Parasit. Lars Burkart

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Parasit - Lars Burkart

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drehte sich nicht um, doch er ließ seine Stimme ertönen: „Steh auf Richie! Du hast hervorragende Arbeit geleistet. Ich bin dir sehr zu Dank verpflichtet.“ Seine Stimme klang dumpf, mit einem Unterton, den Richie nicht ganz einordnen konnte. War es ein drohen? War es Gefahr? „Du warst mir bei der Erfüllung meiner Pläne sehr behilflich. Du hast es nicht nötig, im Drecke zu liegen. Du darfst mir auf andere Art den nötigen Respekt zollen. Steh jetzt auf!“

      Richie tat wie ihm geheißen.

      Endlich drehte sich das Wesen um und ließ bereitwillig zu, dass es aufmerksam gemustert wurde.

      Es hatte blaue Augen, das braune Haar war lang und verfilzt, sein Mund gaukelte ein Lächeln vor.

      Dann blickte Richie von seinem Meister zu dem menschlichen Kadaver in der Ecke.

      „Ja, es war einmal seine Haut gewesen. Er war ein Landstreicher und mein Körper, der jetzt ausgereift ist, brauchte eine neue Hülle. Eine mit der ich auch mal unter die Leute gehen kann.“

      „Ja, aber …“

      „Nichts aber! Unterbrich mich nie wieder, wenn du nicht augenblicklich getötet werden willst!“ Da schwang die Gefahr und die Drohung doch sehr viel deutlicher mit.

      „Ich brauchte seine Haut und er hat sie mir geliehen. Hahaha“, nach einer kleinen Pause, „ich glaube aber nicht, dass er jetzt noch Verwendung für sie hat. Du etwa, Richie?“

      Aber Richie schwieg lieber.

      „Als du mich das erste Mal gesehen hast, war ich noch im … ähm, wie sagt man bei euch? Säuglingsalter? Ja genau, im Säuglingsalter. Ich war nicht größer als ein Hühnerei und befand mich in seinem Gehirn. Ich rief diesen Unwürdigen, Jake, denn ich wusste, dass du ihn begleiten wirst. Ich habe euch zwei, aber ganz besonders dich, mein Freund, schon lange beobachtet. Ich wusste, ihr würdet mich gemeinsam befreien. Jake war nichts weiter als eine Nahrungsquelle für mich. Aber du Richie, du bist etwas Besonderes für mich. Du wirst mein getreuer Diener sein.“

      „Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?“ Richies Stimme zitterte wie Laub im Herbstwind. „Was ist das für ein abgefucktes Spiel?“ Er wollte nicht fluchen, doch es war schon über seine Lippen gehuscht, als es eigentlich noch ein Gedanke in seinem Kopf gewesen war.

      „Sachte, sachte, mein lieber Freund. Alles hübsch fein der Reihe nach. Am besten wird es wohl sein, wenn ich bei meiner Geburt beginne. Meine Mutter gebar mich in diesen ersten Körper. Wie hieß er doch gleich? Wilson? Nein, William? Ja, so hieß er. William Backer. Eigentlich eine miserable Wahl, aber sie hatte keine Zeit, mir etwas Besseres zu suchen. Während ich noch in ihm war, entwickelte ich mich weiter und gewann schon bald die Kontrolle über ihn.“ Seine Zähne wuchsen zur dreifachen Länge, seine Augen wurden feuerrot, sahen so aus, als würden sie tatsächlich in Flammen stehen. Aus der Nase und den Ohren quoll dichter Rauch, der stark nach Schwefel roch. Dann kreischte er. „Ich bin ein Dämon.“ Das kreischen nahm noch zu. „Mein Vater und meine Mutter kommen aus der Hölle.“ Er nahm wieder ein etwas menschlicheres Aussehen an und beruhigte sich etwas. Auch seine Stimme bekam wieder einen freundlicheren Klang, dennoch sprach sie energisch befehlend. „Ich bin hier, weil ich Schmerzen, Leid und Tod auf die Menschen herabregnen lassen werde. Ihr, der Abschaum, der sich Menschheit nennt, seid nichts anderes als eine Seuche, die Viren dieser Welt. Wir, meine Dämonenfamilie und ich und alle anderen Wesen aus der Unterwelt, werden euch schon sehr bald vernichtet haben, und dann sind wir endlich die Krönung der Evolution. So wie wir es verdient haben. Einige wenige von euch werden für unsere Belustigung am Leben bleiben.“

      Während es diese Worte sprach, drang gelber, stechend riechender Rauch aus seinem Mund. Das Wesen brüllte vor Lachen, dabei verrutschte die lockere Haut auf seinem Gesicht und enthüllte eine hasserfüllte Horrorfratze. Trotz dieses Anblicks stimmte Richie in das hysterische, wahnsinnige Lachen mit ein. Sein letztes bisschen Menschlichkeit war längst verflogen. Er befand sich tief in den Fängen dieses Wesens, dieses Dämons aus der Unterwelt.

