Veyron Swift und der Schattenkönig. Tobias Fischer

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Veyron Swift und der Schattenkönig - Tobias Fischer Veyron Swift

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musste kurz auflachen, als er das hörte. »Ja, das trifft durchaus auf den Rest Elderwelts zu. Talassair besitzt jedoch mindestens zwei magische Durchgänge in unsere Welt, und dank der Ramer-Stiftung ist Talassair fest mit ihr verbunden. Deshalb verfügt das Reich über technische Mittel, die allen anderen Ländern Elderwelts versagt sind. Nirgendwo sonst werden Sie Flugzeuge, Schiffe, Autos oder Gewehre finden. Talassair ist einzigartig. Wenn Sie Glück haben, lernen Sie noch andere Ecken Elderwelts kennen, wo Sie dann einen Vergleich ziehen können, Mr. Darrow.«

      »Aber wenn der König von Talassair Verbindungen in unsere Welt unterhält, warum importiert man nicht gleich unsere ganze Technologie hierher?«, hakte Hunter nach.

      »Oh, das tut der König durchaus. Allerdings im privaten Rahmen, in seinen Palästen zum Beispiel. Die ganze Gesellschaft Talassairs ist ein Kunstprodukt, bezahlt, importiert und kontrolliert vom Königshof, nach dem Geschmack und den Vorlieben seiner Herrscher, nicht nach Sinn oder Notwendigkeit. Zudem gibt es strenge Verträge mit den Simanui, jenem Zaubererorden, dem der Schutz Elderwelts obliegt. Die Anwendung allzu moderner Technologie ist untersagt. Talassair darf seine, ich sage mal ›futuristischen‹ Waffen, allein zur Verteidigung einsetzen«, erklärte Veyron.

      Der Weg führte ihre kleine Truppe zum Hafen, wo die großen Schiffe Talassairs ankerten. Sie kamen gerade auf eine Anhöhe, von wo aus sie einen Überblick über das Hafenbecken hatten. Danny und Hunter blieben stehen, um den Anblick auf sich wirken zu lassen. Tom wusste genau, was sie empfanden: Sie mussten erst verstehen, was genau sie da sahen.

      Der Hafen war durch einen hohen und von bewaffneten Zwergen bewachten Zaun in zwei Bereiche getrennt. Im östlichen Teil ankerten Handelsschiffe aus fremden Ländern. Monoren, Biremen und Triremen aus Maresia und Achaion, bauchige Handelskoggen aus Tewensiniel und Caralantion und viele andere Typen hölzerner Segelschiffe längst vergangener Zeit. Menschen aus allen Teilen Elderwelt entluden hier ihre Waren – Stoffe, Erze und Lebensmittel. Vor dem Rückweg in ihre Heimat nahmen sie Kisten und Fässer aus Talassair an Bord, alles gewissenhaft dokumentiert von zwergischen Aufsehern. Talassair wachte streng über seine Technologien und unternahm alle erdenklichen Anstrengungen, um Neugierige oder Spione fernzuhalten. Sämtliche Gebäude in jenem Teil des Hafens waren von einfacher, altertümlicher Bauart, oft aus Holz und ohne technischen Schnickschnack wie etwa elektrische Lampen.

      Auf der westlichen Seite des Hafens lag die Handelsflotte Talassairs vertäut. Hier fand sich alles, von der Brigantine bis zur Galeone, vom gewaltigen Linienschiff mit drei Kanonendecks bis zu den eleganten und schnellen Klippern und Windjammern des späten 19. Jahrhunderts. Der Kontrast hätte gar nicht größer ausfallen können. Und inmitten des schier unübersichtlichen Waldes aus Masten, Tauen und Takelage lagen die Dampfschiffe Talassairs, die Privatflotte des Königs, zugleich wichtigste Abschreckung gegen Piraten und Invasoren. Sie umfasste zahlreiche Frachter, Tanker und nicht zuletzt ein Dutzend altertümlich anmutender Kriegsschiffe aus Eisen.

      »Ich werd irre«, meinte Danny beeindruckt.

      Hunter lachte höhnisch auf, als sie das hörte. »Werden ist der falsche Ausdruck«, murmelte sie bissig.

      Danny schenkte ihr einen forschenden Blick. »Sagt mir eine zukünftige Schreibkraft«, erwiderte er. Hunter warf ihm einen giftigen Blick zu, der Danny nur umso breiter grinsen ließ.

      »Hey, ihr zwei! Da wird nicht rumgestanden, klar? Der Schatzkanzler hat es eilig«, belferte Lieutenant Grom.

