Genesis VI. Alfred Broi

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Genesis VI - Alfred Broi Genesis

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Moment ausdruckslos an, bevor er sich nach links wandte und auf einen seiner Männer zuging, der bisher reglos am Eingang der Höhle Posten eingenommen hatte. „Geben sie mir ihre Waffe!“ Narrix sah ihn kaum an und deutete stattdessen auf die Pistole am Gürtel des Mannes. Der war im ersten Moment etwas überrascht, dass er nicht sein Gewehr haben wollte, dass er vor der Brust hielt, doch auch ihm schien mehr als bewusst zu sein, dass der Captain gerade sehr gefährlich war und womöglich auch vor seinen eigenen Leuten nicht Halt machen würde. Also reichte er ihm die Waffe. Narrix nahm sie mit seiner linken Hand und drehte sich zu der Gruppe um. Mit einem kurzen Druck entriegelte er das Magazin der Pistole, das daraufhin zu Boden fiel. Narrix beachtete es gar nicht, sondern ließ stattdessen sogar den Schlitten einmal vor und zurückratschen, sodass mit einem leisen Pling und deutlich sichtbar, die Patrone, die sich im Lauf befunden hatte, ebenfalls zu Boden segelte. Damit war klar, dass diese Waffe vollkommen entladen war. Narrix hielt inne und betrachtete seine Opfer einen nach dem anderen. In ihren Gesichtern sah er Anspannung und wieder Furcht. Doch er ließ sich seine Freude darüber diesmal nicht anmerken. Stattdessen zog er ruckartig seine eigene Waffe aus dem Hohlster an seinem Gürtel und entriegelte mit der gleichen Bewegung ebenfalls das Magazin, das daraufhin zu Boden fiel. Wieder hielt er danach inne und schaute ausdruckslos auf Esha, Shamos und Jorik, die ihn mit immer größer werdender Nervosität anstarrten, weil ihnen bewusst war, dass sich in dieser Waffe noch immer die Kugel im Lauf befand.

      Dann aber ging alles unendlich schnell:

      Narrix drehte ihnen mit beiden Waffen den Rücken zu. Alles, was zu sehen war, waren seine hin und her zuckenden Arme. Dann zuckte er blitzschnell zurück, hielt beide Waffen lässig neben dem Körper, während er sie hörbar entsicherte und ging direkt auf Esha zu. Die starrte ihn mit zunehmendem Entsetzen an, weil sie ahnte, dass etwas Schlimmes passieren würde, sie aber noch nicht genau wusste, was.

      Narrix konnte sich eines kurzen Lächelns nicht erwehren, dann aber wurde er wieder ernst, riss den rechten Arm in die Höhe und zielte auf Jorik.

      Augenblicklich schrien Kendig, Rimbo und ihre Frauen auf, auch Shamos. Esha war nicht fähig zu einer Reaktion, sie starrte den Captain nur unvermindert an, während Tränen aus ihren Augen rannen.

      Dann drückte Narrix ab!

      *

      Marivar schreckte aus dem Schlaf auf und richtete sich sofort kerzengerade auf. Ihr Atem ging stoßweise und unregelmäßig, kalter Schweiß lag auf ihrer Stirn. Ihre Augen waren weit geöffnet und starrten ins Leere.

      Im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie war. Sie konnte sich gerade noch vage daran erinnern, dass sie gegen ihre Müdigkeit angekämpft hatte, sie ihr letztlich aber Tribut zollen musste.

      Dann waren da plötzlich Esha, Malawi und Idis. Kendig, Rimbo und Shamos. Und da war Jorik. Sie stand direkt vor ihm, wollte ihn umarmen, doch noch bevor sie ihn berühren konnte, erschlafften plötzlich all seine Gesichtszüge, er verdrehte die Augen und schon im nächsten Moment sackte er direkt vor ihr vollkommen kraftlos zu Boden, während sich auf seiner Brust ein Fleck aus frischem Blut ausbreitete. Der Schreck ließ sie erstarren und gleichzeitig aufschreien.

      Ihr Blick klärte sich allmählich, sie erkannte ihre Umgebung und plötzlich dämmerte ihr, dass sie geschlafen haben musste. Nichts von dem, was sie gesehen hatte, war hier. Nicht ihre Freunde, nicht Jorik. Sie war vollkommen allein, in einem kleinen Raum voller umgestürzter Einrichtungsgegenstände auf einem notdürftig bereiteten Lager im Inneren eines Schiffswracks vor der Küste Kimuris. Plötzlich kamen all ihre Erinnerungen zurück und sie fühlte sich augenblicklich leer und hilflos.

