Parasit. Lars Burkart

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Parasit - Lars Burkart

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Hure erwachte fast zur selben Zeit. Auch in ihrem Körper war der Parasit gewachsen und bereit sich fortzupflanzen.

      Sie hatte gegenüber Richard einen Vorteil: ihre Opfer kamen zu ihr. So schaffte sie an diesem Tag acht Freier, die dann daheim, nur wenige Stunden später, sehr viel zu erledigen hatten.

      Am nächsten Morgen erwachte der jüngere von Richards Kollegen mit den schrecklichsten Kopfschmerzen auf, die er jemals hatte.

      Steve war Junggeselle und ein ordentlicher Kater nach einer durchzechten Nacht war keine Seltenheit. Doch das hier war etwas völlig anderes. Es war ihm ein Rätsel wie er ihn bekommen konnte, schließlich hatte er am Abend zuvor keinen Tropfen Alkohol getrunken.

      Um nichts auf der Welt wollte er aufstehen, einfach nur im Bett bleiben. Doch das war ihm nicht möglich, seine Blase war berstendvoll. Mühsam richtete er sich auf, wobei eine neue heiße Schmerzwelle in seinem dröhnenden Kopf flutete. Ihm wurde schwindelig. Seine Nerven brannten lichterloh. Die Muskeln, Gelenke und Knochen standen in Flammen. Sein Magen fuhr in einer Art Raketenfahrstuhl mit rasender Geschwindigkeit auf und ab, auf und ab, auf und ab.

      Irgendwann aber war auch dieser beschwerliche Weg geschafft und als sein Blick flüchtig über den Wandspiegel streifte, registrierte er, dass er sich nicht nur schlecht fühlte, sondern auch so aussah. Das Haar stand ihm wirr vom Kopf, die Augen blutunterlaufen und von tiefschwarzen Ringen gesäumt. Seine geschwollenen Lippen waren rissig und bluteten stark. Die Haut hatte eine ungesunde, gelbgraue Färbung angenommen.

      „Drauf geschissen“, schnauzte er die unvorteilhafte Spiegelung an, „hab eh nicht vor das nächste Topmodel zu werden.“

      Er schob seine Pyjamahose über die Knie und pflanzte sich kraftlos auf die Schüssel.

      Danach ging es ihm etwas besser, nur dieser eklige Geschmack im Mund machte ihm zu schaffen. Mit zittrigen Fingern griff er nach der Zahnbürste. Aber noch bevor sie packen konnte, verkrampfte sein Magen, dann übergab er sich ins Waschbecken.

      Durch die Tränen war seine Sicht verschwommen, aber was er da sich im Waschbecken winden sah, trug nicht dazu bei sich besser zu fühlen.

      Steve glotzte ungläubig mit weit aufgerissenen Augen. Wahrscheinlich wäre er ewig so stehen geblieben, hätte das Wesen nicht seinen schlangenartigen Kopf gehoben und mit seinen scharfen Zähnen versucht ihn zu packen.

      Sein Atem war flach, unregelmäßig und keuchend, dennoch kreischte er laut. Seine linke Faust prügelte auf das Wesen ein, das sich bereits um seinen rechten Arm gewunden hatte. Panisch und kopflos rannte er durch das Badezimmer, rutschte fast auf dem Wannenvorleger aus und hämmerte schließlich seinen umschlungenen Arm heftig gegen die Wand. Die Verzweiflung und Angst verdeckte zuerst noch den eigenen Schmerz, aber der kam mit jedem Schlag mehr durch. Nach einem Dutzend dieser Schläge schrie er noch lauter. Dennoch machte er weiter. In seinem Kopf existierte nur ein Gedanke: Dieses Vieh muss runter von meinem Arm!

      Endlich platzte es unter seinen Schlägen auf und warme, schwarze Flüssigkeit spritzte ihm ins Gesicht. Die Eingeweide, ekelhaft und schwarz, hingen zuckend an den Fliesen. Steve kreischte und hämmerte den Arm unaufhörlich gegen die Wand.

      Nur schwer bekam er sich wieder unter Kontrolle. Er zitterte immer noch sehr stark. Endlich ließ er seinen rechten Arm sinken; der ein einziges Epizentrum des Schmerzes war. Blutunterlaufen war er, allerdings konnte er nicht wissen, ob es mehr von ihm oder mehr von diesem Vieh war. Es hatte sich miteinander vermischt und war eine dunkelbraune zähe Soße geworden. Außerdem war der Arm derartig angeschwollen, um mehr als das doppelte an Umfang. Und tat es noch.

