Veyron Swift und der Schattenkönig. Tobias Fischer

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Veyron Swift und der Schattenkönig - Tobias Fischer Veyron Swift

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und niemals wieder herauskam. Ein Rest seines Bewusstseins begriff, dass er verhext wurde, von dunkler Magie an Ort und Stelle festgehalten. Er hörte die Rufe von Hunter, von Veyron und von Uxbridge. Jemand packte ihn an der Schulter und riss ihn um. Es war Veyron. Er hob Tom einfach auf und rannte mit ihm Richtung Portal. Sofort spürte er die Magie des Schattenkönigs nachlassen. Tom blinzelte, sah Danny zu seiner Rechten und Hunter vor ihnen laufen. Wo war Uxbridge? Er blickte an Veyrons Oberarm vorbei zurück und sah den Manager dem Schattenkönig entgegenlaufen. So viel Angst der Mann zuvor gezeigt hatte, jetzt – angesichts der aussichtslosen Lage – ging er mit dem Mut der Verzweiflung auf den Feind los.

      »Für den König! Für die Freiheit Talassairs«, brüllte er, beide Arme zum Angriff erhoben. Doch der Schattenkönig machte nur eine wegwerfende Geste mit der Linken, und eine unsichtbare Kraft fegte Uxbridge zur Seite. Er knallte gegen die verschalte Tunnelwand und rutschte reglos zu Boden. Der Unhold zog sein Schwert, und Flammen züngelten an der Klinge entlang.

      Instinktiv fuhr Toms Hand zu seinem Hosenbund, fand nichts und tastete tiefer. Er spürte seinen Geldbeutel in der Tasche, nicht jedoch das Daring-Schwert. Den Grund verstand er nicht, es verwirrte ihn. In seinem Kopf begann es sich zu drehen. Dann war der Tunnel plötzlich verschwunden. Gleißendes Licht blendete ihn; er schrie laut auf. Dann fiel er zu Boden und landete hart auf dem Gesäß. Helles Licht schmerzte in seinen Augen, und es verging ein Moment, ehe er wieder klar sehen konnte.

      Sie befanden sich nicht länger im geheimen Untergrundtunnel der Ramer-Stiftung, sondern unter freiem Himmel mitten auf einem Stadtplatz. Ihre Lage hatte sich jedoch kaum verbessert. Anstatt in die toten Augen des Schattenkönigs starrte er in ein halbes Dutzend Gewehrmündungen. Eine Schar bärtiger Zwerge hatte sie im Halbkreis umstellt. Tom hörte, wie Hähne gespannt wurden, ein vielstimmiges Klicken. Die wutschnaubenden kleinen Burschen waren bereit, sie auf der Stelle zu erschießen.

      4. Kapitel: Palast Nr. 4

       »Nicht schießen!«, rief Veyron, der geistesgegenwärtig die Lage erfasste.

      Danny und Hunter dagegen stand der Mund offen. Sie sahen ja die kleinwüchsigen Bewohner der Insel Talassair zum ersten Mal. Nicht nur durch ihre gedrungene Statur, auch durch die kreisrunden Ohren und die leicht eckige Kopfform unterschieden sie sich sofort von Menschen. Tom ahnte, wie es den beiden ergehen musste, denn er erinnerte sich noch gut an seine erste Begegnung mit den Zwergen Elderwelts, die wenig mit seiner Vorstellung aus Märchenbüchern gemein hatten. Diese sechs Wichte waren unschwer als Wächter zu erkennen. Zu dunkelblauen Hosen und schweren Stiefeln trugen sie rote Westen und violette Mantelröcke mit weißen Schoßaufschlägen. An über der Brust gekreuzten Gurten hingen Munitionstasche und ein krummer Säbel.

      »Elendes Gronker-Pack! Und warum sollten wir nicht?«, herrschte sie einer der Zwerge an, offenbar der Kommandant der Truppe.

      Man hielt sie offenbar für Schrate. Gronker war das zwergische Wort für diese Sorte Unhold.

      »Wir sind keine Schrate! Wir sind Menschen aus Fernwelt«, rief er.

      Die Mündung von des Anführers langer Muskete richtete sich ruckartig auf ihn. »Das sagt ihr Kerle doch immer, wenn es euch an den Kragen geht!«, knurrte er. »Dieser Durchgang ist verboten! Niemand darf ihn ohne Erlaubnis des Königs benutzen!«

      Veyron hob beschwichtigend die Hände. »Wir sind im Besitz einer Erlaubnis. Wir haben Sie von Schatzkanzler Farin erhalten. Mr. Kevin Uxbridge hat uns persönlich zu diesem Durchgang geführt«, erklärte er.

      Der Zwergen-Kommandant schnaubte nur verächtlich. »Und wo ist sie, diese Erlaubnis?«

      »Bedauerlicherweise haben wir sie nicht bei uns. Wir mussten fliehen, bevor wir die letzten Modalitäten klären konnten«, sagte Veyron.

