Star-Liner. Michael Schenk
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Den Passagieren wurde eine Menge geboten, wenn man bedachte, dass das Kreuzfahrtschiff, gemessen an der Gesamtreisedauer, nur wenige Tage im Raum verbrachte. Den Schwerpunkt bildeten die Landungen auf den verschiedenen Welten und Ausflüge zu deren Sehenswürdigkeiten.
„Es wird wohl doch interessanter, als ich zunächst dachte“, murmelte Joana.
Ein melodischer Gong ertönte. An mehreren Stellen im Korridor bildete sich das Hologramm eines Gesichts. Im Grunde benötigte man nur einen kurzen Blick auf dessen väterlichen Ausdruck und die gütig blickenden Augen, um in ihm den Captain zu erkennen. Der von weißen Strähnen durchzogene Bart sollte vielleicht den Eindruck vermitteln, man habe es mit einem erfahrenen Mann, vom Typ „alter Seebär“ zu tun.
Eine angenehme Bass-Bariton-Stimme war zu hören. „Verehrte Gäste, ich bin Piet van Bekker und habe die Ehre, der Captain der Star-Liner zu sein. Ich heiße Sie im Namen der gesamten Besatzung und Interstellar Travel Tours an Bord willkommen. In einer halben Stunde werden wir vom Star-Port Anker lichten und auf große Fahrt zwischen den Sternen gehen. Sie können sich auf unvergleichliche Wochen und Erlebnisse freuen. Meine Besatzung und ich werden alles tun, um Ihnen die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich selbst bin nun mit den Vorbereitungen zum Ablegen beschäftigt, doch um 19:00 Uhr haben Sie alle die Gelegenheit, mich persönlich im Speisesaal ‚Marco Polo‘ kennenzulernen. Ich freue mich auf Sie und wünsche Ihnen eine gute Reise.“
Erneut klang der Gong und das Hologramm verschwand.
Joana nahm ihre Taschen wieder auf.
Sie würde Piet van Bekker sicher noch begegnen. Als Captain des Schiffes war er mit Sicherheit über ihre volle Identität informiert. Im Grunde galt Joana nicht als Raumfahrerin, da sie zur Raumkavallerie gehörte und nicht zum Navy-Personal, aber ihr Arbeitsplatz befand sich nun einmal zwischen den Sternen und so würde es für sie beide sicherlich interessant sein, ein paar Dinge vom jeweils anderen zu erfahren.
Als der Zeitpunkt des Ablegens kam, stand Joana am Fenster ihrer Kabine. Es gab eine kurze Durchsage, dann löste die Star-Liner die Halteklammern des Dock-Pylons.
Nochmals verglich Joana „ihr“ Schiff mit einem am Nachbarpylon liegenden großen Kreuzfahrtschiff. Während die vierhundertfünfzig Meter lange Star-Liner das schimmernde Rot und Blau von I.T.T. zeigte, glänzte das andere Schiff in strahlendem Weiß. Die Hülle der Star-Liner wirkte glatt und nahezu fugenlos, an der anderen waren Reihen erleuchteter Sichtluken und großer Panoramascheiben sichtbar. Das fremde Kreuzfahrtschiff hatte ungefähr die doppelten Abmessungen von Joanas Schiff, fasste aber die zehnfache Zahl an Passagieren. Eine fliegende Stadt, auf der sie sich nicht wohl gefühlt hätte.
Nachdenklich sah sie zu, wie die gewaltige Konstruktion des orbitalen Raumhafens rasch kleiner wurde.
Die Broschüre versprach aufregende Erlebnisse zwischen den Sternen. Joana musste sich eingestehen, dass sie sich tatsächlich auf die Reise zu freuen begann.
Kapitel 5 Auf Kreuzfahrt
An Bord der I.T.T. Star-Liner
Joana war froh, nicht in der Haut von Captain Piet van Bekker zu stecken. Dem sympathischen Mann mussten Hand und Arm schmerzen, von dem endlosen Händeschütteln mit den dreihundertsechsundzwanzig Passagieren. Für jeden Gast gab es dann noch ein Erinnerungshologramm mit dem lächelnden „Seebären“, den Joana insgeheim bereits als „Raumbären“ bezeichnete.
