Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg. Gerstäcker Friedrich

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Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg - Gerstäcker Friedrich

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selber hörte hier zuerst von den soeben entdeckten und reich befundenen Minen am Turon, und da er noch an dem nämlichen Abend eine Gelegenheit fand, sein Gepäck dorthin zu senden, benutzte er dieselbe und wanderte wieder zu Fuß mit seinen neuen Begleitern neben dem Wagen her. War es ja doch überhaupt nur reine Glückssache, welchen Ort /86/ man gerade zu seinen nächsten Arbeiten wählte, und von Hafften lag viel mehr daran, das Leben und Treiben in diesen Minen kennen zu lernen, als wirklich selber ausdauernd nach Gold zu graben.

      Und eine bunter gemischte Gesellschaft hätte er wahrlich selbst in Californien kaum finden können, als sie ihm hier auf diesem kurzen Marsch geboten wurde, denn Engländer, Deutsche und Franzosen schwatzten und lachten wild durcheinander, und der beste Geist schien die kleine Schaar zu beleben - und doch wie verschieden war es auch wieder von Californien, wo das spanische Element, das hier gänzlich fehlte, überall vortrat, und der Amerikaner allein regierte.

      Spanische Abkömmlinge hatten sich hierher noch wenig oder gar nicht verloren, aber wenn so, würde man ihnen nicht das Geringste in den Weg gelegt haben, eben so wenig wie einem Deutschen oder Franzosen. Die erbittertste Stimmung aber herrschte, wenn das Gespräch diesen Gegenstand berührte, gegen die Amerikaner, da gerade das vigilance committee in Californien seine Thätigkeit begonnen und einer Anzahl von Australien herübergekommener Engländer arg mitgespielt hatte. Wo sich deshalb wirklich Amerikaner unter dem Englisch redenden Theil der Bevölkerung fanden, machten sie mit ihrer Nationalität keinen Staat, und vermieden Alles, was eine Entdeckung derselben hätte herbeiführen können.

      Am Turon nahm aber, wie bei allen Wanderern, die Sorge für ein Nachtlager ihre erste Arbeit gleich in Anspruch. Vor allen Dingen mußten die verschiedenen Zelte aufgeschlagen und ein Kochherd, oder wenigstens Feuerplatz hergerichtet werden. Holz gab es damals, und bei der ersten Besiedelung des Platzes, noch genug, Provisionen waren reichlich vorhanden, und wie sich die Sonne hinter die ziemlich hohen Hügelrücken senkte, lagen die Männer schon um ihre Feuer ausgestreckt lachend und plaudernd zusammen, und träumten und phantasierten von goldenen Schätzen, die vielleicht selbst unter ihrer Lagerstätte die reichen Adern ausstreckten und nur auf Spitzhacke und Schaufel warteten, um sich geduldig der Pfanne zu überliefern.

      Und was das jetzt für ein reges Leben an dem sonst so /87/ stillen, ja öden Bergstrom war, und wie die dunkeln Kasuarinen staunen mochten, als Schwarm nach Schwarm des gierigen Menschenvolkes in das Thal strömte und die klare Fluth in flüssigen Lehm verwandelte. - Die Schätze des Turon waren verrathen, und immer neue Schaaren drängten herbei, noch irgend wo am Ufer einen kleinen und freien Platz zu finden, wo sie sich einhacken konnten.

      Wie das da unten am Wasser mit den Maschinen rasselte! Vor drei Tagen waren noch keine zehn Menschen an dem ganzen Wasserlauf gewesen, jetzt standen schon einige fünfzig Zelte, und nicht zehn Schritt weit von einander wühlten sich die verschiedenen Compagnien und Partien in den Lehmboden.

      Und was für brillante Geschäfte die Verkaufszelte machten, wie die Händler - eine Menge deutscher Juden zwischen ihnen - ihre Waarenballen auspackten und legten, und dabei zugleich - immer nur für Goldstaub statt klingender Münze - so lustig verkauften!

      Auch hierbei zeigte sich mit Californien ein gewaltiger Unterschied, und das Menschengeschlecht schien hier schlauer und gieriger als dort. In Californien nämlich wurde alles Gold für vollen Werth und voll Gewicht genommen, ob es Quarzstücke enthielt oder nicht, ja einzelne sehr hübsch mit Quarz durchwachsene, sogenannte specimans, wohl noch theurer als ihr Gewicht verkauft. Hier in Australien war das nicht der Fall. Die meisten Händler brachten sich schon einen kleinen Ambos mit in die-Minen, oder wo sie den nicht hatten, versah dessen Stelle ein großer Stein. Aber auf diesem wurde auch jedes Stück, das nur die unbedeutendste Quarzspur zeigte, erbarmungslos geklopft und gehämmert, bis alles Unedle hinaus und damit auch eine Menge von Goldsplittern mit fortgespritzt war. Dann erst legte es der Händler auf die Wage.

