Sky-Navy 07 - Jäger und Gejagte. Michael Schenk

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Sky-Navy 07 - Jäger und Gejagte - Michael Schenk Sky-Navy

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gelangen. Er war nun Lieutenant und auf dem Weg, seinen Dienst an Bord des Assault-Patrol-Ships D.S. Vickers anzutreten.

      Der junge Navy-Offizier sah auf die Zeitanzeige des Holoschirms und verzog missmutig das Gesicht. Der Zug hatte Verspätung. Auch wenn Frank keine Schuld traf, so würde es dennoch keinen guten ersten Eindruck machen, wenn er als Letzter an Bord ging und das Schiff vielleicht sogar auf ihn warten musste.

      Frank blickte in den Himmel hinauf. Keine Vögel. Er fand das sehr schade. Insekten gab es inzwischen reichlich, doch die anmutigen Schwingen von Vögeln würde man auf dem Mars wohl noch lange vermissen. Der junge Lieutenant lachte leise. Seltsam. Er liebte Vögel, aber er hasste das Fliegen. Genau genommen hatte er Höhenangst. Der Weltraum machte ihm nichts aus, selbst wenn er dort in einer durchsichtigen Klarstahlkuppel stand und das bodenlose Nichts unter sich hatte. Doch sobald er ein Shuttle bestieg, dann empfand er Furcht, die er nur mühsam unterdrücken konnte.

      Er erinnerte sich nur zu gut an die Sturzlandung, die zum Ausbildungsprogramm aller Navy-Offiziere gehörte. Ein verdammtes Fast Landing Vehicle der Sky-Cavalry, vollgepfercht mit Ensigns der Navy und mit einer dreiköpfigen Besatzung hartgesottener Raumkavalleristen, denen es sichtlich Freude bereitet hatte, den Offizieranwärtern zu zeigen, wie die Kavallerie eine schnelle Planetenlandung durchführte. Das FLV hatte sich dicht vor der Atmosphäre „auf die Schnauze“ gestellt und war dann mit Höchstwerten senkrecht in die Lufthülle eingedrungen. Frank Kerner erinnerte sich an das zunehmende Heulen und Toben der verdrängten Luft, an das Knacken und Knistern des Rumpfes und die Gewissheit, dass es sich früher oder später einfach in einen Feuerball verwandeln musste. Natürlich war das nicht geschehen. Die verdammte Flightcrew der Sky-Cav hatte das Landungsboot butterweich zu Boden gebracht. Doch während des Fluges hatten viele der Ensigns geschrien. Frank nicht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich in den Haltebügeln und Gurten seines Sitzes festzukrallen und das Bocken des Sitzes zu überstehen. Frank hatte auch nicht zu jenen gehört, die ihren Mageninhalt nicht bei sich behalten konnten. Trotzdem… Wenigstens war nicht viel in seiner Blase gewesen, so dass niemand bemerken konnte, dass er sich eingenässt hatte. Nein, die verdammte Cav mit ihren blitzschnellen Planetenlandungen war nicht sein Ding. Er war froh, sich für die Navy entschieden zu haben.

      Kerner blickte erneut auf die Zeitanzeige und musterte die anderen Passagiere im Abteil. Der Mono-Rail bot Platz für Einhundert, doch es saßen kaum ein Dutzend in den bequemen Sitzen. Eigentlich kein Wunder. Der nächste Halt und zugleich die Endstelle dieser Linie, war die Naval Academy und dorthin fuhr nur, wer Anwärter, Lehrkraft oder sonstiger Angestellter war. Die Marine-Akademie des Direktorats war eine kleine Institution. Dort hielten sich selten mehr als zweihundert Anwärter auf und der Lehrkörper umfasste knapp fünfzig Instruktoren und Lehr-Offiziere. Dazu kamen hundertfünfzig Männer und Frauen, die den Betrieb am Laufen hielten und sich um Versorgung und Gebäude kümmerten. Die Navy hatte bislang keinen höheren Bedarf gehabt, denn die Flotte umfasste derzeit nur knapp über hundert Kreuzer. Nach den ersten Kämpfen gegen die Hantelschiffe der Greens lagen einige davon in den Docks und mussten langwierigen Reparaturen unterzogen werden.

      Die Bedrohung durch das Alien-Volk hatte das Direktorat aus einer langen Phase des Friedens aufgeschreckt. Vielleicht würde man die Naval Academy nun vergrößern. Jedenfalls gab es jetzt ein Programm zum raschen Ausbau der Navy.

      Wie beunruhigt die Bevölkerung der Direktoratswelten durch den Green-Überfall auf Regan III war, zeigte sich auch daran, mit welchen Blicken man Frank nun gelegentlich bedachte.

      Er trug die formelle Dienstuniform der Sky-Navy, mit graublauer Hose und dunkelgrüner Jacke, dazu ein hellgraues Barett und schwarzes Schuhwerk. Das mittelblaue Band um die Einfassung des Baretts und die gleichfarbigen Schulterklappen zeigten seine Zugehörigkeit zur Navy, da die Sky-Cavalry diese in Gelb trug. An der Seite der Kopfbedeckung befand sich der kreisrunde Aufnäher mit dem Wappen der Flotte. An den Außennähten der Schultern, quer über die Schulterklappen, waren die schmalen „Boxes“ befestigt. Die beiden schlanken silberfarbenen Balken an ihren vorderen und hinteren Enden zeigten, das Frank den Rang eines Second-Lieutenant innehatte.