Am ersten Abend waren alle Passagiere und die Offiziere des Schiffes im großen Speisesaal „Marco Polo“ zusammengetroffen. Van Bekker hatte sich und seine Begleitung vorgestellt und ein paar humorvolle Anekdoten aus seinem Raumfahrerleben zum Besten gegeben. Die Stimmung war entsprechend gut und Joana nahm die Gelegenheit wahr, ihre Mitreisenden näher in Augenschein zu nehmen.
Es war ein buntes Gemisch von verschiedenen Welten. Einige waren aus großer Entfernung mit Langstrecken-Shuttles angereist, um an der Kreuzfahrt teilzunehmen. Die Menschen stammten von unterschiedlichen Planeten und aus unterschiedlichen Kulturkreisen. So verschieden wie die Herkunft, waren auch Kleidung und Mundarten, denn die gemeinsame Sprache wurde durch individuelle Dialekte beeinflusst. Bei einigen Passagieren so deutlich, dass es Joana nicht leichtfiel, sie alle zu verstehen. Da die Einheitssprache Terran jedoch von ihnen allen beherrscht wurde, waren keine Verständigungsprobleme zu befürchten.
Ab dem zweiten Tag speisten die Passagiere in jenen Restaurants, die ihren Vorstellungen entsprachen. So verteilten sich ihre Gruppen rasch über das Schiff. Captain van Bekker hatte allerdings die „Nachbarschaften“ festgelegt. Wer am ersten Abend eine Tischgemeinschaft bildete, würde dies auch bis zum Ende der Kreuzfahrt tun.
Diese Vorschrift machte durchaus Sinn, denn die Nachbarschaften bildeten für sich auch die jeweiligen Rettungsgemeinschaften. Schon am ersten Abend war eine Notfallübung durchgeführt worden, bei der das Schiff „evakuiert“ wurde. Alle Passagiere und Mannschaftsmitglieder mussten sich zum Hangardeck, direkt unterhalb des mittleren Promenadendecks, begeben und waren dort in die Rettungsboote gestiegen. Als alle ihren Platz eingenommen hatten und die Vollzähligkeit festgestellt worden war, beendete van Bekker die Übung.
Joana war ein wenig irritiert, da die Besatzung über die Bordoveralls verfügte, die man als leichte Raumanzüge verwenden konnte, doch für die Passagiere schienen keine vorgesehen zu sein. Sie empfand das als Sicherheitsmangel und sprach Harriet Beacher, die erste Offizierin, nach der Übung darauf an.
Beacher nickte verständnisvoll und schüttelte dann den Kopf. „Misses Redfeather, haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, wie kompliziert das Anlegen eines leichten Raumanzuges für Menschen ist, die der Panik nahe sind? Zudem würde wertvolle Zeit verloren gehen. Zeit, die wir lieber in das Erreichen der Beiboote investieren.“
Joana musste das akzeptieren und verdrängte den Gedanken an einen Meteoriteneinschlag und spontanen Druckverlust.
Vielleicht war es Zufall, aber in jedem Fall war es William Southron gelungen, zu ihrer Nachbarschaft zu gehören. Weiter teilte sie ihren Tisch mit Denise Harder und Ken Miller. Denise war jung, schön und sichtlich selbstverliebt. Das Kind einer reichen Familie, die ihr Glück in den Kolonien gemacht hatte. Ken Miller war hager, das Gesicht von Wind und Wetter gegerbt und sein Haar hatte sich weiß gefärbt. Er war einer jener Farmer, auf denen das Schicksal ihrer Siedlung aufbaute. Er war erfolgreich, verfügte über ein bescheidenes Vermögen und hatte einen Teil davon in den ersten Urlaub seit zwanzig Jahren investiert.
Naturgemäß erzählte man in der kleinen Gemeinschaft voneinander.
Denise konnte kaum etwas Interessantes beitragen, doch Ken steuerte Erlebnisse bei, die Joanas künftigen Blickwinkel auf das Leben in den Kolonien beeinflussen würden.
William Southron wiederum erzählte Anekdoten aus seinem Leben, die den Eindruck vermittelten, dass er kein sesshafter Mensch, sondern wohl eher ein Abenteurer war. Joana war sich nicht sicher, wie weit man seinen Schilderungen glauben konnte, doch es machte Spaß, ihm zuzuhören.
Sie selbst blieb ihrer Legende