Der Pfadfinder. James Fenimore Cooper

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Der Pfadfinder - James Fenimore Cooper

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abgefeuert wurden.

      In dieser verzweifelten Lage that die Festigkeit und Geschicklichkeit des Pfadfinders gute Dienste. Er wußte, daß seine Sicherheit nur von einer fortdauernden Bewegung abhing; denn ein feststehender Gegenstand wäre in dieser Entfernung fast mit jedem Schusse getroffen worden. Bewegung allein war aber nicht zureichend; denn seine Feinde, die gewöhnt waren, den Hirsch im Sprunge zu tödten, wußten wahrscheinlich ihr Ziel so wohl zu nehmen, daß sie ihn getroffen haben würden, wenn die Bewegung eine gleichförmige war. Er sah sich daher veranlaßt, den Kurs des Kahnes zu wechseln und schoß einen Augenblick mit der Schnelligkeit des Pfeiles stromabwärts: im nächsten hielt er in dieser Richtung an, und schnitt schnell in den Strom ein. Glücklicherweise konnten die Irokesen ihre Gewehre im Wasser nicht wieder laden, und das Gebüsch, welches überall das Ufer säumte, machte es schwierig, den Flüchtling im Gesicht zu behalten, wenn sie an's Land stiegen. Unter dem Schutze dieser Umstände, und da die Feinde alle ihre Gewehre auf ihn abgefeuert hatten, hatte Pfadfinder schnell, sowohl abwärts als in die Quere, eine sichernde Entfernung gewonnen, als plötzlich eine neue, wenn auch nicht unerwartete Gefahr auftauchte.

      Diese bestand in der Erscheinung des Haufens, welcher weiter unten im Hinterhalt gelegen hatte, um den Strom zu bewachen, und dessen die Wilden in dem oben ausgeführten kurzen Gespräch Erwähnung gethan. Die Zahl desselben betrug nicht weniger als zehn, und da ihnen alle Vortheile ihres blutigen Gewerbes bekannt waren, so hatten sie sich an einer Stelle aufgestellt, wo das Wasser zwischen den Felsen und über die Untiefen brandete; Stellen, die man in der Sprache dieser Gegend Stromengen nennt. Der Pfadfinder sah wohl, daß er, wenn er in diese Enge einliefe, auf den Punkt zugetrieben würde, wo die Irokesen sich aufgestellt hatten; denn die Strömung war unwiderstehlich, die Felsen gestatteten keinen andern sichern Durchgang, und so waren Tod oder Gefangenschaft die einzigen wahrscheinlichen Resultate eines solchen Versuches. Er strengte daher alle seine Kräfte an, um das westliche Ufer zu erreichen, da sich die Feinde Alle auf der Ostseite des Flusses befanden. Aber ein solches Unternehmen überstieg die Kraft eines einzelnen Menschen, und ein Versuch, die Strömung zu überwinden, würde die Bewegung des Kahnes auf einmal so weit vermindert haben, daß dadurch einem sicheren Zielen Raum gegeben worden wäre. In dieser Noth kam der Wegweiser mit seiner gewohnten schnellen Besonnenheit zu einem Entschluß, für welchen er alsbald seine Vorbereitungen traf. Anstatt sich zu bemühen, das Fahrwasser zu gewinnen, steuerte er gegen die seichteste Stelle des Stroms, und als er diese erreicht hatte, ergriff er seine Büchse und sein Bündel, sprang in's Wasser und fing an von Felsen zu Felsen zu waten, wobei er seine Richtung, gegen das westliche Ufer einschlug. Der Kahn wirbelte in der wüthenden Strömung, rollte über einige schlüpfrige Steine, füllte und leerte sich wieder, und erreichte endlich das Ufer, einige Ellen von der Stelle entfernt, wo die Indianer sich aufgestellt hatten.

      Indeß war der Pfadfinder noch lange nicht außer Gefahr. In den ersten Minuten erhielt die Bewunderung seiner Schnelligkeit und seines Muthes, dieser bei den Indianern so hoch geachteten Tugenden, seine Verfolger regungslos. Aber der Durst nach Rache und die Gier nach dem so hoch gepriesenen Siegeszeichen überwältigten bald dieses vorübergehende Gefühl und weckten sie aus ihrer Erstarrung. Büchse um Büchse krachte, und die Kugeln sausten um des Flüchtlings Haupt, daß er sie durch das Brausen des Wassers hören konnte. Aber er schritt fort, gleich Einem, der ein durch Zauberkraft geschütztes Leben trägt, und obwohl das grobe Gewand des Gränzmannes mehr als Einmal durchlöchert ward, so wurde doch nicht einmal seine Haut gestreift.

      Da der Pfadfinder einige Mal genöthigt war, bis unter die Arme im Wasser zu waten, wobei er seine Büchse sammt dem Schießbedarf über die wüthende Strömung erhob, so wurde er von der Anstrengung bald ermüdet, und er war erfreut, an einem großen Steine oder vielmehr einem kleinen Felsen, welcher so hoch über den Fluß hervorragte, daß seine obere Fläche trocken war, Halt machen zu können. Aus diesen Stein legte er sein Pulverhorn und stellte sich selbst hinter denselben, so daß sein Körper theilweise gedeckt wurde. Das westliche Ufer war nur noch fünfzig Fuß entfernt, aber die ruhige, schnelle, dunkle Strömung, die zwischen durchschoß, verschaffte ihm die Ueberzeugung, daß er hier werde schwimmen müssen.

