Veyron Swift und der Schattenkönig. Tobias Fischer

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Veyron Swift und der Schattenkönig - Tobias Fischer Veyron Swift

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Wangenfarbe wurde noch einmal eine Nuance roter. Tom fand das klasse. Danny hatte sie am Wickel, sehr gut!

      »Gwen«, murmelte sie. »Ich heiße Gwen. Oder Gwendolyn, wenn Sie es genau wissen wollen.«

      »Gwen, das gefällt mir. Gwen … Also, ich bin immer noch Danny, so wie vor zwei Wochen.«

      Diesmal erwiderte sie nichts mehr, sondern beschleunigte ihre Schritte, um zu Veyron aufzuschließen. Danny trottete ihr mit einem vergnügten Lächeln hinterher. Zu Tom gewandt, raunte er: »Was für eine fantastische Frau. So wunderbar zickig, es ist eine echte Freude. Die ist nichts für jeden, ein richtiger Schatz.«

      Tom glaubte, nicht recht zu hören. Das meinte Danny doch sicher nicht ernst, oder? Nach all den Tricks, die diese Frau abgezogen hatte? »Ich bin mir nicht sicher, ob du dich da nicht in was verrannt hast, Danny«, meinte er skeptisch.

      Danny lachte darüber nur und schlug Tom so fest auf den Rücken, dass es schmerzte. »Ach, Tom. Du musst noch viel lernen. Aber das erklär ich dir später, wenn wir mal unter uns sind und richtige Männergespräche führen können. Okay?«

      »Klar.« Trotzdem blieb er bei seiner Meinung, dass Danny einen ausgesprochen schlechten Frauengeschmack besaß – zumindest, was das Charakterliche betraf.

      Tom kannte die gewaltigen Paläste Elderwelts, Hallen aus weißem Marmor, verziert mit den kostbarsten Materialien, die man sich vorstellen konnte. Die Lobby der Ramer-Stiftung stand ihnen in Dimension und Ausstattung in nichts nach. Jeder Tisch, jeder Sessel – sogar die Wartestühle – waren mit Chrom- oder Goldleisten verziert, überall funkelte und blinkte es; Glas und Spiegel, wohin das Auge auch fiel. Um zum Empfang zu kommen, mussten sie erst einmal eine schier endlose Rolltreppe in den ersten Stock nehmen. Tom fiel auf, dass sich sogar Danny und Gwen erstaunt umsahen.

      »Was hat das alles gekostet?«, hörte er Danny immer wieder leise fragen.

      Hunter fühlte sich verpflichtet, darauf zu antworten. »Ein Vermögen. Wir haben versucht herauszufinden, aus welchen Quellen die Ramer-Stiftung sich finanziert, konnten aber den Ursprung nicht identifizieren. Diese Organisation verfügt über unvorstellbare Mittel und Ressourcen, verteilt über die ganze Welt.«

      Tom lächelte still in sich hinein, als er das hörte. Gwen Hunter mochte zwar beim MI-6 arbeiten, aber über Elderwelt, seine Bewohner und Regenten, wusste sie gar nichts. Floyd Ramer, der angeblich verstorbene Milliardenerbe, war der vielleicht reichste Mensch der Erde. Kein Aufwand war ihm zu groß, kein Preis zu teuer. Nun, das würden die beiden schon noch erfahren, falls sie ihn kennenlernten.

      Oben angekommen steuerte Veyron schnurstracks den nächsten freien Empfangsschalter an, wo er von einer freundlichen, jungen Servicemitarbeiterin begrüßt wurde.

      »Wir möchten mit jemandem sprechen, der die Talassair-Abteilung verwaltet«, sagte Veyron.

      Die junge Dame, laut Namensschild Mandy Sikes, machte große Augen, als sie das hörte. »Oh, das tut mir ausgesprochen leid. Ich fürchte, da sind Sie bei uns falsch. Eine solche Abteilung haben wir nicht«, erwiderte sie.

      Veyron schloss kurz die Augen. »Sie haben früher bei Torben Carrisson Airways in der Kundenbetreuung gearbeitet. Das ist jetzt fast zwei Jahre her. Sie wurden im Zuge der Ermittlungen des Supersonic-Vorfalls von Polizei und MI-5 bezüglich der Sitzplatzreservierung eines gewissen Mr. Veyron Swift befragt. Anschließend warb Sie die Ramer-Stiftung ab, und seitdem arbeiten Sie hier, bei doppeltem Gehalt. Sie sind Linkshänderin und eine leidenschaftliche Hobbymalerin, spezialisiert auf Acryl und heute Morgen hatten Sie es ausgesprochen eilig. Ihr Hobby hat Sie einfach nicht losgelassen«, sagte er so schnell, dass Miss Sikes erst einmal einen Moment brauchte, um alles zu verarbeiten.

