Veyron Swift und der Schattenkönig. Tobias Fischer

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Veyron Swift und der Schattenkönig - Tobias Fischer Veyron Swift

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Hunger«, meinte er.

      Bert kicherte; Bill stemmte in gespielter Empörung die Fäuste in die Hüften. »Hey«, protestierte er. »Nur weil ich kein solcher Hungerhaken sein will wie du? Schau dich doch mal an – jeder könnte dich einfach umnieten, wenn er wollte. Stimmt’s, Tom?«

      Bert musste wieder kichern. Bill war gegen ihn ›fest gebaut‹, wie er das nannte – andere hätten wohl eher rundlich gesagt.

      Tom zuckte mit den Schultern. »Soll doch jeder machen, wie er glücklich ist.« Insgeheim war er froh, weder so dick wie Bill noch so klapperdürr wie Bert zu sein.

      »Du hast gut reden, dabei bist du auf dem besten Weg, dem Idioten Rodgers Konkurrenz zu machen. Als Held der Schule stehen alle Mädchen auf dich«, maulte Bert.

      Tom verdrehte die Augen und winkte ab. »Falls du auf diese Sache mit dem Polizeischutz letztes Jahr anspielst: Das wird völlig überbewertet.« Seinen Freunden konnte er – trotz aller Vertrautheit – ja schlecht erzählen, dass er damals in Wahrheit Elderwelt besucht hatte.

      »Ach ja? Und was ist mit der Polizei, die bei euch ständig ein- und ausgeht? Von den ganzen anderen Leuten reden wir gar nicht. Nein, Tom, da kommst du nicht mehr raus! Du hast ja keine Ahnung, was so alles erzählt wird. Du und dein Onkel, ihr wärt Terroristen auf den Schlips getreten. Und diese Typen, die vor der Schule immer allen aufgelauert haben? Die hast du im Alleingang fertiggemacht – mit einem Schwert!«, hielt Bill dagegen.

      Tom knirschte mit den Zähnen. Von einem gewissen Standpunkt aus war das alles richtig – wenngleich ein klein wenig übertrieben.

      »Genau, und vor zwei Jahren waren du und dein Onkel die einzigen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes«, steuerte Bert bei.

      Tom lachte und stieß das Karussell an, auf dem seine beiden Freunde saßen. »Ja, ja. Und wenn schon. Hey, ihr könnt ja damit angeben, dass ihr mit einem echten Superhelden befreundet seid. Ich könnte ja Autogrammstunden organisieren. Vielleicht beißt bei euch dann auch mal ein Mädel an«, gab er zurück.

      »Idiot«, raunzte Bert, und Bill fügte an: »Du Arsch.«

      Tom lachte noch lauter und bremste das Karussell so ruckartig ab, dass die beiden fast aus den Sitzen geschleudert wurden und die beiden aufschrien und sich festklammern mussten. Sobald sie sich gefangen hatten, brummelte Bill vor sich hin, während Bert in Toms Gelächter einfiel.

      Gemeinsam schlenderten sie dann ein paar Meter über den verlassenen Spielplatz, ohne recht zu wissen, wohin oder was sie tun sollten. Normalerweise wären längst Norman, John und Marc zu ihnen gestoßen, doch heute ließen die anderen Kumpels auf sich warten.

      »Wo bleiben die denn bloß? Seit Marc die Schule geschmissen hat und in der Tankstelle jobbt, hat er fast nie mehr Zeit«, beschwerte sich Bill.

      Tom seufzte beim Gedanken daran, dass auch für sie bald eine neue Zeitrechnung beginnen würde. Nächstes Jahr standen die ersten Examina an. Bert wollte aufs College wechseln und studieren, Bill wusste noch gar nicht, was er danach tun sollte – und Tom? Journalismus, dachte er, wie so oft in diesen Tagen. Ich will Journalist werden, genau wie mein Vater.

      Bill zupfte ihn am Ärmel und riss ihn aus den Gedanken. »Schau, da ist unser Schatten. Ernie ist wieder da«, sagte er und nickte hinüber zu einer Gruppe Sträucher. Dahinter war deutlich eine Gestalt zu erkennen.

      »Der schon wieder«, stöhnte Tom.

