Genesis VI. Alfred Broi
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Sie hatten jedoch Glück, denn ihr Weg ging eigentlich beständig bergab und so hatten sie den Dschungel bereits nach zehn Minuten im Dauerlauf hinter sich gelassen. Dennoch mussten alle erst einmal schwer durchatmen und wieder zu Kräften kommen.
Hinter dem Dschungel sahen sie sich einer eher spärlichen Vegetation gegenüber. Nur vereinzelt wuchsen größere Bäume an den Ufern des Mioli, die aber hatten dann sehr ausladende, tellerförmige Kronen, die auch noch überraschend grün waren und durchaus Schatten gegen die drückende Hitze spenden und ein Versteck bieten konnten. Ansonsten gab es lediglich jede Menge Sumpfgras, das allerdings teilweise mannshoch wuchs. Da das Flussufer auf ihrer Seite sehr flach war, beschlossen sie ihren Weg zwischen dem Wasser und der Vegetation einzuschlagen. So konnten sie sicher sein, aus der Luft gesehen zu werden, gleichzeitig aber genügend Schutzmöglichkeiten vor feindlichen Jägern zu haben und im schlimmsten Fall Schutz vor anstürmenden Bestien im Mioli selbst zu finden.
Alles in allem nicht die schlechteste Ausgangsposition.
Mavis, Vilo, Lobos und Leira bildeten die Vorhut, fünf weitere Männer des Admirals und Captain Cosco blieben in der Mitte. Captain Tibak, Sergeant Dek und nochmals zwei von Lobos Männern bildeten die Nachhut.
„Wie lange denken sie wird es dauern, bis man uns findet?“ fragte Lobos.
Mavis zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Eine halbe Stunde vielleicht!“
Der Admiral nickte mit ernster Miene. „Sie wollten mir noch ihre Geschichte erzählen!“
Mavis schaute den Admiral an und musste lächeln. „Richtig, das wollten wir!“
„Na, dann schießen sie mal los!“ Lobos schien etwas gelangweilt.
„Okay!“ meinte Vilo. „Aber wir müssen sie warnen!“
„Warnen?“ Der Admiral hob überrascht die Augenbrauen. „Weil sie so langweilig ist, dass ich Gefahr laufe einzuschlafen?“ Er lachte heiser auf.
„Nein!“ Jetzt musste auch Mavis auflachen, doch als er den Kopf schüttelte wurde er plötzlich sehr ernst. „Weil danach für sie und ihre Männer nichts mehr so sein wird, wie es war!“
VIII
„Jorik?“ Die Stimme war sanft und leise und drang nur wie durch eine dichte Nebelwand zu ihm. Es war auch das einzige, das er wahrnahm. Er spürte weder seinen Körper, noch seinen Geist. Alles war dunkel, taub und leer. „Jorik?“ Die Stimme wurde etwas lauter, blieb aber sanft. Und plötzlich spürte er auch eine Berührung. Allerdings vermochte er nicht zu sagen, wo an seinem Körper sie erfolgte. „Jorik, wach auf!“ Die Stimme wurde abermals lauter und auch ein klein wenig härter.
„Okay, lass mich mal!“ Das war eine andere Stimme. Sie klang dunkel, hart und wenig geduldig. Im nächsten Moment schon spürte er, wie etwas an ihm rüttelte.
Und es war, als würde damit seine Taubheit abgeschüttelt werden. Die Dunkelheit wich einem hellen Licht, doch anstelle der Taubheit traten vielfältige Schmerzen, die ihn komplett einzunehmen schienen und um ein Vielfaches schlimmer waren, als der Zustand zuvor.
„Nun komm schon!“ Die harte Stimme klang noch ungeduldiger und erneut wurde an ihm gerüttelt. Stechender Kopfschmerz hämmerte in seinen Schädel. Hör auf damit! schrie Jorik innerlich.
