Veyron Swift und das Juwel des Feuers. Tobias Fischer

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Veyron Swift und das Juwel des Feuers - Tobias Fischer Veyron Swift

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Veyron sich kaum blicken ließ und ihm aus dem Weg ging.

      Sie seufzte, als sie das hörte. »Das hatte ich befürchtet. Ich werde mit dem Inspektor sprechen. Wenn einer es schafft, Swift ins Gewissen zu reden, dann er«, versprach sie.

      Tom wagte zu hoffen. Jane hatte ihn bisher nicht hängen lassen, und Inspektor Gregson war eine Respektsperson.

      Am nächsten Tag fiel Veyrons Verhalten allerdings auch nicht anders aus. Er schien Tom vollkommen vergessen zu haben. So verging auch die zweite Woche bei seinem Patenonkel. Es blieb bei flüchtigen Begegnungen oder kurz angebundenen Gesprächen.

      »Die Zeit läuft mir davon, und ganz bestimmt will ich es nicht noch mal mit einem Menschen zu tun haben, auf den ich mich nicht verlassen kann«, sagte sich Tom. »Gleich morgen stelle ich ihn zur Rede. Dann lass ich keine Ausreden mehr gelten. Entweder sagt er mir, was ihn an mir stört, oder das war’s. Dann hau ich ab!«

      Der nächste Tag begann genauso trist und langweilig wie alle übrigen. Veyron war bereits fort, als Tom aufstand und hinunter in die Küche ging. Mrs. Fuller war ebenfalls schon wieder gegangen. Sie hatte das Frühstück für ihn in der Mikrowelle warm gestellt. Tom schnaubte. Der Entschluss, einfach wegzulaufen, wurde immer konkreter. Wenigstens hatte sie ihm eine Nachricht auf dem Tisch hinterlegt. Als er den kleinen Zettel in die Hand nahm, stellte er jedoch fest, dass er von Veyron stammte.

       Besuche einige Klienten. Bin zuerst bei Mr. Falthingham auf seinem Pferdegestüt irgendwo hinter Potters Bar, danach bei Mrs. Ellingson in Aldershot und bei Pete Tweed auf dem Schrottplatz. Ort weiß ich nicht, musst du googeln. Telefon ist dabei. Sofort anrufen, falls Gregson sich meldet, oder Dr. Strangley oder Willkins. Keinesfalls zurückrufen, wenn irgendjemand anderes sich meldet. Falls Mr. Kellerham aufkreuzt, bitte ihn zu warten. Mach ihm einen Tee, Earl Gray, 83 Grad heiß, viereinhalb Minuten ziehen lassen. Komme erst heute Abend wieder. Frühstück steht in der Mikrowelle. Mrs. Fuller hat die Grippe erwischt.

       Grüße, V.S.

      Tom setzte sich und kratzte sich verwundert am Kopf. Jetzt war er wirklich mal überrascht. Veyron, der ihn seit zwei Wochen mehr oder wenig komplett ignorierte, hatte ihm ein Frühstück zubereitet und eine Nachricht hinterlassen? Naja, vielleicht war der Kerl ja doch nicht so übel. Tom beschloss, vorerst nicht abzuhauen, sondern abzuwarten, was Veyron zu berichten wusste, wenn er zurückkehrte.

      Er ging ins kunterbunt eingerichtete Wohnzimmer, dessen Wände mit einer mintgrünen Tapete beklebt und mit Regalen vollgestellt waren, deren Böden sich unter der Last der vielen Bücher durchbogen. Die Möbel bildeten ein Sammelsurium aus Plüsch und altem Leder. Kein Stück passte zum anderen, weder farblich noch vom Stil her. Tom schaltete den Fernseher ein und zappte durch die Programme. Er hoffte inständig, dass Mr. Kellerham sich nicht blicken ließ, denn er hatte keine Ahnung, wie man Tee zubereitete, geschweige denn, wie er ihn auf genau 83 Grad erhitzen sollte.

      Es war bereits Nacht, als es an der Haustür klingelte. Tom schrak aus dem großen, ledernen Ohrensessel hoch. Er war doch tatsächlich eingeschlafen. Es klingelte wieder, doch nichts regte sich im Haus. Also war Veyron immer noch nicht zurück. Es würde Tom nicht einmal wundern, wenn es Veyron selbst wäre, der da klingelte. Gut möglich, dass er den Schlüssel einfach vergessen hatte – so überstürzt, wie er oft aufbrach. Oder war es vielleicht Mr. Kellerham? Tom schaltete den Fernseher aus und ging zur Tür. »Wer ist da«, fragte er mit gespielt tiefer Stimme in die Sprechanlage, um möglichst autoritär zu wirken.

