Geschichten der Nebelwelt. Inga Kozuruba
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Читать онлайн книгу Geschichten der Nebelwelt - Inga Kozuruba страница 11
Karl schüttelte den Kopf: „Unglücklicherweise nein. Können wir irgendwo unter vier Augen miteinander sprechen?“
Der Hauptmann zog die Augenbrauen zusammen, nickte dann aber und deutete dem Richter an, er möge ihm folgen. Die beiden zogen sich in einen ruhigen, gut gesicherten Raum zurück, in dem der Hauptmann Aufzeichnungen bearbeitete und sich um die Verwaltung der Bußgelder kümmerte.
Ohne Umschweife begann Forster zu reden: „Also, was gibt es in der Stadt, dass der Richter zum Hauptmann kommt? Sagt mir bitte nicht, dass die Ereignisse der letzten Tage damit zu tun haben. Wir geben uns alle Mühe, die Dinge unter Kontrolle zu halten.“
Der Richter zog eine Augenbraue hoch: „Meint Ihr etwa den Besuch des Dämonenjägers?“
Der Hauptmann sah ihn verdutzt an: „Ich meine die vielen Prügeleien und Beschwerden über aufdringliche Männer und Frauen bis hin zu Vergewaltigungen. Was soll der Dämonenjäger damit zu tun haben?“
Karl atmete tief durch und fasste sich an die Stirn. Dann sah er den Hauptmann an: „Der Dämonenjäger hatte durchblicken lassen, dass der unglückselige Glücksritter Timeon eine dämonische Verderbnis in die Stadt eingeschleppt hat, und dass zumindest einer der Wachleute betroffen ist. Doch mir scheint es jetzt, als ob die Sache größere Ausmaße angenommen hat als befürchtet.“
Der Hauptmann gab einen wütenden Aufschrei von sich und schlug mit der Hand auf die Tischplatte. Der Richter zuckte zusammen und fragte sich sofort, ob der Hauptmann nicht möglicherweise selbst schon betroffen war. Doch andererseits hatte Forster schon immer ein aufbrausendes Temperament – er hatte es nur stets gut genug unter Kontrolle. Vielleicht hatte auch er einen Nordmann-Vorfahren in seiner Ahnenlinie, von dem niemand mehr etwas wusste.
Forster knurrte unterdessen: „Falls das stimmt, dann haben wir vermutlich keine Möglichkeit mehr, etwas zu unternehmen. Wie zeigt sich diese Verderbnis? Und welcher Wachmann soll betroffen sein?“
Karl seufzte: „Durch Gewalttaten und Zügellosigkeit. Und die Rede war von Lans.“
Der Hauptmann verengte die Augen: „Nun, was Gewalttaten und Zügellosigkeit angeht, die Schwierigkeiten haben wir seit knapp einer Woche. Wir haben allerdings vermutet, dass das grässliche Leuchten im Kloster im Dunkeln die Ursache dafür ist, dass so viele Leute sich ungehörig benehmen – weil die meisten Gewalttaten bei Nacht passiert sind. Was Lans angeht kann ich nicht glauben, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Sein Verhalten ist tadellos, und er hatte noch nie auch nur eine andere Frau unangemessen angeblickt. Er ist ein wirklich sehr treuer Ehemann, seit Jahren verheiratet und noch immer wie frisch verliebt.“
Karl zog eine Augenbraue hoch und sah Forster skeptisch an: „Noch immer?“
Forster rollte mit den Augen: „Um genau zu sein, war es in den letzten Jahren ruhiger gewesen und Lans hatte mehr Zeit mit den Männern beim Bier verbracht als bei seiner Frau, aber jetzt scheint bei den beiden alles wieder in bester Ordnung zu sein. Ich glaube, sie machen sich sogar Hoffnung auf Nachwuchs, der ihnen bisher verwehrt blieb.“
Der Richter seufzte und dachte sich, dass sich eine so plötzlich wieder entflammte Leidenschaft für ihn schon sehr verdächtig anhörte, wollte aber nicht weiter nachbohren: „Na schön, wie auch immer. Falls Euch ein unangemessen grausames oder lüsternes Verhalten der Wachleute zu Ohren kommen sollte, dann wendet Euch bitte an Oberin Klarina oder an den Großen Bruder persönlich. Sie werden sicherlich wissen, was zu tun ist, um der Verderbnis Herr zu werden.“
