Veyron Swift und der Schattenkönig. Tobias Fischer

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Veyron Swift und der Schattenkönig - Tobias Fischer Veyron Swift

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      Während Jane und Tom diese Informationen kommentarlos hinnahmen, zeigte sich Darrow aufgekratzt und beunruhigt. »MI-6? Der Geheimdienst? Wirklich? Sie meinen, Fiona war eine Terroristin?«

      Veyron sagte darauf nichts. Erst als die Türen des Fahrstuhls sich hinter ihnen schlossen, antwortete er auf Dannys Frage. »Irrtum. Miss Smith war eine MI-6-Agentin und auf der Suche nach dem Horn des Triton. Unser Geheimdienst versucht zu verhindern, dass dieser ausgesprochen gefährliche Gegenstand in die falschen Hände gerät. Miss Smith war mit der Informationsbeschaffung beauftragt. Ihre Recherchen führten sie an die Universität von Oxford, wo Sie ihr schließlich begegnet sind, Mr. Darrow. Als sie ihre Nachforschungen abgeschlossen hatte, ist sie nach London zurückgekehrt. Da Sie ihr jedoch unerwartet nachgestellt haben, musste sie ihre Identität wechseln und untertauchen. Ihren Auftrag konnte sie jedoch nicht zu Ende führen. Der Zugang nach Elderwelt blieb dem MI-6 verschlossen. Nur deswegen wurde ich kontaktiert, und zwar kurz nachdem Sie bei mir vorstellig wurden, Mr. Darrow. Was schließen Sie daraus?«

      »Hey, Mann! Ich bin keiner vom MI-6!«, wehrte sich Danny, der wohl einen Vorwurf in Veyrons blitzschnell vorgetragenen Worten zu erkennen glaubte.

      Veyron gestattete sich ein kurzes Lächeln. »Nein, ganz sicher nicht. Sie wurden die ganze Zeit beschattet, das bedeutet es. Geheimdienste denken paranoid, das gehört zu ihrer Natur. Dass man mich in dieser Sache irgendwann aufsuchen würde, stand für den MI-6 schon länger fest, aber nun sind Sie bei mir erschienen, jener Mann, der so hartnäckig nach Miss Fiona Smith sucht. Was kann das bedeuten? Der MI-6 kann sich keinen Reim darauf machen. Wer kommt schon auf die Idee, dass Sie einen Geist gedatet zu haben glauben! Viel wahrscheinlicher für den Geheimdienst ist dagegen, dass Sie jemand von der Gegenseite sind. Vielleicht sogar von der ZTC. Deshalb wurden Tom und ich kurzfristig vorgeladen. Aus diesem Zusammenhängen konnte ich schließen, dass Ihr Fall und der des MI-6 eng miteinander verwoben sein müssen«, erklärte er.

      Jane schüttelte missbilligend den Kopf. »Nicht nur, dass Sie sämtliche Gesetze brechen, Sie arbeiten auch noch gegen den Geheimdienst. Veyron, das ist Hochverrat, was Sie da machen«, warf sie ihm vor.

      Er nahm es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. »Darüber lasse ich die Geschichtsbücher urteilen, wenn es so weit ist.«

      Der Aufzug hielt, und sie stiegen aus. Zur gesuchten Wohnungstür war es nicht weit, auch zum Treppenhaus war es von ihr aus nur ein Katzensprung. Genau wie unten an der Klingel trug das Namensschild keine Beschriftung. Veyron sperrte auf, und sie traten ein. Jane schaltete das Licht ein, während Tom und Veyron den Flur durchschritten und sich alles genau ansahen. Die ganze Wohnung war mit einem hellen Teppich ausgelegt; Möbel gab es sehr wenige. Ein Regal an der Wand, eine Kommode samt Telefon daneben, im Wohnzimmer einen Tisch, ein Sofa und zwei Stühle. Alles sehr spartanisch und einfach.

      »Aha, hier ist vor Kurzem jemand gewesen. Sieh dir den Teppichboden an. Fußabdrücke; die Teppichfasern konnten sich noch nicht wieder aufrichten«, erklärte Veyron fast flüsternd. »Mr. Driscoll ist ein Lügner. Willkins, kehren Sie bitte nach unten zurück. In ein paar Minuten kommt Besuch ins Haus, den Sie mir in Empfang nehmen müssen.«

      Jane nickte und machte sich sofort auf den Weg. Danny Darrow hob in hilfloser Geste die Arme. »Und was soll ich machen? Was tu ich hier eigentlich?«

      »Sie folgen Tom und mir in sicherem Abstand. Ich brauche Sie als Rückversicherung.«