      Hinzu kam, dass ihr zwar klar wurde, dass ihr Traum nur ein Traum gewesen war, dass sie aber ebenso sicher war, dass das Gefühl, dass etwas Furchtbares mit Jorik geschehen sein musste, dennoch real war und tief in ihrem Inneren fest verankert blieb.

      Und deshalb konnte sie sich absolut nicht dagegen erwehren, dass ihr die Tränen aus den Augen quollen und sie ganz erbärmlich schluchzen musste, weil sie erkannte, dass sie so unendlich weit weg von dem Menschen war, für den sie nichts mehr als einfach nur Liebe empfand.

      *

      Ein scharfes Klicken war zu hören – mehr jedoch…nicht!

      Jorik, der Narrix die ganze Zeit über angestarrt hatte, spürte, wie eine heiße Schockwelle durch seinen Körper zuckte, die ihm fast die Besinnung raubte und seine Knie weich werden ließ. Er schluckte demonstrativ und begann dann leicht zu zittern.

      Erleichterung mache sich breit, doch sie dauerte nur einen winzigen Augenblick.

      Dann nämlich sagte Narrix mit fast schon obszön klingender Gleichgültigkeit. „Okay, dann eben der andere!“ Und im selben Moment riss er seinen linken Arm in die Höhe und visierte Shamos an.

      Esha spürte deutlich, wie sie den Verstand verlor, weil der Kerl vor ihr ein so unfassbar widerliches Spiel mit ihnen trieb, dass ihr schlecht und schwindelig zugleich wurde und der Puls mit einer derart großen Wucht unter ihre Schädeldecke hämmerte, dass sie das Gefühl hatte, er würde sie schon im nächsten Moment durchbrechen und ihr Kopf aufplatzen.

      Doch das geschah nicht und beinahe ertappte sie sich dabei, dass sie traurig deswegen war, musste sie dadurch doch diesen unmenschlichen Wahnsinn weiter miterleben, der vor ihr ablief.

      Zwei Pistolen, eine Kugel.

      Und eine der beiden Waffen war auf Jorik gerichtet gewesen. Schonungslos hatte Narrix abgedrückt, ein gefühlloser Henker ohne Gnade und Gewissen. Esha wollte aufschreien, doch ihr ganzer Körper war vollkommen erstarrt, sie konnte sich absolut nicht bewegen. Dann war das Klicken zu hören, als der Schlaghammer nach vorn klappte, aber nur auf die leere Trommel traf und keinen Schuss auslöste. In diesem Moment ging ein sichtbarer Ruck durch Esha und sie erzitterte heftig. Ihre Augen flackerten, sie versuchte die Dunkelheit einer Ohnmacht zu verdrängen.

      Dann wurde ihr bewusst, was geschehen war. Kein Schuss war ausgelöst worden, Jorik wurde das Leben geschenkt. Doch schon im selben Moment wurde ihr mit einer solch wuchtigen und eiskalten Erkenntnis klar, was das hieß und was als nächstes geschehen würde, dass ihr Gehirn vollkommen leergefegt wurde und nur noch ein einziger Gedanke haften blieb: Rette Shamos!

      Und in dem Moment, da Narrix auf den Wissenschaftler anlegte, spannte sie all ihre Muskeln an und sprang.

      Sein Zeigefinger betätigte den Abzug, der Schlaghammer traf auf die Trommel – und es ertönte ein scharfes Klicken – nur!

      Doch das war kaum zu hören, denn der Raum war erfüllt von Eshas Aufschrei, mit dem sie sich vor Shamos gehechtet hatte, um die vermeintliche Kugel gegen ihn abzufangen.

      In ihrem Kopf ertönte das Klicken wie ein Schuss und fast glaubte sie, einen Schlag auf der Brust zu spüren, doch dann krachte sie zu Boden und spürte plötzlich nichts mehr davon. Stattdessen realisierte sie, dass es keinen Schuss gegeben hatte und eine heiße Woge echter Freude erfasste sie.

      Doch nur für einen winzigen Augenblick, dann drehte sie sich zur Seite und schaute hinauf in das breit grinsende Gesicht ihres Widersachers. Und da wusste sie, dass sie einen Fehler begangen hatte und ausgetrickst worden war.

      „So!“ Narrix Stimme klang süß und triumphierend. „Haben wir also auch das geklärt!“ Er grinste süffisant und ließ seinen Blick einen Moment auf Esha verweilen, weidete sich an ihrer Erkenntnis und ihrem Schmerz. Dann wurde er plötzlich ernst. „Schafft sie raus! Alle!“ rief er und seine Männer agierten sofort. Auch Jorik wurde auf die

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