      Der Musketenlauf senkte sich weit genug, dass Tom nur noch um seine Schienbeine fürchtete. »Einfallsreich seid ihr ja, das muss ich zugeben. Vielleicht seid ihr keine Gronkers, sondern eher Banditen aus dem Räuberimperium von Maresia«, grollte der Zwerg.

      Als seine Männer das hörten, knurrten und grollten sie wie zornige Wachhunde und legten die Musketen an. Mit dem Imperium Maresium, dem größten bekannten Menschenreich Elderwelts, standen die Bewohner Talassairs auf Kriegsfuß. Tom wurde abwechselnd heiß und kalt. Es hierher geschafft zu haben, nur um in eine solche Zwickmühle zu geraten, das hatte er bestimmt nicht erwartet.

      »Sehen wir aus wie Agenten aus dem Imperium?«, protestierte er. »Schaut unsere Kleidung an. Trägt man solche Sachen in Maresia?«

      »Raffinierte Tarnung«, hielt der Kommandant dagegen.

      Tom stöhnte entnervt. Dieser Kerl wollte ihnen einfach nicht glauben. Waren sie dem Tod nur knapp entronnen, um jetzt von ein paar paranoiden Zwergen über den Haufen geschossen zu werden? Das durfte doch alles nicht wahr sein!

      Der Kommandant schulterte plötzlich sein Gewehr. »Alles nur Spaß«, grölte er und schlug sich mit der Linken klatschend auf den Oberschenkel. Seine fünf Kameraden taten es ihm gleich und begannen laut zu lachen. Auf seinen Wink hin waren sie sofort wieder still. »Wir wollten euch nur ein bisschen erschrecken. Natürlich wurden wir über eure Ankunft informiert und als Geleitschutz abgestellt. Willkommen auf Talassair, Fernweltler! Lieutenant Grom, zu euren Diensten!«

      Tom wusste nicht, ob er dem Wicht an die Gurgel gehen oder einfach nur mitprusten sollte. Danny und Hunter schienen ebenfalls verunsichert, während Veyron ein erleichtertes Pfeifen von sich gab.

      Schließlich lachte Danny laut auf. »Ihr Kerle habt ja einen fantastischen Humor. Also echt! Der Hammer! Stark!«

      Grom schien zufrieden. »Wenigstens einer, der es lustig findet. Menschen nehmen so was normalerweise nicht so gut auf. Schön, dann bringen wir euch mal zum Schatzkanzler. Er erwartet euch bereits, und der König wird auch bald da sein«, sagte er. Mit einer kleinen Trillerpfeife gab er seinen Männern das Signal zum Abrücken. Sie flankierten Tom, Hunter, Danny und Veyron und marschierten im Gleichschritt los.

      Die Zwerge führten sie mitten durch die Straßen der Hauptstadt Talassairs. Sie kamen vorbei an prunkvollen Gebäuden, die fast schon Palästen glichen. Die breiten Gehsteige waren allesamt mit Marmor gepflastert und von der Straße durch goldene Leisten abgegrenzt. Hunter und Danny staunten angesichts der Stadt, ihrer Bewohner und Fortbewegungsmittel. Die meisten Menschen, die ihnen begegneten, trugen prachtvolle Gewänder im Rokokostil. Die Herren Mantelröcke mit farblich abgestimmten Ärmelaufschlägen und Rabatten, die Damen weit ausladende Kleider, mit denen sie den halben Gehweg einnahmen – wenn sie denn zu Fuß gingen, was die wenigsten taten. Viel unauffälliger die Zwerge mit ihren schlichten Anzügen, Melonen und Zylindern. Auf den Straßen rollte ein nicht enden wollender Strom uralter Automobile. Die meisten waren kaum mehr als motorisierte Kutschen. Nur hier und da fand sich ein Oldtimer, wie man sie manchmal noch auf Londons Straßen sehen konnte.

      »Was ist das für eine Welt?«, wollte Hunter wissen, die ihr Staunen nicht mehr länger zurückhielt.

      »Elderwelt. Wir sind in auf der Insel Talassair gelandet, um genau zu sein, dem Reich und Herrschaftsgebiet von König Floyd dem Ersten. Talassair kann sich aufgrund seiner technologischen Überlegenheit eine Gesellschaft leisten, wie es sie auf der Erde kein zweites Mal gibt. Die Moden des 18. und 19. Jahrhunderts gehen hier nahtlos ineinander über. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie eine Dame in viktorianischem Ballkleid sehen, die sich mit einem Zwerg unterhält, welcher der Französischen Revolution entsprungen sein könnte«, erklärte er.

      Danny stieß vor Verblüffung einen Pfiff aus. »Also mal ganz

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