Sky-Navy 07 - Jäger und Gejagte. Michael Schenk

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des Mittelschiffes, welche die Normalbewaffnung enthielten, waren eingefahren und nicht sichtbar. Ansonsten wirkte die Hülle glatt. Nur an den etwas dunkleren Linien war zu bemerken, wo die Segmente der Panzerung miteinander verbunden worden waren.

      In Äquatorhöhe konnte man die farbig hervorgehobenen Einfassungen von Hangartoren sehen. Der Kreuzer war in der Lage bis zu zwei Landungsboote vom Typ FLV und zwei Jagdbomber vom Typ Superbolt aufnehmen. An Bug und Heck befanden sich auf jeder Seite die typischen Schächte der Staustrahltriebwerke. Die Dimension der insgesamt vier Triebwerke ließ keinen Zweifel, dass dieses Schiff für atmosphärische Manöver und Landungen geeignet war.

      Bei den älteren Kreuzern befand sich die Brücke am Bug, bei den neuen Konstruktionen hingegen auf der Oberschale, im Übergang vom vorderen zum mittleren Rumpfdrittel. Ihre Außenseiten bestanden vollständig aus Klarstahl. Im Gefechtsmodus wurde sie in den Rumpf eingefahren und von einer Panzerblende geschützt.

      Die Außenhülle des Kreuzers bestand vollständig aus Tri-Stahl und war in der weiß-grauen Farbe der Direktoratsschiffe gehalten. Ein mittelblauer breiter Farbbalken zog sich schräg von hinten zur Mitte und wies die Zugehörigkeit zur Sky-Navy aus. In kräftiger mittelblauer Schablonenschrift war im vorderen Drittel die Kennung des Schiffes lesbar. Die große Kennziffer 103 und der Namenszug D.S. Vickers. Parallel zu dem blauen Balken verlief ein schmaler gelber, der darauf hinwies, dass Franks neues Schiff, neben der Navy-Besatzung, auch eine Abteilung der Sky-Cavalry an Bord haben würde.

      Die Vickers befand sich seit über zwei Jahren im Dienst und es gab einen besonderen Grund, warum sie, was für einen Kreuzer ungewöhnlich schien, bei der Akademie gelandet war. Das Schiff war Bestandteil eines neuen Rotations-Systems, welches man erst vor Kurzem eingeführt hatte um die Navy schnellstmöglich zu vergrößern. Dazu gehörten neue Schiffe und neue Besatzungen sowie das Verfahren, dass die Navy alte Besatzungen gegen neue austauschte.

      Als man Frank Kerner eröffnete, dass er auf die „alte“ Vickers und nicht einen der ganz neuen APS-Kreuzer kommandiert werden würde, hatte der Akademie-Offizier seinen Gesichtsausdruck richtig interpretiert und den frisch gebackenen Lieutenant scharf angesehen. „Zwei Dinge will ich Ihnen mit auf den Weg geben, Mister Kerner“, hatte der Offizier mit ruhiger Stimme gesagt. „Erstens… Sie werden dort Ihren Dienst versehen, wo die Navy Sie benötigt und nicht dort, wo Sie ihn gerne versehen würden. Zweitens… Früher oder später kommen Sie, sofern Sie sich bewähren, auch auf ein ganz neues Schiff. Eigentlich brauche ich Ihnen das nicht zu erklären, aber da Sie mich mit Ihren Hundeaugen so treu anblicken, will ich eine Ausnahme machen. Jedes brandneue Schiff hatte seine kleinen Mängel und Eigenheiten. Es dauert eine Weile, bis eine Crew da durchsteigt und alle Problemchen des Schiffes beherrscht. Die alte Mannschaft der Vickers hat ihr Schiff im Griff und sie ist nun auch erfahren darin, die Schwachstellen eines anderen Schiffes zu erkennen. Also stopfen wir die alte Crew der Vickers in einen Neubau, mit dem sie sich herumärgern kann. Sie, Mister Kerner, und eine Menge anderer Leute, ersetzen die alte Mannschaft. Damit sie nicht im Dunkeln herum stolpern, lassen wir eine Handvoll Angehörige der alten Crew noch an Bord. Die leitet Ihnen die Hand und weist auf die erkannten Eigenheiten der Vickers hin. Das hilft der neuen Crew, alte Fehler zu vermeiden. Nach einem Jahr werden Sie und die anderen Neulinge die „alte“ Crew sein. Dann beginnt das Spiel von neuem, Mister. Mit dem Unterschied, dass Sie dann zur alten Besatzung gehören und vielleicht auf ein ganz neues Schiff kommen. Natürlich nur, sofern Sie sich bewähren, aber das erwähnte ich wohl schon.“

      Nun, immerhin verstand Frank, dass die Navy kein neues Schiff mit einer Mannschaft aus Neulingen in den Raum hinaus schicken wollte.