      Wenn Blicke töten könnten … Trotzdem hörten die beiden auf zu zanken und liefen weiter. Die Zwerge brachten sie zu einem kleinen Schlösschen, das auf einer mit Hecken und Ziersträuchern begrünten Hügelkuppe über dem Hafen thronte. Im Balkonzimmer wurden sie von Schatzkanzler Farin, dem zweitmächtigsten Mann Talassairs, erwartet. Wie alle Zwerge war er kurz gewachsen und von stämmiger Statur, doch anders als die meisten seiner Art war er glatt rasiert, wodurch sein breites Gesicht und das eckige Kinn noch mehr hervortraten. Sein schlohweißes Haar trug er kurz. Im Zusammenspiel mit der schlichten, fast schon modern wirkenden Kleidung könnte er in London als kleinwüchsiger Geschäftsmann durchgehen.

      Als seine Besucher eintrafen, warf er einen Blick auf seine goldene Taschenuhr. »So, so! Meister Veyron Swift, der junge Tom Packard und die beiden Begleiter: Mister Danny Darrow und Miss Gwendolyn Irene Hunter«, brummelte er ungehalten.

      Hunter zuckte kurz zusammen, als der Zwerg ihren vollen Namen nannte, was Farin zu einem listigen Lächeln veranlasste. »Ich weiß gern genau, wen mir der MI-6 nach Elderwelt schickt«, erläuterte er. »Ihr habt ein wenig lange gebraucht.«

      »Sorry, aber wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus«, entschuldigte sich Danny.

      Farin nahm es mit einem knappen Nicken zur Kenntnis. Anschließend wandte er sich an Veyron, ohne den Rest ihrer Gruppe weiter zu beachten. »Berichtet, was Euch erneut nach Talassair führt, Meister Swift. Das letzte Mal habt Ihr ein ziemliches Chaos hinterlassen«, verlangte der Zwerg.

      »Das Chaos haben Eure eigenen Leute hinterlassen, Schatzkanzler. Aber die Sache ist ja nun schon seit fast zwei Jahren ausgestanden. Was mich hierher führt, sind Angelegenheiten, auf die ich in London gestoßen bin. Tatsächlich geht es um das Horn des Triton«, erwiderte Veyron ungerührt. Er berichtete von den Ereignissen, die sie nach Elderwelt geführt hatten. Gemäß seinen eigenen Ansprüchen ließ er kein nennenswertes Detail aus, sodass die Schilderung sich eine Weile hinzog. Farin hörte sich alles an, von Dannys Auftrag über den Besuch beim MI-6. Tom bemerkte, dass der Kanzler längst nicht so ruhig war, wie er wohl wirken wollte. Das zeigte sich vor allem, als Veyron zum fatalen Angriff des Schattenkönigs und seiner Vampir-Attentäter kam, doch unterbrach Farin ihn erst, als er über die Ereignisse in der Ramer-Stiftung hörte.

      »Der Schlüssel zum Lift …« Seiner Stimme waren Unruhe und Sorge anzumerken. »Er ist doch nicht etwa in die Hände des Schattenkönigs gefallen, oder?«

      Tom war schockiert, wie gleichgültig dem Schatzkanzler das Schicksal des armen Kevin Uxbridge zu sein schien. Immerhin war der Mann ein treuer Diener Königs Floyds und glühender Verehrer Talassairs. Ein wenig mehr Loyalität und Anteilnahme hätte er durchaus verdient.

      »Nein. Den hatte Mr. Uxbridge an sich genommen. Er ist ihm aus der Hand gefallen, als er auf den Unhold losgegangen ist. Ich habe ihn aufgehoben«, erklärte Danny, zog den kleinen, goldenen Schlüssel aus der Hosentasche und legte ihn Farin in die gierig ausgestreckte Hand.

      »Der Altzwerg sei gepriesen! Damit ist der Zugang zu Talassair geschützt. Leider lässt sich der Lift auch ohne Schlüssel zurück nach oben fahren; lediglich der Halt am Tunnel muss entsperrt werden«, sagte Farin und steckte den Schlüssel weg.

      »Schade. Sonst wäre der Schattenkönig unterirdisch gefangen. Ich hätte nicht darauf hoffen dürfen«, sagte Veyron.

      Der Kanzler verkündete: »Ich lasse sogleich einen Trupp nach Fernwelt reisen und nach Mr. Uxbridge sehen. Er ist einer unserer treuesten Mitarbeiter, und das soll belohnt werden – falls er den Angriff des Schattenkönigs überlebt hat.«

      Tom fragte sich, ob Farin seinen vorwurfsvollen Blick bemerkt hatte oder das auch so gesagt hätte. Jedenfalls war er etwas mit dem Zwerg versöhnt.

      Hunter rieb sich die Arme, als ließe allein der Gedanke an den Schattenkönig sie frösteln, und wandte sich an Farin. »Kann dieser Dämon denn nicht durch dasselbe Tor wie wir hierher gelangen? Ihre Männer sollten auf der Hut sein.«

      Der Kanzler bellte ein Lachen. »Junge Dame, ich versichere Euch, dass dies unmöglich ist. Durch die Tore der Illauri vermag nur derjenige zu reisen, der sich im Besitz eines Erlaubnissteins besitzt. Der Zauber, der auf diesen Durchgängen liegt, lässt sich weder täuschen noch umgehen.

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