Veyron Swift und der Schattenkönig. Tobias Fischer

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Veyron Swift und der Schattenkönig - Tobias Fischer Veyron Swift

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ich hab meine Waffe vergessen«, hörte er Agent Hunter immer wieder rufen.

      Jane erwiderte darauf, dass Hunter froh sein könne, nicht ihr Leben verloren zu haben.

      Stufe für Stufe eilten sie voran, und obwohl es nur vom vierten Stock nach unten ging, hatte Tom das Gefühl, sie folgten einer nicht enden wollenden Treppe. Allmählich setzten auch bei ihm Schock und Angst ein. Er musste jedoch einen kühlen Kopf bewahren und durfte sich nicht zur Panik verleiten lassen.

      Endlich kamen sie unten an. Tom vergewisserte sich, dass draußen kein Gegner lauerte. Dann schlüpften sie vorsichtig zur Haustür hinaus. Draußen sah es nicht besser aus als oben in Hunters Wohnung. Leichen lagen überall herum, die brennenden Trümmer eines Einsatzfahrzeugs der Polizei rauchten auf der Straße, wie von einer Panzerfaust gesprengt.

      »Heiliger Strohsack«, keuchte Tom, »waren das auch die Vampire?«

      »Nein«, sagte Veyron. Er war auf den Stufen zum Hauseingang stehen geblieben, die Augen wie in Trance auf das brennende Fahrzeug gerichtet. »Er ist es gewesen. Er ist wieder da«, flüsterte er.

      Tom folgte dem Blick seines Paten. Vor dem brennenden Fahrzeug entdeckte er einen Schatten, eine unwirkliche schwarze Gestalt, fast wie ein Geist. Seelenruhig stand sie dort, ein schwarzes Schwert in den schwarzen Panzerhandschuhen haltend. Flammen züngelten an der Klinge entlang.

      »Ich glaub, ich spinne«, keuchte Tom. »Ein Flammenschwert! Veyron, wer oder was ist das?«

      »Das ist kein Vampir, Tom. Er ist etwas viel Schlimmeres«, erklärte Veyron halblaut.

      Als wollte der schwarze Dämon Veyrons Worte unterstreichen, richtete er sein flammendes Schwert auf die Reihe geparkter Autos. Fasziniert und schockiert zugleich sah Tom zu, wie ein Feuerball von der Klinge wegschoss, Darrows Porsche traf und explodieren ließ. Gleich darauf sprang das Feuer über auf Janes Dienstwagen – mit demselben fatalen Ergebnis. Fahrzeug für Fahrzeug explodierte, die ganze Reihe.

      Die Wucht der Explosionen schmetterte sie zu Boden; es regnete verbranntes Plastik, glühende Metallspäne und Glassplitter.

      »Oh nein, mein Wagen! So eine Scheiße!«, hörte Tom Danny heulen. Der junge Mann war schon wieder auf den Füßen und stolperte auf sein zerstörtes Auto zu. Der mordgierige Schatten setzte sich ebenfalls in Bewegung. Doch im nächsten Moment war er verschwunden, hatte sich aufgelöst in eine schwarze Dampfwolke und war eingetaucht in einen der zahlreichen Schatten.

      Tom verstand nicht, was hier passierte, aber Veyron schien wie üblich mehr zu wissen. Er sprang zu Tom, packte das Daring-Schwert und richtete die Klinge nach oben. »Zeit für etwas Zauberei, Professor«, rief er den Geist des Schwerts an. Plötzlich schossen blau leuchtende Blitze aus der Klinge, trafen die Straßenlaternen und ließen die Lampen aufleuchten. Heller und heller wurde das Licht, gleißend weiß, bis es Tom in den Augen brannte. Auf der False Lane wurde es taghell.

      »Rennt um euer Leben, das wird ihn aufhalten – und die Vampire auch«, rief Veyron. Er stieß Tom voran, während Jane Darrow am Arm packte und mitzerrte. Hunter folgte ihnen wie ein angeleinter Hund. Von dem schattenhaften Schwertträger und seinen Vampiren war nichts zu sehen. Tom vermutete, dass sie das grelle Licht der Straßenlaternen mieden, weil es in Vampiraugen brannte. Und welche Wirkung es auch immer auf den wandelnden Schatten haben mochte, es hielt ihn zumindest fern.

      Sie bogen gerade um die Ecke in die Bishop’s Bridge Road, als hinter ihnen der Simanui-Zauber endete. Die Lampen der Laternen explodierten eine nach der anderen, von der Energie des Zauberschwerts vollkommen überlastet.

      Veyron erreichte eine Bushaltestelle, gerade rechtzeitig, um einen der roten Stadtbusse zu erwischen. Er sprang vor dem Doppeldecker auf die Straße und behinderte seine Weiterfahrt. Wütend öffnete der Fahrer die Tür und bedachte ihn mit einigen üblen Beleidigungen.