Der Hauptmann grinste schief: „Oh ich kann mir gut vorstellen, was sie sagen würden. Gebete, Enthaltsamkeit, Mäßigung und überhaupt der Verzicht auf alles, was auch nur ansatzweise Spaß macht. Und spätestens beim Bier werden die Männer ungehalten sein.“
Der Richter rollte mit den Augen: „Wie auch immer. Wir müssen wachsam sein und uns nichts zuschulden kommen lassen.“ Dann sprach er etwas leiser: „Schon allein deshalb, weil wir die Ankunft des Rächerordens erwarten.“
Der Hauptmann nickte. Das war eine Tatsache, die ihm bereits bekannt war, an die er aber offensichtlich nicht denken wollte. Dann sah er den Richter fragend an: „Und wisst Ihr zufällig, wann wir mit ihrem Eintreffen rechnen können?“
Karl seufzte: „Das versuche ich noch immer in Erfahrung zu bringen. Ich vermute aber, frühestens übermorgen. Sonst wäre meine Kundschafterin schon wieder zurück.“
Forster nickte abermals: „Gut, wenigstens haben wir noch ein paar Tage. Ich werde den Männern nochmals einschärfen, in der nächsten Zeit möglichst... tadellos zu sein. Und was machen wir mit denen im Kerker?“
Der Richter überlegte kurz: „Ich denke es ist besser, sie vorerst noch eingesperrt zu lassen, und sie gut zu bewachen. Ich kann im Augenblick nicht sagen, wie sich diese Verderbnis entwickelt, und wie sie sich verbreitet. In jedem Fall ist es sicherlich besser für die Stadt, wenn sie keine Unruhe stiften können, und wer weiß, vielleicht bringen die Gefangenschaft und die kargen Mahlzeiten sogar eine Besserung, als eine Art unfreiwillige Bußezeit.“
Der Hauptmann sah so aus, als wäre er im Prinzip mit dem Vorschlag einverstanden, aber nicht besonders zufrieden: „Und was machen wir mit den Leuten, die keinen Platz mehr im Kerker finden?“
Karl seufzte: „Haben wir die Möglichkeit, ein behelfsmäßiges Gefängnis einzurichten?“
Der Hauptmann überlegte kurz: „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“
Der Richter nickte: „Gut. Dann werde ich sehen, ob ich uns noch die Unterstützung der Stadtherren sichern kann.“
Forster grinste schief: „Viel Glück dabei. Ausgerechnet Eisenmeister und Waldherr sind vor Ort.“
Karl nickte missmutig: „Ich weiß. Euch auch viel Glück... und stellt mehr Männer auf beim Markt. Wer weiß, was da noch passieren könnte.“
Forster nickte: „Ja, das habe ich mir auch gedacht. Ich werde mich bei Euch melden, sollte noch etwas ungewöhnliches passieren. Schickt mir eine Nachricht, wenn sich bei den Stadtherren etwas ergibt.“
Der Richter nickte ebenfalls und reichte Forster die Hand, die dieser mit einem festen Druck bedachte. Dann machte sich der Richter erneut auf den Weg.
Kapitel 10
Feli erwachte wie gewohnt im Morgengrauen. Die minimale Änderung der Helligkeit in der größtenteils abgeschotteten, aber nicht vollkommen abgedichteten Hütte genügte ihr, um den anbrechenden Tag zu erkennen. Sie kletterte aus der Hängematte, packte diese schnell zusammen und führte Kari hinaus, damit sie wieder trinken und etwas grasen konnte, während Feli sich selbst eilig frisch machte und ein wenig Brot und Käse zum Frühstück verspeiste.
In Gedanken ging Feli bereits die Strecke durch, die sie an diesem Morgen prüfen wollte. Diesmal würde sie zunächst einmal auf die Straße zurückkehren und einige Meilen auf diese Weise hinter sich bringen. An diesem Wegabschnitt gab es tatsächlich keine nennenswerte Abkürzung, mit der sie sich Zeit herausholen konnte. Danach aber würde sie wieder eine Windung nutzen können. Die Straße würde Grünau, ein größeres Dorf passieren, und über dieses hinaus einen ziemlichen Umweg in Richtung Fluss und Brücke nehmen. Sie würde hinter Grünau jedoch eine nur wenigen Menschen bekannte