Der Pfadfinder. James Fenimore Cooper

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Der Pfadfinder - James Fenimore Cooper

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kann er sie nicht veranlassen, unsere Spur zu verfolgen?" fragte Jasper, dessen Besorgnisse über die Gefährlichkeit ihrer Lage seit seinem Zusammentreffen mit Magnet bedeutend erhöht worden waren. „Wir lassen bis zum Fluß einen breiten Pfad zurück."

      „Je breiter, desto besser. Wenn wir dort sind, so wird es über den Horizont eines listigen Mingo's gehen, zu sagen, ob der Kahn aufwärts oder abwärts gegangen ist. Wasser ist das einzige in der Natur, was durchaus jede Fährte verwischt, und doch thut es auch das Wasser nicht immer, wenn die Witterung scharf ist. Seht Ihr nicht, Eau-douce, daß die Mingo's, wenn sie unsere Spur unterhalb der Fälle bemerkt haben, sich gegen diesen Rauch heraufziehen und daraus den natürlichen Schluß ableiten werden, diejenigen, welche stromaufwärts gegangen sind, werden auch stromaufwärts ihre Fahrt fortgesetzt haben? Wenn sie etwas wissen, so wissen sie nur, daß eine Partie von dem Fort ausgegangen ist, und sicher wird es den Witz eines Mingo's übersteigen, sich zu denken, daß wir nur um einer Lustpartie willen, den nämlichen Tag hieher und wieder zurück — unsere Kopfhäute in Gefahr gesetzt haben."

      „Freilich," versetzte Jasper, welcher sich beiseits mit dem Pfadfinder besprach, während sie ihre Richtung gegen die Windgasse hin einschlugen, „sie können nichts von des Sergeanten Tochter wissen, denn in Beziehung auf sie wurde das größte Geheimniß beobachtet."

      „Und hier sollen sie nichts erfahren," erwiederte Pfadfinder, indem er seinen Gefährten veranlaßte, sorgfältig in die Spuren von Mabels kleinem Fuße zu treten, wenn nicht dieser alte Salzwasserfisch seine Nichte in der Windgasse herumgeführt hat, wie eine alte Hirschgais ihr Kitzchen."

      „Ein Bock, meint Ihr, Meister Pfadfinder."

      „Ist er nicht ein Querkopf? Nun, ich kann wohl Kameradschaft machen mit einem Schiffer, wie Ihr seid, Eau-douce, und finde nichts besonders Konträres in unsern Gaben, obgleich sich die Euern mehr für die Seen und die meinen für die Wälder eignen; aber mit diesem — hört, Jasper," fuhr der Kundschafter mit seinem gewohnten tonlosen Lachen fort, „ich meine, wir sollten ihm doch das Gewehr visitiren, und ihn über die Fälle schießen lassen?"

      „Und was in der Zwischenzeit mit der artigen Nichte anfangen?"

      „Nun, ihr braucht deßhalb kein Leid zu widerfahren. Sie muß jedenfalls auf dem Tragweg um die Fälle gehen. Aber Ihr und ich können diesen atlantischen Oceansmenschen auf die Probe stellen und dann werden sich wohl alle Parteien besser mit einander befreunden. Wir wollen ausfindig machen, ob sein Stein Feuer gibt, und er mag etwas von den Streichen der Gränzleute erfahren."

      Der junge Jasper lächelte, denn er war einem Scherze nicht abgeneigt, um so weniger als Caps Anmaßung ihn unangenehm berührt hatte. Aber Mabels schönes Antlitz, ihre leichte, behende Gestalt und ihr gewinnendes Lächeln stellte sich wie ein Schild zwischen ihren Onkel und den beabsichtigten Versuch.

      „Vielleicht wird es des Sergeanten Tochter erschrecken," sagte er.

      „Gewiß nicht, wenn sie etwas von des Sergeanten Geist in sich hat. Sie sieht nicht aus, als ob sie ein zimpferliches Ding wäre. Oder laßt wich allein machen, ich will die Sache schon durchführen."

      „Nicht Ihr allein, Pfadfinder; ihr würdet Beide mit einander ertrinken. Wenn der Kahn über die Fälle geht, muß ich dabei sein."

      „Gut, sei es so. Es bleibt also bei der Uebereinkunft."

      Jasper nickte lächelnd seine Zustimmung, und der Gegenstand war abgemacht, als die Gesellschaft bei dem mehrerwähnten Kahne anlangte. Weniger Worte hatten schon über wichtigere Dinge zwischen den Partieen entschieden.

      Drittes Kapitel.

      Eh' Pflug und Karst auf diesen Feldern galt,

      Floß voll vom Rand des Stromes Welle,

      Und durch den frischen weiten Wald

      Erklang der Wasser Echo helle;

      Der Waldstrom brauste, Bäche spielten,

      Und in dem Schatten sprang die Quelle.