      An die Ereignisse dieser und der kommenden fünf Minuten sollte er sich erst sehr viel später erinnern können. Irgendwann wurde ihm schwarz vor Augen und er stürzte in eine tiefe Ohnmacht.

      Der Körper des anderen Polizisten wehrte sich nicht gegen seinen Eindringling. Er wurde, wie seine Frau und auch die beiden gemeinsamen Kinder, Sklaven des Wesens.

      Richie lief durch den stillen nachtschwarzen Wald. Er war allein. Die Bäume, die aus der Dunkelheit heraus auftauchten, schienen zu krächzen und zu stöhnen und mit ihren vertrockneten, abgestorbenen Ästen nach ihm zu greifen. Er beschimpfte sich wegen seiner kindischen Furcht. Der Wind pfiff. Es regnete förmlich Bindfäden.

      Er verließ den Trampelpfad und bahnte sich, während Zweige und Äste ihm in sein Gesicht, an den Hals, an seine Brust, den Bauch und an die Beine schlugen, einen Weg durch das Dickicht. Seine Schlammverdreckte, von Dornen zerfetzte Hose hing nutzlos an seinen dürren Beinen.

      Er stürzte einen Abhang hinunter, rappelte sich wieder auf, lief eilig weiter.

      Die Füße trugen ihn zu seiner Behausung. Sie kannten den Weg ganz genau, obwohl er noch niemals in diesem Teil des Waldes war und auch keinen blassen Schimmer hatte, wo und was seine Behausung nun eigentlich war.

      Regenwasser lief ihm von der Stirn in die Augen und ließ seine Sicht verschwimmen.

      Er lief und lief, schließlich gelangte er an einen alten umgestürzten Baum. Wo einmal dessen Wurzeln gewesen waren, bevor ein lange zurückreichender Sturm ihn umgeworfen hatte, war jetzt ein dunkles Loch, aus dem ein bestialischer Gestank drang. Schon einmal hatte Richie ihn wahrgenommen. An seinem Meister.

      Mit einem beherzten Sprung war er unten. Dreckiges schimmeliges Wasser spritzte auf.

      An einer Wand des Wurzelloches versteckte sich, unter dicht wucherndem Moos und herabhängenden verrottenden Baumteilen, ein dunkler Eingang. Dort strömte der Gestank nach draußen; mit der Wucht eines Hammerschlages.

      Richie ging in die Knie, zog den Kopf ein und quetschte sich in den engen Durchgang.

      Nach ungefähr zwanzig Metern auf allen vieren glaubte er, ein schwaches, rotes Licht über sich zu bemerken. Er sah noch oben und stellte erstaunt fest, dass der Abstand zwischen Decke und Boden groß genug war um aufrecht zu gehen.

      Ohne Angst ging er tiefer in die jetzt schwach rot beleuchtete Höhle hinein. Seine Augen tasteten suchend die Umgebung ab. Er sah das stinkende, schwarze Wasser in ergiebigen Bächen von Decke und Wände fließen. Über Unmengen an Tierkadavern ergoss es sich. Ein Bein, welches zur Hälfte abgenagt war, lag neben dem Kopf eines Hundes. Durch ein faustgroßes Loch in der Schädeldecke sah er die letzten Reste des Hirns.

      Noch tiefer in der Höhle wurde die Anzahl der Knochen größer. Fette Maden und Würmer stritten sich um die letzten übrig gebliebenen Fleischfetzen.

      Es machte ihm nichts aus. Er wusste, dass sein Meister Nahrung braucht und solange die Anzahl seiner Diener noch gering war, mussten es eben streunende, wilde Tiere sein.

      Er drang noch tiefer ein. Bis er schließlich vor einem hell erleuchteten, großen Raum stand. Ein brennender, übler Verwesungsgeruch stürzte sich ihm entgegen. Es stank zwar bestialisch, aber es lagen keine toten Tiere, oder abgerissene, angeknabberte Überreste von ihnen herum.

      „Pingelig sauber“, hörte er sich selbst sagen.

      Er trat ein und sah sich mit großen, glotzenden Augen ungläubig um.

      In der einen Ecke lag ein menschlicher Körper in einer riesigen Blutlache. Seine Haut war abgezogen. Sein freiliegendes Fleisch, die ebenso freiliegenden Muskeln glänzten feucht.

      Und in der Ecke gegenüber sah er ihn. Seinen Meister. In stiller Erwartung hatte er ihm den Rücken zugewandt.

      Sofort

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