Veyron Swift und der Schattenkönig. Tobias Fischer
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Читать онлайн книгу Veyron Swift und der Schattenkönig - Tobias Fischer страница 19
Tom schaute zu Jane, die am Boden lag und zitterte.
»Mir ist kalt. Das ist der Schock, schnell, deckt mich zu und sorgt dafür, dass ich nicht das Bewusstsein verliere«, befahl sie ihren beiden Freunden.
Veyron nahm von einem der Umstehenden eine Decke entgegen und breitete sie über Jane. Tom, der nichts weiter tun konnte, dachte über die Worte seines Paten nach. Der Dunkle Meister! Schon zweimal hatten sie es mit seinen Anhängern, einmal sogar mit seinem Geist zu tun bekommen, nun also auch noch mit seinen obersten Handlangern. »Wer ist er, dieser Dämon? Und woher kennen Sie ihn?«
Veyron prüfte Janes Puls, und der ernste Gesichtsausdruck, den er machte, gefiel Tom gar nicht.
»Er ist der Schattenkönig, die rechte Hand des Dunklen Meisters. Ich hatte schon einmal mit ihm zu tun«, sagte Veyron leise. Er beugte sich über Jane und redete auf sie ein, wach zu bleiben.
»Was ist passiert?«, hakte Tom nach.
Es verging ein Moment, ehe Veyron antwortete. »Ich habe verloren.«
3. Kapitel: Ganz neue Wege
Veyron sollte recht behalten: Zu weiteren Angriffen des Schattenkönigs und seiner Vampire kam es diese Nacht nicht mehr. Es verging eine halbe Stunde, ehe Rettungskräfte und die Polizei eintrafen. Jane wurde sofort in den Rettungswagen verfrachtet und mit Höchstgeschwindigkeit ins Saint Mary’s Hospital gefahren. Nach einer kurzen Befragung durch die Polizei verlangte Veyron, dass Tom, Danny, Agent Hunter und er selbst ebenfalls medizinisch erstversorgt wurden. Bevor die Beamten sich wieder auf sie stürzen konnten, um ihnen Fragen zu stellen, auf die Tom keine Antwort zu geben gewusst hätte, brausten auch sie mit Blaulicht davon Richtung Notaufnahme. Sollte die Polizei doch den versenkten Bus fotografieren und andere Zeugen befragen – es standen ja genügend Leute rum. Unterwegs kamen ihnen Einheiten der Feuerwehr und noch mehr Polizei und Rettungskräfte mit Sirenen und Blaulicht entgegen. Die Medien hatten ebenfalls nicht lange auf sich warten lassen. Als sie im Krankenhaus eintrafen, beugten sich die Patienten im Empfangsbereich über ihre Smartphones und unterhielten sich über das, was bereits auf YouTube die Runde machte: Videoaufnahmen der brennenden Fahrzeuge und des versenkten Busses im Paddington Branch. Es wurde gemutmaßt und spekuliert, was geschehen war. Von der Wahrheit, da war Tom sicher, waren jedoch alle Theorien meilenweit entfernt.
Im Behandlungsraum entfernten ein Arzt und eine Schwester ihm zahlreiche Splitter, die sich praktisch überall in seine Haut gebohrt hatten. Noch nie in seinem Leben war er derart verpflastert gewesen. Als er endlich fertig verarztet war, schickten sie ihn hinaus in den Warteraum. Dort traf er auf Detective-Chief-Inspector Gregson, Janes Vorgesetzten und engen Vertrauten Veyrons. Der hünenhafte Inspector eine absolute Respektsperson, der man nichts zu verheimlichen traute, und normalerweise sehr besonnen. Doch heute wirkte der silberhaarige Gregson besorgt und aufgeregt. Er sprach gerade mit Danny, der ihm Details ihrer haarsträubenden Flucht berichtete. Agent Hunter sah Tom nicht. Er glaubte, dass sie sich nach der ärztlichen Behandlung in aller Stille abgesetzt hatte – vermutlich, um sich in irgendeinem MI-6-Versteck zu verkriechen. Wahrscheinlich musste sie sich vor C verantworten und ihm ausführlich Bericht erstatten. Veyron war ebenfalls nicht anwesend.
Nachdem Gregson ihn kurz begrüßt hatte, fragte Tom nach dem Verbleib seines Paten.
»Er ist bei Willkins, oben auf der Intensivstation. Komm, ich bring dich hin«, erklärte der Inspector, fasste Tom an der Schulter und führte ihn hinaus.
