Der Pfadfinder. James Fenimore Cooper
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Pfadfinder - James Fenimore Cooper страница 19
Die scheinbare Geringfügigkeit der Beobachtung, welche er gemacht hatte, war ein weiterer Grund für den Jüngling, sie seinen Gefährten nicht mitzutheilen. Hatte sie ihn wirklich zu einer Entdeckung geleitet, so war sein Ruhm um so größer, wenn er desselben ungetheilt genoß; und war dieß nicht der Fall, so durfte er hoffen, dem Gelächter zu entgehen, welches die jungen Indianer so sehr scheuen. Hier drohte jedoch die Gefahr eines Hinterhalts und eines Ueberfalls, welche jeden, auch den feurigsten Krieger der Wälder zu einer langsamen und vorsichtigen Annäherung veranlaßt; und in Folge der aus den eben genannten Umstünden fließenden Zögerung waren die zwei Partien bereits fünfzig bis sechzig Ellen weiter abwärts gekommen, ehe der junge Wilde der Anpflanzung Pfadfinders so nahe gerückt war, daß er sie mit den Händen erreichen konnte.
Ungeachtet ihrer kritischen Lage hatte die ganze Gesellschaft in dem Verstecke ihre Augen fest auf das bewegte Gesicht des jungen Irokesen gerichtet, auf welchem sich der Kampf seiner Gefühle deutlich zeichnete. Das erste war die lebhafte Hoffnung, einen Erfolg zu erringen, wo einige der Erfahrensten seines Stammes bereits irre gegangen waren, und einen Ruhm zu erwerben, wie er selten einem Manne von seinem Alter, oder einem Muthigen auf dem ersten Kriegspfade zu Theil wird: dann folgten Zweifel, da die welken Blätter sich wieder zu erheben, und in den Strömungen der Luft aufzuleben schienen; und endlich ließ der Argwohn einer vorhandenen Gefahr die erregten Gefühle in seinen Zügen ihr beredtes Spiel treiben.
Die durch die Hitze hervorgebrachte Veränderung des Gebüsches, dessen Stämme im Wasser standen, war nur so leicht gewesen, daß der Irokese, als er wirklich die Hand an die Blätter legte, zu der Vermuthung kam, er habe sich getäuscht. Da aber Niemand bei einem strengen Verdacht die naheliegenden Mittel, seine Zweifel zu berichtigen, verabsäumt, so bog der junge Krieger vorsichtig die Zweige auf die Seite, und war mit einem Tritte in dem Versteck, wo die Gestalten der darin Befindlichen wie eben so viele athemlose Statuen seinen Blicken entgegentraten. Der dumpfe Ausruf, das leichte Zurückfahren und das glänzende Auge des Feindes wurden kaum gesehen und gehört, als sich der Arm Chingachgooks erhob, und der Tomahawk des Delawaren auf den nackten Schädel seines Gegners niedersank. Der Irokese erhob wüthend die Hände, stürzte rückwärts, und fiel an einer Stelle in's Wasser, wo der Strom den Körper wegführte, dessen Glieder noch im Todeskampfe zuckten. Der Delaware machte einen kräftigen, aber erfolglosen Versuch, seinen Arm zu ergreifen, in der Hoffnung, sich des Skalps zu bemächtigen; aber das blutgestreifte Wasser wirbelte stromabwärts, und führte seine bebende Last mit sich fort.
Alles dieses geschah in weniger als einer Minute, und erschien dem Auge so plötzlich und unerwartet, daß Leute, welche weniger an die Kriegsfahrten der Wälder gewöhnt waren, als der Pfadfinder und seine Genossen, nicht sogleich gewußt hätten, was beginnen.
„Es ist kein Augenblick zu verlieren," sagte Jasper mit ernster, aber gedämpfter Stimme, indem er das Gebüsch auf die Seite drückte. „Thut, was ich thue, Meister Cap, wenn Ihr Eure Nichte gerettet wissen wollt; und Sie, Mabel, legen Sie sich der Länge nach in dem Kahne nieder."
