Der Pfadfinder. James Fenimore Cooper
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Читать онлайн книгу Der Pfadfinder - James Fenimore Cooper страница 15
„Den bei der gestürzten Fichte?"
„Denselben. Nehmt Stein und Feuerzeug, kriecht am Ufer hin und macht ein Feuer auf diese Stelle. Kann sein, daß sie der Rauch da hinauflockt. Mittlerweile bringen wir vielleicht mit der gehörigen Vorsicht die Kähne weiter hinunter und finden einen andern Schutz. Buschwerk haben wir genug, und ein Versteck ist leicht in dieser Gegend zu finden, was uns die vielen Hinterhalte beweisen können."
„Ich will's thun, Pfadfinder," sagte Jasper und sprang an's Ufer. „In zehn Minuten soll das Feuer brennen."
„Und, Eau-douce, nehmt diesmal ordentlich feuchtes Holz dazu," flüsterte der Andere mit seinem eigenthümlichen herzlichen Lachen. „Wenn es an Rauch fehlt, so muß Wasser helfen, ihn zu verdicken."
Der junge Mann, welcher zu wohl den Werth seiner Aufgabe kannte, um sie unnöthig zu verzögern, eilte rasch dem bezeichneten Punkte zu. Mabel wagte einen leichten Einwurf wegen der Gefahr, welcher aber nicht beachtet wurde, und die Gesellschaft bereitete sich vor, ihre gegenwärtige Stellung unverzüglich zu verändern, da sie von dem Orte aus, wo Jasper das Feuer anzuzünden beabsichtigte, gesehen werden konnten. Die Bewegung forderte keine Eile und wurde mit Ruhe und Vorsicht ausgeführt. Die Kähne fuhren um die Gebüsche herum und glitten mit der Strömung fort, bis sie eine Stelle erreicht hatten, an welcher sie von dem Kastanienbaum aus nicht mehr erblickt werden konnten. Hier hielten sie an, und Aller Augen richteten sich nun auf den zurückgebliebenen Abenteurer.
„Da steigt der Rauch auf;" rief der Pfadfinder, als ein leichter Windstoß eine kleine Dunstsäule vom Land aus in die Höhe wirbelte, und sie in spiralförmigen Wendungen über das Bette des Flusses hintrieb. „Ein guter Stein, ein Stückchen Stahl und ein Haufen dürrer Blätter machen ein schnelles Feuer. Ich hoffe, Eau-douce wird so viel Einsicht haben, sich an das feuchte Holz zu erinnern, wenn uns die List zu Frommen kommen soll."
„Zu viel Rauch — zu viel Klugheit," sagte Arrowhead in seiner sententiösen Weise.
„Das wäre so wahr, als die Bibel, Tuscarora, wenn die Mingo's nicht wüßten, daß es Soldaten in der Nähe gibt. Die Soldaten denken aber an einem Rastorte gemeiniglich eifriger auf ihre Mahlzeit, als an das, was klug ist und sie gegen Gefahr schützen könnte. Nein, nein! Mag der Junge immerhin seine Holzklötze aufhäufen, daß es einen tüchtigen Rauch setzt, sie werden es der Dummheit einiger irischer und schottischer Tölpel zuschreiben, welche mehr an ihre Hafergrütze und an ihre Kartoffeln denken, als an ein Zusammentreffen mit Indianern und indianischen Büchsen."
„Man sollte aber doch, nach Allem, was ich hierüber in den Städten gehört habe, glauben, daß die Soldaten an dieser Gränze an die Kunstgriffe ihrer Feinde gewöhnt und fast so listig geworden seien, als die rothen Menschen selbst," erwiederte Mabel.
„Nicht diese, nicht diese. Erfahrung macht sie nur wenig klüger, und sie discutiren von ihren Wendungen, ihren Pelotons und Bataillons hier in den Wäldern so behaglich, als wären sie zu Hause in ihren Pferchen. Eine Rothhaut hat mehr Schlauheit in ihrer Natur, als ein ganzes Regiment von der andern Seite des Wassers. Ich nenne das Wälderschlauheit. — Aber auf mein Wort, nun ist's genug Rauch, und wir werden besser thun, uns einen andern Versteck auszusuchen. Der Junge hat den ganzen Fluß in sein Feuer geworfen, und es ist zu besorgen, daß die Mingo's glauben, es ist ein ganzes Regiment um den Weg."
Während er so sprach, trieb der Pfadfinder von dem Busche weg, an dem er bisher angelegt halte, und in einigen Minuten verbarg ihnen die Biegung des Flusses den Rauch und den Baum. Glücklicherweise zeigte sich auch an dem Ufer, wenige Ellen von dem Punkt, an dem sie eben vorbeifuhren, eine kleine Bucht, in welche die Kähne unter dem Einfluß der Ruder einlenkten.