      Und zwischen all den arbeitenden, thätigen Menschen ritt, oft allein, oft von einem Polizeisoldaten begleitet, der Kommissär, der den Preis für die auszugebende „License" einzu- kassiren hatte. Langsam suchte er das ganze Flußufer ab, bald an dieser, bald an jener Seite, und Mann für Mann /88/ mußte seine dreißig Shilling bezahlen und bekam dafür von ihm einen gewissen, meist nur sehr beschränkten Raum garantirt, auf dem er dann ungehindert arbeiten konnte. Offene Widersetzlichkeit fand auch nirgends gegen ihn statt, und Mr. Green, wie der Commissär hieß, erfüllte seine Pflicht mit so vielem Tact und, wo es Noth that, auch mit Energie, daß er sich immer freundlich mit den Minern stellte.

      So wenig Mannschaft er aber auch selber zu gebrauchen schien, so allmälig wurde die Polizeitruppe doch da oben verstärkt, denn eines Theils war Alles noch zu neu, um gleich von vornherein zu wissen, wie sich eine Masse dort zusammengeströmter früherer Sträflinge, der Verführung des Goldes gegenüber, benehmen würde, und dann bedurfte man auch einer Anzahl von Polizeisoldaten, um die Gouvernementskasse und das Postzelt zu überwachen, wie ebenso die abgehenden Sendungen, ja selbst den Postwagen nach Sidney zu begleiten. Der letzte Ueberfall war zu frech und glücklich ausgeführt worden, und die Verführung wurde jetzt, wo eine Anzahl von Händlern stets ziemliche Summen an Waschgold der Hauptstadt zutrugen, natürlich mit jedem Tage stärker.

      Außerdem hatte aber auch die Regierung angezeigt, daß sie, für gewisse Procente, die Garantie für Goldsendungen nach Sidney übernähme, und eine solche Escorte sollte nächstens nach der Hauptstadt zurückgehen. Natürlich mußte sie gerade besonders stark überwacht werden, denn bei einem solchen Goldtransport wäre die Lockung für all' jene wilden, in den Minen zerstreuten Charaktere doch sonst ein wenig zu stark gewesen. Eine Anzahl Bewaffneter aber brauchte nicht zu fürchten, daß man ihr die Spitze bieten würde.

      Dadurch war eine gewisse Sicherheit in die Minen gekommen, mochten sie so entfernt von dem gewöhnlichen Verkehr liegen wie sie wollten, und jene lockeren Charaktere, deren es freilich genug und übergenug in den Bergen gab, getrauten sich noch nicht mit ihrem alten Handwerk heraus, oder waren auch vielleicht selber im Anfang neugierig, was für Glück sie bei ehrlichem Goldwäschen haben würden - den Versuch schien es immer werth. Thatsache ist, daß gerade in der ersten Zeit und in den ersten Wochen in all' den Bergen kein einziger /89/ Raubanfall oder selbst nur Diebstahl zu den Ohren der Polizei kam und verfolgt werden mußte. Es schien fast, als ob die „australischen Convicts" den Yankees da drüben in Californien beweisen wollten, daß sie den Namen keineswegs verdienten, den ihnen diese gegeben, und unter dem sich die Amerikaner auch die Freiheit genommen hatten, eine Anzahl Australier aufzuhängen.

      9.

      Die „English Bottom"-Station.

      Vollkommen unberührt fast von dem bewegten Treiben um sie her, lag indessen Mr. Sutton's Station, denn die Schenke am Wege hatte sich, wie der endlose Zug der Miner in die Berge begann, rasch in einen kleinen Kram- und Provisionsladen verwandelt, in dem die Wanderer Alles, was sie auf dem Wege brauchten, bekommen konnten, und diese waren in viel zu großer Eile, um einen Abstecher nach einem abseits gelegenen Punkt zu machen.

      Allerdings hatte Mr. Sutton ebenfalls mit der allgemeinen Noth zu kämpfen, was seine Leute nämlich betraf, denn von diesen ging ihm natürlich ein großer Theil durch und in die Minen, trotzdem daß sie gerade an diesem Platz vielleicht besser behandelt und genährt wurden, als auf irgend einer Stelle des weiten Landes. Aber die Leute konnten einmal der unausgesetzten Versuchung, da oben in kurzer Zeit reich zu werden, nicht widerstehen, und Mr. Sutton, der darauf gefaßt gewesen, schränkte sich soviel das angehen wollte ein, und verkaufte besonders an Schlachtvieh, was er irgend verkaufen konnte, um der Ueberwachung desselben vor der Hand enthoben zu sein. War der erste Rausch verflogen, so wußte er recht gut, daß er, wenn nicht seine eigenen, doch Leute genug zurückbekam, /90/ die bis dahin liegen gebliebenen Arbeiten wieder mit dem alten Ernst und Eifer aufzunehmen.

      Dem Verwundeten, der sich jetzt außer aller Gefahr befand und nur noch der Ruhe bedurfte, um in einigen Wochen wieder vollkommen

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