      »Okay. Und für was?«

      »Das, Mr. Darrow, werden Sie gleich sehen.«

      Sie kamen ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch lagen mehrere aufgeklappte Bücher. Jemand hatte Seiten herausgerissen und über den einzigen Tisch verteilt. Mit Textmarker waren bestimmte Sätze oder auch nur Wörter markiert. Tom schaute sich die Umschläge der Bücher genauer an. »Die Elfenwelt-Trilogie von Rashton, und das da sind noch weitere Bücher von Professor Daring«, erkannte er. »Veyron, diese Miss Smith hat wirklich versucht, einen Zugang nach Elderwelt zu finden – genau wie Sie damals.«

      »Mit einem Unterschied: Sie hatte keinen Erfolg. Ehrlich gesagt, ohne unser erstes gemeinsames Abenteuer wäre wohl auch mir der Zugang zu dieser fantastischen Welt auf ewig verschlossen geblieben. Sehen wir uns weiter um. Moment …« Plötzlich schnupperte Veyron. Er schloss die Augen und sog die Luft deutlich hörbar durch seine Nasenflügel. »Riecht ihr das? Damenparfüm, und es ist nicht das von Willkins. Calvin Klein, wenn ich mich nicht irre. Eine sehr deutliche Note. Unsere Agentin hat Geschmack, legt also großen Wert auf ihr Äußeres und … oh.«

      Danny und Tom schauten ihn erwartungsvoll an. Veyrons hagere Gestalt wirkte wie eingefroren.

      »Die relativ frischen Fußabdrücke auf dem Teppich, der deutliche Parfümgeruch. Ich Idiot! Tom, wir sind nicht allein in dieser Wohnung.«

      Tom sah sich vorsichtig um, auf jeden Schatten genau achtend. Darrow wirkte dagegen vollkommen verdutzt und ahnungslos, was er tun sollte. In hilfloser Geste schnappte er sich einen der dicken Wälzer und hielt ihn mit beiden Händen schlagbereit. »Ist das nicht irgendwie lächerlich«, fragte er leise.

      »Ja, ist es.«

      Die Antwort kam aus dem angrenzenden Schlafzimmer. Der Raum war verdunkelt, und nur langsam schälten sich die Umrisse einer schlanken jungen Frau aus den Schatten.

      »Fiona! Das ist Fiona!«, rief Danny Darrow.

      »Nein, das ist Agent Hunter!«, sagte Tom verblüfft.

      Einzig Veyron wirkte nicht sonderlich überrascht. »Irrtum, sie ist beide zugleich.«

      ›Fiona‹, besser gesagt Agent Hunter, kam ins Wohnzimmer, mit einer Pistole abwechselnd auf sie zielend. Darrow hob zögernd die Hände, während Tom die Fäuste ballte und Veyron ganz gelassen stehen blieb.

      »Eine nette Überraschung, die Sie uns da bereitet haben, Agent Hunter. Ein neuer Versuch, um mich zu rekrutieren?«, wollte er wissen.

      Hunter senkte die Waffe etwas. »Ehrlich gesagt hatten wir Sie ein wenig früher erwartet. Wir haben den da« – sie deutete auf Danny – »beschatten lassen. Er wartete eine geschlagene halbe Stunde auf Ihr Erscheinen. Fast genau so lange wartet auch das SCO-19-Team auf dem Nachbargebäude«, erklärte sie und deutete auf die Fenster.

      Veyron sah nicht einmal hin, während sich Tom und Danny neugierige Blicke nicht verkneifen konnten. Plötzlich tänzelten rote Laserpunkte über Toms Jacke und ließen ihn instinktiv zurückspringen. »Scheiße! Scharfschützen!«, schrie er aufgeregt.

      Danny machte sich klein, Veyron aber blieb stehen. Obwohl auch auf seinem dunklen Mantel zwei rote Punkte erschienen, zeigte er keinerlei Furcht. Ganz im Gegenteil, er begann sogar breit zu grinsen. »Ich nehme an, Sie erwarteten diesen Einbruch«, fragte er Hunter.

      »Erst seit Darrows Auftauchen. Da war für mich der Fall klar. Driscoll hat alles rechtzeitig gemeldet. Wir waren auf Ihre Ankunft vorbereitet.«

      »Und Ihr Plan? Terroristen?«

      »Ja, Geiselnahme. Mich«, sagte sie mit einer Eiseskälte, die Tom frösteln ließ.

      »Und der Preis, um alles unter den Teppich zu kehren?«, hakte Veyron ebenso kalt nach.

      »Ihre Kooperation. Im Gegenzug behalten Sie das Sorgerecht für Tom und wandern nicht in den Knast.«

      Tom warf seinem Paten einen entsetzten Blick zu, als er das hörte. Wut kochte in ihm auf, er machte einen Schritt auf Agent Hunter zu, die

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