Schweigend gingen sie den Korridor hinunter, vorbei an hin- und herhuschenden Krankenschwestern und Pflegern. Die aufsehenerregenden Ereignisse dieser Nacht beeinflussten sie offenbar nicht. Für sie waren alle Patienten gleich.
»Hat es weitere Verletzte gegeben?«, wollte Tom wissen.
Gregson schüttelte den Kopf. »Nur ein paar erschrockene Passanten, die neugierigen Fernsehjournalisten von einem ›wild gewordenen Busfahrer‹ berichtet haben. Einige behaupteten, zwei riesige Kerle gesehen zu haben, die dem Bus nachliefen und ihn sogar einholten.« Der Inspector lächelte säuerlich. »Zum Glück hat ihnen niemand geglaubt, sonst wär jetzt die Hölle los. Die Explosionen in der False Lane halten die meisten Medien derzeit für Terroranschläge, manche denken aber auch an Unruhen.«
In Toms Kopf drehte es sich, als er versuchte, die Vielzahl an Informationen aufzunehmen und in den richtigen Kontext zu bringen.
»Das wird die nächsten Tage viel Ärger geben. Ein ganzes Team der Polizei wurde ermordet. Wir haben keinen Täter, keine Terroristen, keinen Amokläufer«, raunte Gregson neben ihm.
»Es war der Schattenkönig. Ich hab ihn selbst gesehen«, erwiderte Tom, worauf Gregson seine linke Schulter kurz drückte.
»Ja, das hat Veyron auch schon berichtet«, sagte er. »Doch das können wir der Presse wohl kaum erzählen, oder? Diese Sache sieht einfach zu sehr nach einem Terroranschlag aus, und das wird dann letztlich auch die Runde machen. Die ganze Stadt wird in Furcht geraten, Politiker werden diskutieren, und wir, die Polizei, werden wie Idioten dastehen. Weil wir nicht in der Lage waren, diesen Angriff zu verhindern oder die Schuldigen festzunehmen.«
Mit dem Lift ging es ein paar Stockwerke hinauf. Die Intensivstation wurde von zwei uniformierten Constables bewacht. Gregson zeigte seine Marke, und man ließ ihn hinein. Tom durfte ebenfalls passieren.
»Polizeischutz«, erklärte Gregson. »Intern gehen wir von einem gezielten Anschlag aus, darum steht Willkins jetzt unter Bewachung. Niemand, der nicht autorisiert ist, darf zu ihr – nicht einmal das Personal des Krankenhauses.«
»Das wird den Schattenkönig nicht aufhalten. Ich hab gesehen, dass er sich teleportieren kann«, raunte Tom halblaut.
Gregson kniff kurz die Lippen zusammen – ein stilles Eingestehen der eigenen Hilflosigkeit.
Sie kamen in den Vorraum, wo sie Veyron fanden. Einsam und allein saß er auf einem Stuhl. Dass ihn das Ganze ebenfalls sehr mitnahm, konnte Tom an seiner finsteren Miene erkennen – und sein Pate ließ sogar den Kopf etwas hängen. Das erschreckte ihn mehr als vieles andere in dieser Nacht. Hinter einer großen Scheibe erblickte er Jane. Leichenblass lag sie auf einem Krankenbett, an zahlreiche Schläuche angeschlossen. Ein furchtbarer Anblick.
Ein Arzt kam soeben aus dem Raum und nickte ihnen zu.
»Wie geht es meiner Kollegin?«, fragte Gregson sofort.
»Sie ist stabil, aber sie hat viel Blut verloren«, antwortete der junge Mediziner. Er warf Tom einen abschätzenden Blick zu, nahm Gregson etwas beiseite und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: »Und da ist noch etwas, das uns Sorgen bereitet. Ihr Herz ist angegriffen, und sie zeigt alle Anzeichen einer Vergiftung. Wir kennen aber das Gift nicht und wissen nicht, wie wir sie behandeln sollen. Wir wollen sie vorerst in ein künstliches Koma versetzen, um die Ausbreitung des Gifts zu verlangsamen.«
Wenn er glaubte, Tom würde ihn nicht verstehen, irrte er. Er hörte es deutlich genug und schluckte. Veyron blieb allerdings ungerührt sitzen.
»Danke, Doktor. Würden Sie uns einen Moment allein lassen?«, bat Gregson und nickte nach draußen.
Der junge Arzt nickte. Kurz darauf waren sie unter sich.
»Sie