Er hatte diese Worte kaum gesprochen, als er den Bug des leichten Bootes ergriff, es, im Wasser watend, längs dem Ufer hinschleppte, wobei Cap ihn am Stern unterstützte — sich so nahe als möglich an das Ufer hielt, um von den Wilden nicht bemerkt zu werden, und die obere Wendung des Flusses zu gewinnen suchte, welche die Gesellschaft mit Sicherheit vor dem Feind verbergen mochte. Des Pfadfinders Kahn lag zunächst am Lande, und mußte deßhalb zuletzt das Ufer verlassen. Der Delaware sprang an's Land, und verlor sich in den Wald, da er es für seine Aufgabe hielt, den Feind in dieser Gegend zu überwachen, indeß Arrowhead seinen weißen Gefährten beim Flottmachen des Kahnes unterstützte — um Jaspern folgen zu können. Alles dieses war das Werk eines Augenblicks; als aber Pfadfinder die Strömung an der Flußmündung erreicht hatte, fühlte er plötzlich ein Leichterwerden des Gewichtes, welches er führte, und bei einem Rückblick entdeckte er, daß der Tuscarora mit seinem Weib ihn verlassen hatte. Der Gedanke an Verrath blitzte in seiner Seele auf; aber es war keine Zeit, anzuhalten. Der Klageruf, der sich weiter unten im Fluß erhob, verkündete, daß der weggeschwemmte Körper des jungen Indianers bei seinen Freunden angelangt war. Der Knall einer Flinte folgte, und nun sah der Wegweiser, daß Jasper, nachdem er die Flußbeugung umrudert hatte, den Strom quer durchschnitt und Beide, Jasper aufrecht stehend im Stern des Kahnes, und Cup am Bug sitzend, das leichte Fahrzeug mit kräftigen Ruderschlägen vorwärts trieben. Ein Blick, ein Gedanke, ein Auskunftsmittel erfolgte rasch auf einander in der Seele eines Mannes, der so sehr an die Wechselfälle des Grenzkriegs gewöhnt war. Er sprang schnell in das Hintertheil seines Kahnes, drängte ihn mit einem kräftigen Stoß in die Strömung, und fing gleichfalls an, den Strom so weit unten zu kreuzen, daß seine Person eine Zielscheibe für den Feind abgeben mochte, indem er wohl wußte, daß ihr eifriges Verlangen, sich einer Kopfhaut zu versichern, alle anderen Gefühle überwältigen würde.
„Haltet Euch ober der Strömung, Jasper," rief der hochherzige Führer, indem er das Wasser mit langen, festen und kräftigen Ruderschlägen peitschte, „haltet Euch wohl über der Strömung, und treibt gegen das Erlengebüsch auf der andern Seite zu. Bewahret vor Allem des Sergeanten Tochter, und überlaßt diese Schufte von Mingo's mir und dem Serpent.
Jasper schwenkte sein Ruder zum Zeichen, daß er ihn verstanden habe, und nun ertönte Schuß auf Schuß in rascher Folge, davon jeder auf den einzelnen Mann in dem nächsten Kahne gerichtet war.
„Ha, entladet nur eure Büchsen, ihr Dummköpfe," sagte der Pfadfinder, der in der Einsamkeit der Wälder, in welcher er so viele Zeit zubrachte, die Gewohnheit angenommen hatte, mit sich selber zu sprechen, „feuert nur eure Büchsen ab auf ein unsicheres Ziel, und laßt mir Zeit, auf dem Fluß eine Elle um die andere zwischen uns zu gewinnen. Ich will euch nicht schmähen , wie ein Delaware oder ein Mohikan, denn meine Gaben sind die eines weißen Mannes und nicht die eines Indianers, und das Prahlen im Kampf ist nicht die Sache eines christlichen Kriegers; aber ich kann hier ganz allein mir selbst sagen, daß ihr wenig besser seid, als die Leute aus den Städten, welche auf die Rothkehlchen in den Obstgärten schießen. Nun, das war gut gemeint" — er zog seinen Kopf zurück, da eine Flintenkugel eine Haarlocke von seinen Schläfen abgerissen hatte — „aber das Blei, das um einen Zoll fehlt, ist eben so nutzlos, als das, welches stets im Flintenlauf bleibt. Brav gethan, Jasper! Des Sergeanten süßes Kind muß gerettet werden, und wenn wir Alle unsere Kopfhäute darüber verlieren sollten."
Mittlerweile war der Pfadfinder in die Mitte des Flusses und fast an die Seite seiner Feinde gerudert, indeß der andere Kahn, von Caps und Jaspers kräftigen Armen getrieben, der ihnen bezeichneten Stelle am jenseitigen Ufer nahe gekommen war. Der alte Seemann spielte nun seine Rolle männlich, denn er war auf seinem eigenen Element, liebte seine Nichte aufrichtig, hatte eine besondere Verehrung gegen seine eigene Person, und war des Feuers nicht ungewohnt, obgleich seine Erfahrung sich auf eine ganz andere Art des Kriegführens bezog. Einige Ruderstreiche brachten den Kahn in das Gebüsch; Mabel eilte mit Jasper an's Land, und für den Augenblick waren alle drei Flüchtlinge gerettet.
Nicht so verhielt es sich mit dem Pfadfinder. Seine muthige Selbstausopferung hatte ihn in eine ungemein gefährliche Lage gebracht, die sich noch dadurch verschlimmerte, daß, als er gerade zunächst dem Feinde vorbei trieb, der am Lande befindliche Haufen am Ufer herunter glitt, und sich mit seinen in dem Wasser stehenden Freunden vereinigte. Der Oswego war an dieser