      »Wo … woher, woher wissen Sie das?«

      »Das mit Ihrer Karriere? Nun, alle Mitarbeiter von TC-Airways wurden nach dem Vorfall vom MI-5 und der Polizei ausgiebig befragt, immerhin waren da Terroristen am Werk. Dass Sie Linkshänderin sind, verrät mir Ihr Kugelschreiber, den sie links neben Ihrem Notizblock liegen haben. An der Linken haben Sie zudem Farbreste unter dem kleinen Fingernagel und einige winzige Spritzer zwischen Zeige- und Ringfinger. Blau, gelb und rot. Daraus lässt sich Ihre künstlerische Tätigkeit ersehen. Sie haben sich die Hände mit Wasser und Seife gewaschen, um die Farbe zu entfernen. Jedoch nicht mit einem chemischen Reiniger, das sehe ich an der frischen, kräftigen Farbe Ihrer Haut. Chemische Reiniger trocknen die Haut aus, folglich muss Ihre Farbe eine wasserlösliche Substanz sein. Sehe ich mir den Effekt des Abblätterns und die gummiartige Struktur der Farbreste an, lässt sich nur auf Acrylharz schließen, das im Kunstmalerbereich weit verbreitet ist. Dass Sie überstürzt zur Arbeit aufgebrochen sind, verrät mir die Tatsache, dass noch Farbreste an Ihren Fingern zu finden sind. Die Handwäsche erfolgte demnach schnell und wenig gründlich. Darf ich Sie jetzt bitten, im Firmennetzwerk nach Talassair zu suchen?«

      Mandy Sikes starrte Veyron ebenso verblüfft an wie Danny und Hunter. Nur Tom stand ungeduldig daneben. Diese Demonstrationen scharfer Beobachtung und die an Prahlerei grenzende Offenlegung des scheinbaren Zaubertricks erstaunten auch ihn zwar immer wieder aufs Neue, heute hatten sie es jedoch eilig und keine Zeit für Spielchen. Wenn Veyron recht hatte, wurden sie selbst bei Tage von den Spionen des Schattenkönigs verfolgt.

      »Tun Sie einfach, was er will, oder er analysiert Sie immer weiter, bis er Ihnen noch sagt, auf welche Schule Sie gegangen sind und wie Ihr Hund heißt«, sagte Tom zu ihr und riss sie damit aus der Sprachlosigkeit.

      »Ich … ich … habe keinen Hund«, stammelte sie.

      »Nein, aber eine Katze, rotbraun getigert«, ergänzte Veyron.

      Das war zu viel. Miss Sikes drückte eine Taste auf ihrem Tischplattenbildschirm. »Sicherheitsdienst!«

      Tom zuckte zusammen, und Danny murmelte ein leises »Scheiße.« Hunter und Veyron blieben dagegen ganz ruhig. Es dauerte nicht lange, bis zwei bullige Sicherheitsmänner auftauchten, mit den obligatorischen Stöpseln im Ohr und Funkgeräten in der Brusttasche. Die Sonnenbrillen hatten sie nach oben geschoben.

      »Was ist das Problem, Mandy«, fragte der Linke laut.

      Miss Sikes deutete auf Veyron. »Mit dem da stimmt etwas nicht. Er … er bedroht mich.«

      »Stimmt doch gar nicht«, protestierte Danny.

      Tom pflichtete ihm sofort bei. Hunter sagte nichts, und Veyron drehte sich ganz gelassen zu den beiden Gentlemen um. »Ich bin Veyron Swift, und das sind meine Begleiter, Miss Gwen Hunter, Mr. Danny Darrow und mein Assistent Tom Packard. Wir möchten mit dem zuständigen Manager der Talassair-Abteilung sprechen. Ich fürchte, dabei ist es zu einem kleinen Missverständnis gekommen«, sagte er ruhig.

      Die beiden Sicherheits-Gorillas schien das jedoch nicht zu interessieren. »Mir egal«, sagte der Linke – vielleicht konnte nur er sprechen – und deutete auf die Rolltreppe. »Sie verlassen jetzt auf der Stelle das Gebäude, Mister.«

      Veyron rührte sich keinen Millimeter, sondern erwiderte die drohenden Blicke der beiden Sicherheitsleute mit einem sardonischen Grinsen. »Wohl kaum. Ich sagte ja schon, ich bin Veyron Swift und will nach Talassair«, wiederholte er laut.

      Eben wollten die beiden Gorillas ihn packen, als ihre Funkgeräte piepten. Sofort ging ihr Anführer ran. »Was? Ich bin beschäftigt! Was? Uxbridge? Moment …«, sagte er und hob vor Veyron die Hand, um ihn aufzuhalten.

      Doch der zuckte nur mit den Schultern. »Kein Problem. Ich habe Zeit«, meinte er süffisant, was den

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