürlichen Rasen erinnerte. Pflanzenkübel und Sitzgruppen säumten die Außenseite. Die ins Schiffsinnere Zeigende wurde von kleinen Geschäften und gemütlichen Restaurants gesäumt. Joana sah wenigstens fünf davon und jedes war in einem anderen Stil gehalten. Die holografischen Schilder über den Eingängen wiesen auf einen Western-Saloon, ein englisches Pub, eine spanische Bodega und zwei Varianten hin, die sie noch nicht identifizieren konnte.

      Ein paar Dutzend Passagiere und etliche Besatzungsmitglieder waren zu sehen. Während die Passagiere sich offensichtlich einen ersten Eindruck vom Schiff verschaffen wollten, lag über der Mannschaft jene geordnete Hektik, die typisch für die Vorbereitungen auf das Ablegen waren.

      Joana blickte auf ihre Bordkarte. Jetzt, innerhalb des Schiffes, leuchtete plötzlich ein kleines Sensorfeld auf. Als sie es berührte, erschien vor ihr in der Luft ein holografisches Auswahlmenü. Intensiv blinkend wurde der Begriff „Kabine“ hervorgehoben. Sie tippte ihn an und sah nun die Projektion eines holografischen Wegweisers.

      „Praktisch“, murmelte sie. „Hat man sich wohl von den Implants abgesehen … Na schön, werden wir erst einmal das Gepäck los.“

      Sie blieb kurz an einer Tafel stehen, welche die Grundrisse der Decks des Schiffes zeigte und Hinweise

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