      „Schluss jetzt, wir haben wahrlich genug gewitzelt!“ Seine Heiterkeit war spurlos verschwunden, so als hätte es sie nie gegeben. „Du hast mir genug Sklaven besorgt. Jetzt brauche ich dringend Fleisch. Bring mir Menschenfleisch!“ Seine Stimme schwoll wieder an. „Und wenn du mich nicht erzürnen willst, dann rate ich dir, mir lebendes Fleisch zu bringen! Es schmeckt am besten, wenn es noch warm ist. Du verstehst schon.“ Es lachte wieder schallend, entblößte dabei Zähne, die stark an die eines Haies erinnerten und wahrscheinlich ebenso gnadenlos, zerstörerisch zupackten.

      Der Meister drehte sich blitzschnell um, sodass Richie jetzt wieder nur seinen Rücken sah. Es schien kein Interesse an einer weiteren Unterhaltung zu haben.

      Bevor Richie den Raum verließ, wanderte sein Blick noch einmal zu dem Körper, dem die Haut abgezogen war und erschauerte kurz.

      Seine Füße erkannten den Weg, auf dem er gekommen war. Sie folgten ihm schnurstracks in die Stadt zurück. Die ganze Zeit gingen Richie nur zwei Gedanken durch den Kopf: Er wollte ihm ein sehr, sehr guter Diener sein. Und er wollte alles zu seiner Zufriedenheit erfüllen.

      Kapitel 2

      Kapitel 2

      Langsam ruckelte der Bus über den Waldweg. Schneller als Schrittgeschwindigkeit konnte er nicht fahren. In seinem Inneren hoppelten die Soldaten schon jetzt auf ihren Sitzen umher wie aufgeregte Kaninchen. Außerdem bestand auch die reelle Gefahr eines Achsbruches. Denn der Bus in seiner grünlichbraunen Lackierung hatte schon bessere Zeiten gesehen, auch tat er schon lange seinen Dienst.

      Die Soldaten saßen müde auf ihren Sitzen und starrten mürrisch durch die Scheiben in den dunklen Wald.

      Sie waren auf dem Weg zur halbjährlichen Militärübung um ihre Kenntnisse und Fertigkeiten zu trainieren und zu verbessern.

      Als sie wenig später ihren Übungsplatz erreichten, wurde es am Horizont bereits hell. Es schafften jedoch nur wenige Sonnenstrahlen einen Weg durch den schwarzen, mit Regenwolken verhangenen Himmel. Schon vor Minuten hatte es leicht zu regnen begonnen. Dieser steigerte sich schnell und war nunmehr ein heftiger Wolkenbruch.

      Das trug natürlich nicht zur besseren Laune der Soldaten bei.

      Keiner von ihnen konnte auch nur ahnen, dass bis eben etwas abgrundtief böses, nur wenige Meter von ihnen entfernt unter der Erde geschlafen hatte.

      Die Kreatur war empfindlich in seiner Ruhe gestört wurden. Es hetzte wütend durch das Unterholz, den schrecklich lauten Geräuschen entgegen. Doch weil seine Wahrnehmung durch den tiefen Schlaf, in dem es eben noch gelegen hatte, beeinträchtigt war, unterlag es dem Irrtum, es handele sich hier nur um drei oder vier Camper. In diesem Fall hätte es sich auf sie gestürzt, hätte sie getötet, zerfleischt, zerkratzt, zerfetzt, hätte sie einfach getötet und sich dann wieder in seiner Höhle zur Ruhe begeben.

      Aber wie groß war seine Überraschung, vor allem die Freude mehr als hundert Menschen zu sehen. Blitzschnell warf es sich auf den Boden, kroch dann leise und vorsichtig ganz nah heran. Was es sah erfreute sein gandenloses, blutgieriges Herz. Gierig leckte es sich über die Lippen.

      „So viel junges Fleisch, das nur darauf wartet gegessen zu werden“, flüsterte es, wobei dicker grüner Speichel aus seinem Mund spritzte.

      Die Müdigkeit war verflogen, auch die Wut so unsanft aus seinem Schlaf gerissen worden zu sein.

      Das Wesen sah einmal in den Himmel. Dass er Wolkenverhangen

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