Genesis VI. Alfred Broi
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„Ja!“ Das war Melia und alle schauten sie ziemlich überrascht an, weil ausgerechnet sie das Wort ergriff. „Aber es erklärt nicht wirklich…!“ Sie wurde, ob der vielen Blicke auf sich, etwas unsicher. „…warum…ähm…sie noch leben!“ Sie blickte hilfesuchend zu Mavis. „Oder?“
Mavis schaute Melia zunächst ebenso überrascht an, wie alle anderen, doch dann erkannte er, dass sie einfach nur Recht hatte und lächelte ihr zu. Sie erwiderte diese Geste jedoch nur sehr kurz, dann wurde sie wieder ernst…nein, nicht ernst…traurig. „Melia hat Recht!“ sagte er dann aber und wandte sich an Lobos. „Wie zum Teufel sind sie noch rechtzeitig von Bord gekommen?“
Alle Blicke waren jetzt auf den Admiral gerichtet, doch der antwortete nicht sofort, sondern schaute zunächst jeden Einzelnen an, bis sein Blick auf Mavis haften blieb, der in den Augen seines Gegenübers ein Funkeln und auf seinen Lippen sogar ein leichtes Lächeln zu erkennen glaubte. Als Lobos dann den Mund öffnete, sagte er nur ein einziges Wort: „Gar nicht!“
„Wie bitte?“ Mavis glaubte sich verhört zu haben.
„Was soll das heißen?“ fragte Cosco. „Dass sie den Absturz an Bord des Schiffes überlebt haben?“
Der Admiral antwortete nicht, sondern nickte nur.
„Was?“ platzte Vilo hervor. „Aber das ist doch Bullshit!“ Seine Miene verdunkelte sich zusehends. „Niemand kann den Absturz der Kamarulu überleben!“
„Stimmt!“ Lobos nickte erneut. „Allein die sechs Triebwerksreaktoren haben so viel Energie in sich, um alles zu Staub zu verbrennen!“
„Eben!“ Vilo fühlte sich bestätigt. „Meine Rede!“
Mavis schaute den Admiral direkt an. „Und dennoch sitzen sie alle hier!?“ Sein rechtes Auge verengte sich dabei zu einem schmalen Schlitz. „Wie passt das zusammen? Gab es noch einen intakten Jet an Bord. Oder eine Rettungskapsel?“ Er schaute zu Vilo. „Hatte sie Rettungskapseln?“
„Nein!“ erwiderte sein Freund. „Sie hatte keine!“
Lobos nickte erneut. „Richtig! Und einen intakten Jet gab es auch nicht!“ Wieder hatte Mavis das Gefühl, dass der Admiral leicht amüsiert wirkte.
„Ich glaube…!“ hob Melia an und erneut blickten alle zu ihr. Für eine Sekunde befiel sie Unsicherheit, doch dann straffte sich ihr Oberkörper. „…der Admiral meint nicht, dass er beim Absturz an Bord war…!“ Sie erkannte, dass Mavis sie ansah und warf ihm einen kurzen, ernsten Seitenblick zu. „sondern, dass…ähm…es keinen Absturz… gegeben hat!“ Sie schaute Lobos mit großen Augen an, dessen Lächeln daraufhin etwas stärker wurde.
„Was?“ platzte Vilo ziemlich gereizt hervor. „Aber das ist doch noch größerer Blödsinn!“ Er warf Melia einen abschätzigen Blick zu. „Ich habe das Satellitenbild gesehen. Alles hier war eine einzige, gewaltige Flammenwolke!“
„Das stimmt!“ pflichtete Lobos ihm mit ernster Miene bei, dann wandte er sich an Melia, schaute sie direkt an und lächelte milde. „Aber ich würde dennoch nicht mit ihr schimpfen!“
„Klar!“ zischte Vilo genervt. „Weil sie keine Ahnung hat!“
„Vilo!“ Das war Mavis, für dessen Geschmack sein Freund jetzt zu hart agierte. Er wollte nicht, dass er Melia so anfuhr. „Hör auf!“
„Was?“ protestierte sein Freund jedoch.
