Veyron Swift und der Schattenkönig. Tobias Fischer
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Читать онлайн книгу Veyron Swift und der Schattenkönig - Tobias Fischer страница 11
»Was?«, entfuhr es Tom ungläubig. »Aber Veyron! Die ZTC ist hinter diesem Horn her!«
»Mag sein. Sie besitzt es jedoch nicht, ansonsten hätte sich die Zahl der Schiffsunglücke bereits dramatisch erhöht«, konterte Veyron. »Ich wiederhole es noch einmal: Ich lehne diesen Auftrag ab. Komm Tom, wir sind hier fertig.«
Der Direktor seufzte, erhob sich und öffnete ihnen die Tür. »Es ist sehr schade, dass Sie Ihrem Land keinen Dienst erweisen wollen«, meinte er.
Veyron stopfte seine Hände in die Hosentaschen und schlenderte auf den Ausgang zu. »Ich stehe nicht im Dienste Ihrer Majestät, Direktor. Des Weiteren bin ich davon überzeugt, dass England – und der ganzen Welt – besser damit gedient wäre, das Horn des Triton nicht aufzuspüren. Goodbye.«
C zuckte mit den Schultern. »Wie Sie meinen. Gestatten Sie mir noch eine abschließende Frage?«
»Selbstverständlich.«
»Woher wissen Sie, dass der Haussegen bei mir und meiner Frau schief hängt? Das weiß niemand.«
Veyron deutete auf Cs Krawatte. »Der Knoten wurde miserabel gebunden. Hinzu kommen die Hundehaare an Ihrer Hose – von zwei verschiedenen Schäferhundrassen, eine Gelbbacke und ein Tiger, wenn ich mit nicht irre. Nicht zu vergessen die Falten Ihres Hemds. Sie haben wohl auf der Couch übernachtet, wenn ich mir die zerknitterten Stellen auf der rechten Seite und dem Rücken ansehe. Dass Sie in einem derart schlampigen Aufzug zur Arbeit fahren, ist ungewöhnlich für Sie. Auf sämtlichen Fotos in Ihrem Büro sind Anzug und Krawatte nämlich in tadellosem Zustand. Folglich legen Sie weitaus weniger Wert auf Ihr Äußeres als Ihre Frau. Auf den Familienfotos auf Ihrem Schreibtisch kann man sehen, wie stolz sie auf Sie ist. Ihre Frau ist also diejenige, die Ihre Krawatten bindet, die Hosen bürstet und dafür sorgt, dass Sie jeden Morgen frisch gebügelte Hemden tragen. Nur heute nicht. Warum? Ein Streit mit Ihrer Frau erschien mir da als Grund nur logisch.«
Tom war ebenso sprachlos wie der Direktor. Er konnte nicht sagen, ob der Chef der Spione wütend darüber war, innerhalb von Sekunden all seiner privaten Geheimnisse beraubt zu sein. Wenn ja, dann verbarg er es geschickt. Immerhin gelang ihm ein höfliches Lächeln.
»Hunter hatte schon recht: Sie wären unser Mann gewesen, Mr. Swift. Vielleicht überlegen Sie es sich noch anders? Hier ist die Karte von Agent Hunter; sie ist Ihre Ansprechpartnerin. Goodbye«, sagte C und reichte Veyron eine Visitenkarte.
Der gab sie sofort an Tom weiter. »Danke, kein Interesse«, meinte er kalt und trat ins Vorzimmer.
Tom folgte seinem Patenonkel zögernd. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Zwei Klienten an einem Tag, und beide Male hatte Veyron abgelehnt. War er denn total übergeschnappt?
Sie hatten das MI-6-Gebäude noch keine hundert Meter hinter sich gelassen, als Veyron in die Hände klatschte und kurz auflachte. »Volltreffer, mein lieber Tom! Ruf Mr. Darrow an und sag ihm Bescheid, dass ich seinen Fall annehme.«
Tom konnte nur verwirrt dreinschauen. »Ach? Jetzt also doch? Was hat Ihre Meinung geändert? Und warum helfen wir Danny Darrow, seine verschwundene Freundin zu finden, anstatt den MI-6 zu unterstützen? Der will immerhin verhindern, dass die ZTC das Horn des Triton in die Finger bekommt. Erinnern Sie sich noch, was wir über diesen Verein in Elderwelt herausgefunden haben? Das sind Gangster der übelsten Sorte.«
»Ich habe nichts vergessen, Tom. Und wir helfen Mr. Darrow nicht, seine Freundin zu finden, sondern das Horn des Triton.«
Tom riss die Augen auf. Jetzt verstand er gar nichts mehr. »Ja, wie? Sie sagen Nein zu C, wollen aber das Horn trotzdem suchen? Ihnen geht’s schon noch gut, oder? Ich glaub, Sie reden wirres Zeug.«
»Ganz und gar nicht, mein lieber Tom. Es war die ganze Zeit meine Absicht, das Horn zu finden, nur nicht für den MI-6 oder sonst irgendeine Organisation dieser Erde. Die Menschheit ist nicht reif für solche Wunderwerkzeuge. Wir erweisen der Welt einen Dienst, indem wir dieses Horn finden und sicherstellen, dass es niemand anderes tut«, erklärte Veyron. Er marschierte mit so schnellen Schritten weiter, dass Tom Mühe hatte, mitzuhalten.