      Früher hatte man seine Uniform meist ignoriert. Doch jetzt, mit der Bedrohung durch die Greens, hatte sich das geändert. Blicke trafen Frank Kerner und die damit unausgesprochene Frage, ob die Navy stark genug war, der Gefahr zu begegnen. Es war nicht möglich gewesen den Überfall auf die Siedlungswelt geheim zu halten und auch nicht, dass die Navy, trotz eines Sieges, herbe Verluste erlitten hatte.

      Ja, die Menschen waren in Sorge, doch Frank wäre nicht in der Lage gewesen, ihnen Sicherheit zu vermitteln, denn nach dem, was er in der Akademie gehört hatte, waren die Greens zwar technisch nicht sonderlich überlegen, befanden sich jedoch in erdrückender Übermacht. Zudem schienen sie die Positionen menschlicher Welten zu kennen, während der Ursprung der Aliens vollkommen unbekannt war.

      Ein Schatten fiel auf Franks Gesicht und er wandte sich erneut dem Fenster zu. Über der Wüste waren rötliche Schleier erkennbar, die immer dichter wurden. Dort braute sich einer der typischen Marsstürme zusammen. Glücklicherweise waren sie nach den Erfolgen des Terraforming nicht mehr ganz so zerstörerisch, dennoch blieben sie eine Gefahr für jedermann, der sich ungeschützt im Freien aufhielt. Frank beobachtete die entstehenden Sandwirbel. Das ging in Richtung auf Mars-Central. Wahrscheinlich würden dort bald die Sirenen heulen und die Warnlichter blitzen, damit die Leute die festen Gebäude aufsuchten. Früher hatte die ganze Stadt unter mehreren schützenden Klarstahl-Kuppeln gelegen, aber inzwischen war sie gewachsen und viele Bauten lagen außerhalb der alten Kuppeln. Die Luft war atembar geworden. Vor allem, weil man den Luftdruck endlich an die Erdnorm hatte anpassen können. Nur in den Sturmfronten fiel er dramatisch ab. Wer dort keine Verdichtermaske oder einen geschlossenen Raumanzug trug, der war verloren.

      Ein melodischer Gong ertönte und eine freundliche Stimme bereitete die Passagiere darauf vor, dass man den Endpunkt der Strecke bald erreichen werde.

      Frank Kerner erhob sich, zog die Uniformjacke glatt und nahm sein Handgepäck von der Ablage. Er wollte und durfte keine Zeit verlieren, in dem er erst zu den Türen ging, wenn der Mono-Rail gehalten hatte. Eine halbe Stunde Verspätung… Ein mieser Anfang für seinen ersten Posten als Offizier auf einem Raumkreuzer.

      Frank ging durch den Mittelgang und trat in den Türbereich, der aus Sicherheitsgründen als Druckschleuse ausgebaut war. Durch die Scheiben der Doppeltür sah er die Landschaft vorbei gleiten. Er beugte sich etwas vor, um besser in Fahrtrichtung sehen zu können. Ein Stück voraus war nun die Kuppel der Naval Academy zu erkennen. Sie besaß einen Durchmesser von knapp dreihundert Metern und reichte aus, die komplette Anlage zu schützen. Sie war in den Anfängen der Marsbesiedelung errichtet worden. Plas-Beton, Klarstahl und Bauschaum vermittelten einen zweckgebundenen Eindruck. Es gab ein Sammelsurium an Kommunikationsantennen. Die typische Form einer Nullzeit-Funkantenne war eigentlich der einzige Hinweis auf die besondere Bedeutung der Anlage.

      Hinter dem Areal der Akademie bemerkte Frank undeutliche Konturen. Als der Zug näher kam und sich der Winkel veränderte, sah er, dass es sich um die gelandete D.S. Vickers handelte. Sicherlich tat er den Konstrukteuren unrecht, doch irgendwie erinnerte ihn das Schiff auf seinen drei grazilen Landestützen an ein kauerndes Insekt.

      Von welcher Position aus man ein Schiff der Sky-Navy auch betrachtete… In seiner Grundform entsprach es stets einem flachgedrückten Achteck, dessen zum Bug weisende Seite gestreckt wirkte. Der Kreuzer war flach und breit, und somit durchaus geeignet, die mächtigen Staustrahltriebwerke zu unterstützen, die unter nahezu jeder atmosphärischen Zusammensetzung arbeiten konnten.

      Der Rumpf des modernen APS-Kreuzers war um die zweihundertdreißig Meter lang, an die sechzig breit und kaum dreißig hoch. Er wirkte, trotz seiner Größe, schlank und fast zierlich. An der Oberseite und der Unterseite gab es je eine Kuppel, die jede vierzig Meter durchmaßen und sich noch fünfzehn Meter über den Rumpf erhoben. In ihnen befanden sich die beiden schweren doppelläufigen

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