      »Ich bin’s, Jane«, hörte er eine vertraute Stimme.

      Tom war erleichtert, das Teemachen blieb ihm fürs Erste erspart. Er öffnete die Tür. Jane trug ihre Uniform, ihr Besuch war also hochoffiziell.

      »Ist Veyron da? Gregson schickt mich«, sagte sie und lugte in den Flur hinein.

      Tom schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin allein. Veyron ist irgendwo unterwegs, um ein paar Klienten zu besuchen. Aber er hat sein Telefon dabei«, antwortete er.

      Plötzlich vernahm er von oben die tiefe Stimme seines Paten. »Irrtum, er ist bereits wieder zurück. Einbrecher hätten bei deinem Schlaf leichtes Spiel, mein lieber Tom.« Veyron stürmte die Treppe nach unten, sprang zur Garderobe und schlüpfte blitzschnell in seinen dunklen Mantel.

      »Warum machen Sie nicht auf, wenn’s klingelt?«, fragte Tom säuerlich. Er mochte es gar nicht, wenn sich jemand über ihn lustig machte.

      Veyron zuckte lediglich mit den Schultern. »Du warst bereits im Erdgeschoss und damit näher an der Tür. Das gab mir die Zeit, mich umzuziehen. Hallo, Willkins. Zu so später Stunde – im Auftrag von Gregson? Zweifellos Mord. Wohin fahren wir?«

      »Pathologie. Gregson will, dass Sie sich eine Leiche ansehen. Papiere sind bereits ausgestellt«, sagte Jane und warf einen unsicheren Blick zu Tom. Sie war sich wohl nicht sicher, ob er das alles hören sollte.

      »Da will ich mit«, rief Tom aufgeregt. Schon lange hatte er sich gefragt, auf welche Art Veyron für den Inspektor arbeitete. Nie wäre er darauf gekommen, dass es mit Leichen zu tun haben könnte.

      Jane schüttelte energisch den Kopf. »Nein, das geht nicht. Du bleibst hier. Das ist nichts für dich.«

      »Warum nicht? Gefährlich wird es höchstwahrscheinlich nicht werden. Für gewöhnlich bleiben Leichen einfach nur regungslos liegen«, konterte Swift in bestgelaunter Stimmung. Er warf Tom einen scharfen, abschätzenden Blick zu. »Dir war es doch hier bisher recht langweilig, nicht wahr? Also los, zieh dir was über, und anschließend geht es mit Schwung weiter.«

      »Das können Sie nicht machen, Swift! Tom ist erst vierzehn! Er ist ein Kind!«

      »Mit vierzehn waren manche Burschen früher bereits Kriegsveteranen. Er kommt mit, oder ich bleibe auch hier. Und Sie können Gregson erklären, warum und wieso es schon wieder zu Verzögerungen kommt. Sie wissen ja, wie ihm das gefällt, wenn er mich persönlich holen muss – obwohl Sie das erledigen sollten.«

      Jane warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Es war unschwer zu erkennen, dass sie ihm am liebsten in den Hintern treten wollte. »Was soll das, Swift?«

      »Was soll was? Sie müssen schon präziser sein, Willkins, ansonsten weiß niemand, worauf Sie eigentlich hinauswollen.«

      »Wieso wollen Sie Tom da hineinziehen? Er ist noch nicht bereit für so etwas. Er hat keine Ausbildung. Es ist nicht gut, ihn zu Verbrechen und Leichen mitzunehmen.«

      »Beschweren Sie sich bei Gregson. Er wollte, dass ich mich um den Jungen kümmere. Jetzt bekommt er also die Gelegenheit, was zu lernen. Betrachten Sie es als einen Ferienjob. Also auf geht’s Tom. Du bist fertig? Gut! Fahren Sie uns zur Pathologie, Constable Willkins.«

      Jane schüttelte noch einmal den Kopf, ging ihnen aber widerspruchslos voraus zum Polizeiwagen, und dann ging es los. Tom konnte seine Aufregung kaum verbergen. Endlich würde er Einblick in das große Geheimnis von Veyron Swift erhalten, endlich würde er alles erfahren. Und es hatte obendrein noch mit Leichen und Mord zu tun! Da würden die anderen Jungs in der Schule nicht mithalten können, ganz gleich, was sie in den Ferien erlebt hatten.

      Die Fahrt zum Universitätskrankenhaus, wo sich die Pathologie befand, verlief schweigend. Wenn der Verkehr es zuließ, beobachtete Jane ihre beiden Passagiere ungehalten durch den Rückspiegel. Tom saß unruhig neben Veyron, rutschte vor Aufregung hin und her und spielte mit den Fingern. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. »Okay, um was geht es eigentlich? Wer wurde ermordet?«

      »Eine

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