Die Reisenden hätten wohl keinen geschickteren Platz für ihre Absicht ausfinden können. Das Gebüsch war dick und hing gegen das Wasser hin, so daß es einen vollständigen Blätterbaldachin bildete. Im Grunde der kleinen Bucht befand sich ein schmaler, kiesiger Strand, wo die Mehrzahl der Gesellschaft zu ihrer größeren Bequemlichkeit an's Land ging. Auch konnten sie blos von der gerade entgegengesetzten Seite des Flusses aus bemerkt werden. Von dieser Seite her war jedoch die Gefahr der Entdeckung gering, da das Gesträuch hier dichter als gewöhnlich und das Land jenseits desselben so naß und sumpfig war, daß man nicht ohne große Schwierigkeiten durchkommen konnte.
„Das ist ein guter Schlupfwinkel," sagte der Pfadfinder, als er seine Stellung mit dem Blicke eines Kenners untersucht hatte, „aber es ist nöthig, ihn noch sicherer zu machen. Meister Cap, ich verlange nichts von Euch, als Stillschweigen und ein Ruhelassen aller jener Gaben, die Ihr Euch aus dem Meere erworben habt, während der Tuscarora und ich unsere Vorkehrungen für die Stunde der Gefahr treffen."
Der Führer ging nun mit dem Indianer etwas weiter in das Gebüsch, wo sie die stärkeren Stämme mehrerer Erlen und anderer Sträucher abschnitten, dabei aber die größte Sorgfalt anwandten, um kein Geräusch zu verursachen. Die Enden dieser kleinen Bäume, denn das waren sie in der That, wurden, da das Wasser nur eine geringe Tiefe hatte, an der äußern Seite der Kähne in den Schlamm gesteckt, und im Verlaufe von zehn Minuten war ein sehr täuschender Schirm zwischen ihnen und dem Orte, woher die hauptsächlichste Gefahr zu befürchten war, errichtet. Die beiden Arbeiter hatten viel Scharfsinn und Geschicklichkeit bei dieser einfachen Anordnung entwickelt, wobei sie durch die Form des Ufers, seine Einbuchtung, die Seichtigkeit des Wassers und die Art, mit welcher diese Gebüschverzweigungen gegen das Wasser überhängen, wesentlich begünstigt wurden. Der Pfadfinder sah dabei vorzüglich auf gekrümmte Stämme, welche an einem Orte, wie dieser, leicht aufzufinden waren, und da er sie in einiger Entfernung unter der Biegung abschnitt und die letztere das Wasser berühren ließ, so hatte das künstliche Dickicht zwar nicht das Ansehen eines solchen, welches in dem Strome gewachsen war, was wohl hätte Verdacht erregen mögen, aber doch mochte es Jeder, der an ihm vorbei kam, für ein Gebüsch halten, das wagrecht vom Ufer ausging, ehe es sich aufwärts gegen das Licht richtete. Kurz, der Schirm war so scharfsinnig angeordnet und so kunstreich zusammengesetzt, daß nur ein ungewöhnlich mißtrauisches Auge hier ein Versteck hätte ahnen mögen.
„Das ist der beste Schlupfwinkel, in dem ich je gesteckt habe," sagte der Pfadfinder mit seinem ruhigen Lachen, nachdem er sich die Außenseite betrachtet hatte. „Die Blätter unserer neuen Bäume berühren auf's Genaueste die des Gebüsches zu unseren Häupten, und selbst der Maler, welcher sich kürzlich in der Garnison befand, könnte nicht sagen, was hier das Werk der Vorsehung und was das unsere ist. Hst! dort kommt Eau-douce gewatet. Was er doch für ein verständiger Junge ist, seine Fährte dem Wasser zu überlassen! Nun wir werden bald sehen, ob unser Versteck zu Etwas gut ist, oder nicht."
Jasper war wirklich von seiner Verrichtung zurückgekehrt, und da er die Kähne vermißte, so folgerte er, daß sie sich unter der nächsten Wendung des Flusses verborgen hätten, in der sie von dem Feuer aus nicht bemerkt werden konnten. Seine gewohnte Vorsicht hatte ihn veranlaßt, im Wasser fortzugehen, um nicht eine Verbindung der Spuren, welche von der Gesellschaft am Ufer zurückgeblieben waren, und des Platzes, wo er ihren neuen Zufluchtsort vermuthete, erkennen zu lassen. Würden dann die Canada-Indianer auf ihrer eigenen Fährte zurückkehren, und die Spuren, welche der Pfadfinder und Serpent bei Gelegenheit ihrer Besprechung und Untersuchung hinterlassen hatten, bemerken, so mußten sie den Schlüssel zu diesen Bewegungen verlieren, da keine Fußstapfen sich dem Wasser aufdrücken. Der junge Mann war deßhalb von diesem Punkt aus knietief im Wasser gewatet, und machte nun langsam seinen Weg am Rande des Stromes abwärts, um die Stelle zu suchen, wo die Kähne verborgen