      Veyron zögerte keinen Moment, sprang in den Bus, packte den Fahrer am Kragen und zerrte ihn nach draußen. »Tut mir leid, aber wir requirieren Ihr Dienstfahrzeug. Bitte rufen Sie umgehend Polizei, Feuerwehr und Krankenwägen in die False Lane. Vielen Dank«, sagte er dem Mann, dann wandte er sich an die wenigen Fahrgäste. »Alles aussteigen, dies ist ein Notfall!«

      Die Leute schlichen eingeschüchtert zum Ausgang. Innerhalb von Sekunden war der Bus leer, dafür flüchteten nun Jane, Hunter, Darrow und Tom hinein. Veyron setzte sich hinter das Steuer, schloss die Türen und drückte das Gaspedal durch.

      »Wir fliehen wirklich mit einem Bus?«, rief Hunter ungläubig.

      Jane schubste die Agentin in den nächsten Sitz. »Gut erkannt«, raunzte sie. »Und jetzt halten Sie endlich mal den Rand. Veyron, wo fahren wir eigentlich hin?«

      Er gab ihr keine Antwort, sondern raste mit Höchstgeschwindigkeit die Bishop’s Bridge Road hinunter, überholte andere Autos, wo immer es ging. Auf der Gegenfahrbahn wichen die Fahrzeuge hupend aus, rumpelten teils sogar auf die Gehsteige. Zum Glück waren um diese Uhrzeit kaum noch Fußgänger unterwegs.

      Tom blickte in das Gesicht seines Paten. Veyron wirkte wie in Panik. Zum allerersten Mal, seit er ihn kannte, zeigte sein Patenonkel Nerven. »Veyron, wo fahren wir hin? Reden Sie mit mir!«

      Veyron kurbelte wie verrückt am Lenkrad, zwang den großen, roten Bus eng um die Kurve, bog nach rechts in die nächste Straße ein. Tom, Danny und die beiden Frauen wurden in die Sitze gepresst.

      »Wir müssen in Bewegung bleiben. Porchester Road, da haben wir jetzt grüne Welle, wenn wir die Geschwindigkeit halten. Auf allen anderen Abbiegungen kommen wir bei Rot zum Stehen«, erklärte Veyron hastig.

      »Die haben uns so oder so. Da, schauen Sie mal!«, rief Danny und zeigte nach draußen.

      Tom traute seinen Augen nicht. Ein Vampir rannte neben ihnen auf der Straße her, so unglaublich schnell, dass er alle Fahrzeuge überholte.

      Eben rumpelten sie die Lord Hills Bridge rauf, eine alte Eisenbahnbrücke, als der Vampir an die Seite des Busses sprang und sich festkrallte. Veyron riss das Lenkrad nach links, ließ den Bus in das Brückengeländer krachen. Funken flogen, Metall barst, der Bus kam gefährlich ins Schlingern. Aber Veyron behielt die Kontrolle, ruderte hin und her, und im Nu waren sie wieder auf geradem Weg unterwegs. Den Vampir hatte es zwischen den Metallträgern des Brückengeländers in mehrere Stücke gerissen, die jetzt dampfend am Boden lagen und zu Asche zerfielen – das Schicksal eines jeden toten Blutsaugers.

      Wie versprochen kamen sie bei Grün über die Ampel, bogen links in die Harrow Road ab, unter der Westway-Schnellstraße hindurch. Tom schüttelte den Kopf und sah sich im Bus um. Jane lag am Boden, während sich Hunter in die Rückenlehne des Sitzes vor ihr geklammert hatte.

      Danny war dagegen auf den Beinen und kämpfte sich zur Heckscheibe nach hinten. »Wow! Junge, den hat’s erwischt! Super, Mr. Swift! Aber da ist noch einer, und der Kerl holt auf!«, rief er aufgeregt.

      Veyron warf einen Blick in den Rückspiegel, trat das Gaspedal voll durch und ließ den Bus vorwärtsschießen. »Halt dich bereit, Tom. Mal sehen, was für Reaktionen der Kerl hat«, sagte Veyron mit einer Spur seiner üblichen Gelassenheit.

      Als Veyron den Bus nach rechts riss und in Borune Terrace einbiegen ließ, schwammen sie noch immer auf der grünen Welle. Er schrammte an einem geparkten Auto vorbei, dass es herumwirbelte, sich überschlug und dem Vampir in den Weg polterte. Doch der Unhold war ein trainierter Killer, sprang einfach über Fahrzeug hinweg und holte weiter auf. Er sprang hoch durch die Luft, genau auf die Heckscheibe zu. Sie zersplitterte unter dem Aufprall und

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