Bevor er aber noch etwas sagen konnte, hob Lobos seine Stimme soweit an, dass alle seine nächsten Worte sehr gut hören konnten und er auch die Aufmerksamkeit der beiden Männer hatte. „Nein, weil sie...!“ Er grinste. „…Recht hat!“
Für einen Moment war es mucksmäuschenstill in der Höhle.
Dann platzte Mavis hervor. „Was?“
„Sie wollen uns verarschen, oder was?“ rief Vilo.
„Nein!“ erwiderte Lobos ruhig und gelassen. „Und ich kann es auch beweisen!“
II
„Halt still!“ mahnte Niuri und ihr Blick zeigte deutlich, dass sie nicht zu Scherzen aufgelegt war.
Sie befand sich im Behandlungszimmer und stand vor einer Liege, auf der Kabus saß. Sein Oberkörper war entblößt. Niuri hatte den Verband entfernt und war gerade dabei, die Wunde zu säubern. Sie war sehr konzentriert bei der Sache, denn die Verletzung war, obwohl sie bereits deutliche Heilungsspuren zeigte, nach wie vor ernst zu nehmen.
Kabus, der entspannt auf der Liege saß und seine Beine locker baumeln ließ, sah das aber offensichtlich ganz anders, denn mit einem breiten Grinsen und leuchtenden Augen fuchtelte er mit seinen Armen um ihren Kopf herum, versuchte sie zu streicheln und sie an sich zu ziehen, um sie zu küssen. Dabei stöhnte er ziemlich wollüstig.
Niuri aber hatte sichtlich keinen Nerv für sein Gebaren. „Lass das!“ Sie schob seine Hände, die im Begriff waren, sich auf ihren Brüsten niederzulassen, beiseite und wollte mit ihrer Arbeit fortfahren.
Kabus jedoch interessierte sich herzlich wenig für ihre ablehnende Haltung, sondern intensivierte seine Bemühungen im Gegenteil sogar noch. Sein Pech allerdings war, dass Niuri eine Art Pinzette in der Hand hatte, mit der sie abgestorbene Hautpartikel aus der Wunde entfernen wollte und als er sie an sich zog, um sie zu küssen, spürte er plötzlich einen höllischen Schmerz, der ihm sofort die Hitze durch den Körper trieb. „Aua!“ brüllte er, ließ sie los und schaute auf seine Wunde, während er versuchte den Schmerz zu ertragen.
Niuri trat einen halben Schritt zurück. Als Kabus sie vorwurfsvoll ansah, hatte sie die Pinzette erhoben und ein sanftes Grinsen auf den Lippen. „Ich hatte dich gewarnt!“
Kabus rechtes Auge verengte sich zu einem Schlitz. „Du bist ein Biest!“
Niuri grinste breiter. „Auch!“
„Und eine Schwindlerin!“
Niuris Lächeln erstarb und ihr Blick wurde ernst. „Wieso?“
„Du hast gesagt, du…!“ Kabus stoppte abrupt ab und wurde etwas verlegen. „…magst mich!“ fuhr er fort, doch war ihm klar, dass Niuri wusste, was er eigentlich hatte sagen wollen.
Die junge Frau lächelte auch nur einen Augenblick offen, dann wurde es ernster und ihre Augen leuchteten. „Mehr als das!“ erwiderte sie, hob ihre rechte Hand und streichelte sanft seine Wange.
Kabus lächelte zufrieden. „Und warum darf ich dich dann nicht küssen?“
„Weil du…!?“ Niuri blickte irritiert. „…noch immer verletzt bist und ich mich um deine Wunde kümmern muss!?“
„Geht das nicht auch später?“
Doch Niuri schüttelte mit ernster Miene den Kopf. „Jetzt!“
„Okay!“ Kabus gab sich mit einem tiefen Atemzug und verzogenen