Veyron Swift und der Schattenkönig. Tobias Fischer

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Veyron Swift und der Schattenkönig - Tobias Fischer Veyron Swift

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Kontakt aufgenommen hat. Das war vor zwei Wochen. Ich bin Judy.«

      »Wie Ernie Frauds Facebook-Freundin«, murmelte Tom. Dann wurde ihm die Bedeutung dieser Tatsache bewusst. »Na klar, Sie sind es! Darum hat Ernie die Nähe zu meinen Kumpels und mir gesucht. Sie haben ihn als Spion eingesetzt! Also, das ist gemein, richtig gemein sogar.«

      Hunter zuckte beiläufig mit den Schultern. »Der Zweck heiligt die Mittel, Mr. Packard. Ernie hält große Stücke auf Sie. Es war also recht leicht, ihn zu rekrutieren. Als Gegenleistung erhielt er ein wenig Verständnis und Freundschaft. Hat ihm nicht geschadet – und uns geholfen. Ohne diese kleine Maßnahme hätte dieser Rodgers Sie wohl zu Mus verarbeitet.«

      Tom kam nicht darum herum, dem zuzustimmen. Auf die anschließend Frage, was der MI-6 von Veyron wollte, erhielt er jedoch ebenso wenig eine Antwort wie darauf, zu welcher Abteilung Agent Hunter gehörte. Sie lächelte stets nur, zückte ihr Smartphone, tippte irgendwelche Nachrichten ein und tat so, als existiere er gar nicht. Die Unterhaltung war für sie wohl beendet, und Tom begnügte sich damit, aus dem Fenster zu blicken und den Häuserzeilen zuzusehen, die an den Fenstern vorbei wischten.

      Wie lang die Fahrt genau dauerte, vermochte er nicht zu sagen, so aufgeregt, wie er war. Irgendwann tauchte jedoch das unverwechselbare Hauptquartier des Special Intelligence Service am Vauxhall Cross auf. Tom war von der majestätischen Erscheinung des riesigen Gebäudes beeindruckt, das Elemente einer antiken Zikkurat mit moderner Architektur in sich vereinte. Von Mitarbeitern wurde es daher auch ›Babylon an der Themse‹ oder scherzhaft ›Legoland‹ genannt.

      Der Range Rover hielt vor dem Haupteingang. Hunter und Tom stiegen aus, während die anderen beiden Agenten weiterfuhren. Die Agentin führte Tom ins Gebäude, vorbei an Sicherheitskontrollen und einige Korridore entlang, bis sie zu einem Aufzug kamen. Tom erblickte viele Mitarbeiter in teuren Anzügen und kam sich selbst schon fast ein wenig wie James Bond vor. Das war alles so aufregend!

      Er stieg mit Hunter in den Aufzug und versuchte, sich so viele Details einzuprägen wie möglich. Wer konnte schon sagen, ob er jemals wieder ins Hauptquartier des MI-6 käme.

      Ein paar Augenblicke langten sie in einem der oberen Stockwerke an, gingen einen weiteren Korridor hinunter und betraten ein geräumiges Vorzimmer. Das ist ja wirklich so ähnlich wie im Kino, dachte er.

      Sie wurden ins Büro des Direktors vorgelassen, wo Veyron bereits in einem der Besuchersessel lümmelte. Tom fand es fast ein wenig peinlich, dass sich sein Pate nicht einmal jetzt anständig hinsetzen wollte.

      Hinter dem wuchtigen Schreibtisch saß ein Mann mittleren Alters. »Ah ja, Mr. Packard. Setz dich, mein Junge. Danke, Hunter. Sie können gehen«, sagte er freundlich.

      »Keine Ursache, C«, sagte die Agentin und verließ den Raum.

      Also wurde der Direktor des MI-6 von seinen Mitarbeitern wirklich C genannt! Tom fand das sehr aufregend. Es verlieh den James-Bond-Filmen doch glatt Authentizität. C deutete auf einen der freien Sessel. Fast ehrfürchtig nahm Tom Platz.

      Der Direktor langte über den Tisch und reichte Tom die Hand. »Willkommen beim SIS, Tom. Ich darf doch Tom sagen, oder?«, begrüßte er ihn. »Dein Onkel ist der loyalste Mensch, der mir je begegnet ist. Er weigerte sich partout, ein Wort zu sagen oder mich anzuhören, ehe du nicht dabei wärst.«

      »Tom ist mein Assistent und hat mir schon in zahlreichen Fällen beigestanden. Sie können vor ihm absolut frei reden, anderenfalls hätte ich ihn sowieso in alles eingeweiht, was heute hier besprochen wird«, erläuterte Veyron, ohne C oder Tom dabei anzublicken. »Da wir nun vollzählig sind, können wir vielleicht beginnen, ohne noch mehr Zeit zu verschwenden. Ich hoffe nur, Sie können den Streit mit Ihrer Frau beilegen, sowie wir hier fertig sind. Besser wir beeilen uns, Ihre beiden Hunde warten sicher aufs Gassigehen.«

      Der Direktor starrte Veyron für einen Moment verblüfft an, ging aber nicht weiter darauf ein, sondern kam gleich zur Sache. »Mr. Swift, ich wende mich heute in einer dringenden Angelegenheit an Sie, die von nationalem Interesse ist. Sagt Ihnen die Zaltianna Trading Company etwas?«

      Tom schaute zu seinem Patenonkel. Natürlich kannten sie die ZTC! Diese Firma war in eine üble Sache verwickelt gewesen, auf die sie im Lauf ihres letzten Abenteuers gestoßen waren.