      Die Indianer, welche nur eine Weile ihr Feuer aussetzten, versammelten sich um den gestrandeten Kahn; und da sie dabei die Ruder fanden, so schickten sie sich an über den Fluß zu setzen.

      „Pfadfinder!" rief eine Stimme aus dem Gebüsche des westlichen Ufers an der Stelle, welche der angeredeten Person am nächsten war.

      „Was wollt Ihr, Jasper?«

      „Seid guten Muths; — Es sind Freunde bei der Hand, und kein Mingo soll über den Fluß setzen, ohne für seine Kühnheit zu büßen. Würdet Ihr nicht besser thun, Eure Büchse auf dem Felsen zu lassen und herüber zu schwimmen, ehe die Schurken sich Flott machen können?"

      „Ein braver Jäger läßt nie sein Gewehr im Stich, so lange er Pulver in seinem Horn und eine Kugel in der Tasche hat. Ich habe heute den Drücker noch nicht berührt, und könnte den Gedanken nicht ertragen, mit diesem Gewürm zusammen gekommen zu sein, ohne ihm eine Erinnerung an meinen Namen zurückzulassen. Ein bischen Wasser wird meinen Beinen nicht schaden, und ich sehe jenen Lumpenkerl, den Arrowhead, unter den Strolchen; ich möchte Dem wohl einen Lohn, den er so redlich verdient hat, zusenden. Ihr habt doch hoffentlich nicht des Sergeanten Tochter mit herunter und in die Schußweite ihrer Kugeln gebracht, Jasper?"

      „Sie ist in Sicherheit, wenigstens für den Augenblick, obgleich Alles davon abhängt, daß wir den Fluß zwischen uns und dem Feinde erhalten. Sie müssen jetzt unsere Schwäche kennen, und wenn sie übersetzen sollten, so zweifle ich nicht, daß ein Theil davon auf der andern Seite bleiben wird."

      „Diese Kahnfahrt betrifft Euere Gaben näher, als die meinigen, Junge, obgleich ich mein Ruder handhaben werde, wie der beste Mingo, der je einen Salm erlegte. Wenn sie unterhalb der Stromenge kreuzen, warum sollten wir nicht eben so gut oberhalb desselben über das ruhige Wasser setzen, und sie durch das Hin und Her, wie im Wolfspiel zum Besten haben können?"

      „Weil sie, wie ich gesagt habe, eine Partie auf dem andern Ufer lassen werden; und dann, Pfadfinder, möchtet Ihr Mabel den Büchsen der Irokesen bloßgeben?"

      „Des Sergeanten Tochter muß gerettet werden," entgegnete der Wegweiser mit ruhiger Energie. „Ihr habt Recht, Jasper; sie hat nicht die Gabe, ihren Muth dadurch zu bewähren, daß sie ihr süßes Gesicht und ihren zarten Körper einer Mingobüchse aussetzt. Was können wir thun? Wir müssen eben, wenn es möglich ist, das Uebersetzen ein oder zwei Stunden verhindern, und dann in der Dunkelheit unser Letztes versuchen."

      „Ich stimme euch bei, Pfadfinder, wenn es bewerkstelligt werden kann. Aber sind wir auch stark genug für dieses Vorhaben?"

      „Der Herr ist mit uns, Junge — der Herr ist mit uns; und es ist unvernünftig, zu glauben, ,daß eine Person, wie des Sergeanten Tochter in einer solchen Verlegenheit so ganz von der Vorsehung sollte verlassen werden. Es ist, wie ich gewiß weiß, kein Boot zwischen den Fällen und der Garnison, als unsere beiden Kähne, und ich denke, es wird über die Gaben einer Rothhaut gehen, Angesichts zweier Büchsen, wie die Eurige und die meinige, über den Fluß zu setzen. Ich will nicht prahlen, Jasper, aber man weiß in allen Gränzorten wohl, daß der Hirschetödter selten fehlt."

      „Eure Geschicklichkeit ist nahe und fern bekannt, Pfadfinder, aber eine Büchse braucht Zeit, um geladen zu werden; auch seid Ihr nicht an dem Lande und durch einen guten Versteck geschützt, von dem aus Ihr Euch Eurer gewohnten Vortheile bedienen könntet. Wenn Ihr unsern Kahn hättet, getrautet Ihr Euch wohl, mit trockenem Gewehr das Ufer zu erreichen?"

      „Kann ein Adler fliegen?" erwiederte der Andere mit seinem gewohnten Lachen, indem er im Sprechen rückwärts blickte. „Aber es würde unklug sein, Euch selbst auf dem Wasser auszusetzen, denn diese Spitzbuben fangen wieder an, sich an ihr Pulver und ihre Kugeln zu erinnern."

      „Es

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