      Bryant.

      Die Wasser, welche in die Südseite des Ontario einmünden, sind bekanntlich im Allgemeinen schmal, träg und tief. Doch gibt es einige Ausnahmen von dieser Regel, denn manche jener Flüsse haben reißende Strömungen oder Stromschnellen, wie man sie in diesen Gegenden nennt, andere haben Fälle. Unter die letzteren gehörte der Fluß, auf welchem unsere Abenteurer ihre Reise fortsetzten. Der Oswego wird von dem Oneida und dem Onondago, welche beide von Seen herkommen, gebildet, und fließt etwa acht oder zehn Meilen durch ein wellenförmiges Land, bis er den Rand einer Art natürlicher Terrasse erreicht, von dem aus er zehn bis fünfzehn Fuß tief in eine andere Ebene hinabstürzt und durch dieselbe in der stillen und ruhigen Weise eines tiefen Gewässers hingleitet, bis er seinen Zoll an den weiten Behälter des Ontario entrichtet. Der Kahn, in welchem Cap und seine Gesellschaft vom Fort Stanwix, der letzten militärischen Station an dem Mohawk, hergekommen war, lag an der Seite des Flusses, und nahm die ganze Gesellschaft, mit Ausnahme des Pfadfinders, auf, welcher am Lande blieb, um das leichte Fahrzeug abzustoßen.

      „Laßt den Stern vorantreiben, Jasper," sagte der Mann der Wälder zu dem jungen Schiffer des See's, welcher Arrowheads Ruder ergriffen und selber die Stellung des Steuermanns eingenommen hatte, „laßt ihn mit der Strömung abwärts gehen. Wenn einige von diesen Teufeln, diesen Mingo's, unsere Fährte auswittern und bis zu dieser Stelle verfolgen, so werden sie zuerst die Spuren im Schlamm untersuchen, und bemerken sie, daß wir das Ufer mit stromaufwärts gerichteter Nase verlassen haben, so müssen sie natürlich zu der Vermuthung kommen, daß wir aufwärts gerudert seien."

      Dieser Anweisung wurde Folge geleistet. Pfadfinder, welcher sich in der Blüthe seiner Kraft und Thätigkeit befand, gab nun dem Kahn einen kräftigen Stoß, und sprang mit einer Leichtigkeit in den Bug desselben, die das Gleichgewicht des Fahrzeugs nicht im mindesten störte. Als sie die Mitte des Flusses, wo die Strömung am stärksten war, erreicht hatten, drehte sich das Boot und begann geräuschlos stromabwärts zu gleiten.

      Das Fahrzeug, in welchem sich Cap und seine Nichte zu ihrer langen und abenteuerlichen Reise eingeschifft hatten, war eines von den Rindencanoe's, welche die Indianer verfertigen, und die wegen ihrer außerordentlichen Leichtigkeit, wie auch wegen der Geschwindigkeit, mit der sie fortgetrieben werden können, ungemein geeignet für eine Fahrt sind, bei welcher Sandbänke, Treibholz und ähnliche Störungen so oft in den Weg treten. Die zwei Männer, welche die ursprüngliche Gesellschaft ausmachten, hatten es ohne das Gepäck manche hundert Ellen weit geschleppt, und das Gewicht desselben hätte wohl durch die Kraft eines einzelnen Mannes gehoben werden mögen. Demungeachtet war es lang, für einen Kahn weit, und nur die geringere Festigkeit mochte in den Augen der Ungewohnten als ein Mangel erscheinen. An diesen Uebelstand war man jedoch nach ein paar Stunden gewöhnt, und Mabel wie ihr Onkel hatten sich so weit in seine Bewegungen zu finden gelernt, daß sie nun mit vollkommener Gemüthsruhe ihre Plätze festhielten. Auch wurden die Kräfte des Kahns durch das Gewicht der drei Wegweiser nicht über Gebühr besteuert, da der breite runde Bauch desselben hinreichend Wasser verdrängte, ohne das Schanddeck der Oberfläche des Stromes merklich näher zu bringen. Die Arbeit daran war zierlich, die Sparren klein und mit Lederwerk befestigt, und der ganze Bau, so unbedeutend und unsicher er dem Auge erscheinen mochte, im Stande, vielleicht noch einmal so viel Personen, als sich darin befanden, weiter zu bringen.

      Cap hatte einen niedrigen Quersitz in der Mitte des Kahnes und Big Serpent kauerte sich neben ihn auf die Kniee. Arrowhead und sein Weib saßen vor ihnen, da Ersterer seinen Platz hinten im Kahn verlassen hatte. Mabel hatte sich hinter ihrem Onkel halb

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