      Der Mono-Rail bremste ab. Frank glich die Bewegungen aus und sah wie der Zug in den Schutz der Kuppel einfuhr. Hinter seinen zwei Wagen würde sich das Außenschott schließen, auch wenn kein Druckabfall mehr zu befürchten war.

      Der Bahnsteig glitt näher.

      Frank beobachtete drei Ensigns, die als Offiziersanwärter zu den Schülern der Akademie gehörten. Sie trugen, genau wie er, die volle Dienstuniform und nicht die schlichten Overalls, die beim Innendienst oder an Bord üblich waren. Die Drei wollten ihre Freizeit wohl ebenfalls in Mars-Central verbringen. Nur zu verständlich. Freizeit und Freizeitangebot waren in der Naval Academy gleichermaßen begrenzt.

      Der junge Offizier erwiderte automatisch den Gruß der Ensigns und überlegte dabei, wie er wohl am schnellsten zur Vickers gelangen konnte.

      Es war wirklich verdammtes Pech, dass der Zug Verspätung hatte.

      Wäre er pünktlich eingetroffen, dann hätte Frank Kerner an der Ansprache des Hoch-Admirals der Flotte teilgenommen, der extra von der Haupt-Flottenbasis Arcturus ins solare System gekommen war, um dem ersten Mal des neuen „Rotationsprinzips“ der Flotte beizuwohnen und der neuen Crew Glück zu wünschen. Jetzt war der ganze Zirkus vorbei und die neue Crew war inzwischen, mit einer Handvoll der alten, mit Hover-Bussen zum Kreuzer gebracht worden.

      Frank hatte keinen Platz in einem der Busse gefunden. Nun gut, die Entfernung zum Landefeld betrug nur knappe drei Kilometer und war zu Fuß nicht unüberwindlich.

      Er schulterte sein Handgepäck, welches, wie schon seit vielen Generationen in jeder Marine, im Wesentlichen aus einem Seesack bestand, und verfiel in den typischen Laufschritt, den man ihm vor Jahren im Mars Military Training Center beigebracht hatte. Zwar fehlten die anfeuernden Bosheiten der Unteroffiziere, aber Frank fand sofort wieder den richtigen Rhythmus. Zwanzig Schritt laufen, zehn Schritte gehen und dann wieder von vorne. Eine schnelle und Kräfte sparende Version, die man, wie der Ausbilder zumindest behauptete, von einem irdischen Indianerstamm übernommen hatte.

      Das Schiff kam näher. Frank war froh, dass dort noch Bewegung herrschte. Das fehlte noch, dass der Captain wegen ihm warten musste, um auf den Startknopf zu drücken…

      Die Hauptschleuse in Höhe des Schiffsäquators, gute dreißig Meter über dem Boden, wurde gerade geschlossen und der „Leiterwagen“, der den bequemen Zugang ermöglichte, zog seinen Ausleger ein. Für eine Bodenlandung war die Schleuse dort oben relativ unbequem, aber beim Andocken im Raum ideal. Immerhin war die kleine Frachtschleuse in der unteren Railgun-Kuppel geöffnet. Ein paar Kisten wurden noch verladen, was Frank einen erleichterten Seufzer entlockte.

      Kurz darauf betrat er die Frachtschleuse. Wie auf allen Navy-Schiffen und in jeder Schleuse waren hier, an der zum Heck weisenden Seite, zwei große Embleme aufgemalt: Das Hoheitszeichen des Direktorats und das Wappen des Schiffes.

      Frank nahm vorschriftsmäßig Haltung an und salutierte dem Hoheitszeichen, dann betrachtete das Emblem des Kreuzers. Es war das übliche runde Logo und zeigte den Namenszug „D.S. Vickers“ sowie dessen Registernummer „103“ sowie das Motto des Schiffes: „To the Limit“. Vor allem interessierte Frank jedoch das seltsame rote Objekt, welches im Logo zu sehen war.

      „Merkwürdiges Ding“, murmelte er unbewusst.

      „Das rote Ding in der Mitte?“

      Die Stimme klang freundlich und Frank ging davon aus, dass ihn einer der Ladearbeiter angesprochen hatte. „Ja. Ein merkwürdiger Schiffstyp. Ganz in Rot und mit merkwürdigen Auslegern. Vielleicht waren das Solarzellen… Muss ein sehr alter Raumkreuzertyp sein.“

      „Kein Raumkreuzer“, korrigierte die freundliche Stimme. „Das Ding ist sogar noch älter. Damals dachte man noch nicht an Raumschiffe. Das ist ein Doppeldecker vom Typ Vickers. Gab übrigens auch mal eine Waffe, die so hieß. Aber das da ist jedenfalls ein historisches Fluggerät. Ausschließlich für den Atmosphäreflug geeignet.“

      „Aha. Danke für die Auskunft. Interessieren Sie sich für so alte…“ Frank wandte sich halb um und erstarrte.

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