Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg. Gerstäcker Friedrich

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Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg - Gerstäcker Friedrich

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mit einem an Erfahrungen sehr reichen Leben hinter sich, die Welt eben an sich kommen. /82/

      Merkwürdig stach gegen ihn der vierte Wanderer ab, der, reichlich um einen Kopf kleiner wie er, von dünner, schmächtiger Statur, in die Wasserstiefeln aus Versehen hineingefallen schien und fortwährend vergebliche Sprünge machte, um wieder hinaus zu kommen. Er hinkte dabei etwas; das verhinderte ihn aber nicht, in seiner jedenfalls höchst ungewohnten Fußbekleidung den beladenen Wagen unaufhörlich zu umhüpfen, und bald in höchst mittelmäßigem Englisch mit dem Ochsentreiber, bald im Gespräch mit seinem „Kameraden hinter dem Wagen" gegen die rauhe Behandlung der durcheinander geschüttelten Ladung zu protestiren. Weder vom Einen noch von dem Andern bekam er aber mehr eine Antwort, denn da er es fünf Tage auf genau dieselbe Weise getrieben, waren sie es endlich Beide müde geworden, auf die ihnen überdies noch unverständlichen Ermahnungen zu erwidern. Der hinter dem Wagen Gehende

      - es war unser alter Bekannter aus dem Gefängniß, Smith, - und der Ochsentreiber theilten sich nur manchmal, wenn der kleine Zachäus vor den Stieren herumhüpfte, ihre Bemerkungen gegenseitig mit. - Die Beiden schienen überhaupt alte Bekannte von früher her, wenn auch Keiner von ihnen auch nur eine Silbe von ould lang syne erwähnte. Das war eben ould lang syne und abgethan und vergessen, und die neue Zeit nahm ihre Aufmerksamkeit auch viel zu sehr in Anspruch.

      „A rum cove," sagte der Ochsentreiber in der Slangsprache dieser Art Leute kopfschüttelnd zu dem alten Schäfer - „was der hier wohl in Australien will, und - daß sie ihn noch nicht gerupft haben."

      „Ist den Ordentlichen noch nicht unter die Hände gekommen, Mate," erwiderte sein Kamerad und sah den Begleiter dabei mit einem so trocken-drolligen Blick von der Seite an, daß dieser laut auflachte.

      Gerade hier machte der Hang eine Biegung, die durch ein vorspringendes Felsstück hervorgerufen wurde. Die Wagen mußten sich eben, so gut es anging, um dieses herum ihre Bahn suchen. Aber auch selbst dieser Felsen schien nicht unbelebt, denn oben darauf, die Beine nach außen hängend, und wie vom Marsch ermüdet, lehnte die Gestalt eines Miners /83/in grauer Jacke und Hose, einen alten, arg mitgenommenen Filzhut halb in das Gesicht hineingezogen.

      Der Mann mochte vielleicht seine vierunddreißig bis sechsunddreißig Jahre zählen, aber der krause schwarze Bart mit den darüber noch dazu durch den Hut beschatteten blitzenden Augen gaben der ganzen Gestalt etwas Finsteres, ja Drohendes. Es sah fast aus, als ob er, wie ein Panther, da oben auf unten Vorbeigehende lauere und ihnen bei günstiger Gelegenheit auf den Nacken springen würde.

      Sein Blick musterte auch scharf die Vorüberziehenden und haftete dann einen Moment auf dem alten Schäfer. Dieser aber, der nur flüchtig zu ihm aufgesehen hatte, drehte den Kopf halb von ihm ab, hob dann den Finger und rieb sich den rechten Nasenflügel.

      Der Ochsentreiber, der gerade hier mit seinen Thieren zu thun hatte, mußte nach vorn springen, um sie in der richtigen Bahn zu halten. Jetzt war das geschehen, und er kam wieder zurück und sagte halblaut zu Smith:

      „Kanntest Du den?"

      „Wen?"

      „Den auf dem Stein."

      Der alte Schäfer schüttelte einfach mit dem Kopf. „Kennst Du ihn?" sagte er nach kleiner Pause.

      „Gott bewahre," erwidert der Treiber mit einem flüchtigen, fast wie forschenden Blick auf seinen Begleiter, und das Gespräch zwischen den Beiden schien damit vollkommen abgebrochen, denn Jeder hatte augenscheinlich zu viel mit seinen eigenen Gedanken zu thun. Es dauerte auch von jetzt nicht mehr lange, so erreichten sie den letzten Hügelrücken, von wo ab der Weg direct nach dem Turon-River hinunterführte. Schon konnten sie unten im Thal dem Lauf des gewundenen Flusses mit den Augen folgen, und die dunkeln Kasuarinen erkennen, die, ganz ungleich den übrigen Waldbäumen, an seinen Ufern standen.