      »Ich bin nur entfernt damit vertraut«, log Veyron zu Toms Überraschung.

      »Die ZTC ist die vielleicht größte Transport- und Logistikflotte unserer Zeit. Gegründet von einem gewissen Avron Zaltic, verschifft sie Waren im Milliardenwert. Die Auftraggeber der ZTC gehören zu den kriminellsten Personen und Organisationen auf der ganzen Welt. Waffenschmuggel, Sklavenhandel, es gibt kaum ein schmutziges Geschäft, in das die ZTC nicht verwickelt ist. Nur beweisen kann man es ihr nicht. Natürlich stehen solche Konzerne unter unserer Beobachtung. Wir haben zum Beispiel erfahren, dass die ZTC viele tausend Tonnen vorbehandelter Rohstoffe und Maschinenbauteile hat verschwinden lassen. Das kommt immer wieder vor, und niemand weiß so recht, wie sie das anstellen«, führte C aus.

      Veyron zuckte gelangweilt mit den Schultern. »Ähnliche Sachen sind mir auch zu Ohren gekommen. Ich verstehe jedoch nicht, wieso Sie meine Hilfe benötigen. Der MI-6 besitzt ganz kompetente Agenten; meistens jedenfalls«, meinte er.

      Der Direktor hob ob dieser leisen Kritik nur kurz die Augenbrauen. »Wir benötigen Ihre Expertise als Fachmann für unnatürliche Angelegenheiten. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass Sie der einzige Mann Englands sind, der für diese Art von Aufgabe infrage kommt. Unsere Agenten haben einige Nachrichten zwischen verschiedenen ZTC-Abteilungen abgefangen, in denen die Rede von Elderwelt ist, womit offensichtlich ein anderer Ort gemeint ist als unsere Erde. Es ging darin auch um einen bestimmten Gegenstand: das Horn des Triton.«

      Veyron legte die Fingerspitzen aneinander, als er das hörte. Seine eisblauen Augen strahlen neu entfachte Neugier aus. »Fahren Sie bitte fort.«

      »Soweit wir es entschlüsseln können, scheint die ZTC daran interessiert, jenes Horn des Triton zu finden und aus dieser Elderwelt in die Unsrige zu bringen.«

      Veyron richtete sich kerzengerade auf, seine Blicke huschten hin und her. »Sie wissen natürlich, um was es sich bei dem Horn des Triton handelt?«, wollte er vom SIS-Direktor wissen.

      Dieser zeigte ein schräges Lächeln. »Natürlich. Unsere Agenten haben alle erhältlichen Informationsquellen konsultiert. Es handelt sich dabei um das Gehäuse einer Meeresschnecke, das Tritonshorn«, sagte er und blickte kurz auf seine Schreibtischplatte und las von einem Zettel ab: »Charonia tritonis. Beheimatet in subtropischen und tropischen Gewässern. Die Art ernährt sich von Seesternen und Muscheln. Das Gehäuse des Tritonshorns wird gelegentlich als Trompete benutzt, ähnlich dem japanischen horagai. Auch von anderen Kulturen ist das bekannt. Australien bemüht sich schon länger, das Tritonshorn auf die Rote Liste zu bekommen, denn an manchen Riffen ist diese Riesenschnecke vom Aussterben bedroht.«

      Tom seufzte enttäuscht. »Das klingt ja wirklich nach einer lohnenden Mission für den MI-6. Rettet die Schnecken! Was ist nun das Problem? Dass die ZTC illegale Tritonshörner schmuggelt?«, meinte er sarkastisch.

      C schmunzelte über seine offensichtliche Ungeduld. »Nein, Tom. Ich war mit meinen Ausführungen noch nicht ganz fertig. Unsere weiteren Recherchen haben ergeben, dass der Name auf einer alten griechischen Sage beruht. Nach ihr soll der griechische Meeresgott Triton ein derartiges Schneckengehäuse als Signalhorn benutzt haben. Er konnte damit Stürme heraufbeschwören oder die See ruhig und friedlich halten. Unsere Agenten sind der Überzeugung, dass dies nicht einfach nur ein Mythos ist, sondern, dass es dieses Horn tatsächlich gibt. In Elderwelt. Wir wissen aus sicherer Quelle, dass Sie, Mr. Swift,

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