»Aber was hat Danny Darrow damit zu tun? Das versteh ich nicht«, sagte er fast schon verzweifelt. Mit den raketenschnellen Überlegungen seines Patenonkels konnte er nicht mithalten. Er brauchte Informationen – und wie üblich geizte Veyron damit.
Dieser lachte höhnisch auf. »Mr. Darrow? Nichts – aber seine vermisste Freundin. Ich war blind, Tom! Natürlich waren mir zu dem Zeitpunkt nicht alle Fakten bekannt, ansonsten wäre ich schon viel eher darauf gekommen. Du hattest recht, als du sagtest, dass das Buch über griechische Mythologie von Professor Daring etwas bedeuten müsse. Natürlich wusstest du nicht, was. Aber ich vermag es jetzt zu erkennen. Darrows verschwundene Freundin war eine Agentin des MI-6. Nur das erklärt ihr plötzliches Erscheinen und ihr ebenso geheimnisvolles, spurloses Verschwinden, als habe sie nie existiert. Miss Fiona Smith. Sie war zwar imstande, das Horn des Triton zu identifizieren, aber nicht, es zu finden. Der MI-6 weiß nicht, wie er seine Agenten nach Elderwelt schaffen soll, darum wollte man mich engagieren. Ruf Willkins an und bestell sie ins Harrisson’s Café. Sag ihr, sie soll das Formular für einen Hausdurchsuchungsbefehl mitbringen.«
Tom zückte sein Smartphone und begann die entsprechende Nummer zu suchen. Dann hielt er noch einmal inne. »Was haben Sie denn überhaupt vor?«
»Wir verüben heute Nacht einen kleinen Einbruch, Tom.«
2. Kapitel: Einbruch mit Folgen
Harrisson’s Café war nichts weiter als ein kleiner Schuppen, einquartiert in einer Ecke eines größeren Wohnblocks in Paddington. Durch zwei große Fenster hatte man einen schönen Blick auf die Straße. Neben der Theke fanden in dem Raum noch drei kleine Tische Platz. Die einzige Toilette musste sich das Café mit zwei angrenzenden Geschäften teilen. Tom war noch nie hier gewesen, aber der Eigentümer, Walter Harrisson, schien Veyron recht gut zu kennen.
»Geht alles aufs Haus«, ließ er die beiden wissen, als er ihnen zwei Tassen Cappuccino hinstellte.
»Bringen Sie uns bitte noch eine dritte Tasse, Walter. Wir bekommen Besuch«, bat Veyron freundlich. Harrisson nickte und machte sich gleich an die Arbeit. Veyron lächelte kurz, als er Toms fragenden Blick bemerkte. »Ich hab ihm einmal aus der Patsche geholfen, als sich eine Bande Kobolde in seinem Keller einnisten wollte«, erklärte er.
Tom machte große Augen. »Von dem Fall haben Sie mir noch nie was erzählt.«
»Es gibt viele Fälle, von denen du nichts weißt, Tom. Ich war acht Jahre lang als Berater für unnatürliche Angelegenheiten und Wesen tätig, bevor wir uns kennenlernten. Ah, sieh nur: Willkins kommt.«
Tom, der mit dem Rücken zur Tür saß, musste sich umdrehen, um ihren Gast zu erblicken.
Detective Constable Jane Willkins betrat das Café und entdeckte die beiden sofort. Seit ihrem Wechsel von der Metropolitan Police zum CID, trug sie anstelle ihrer Uniform Hosenanzüge, die ihr nach Toms Meinung auch weitaus besser standen. Er kannte die dunkelhaarige, hübsche Polizistin jetzt schon seit fast zwei Jahren. Für ihn war sie so etwas wie eine