      Das Geschirr wurde eingehemmt, Zachäus war wieder außer sich vor Angst, daß seiner Maschine etwas passiren könnte - der Treiber stieß die gotteslästerlichsten Flüche aus, um seine Thiere in Respect und Gehorsam zu halten, und /84/ zehn Minuten später etwa hielt der Wagen unfern der Mündung des Oak-Creek auf einer kleinen offenen Fläche, auf der man beschloß, für die Nacht Halt zu machen und von hier aus die weiteren Operationen zu bereden.

      Ein paar Stunden vergingen jetzt damit, die Zelte aufzuschlagen, ein Feuer anzuzünden und das Abendbrod zu bereiten, wobei Smith und der Ochsentreiber die einzige wirkliche Arbeit verrichteten. Die anderen drei Miner waren in Allem, was das Buschleben betraf, so vollständig unpraktisch, daß sie selbst mit ihren Dienstleistungen nur störten, und auch bald von den Beiden gründlich beseitigt wurden. Zachäus untersuchte dann seine Maschine, die mit den vielen feinen Schrauben und Rädern allerdings auf dem rauhen Wege so hergerichtet schien, daß sie einer gründlichen Reparatur bedurfte. Aber was half sein Klagen und Jammern; sie mußte eben wieder ausgebessert werden. Während nun der Ochsentreiber, wenn er selber etwas zu essen haben wollte, Kochdienste verrichten mußte, stieg Smith, die Hände in den Taschen, wieder langsam auf den Hang hinauf, von dem sie vor kurzer Zeit erst mit ihrem Geschirr heruntergekommen waren.

      Dort auf dem Stein saß noch jener wunderliche Gesell, den sie vorher passirt hatten - es war fast, als ob er auf Jemanden gewartet hätte. Erst als er den Schäfer auf sich zukommen und für den Augenblick kein weiteres menschliches Wesen in der Nähe sah, stieg er von seinem erhöhten Sitz herab und blieb dann unten an dem Felsenblock stehen, bis Jener herankam.

      „Hallo, Jack," sagte Smith, als er dem jedenfalls Gesuchten gegenüber stand - „auch in den Minen?"

      „Hm," meinte der Fremde mit einem eigenen forschenden Lächeln, „das könnte ich Dich weit eher fragen, Mate, denn wie ich zuletzt in der City war, hatten sie Dich hinter einer Verzierung von Eisenstäben und brachten Dir Dein Futter in einem irdenen Napf."

      „Hm," sagte Smith und schob die Hände noch viel tiefer in die Taschen, „das ist besseren Leuten schon ebenso gegangen."

      „Bitt' um Entschuldigung, Mate, wenn Dir die Er/85/innerung fatal war," lächelte der Fremde - „aber wen bringst Du da mit in die Minen?"

      „Eine Ladung Grüner," sagte Smith trocken.

      „Festes Engagement?"

      Der alte Schäfer warf dem Andern wieder einen jener drolligen und verschmitzten Seitenblicke zu und sagte dann:

      „Ganz fest, auf dreißig Tage gebunden als Goldsucher."

      „Hm," sagte Jack, „schade - hätte Dich wahrscheinlich in diesen Tagen einmal zu einem kleinen Spaziergang einladen mögen."

      „Da müßtest Du aber bald kommen," meinte Smith trocken, „sonst könntest Du mich am Ende nicht mehr zu Hause treffen."

      „Ah so! - na gut denn. Bleibt Ihr jetzt hier?"

      „Vor der Hand; kommt wenigstens ganz auf Euch an, und wo seid Ihr zu finden?"

      „An der Fork."

      „Schön — good bye Jack," sagte der Schäfer, drehte sich um und stieg wieder zu Thal hinab.

      *

      Von Hafften war indessen mit seiner neuen Bekanntschaft bis Bathurst marschirt, wo sie zusammen in Mrs. Black's Gasthaus einkehrten, hier aber von dem Begleiter getrennt worden, denn ein solcher Menschenschwarm durchwogte die Räume, ja die ganze Stadt, und jedes Einzelnen Interesse war so sehr und fortwährend durch die neuen, immer fabelhafter klingenden Goldberichte in Anspruch genommen, daß ein festeres Band dazu gehört hätte, zwei Personen mit einander

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