      Ernie Fraud, ein schüchterner Junge aus der Parallelklasse, verfolgte sie jetzt schon seit zwei Wochen fast jeden Tag. Er war hochgewachsen und hager, das Gesicht stets ernst. Tom hatte ihn noch nie lächeln sehen. Erst vor Kurzem war er an die Schule gekommen und, soweit Tom wusste, ein hochintelligenter Junge, aber irgendwie seltsam. Niemand in seiner Klasse wollte sich mit ihm anfreunden, was auch kein Wunder war, da sich Ernie allem verweigerte. Er machte beim Sport nicht mit, redete mit niemandem und wenn, dann nur Gemeinheiten und Beleidigungen. Nur zu Toms Clique schien er sich neuerdings hingezogen zu fühlen. Stets beobachtete er sie aus sicherer Entfernung, und solange sie nur zu zweit oder zu dritt waren, traute er sich sogar zu ihnen rüber. Für gewöhnlich kam es nur zu einer kurzen Begrüßung, dann umkreiste Fraud sie wie ein Haifisch auf Beutefang oder saß einfach nur abseits und suchte Aufmerksamkeit. Tom tat der schüchterne Junge fast ein wenig leid. Ernie besaß keine Freunde – außer einer Facebook-Freundin, die sich Judy nannte. Er hatte Tom mal so was erzählt, als sie sich kurz unterhalten hatten. Soweit Tom wusste, war diese Judy auch Ernies einzige Facebook-Freundin. Ein armer Kerl.

      »Und da kommt Ärger anmarschiert. Rodgers ist da«, sagte Bert und nickte in die entgegengesetzte Richtung.

      Toms Fäuste ballten sich fast instinktiv, als er diesen Namen hörte.

      Stevie Rodgers, einen halben Kopf größer als Tom und annähernd doppelt so breit in den Schultern, stolzierte heran, gefolgt von seinen vier üblichen Handlangern – deren Namen Tom immer wieder entfielen.

      »Gleich setzt es was. Der arme Ernie«, meinte Bill.

      Tatsächlich umstellten Rodgers und seine Jungs Fraud, kaum dass sie ihn erspäht hatten. Tom konnte die gewechselten Worte nicht genau verstehen, aber es waren ohne jeden Zweifel üble Drohungen und Gemeinheiten. Normalerweise machten sich Rodgers und seine Leute einen Spaß daraus, Ernie das Fürchten zu lehren und ihn dann wegrennen zu lassen. Doch diesmal war es anders – die Burschen waren auf Stunk aus. Rodgers, Rugbymeister der Schule, war bekannt für sein hämisches Grinsen und sein herablassendes Gehabe. Das war ihm heute abhandengekommen.

      »Was hat Ernie denn ausgefressen?«, wollte Tom wissen und deutete auf Rodgers’ knallrot angelaufenes Mopsgesicht.

      Seine beiden Freunde schauten ihn dermaßen verwundert an, als würde das die ganze Welt wissen, mit Ausnahme von Tom. »Weißt du das gar nicht? Fraud ist verknallt. Und zwar in Lilly«, klärte ihn Bill auf.

      Tom machte große Augen. »In Stevie Rodgers Schwester? Okay, wer ist das nicht? Sie ist aber auch wirklich heiß.«

      Bert stimmte ihm zu. »Gute Gene in der Rodgers-Familie: die Schönheit für die Mädels und die Muckis für die Jungs. Der arme Ernie.«

      »Der Idiot hat Lilly einen Liebesbrief geschrieben. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut, so viel Traute«, ergänzte Bill.

      »Hat sie das etwa ihrem Bruder gesagt?« Tom war entsetzt.

      Doch Bill schüttelte sofort den Kopf. »Nein, hat sie nicht. Lilly hat es aber ihre Freundinnen wissen lassen. Zu denen gehört ja auch Vanessa, die mit Stevie geht. Die hat es ihm dann gesteckt. Und Stevie ist der Meinung, dass Ernie Fraud nicht zu seiner Schwester passt.«

      Tom nickte nur. Seine Aufmerksamkeit galt dem Geschehen rund um Fraud und Rodgers. Gerade fingen dessen Kumpel an, Ernie hin und her zu schubsen. »Okay, das reicht. Ich greif ein«, entschied er und machte einen Schritt nach vorn.

      Bert packte ihn am Arm. »Lass das! Das geht uns nichts an. Die sind zu fünft und wir nur zu dritt. Und Fraud wird davonlaufen. Hör bloß auf, Tom!«

      Tom riss sich los und ging weiter, nur Bill folgte ihm zögernd. »Warten wir doch lieber auf Norman und John. Dann ist es ausgeglichen«, versuchte Bill ihn zu bremsen.

      In diesem Moment sah Tom Ernie zu Boden gehen und die Fäuste von Stevies Kumpeln fliegen. Nein, er würde nicht mehr länger warten. Die Entscheidung war gefallen.

      In

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