„Lass ihn!“ Das war wieder die sanfte Stimme. „Er braucht noch etwas Zeit!“
„Ich weiß, verdammt!“ Die harte Stimme klang jetzt mehr besorgt, als alles andere. „Aber das ist genau das, was wir nicht haben!“
Okay, ihr habt gewonnen! Jorik zwang sich, trotz aller Schmerzen, seine Augen zu öffnen. Er bereute es sofort, denn gleißendes Licht strömte in seinen Kopf und schien sein Gehirn wegschmelzen zu wollen. Er musste schwer stöhnen und spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Dennoch zwang er sich, die Augen offen zu halten und drückte sich sogar aus seiner Liegeposition in die Höhe. Er spürte, wie ihn helfende Hände stützten, sodass er es einfacher hatte, doch als er aufrecht saß, musste er seinem dröhnenden Kopfschmerz Tribut zollen und erbrach sich direkt vor seine Füße. Jorik spürte ekelhaft bittere Galle in sich aufsteigen und hatte das Gefühl, als drücke etwas von innen gegen sein Gesicht und wolle es ebenfalls zu Boden werfen. Sein Magen krampfte erbärmlich und er musste fast ebenso wild husten, wie würgen. Nach einer schieren Ewigkeit hatte Jorik dann das Gefühl, er würde gleich ersticken. Sein Oberkörper zuckte in die Höhe und er musste mehrmals tief durchatmen. Widererwartend gelang es ihm dabei, seinen Kopf etwas zu beruhigen.
„Komm, setz dich nach hinten!“ Da war sie wieder, die sanfte Stimme und als er nach rechts schaute, erkannte er Idis neben sich, die ihn besorgt ansah und mit leichtem Druck nach hinten schob.
Jorik ließ es geschehen. Schweratmend, komplett kraftlos und am ganzen Körper zitternd driftete sein Oberkörper nach hinten und fand schließlich Halt an der Felswand.
„Geht’s wieder?“ Das war die raue Stimme und durch einen glasigen Schleier konnte Jorik Rimbo erkennen. Sein Gesicht blickte ernst und ungeduldig, aber nicht minder besorgt.
Jorik hatte nicht die Kraft, etwas zu erwidern und auch keine Ahnung, was.
„Hier!“ Idis reichte ihm eine Wasserflasche. „Trink das!“ Jorik sah die Flasche, seine Augen leuchteten augenblicklich, seine rechte Hand zuckte in die Höhe und er wollte ihr die Flasche aus der Hand reißen, doch sie zog sie sofort zurück. „Langsam und sinnig!“ Sie schaute ihn mahnend an.
Jorik zwang sich zur Ruhe und nickte. Als Idis sie ihm ein zweites Mal hinhielt, griff er behutsam zu und setzte sie an den Mund. Sofort aber wurde die Gier zu groß und er riss sie in die Höhe, ließ das kühle Nass in sich hineinstürzen.
„Na!“ rief Idis jedoch und als er sah, dass sie Anstalten machte, ihm die Flasche erneut wegzunehmen, senkte er sie von selbst und hielt erst einmal inne.
Nach einem langen, tiefen, leisen Rülpser schaute er sie an. „Danke!“ Und dann nahm er noch einen Schluck.
„Besser jetzt?“ fragte Rimbo und in seiner Stimme schwang Ungeduld mit.
Jorik senkte die Flasche, schluckte das Wasser langsam herunter, stöhnte dabei mit geschlossenen Augen, musste dann einmal kurz husten, schaute schließlich Rimbo an und nickte. „Besser!“
„Dann wird es Zeit, dass du uns ein paar Fragen beantwortest!“
„Fragen?“ Jorik schien verwundert. „Was für Fragen?“
„Na ja, eigentlich nur eine!“ Rimbos Blick verfinsterte sich. „Was zum Teufel hat Narrix mit dir und Esha gemacht?“
„Mit…!“ Plötzlich erstarrte Jorik. „Esha!“ Seine Gesichtszüge entgleisten. „Oh mein Gott!“ Er starrte Rimbo an, dann Idis. „Wo…? Wo ist sie?“
„Hier!“ Die Stimme kam von der anderen Seite der Zelle. Sie war dunkel und tief, sie klang besorgt und tränenerstickt. Jorik erkannte sie sofort. Sie gehörte Shamos. Ruckartig drückte er sich von der Wand ab und schaute an Idis vorbei zur anderen Seite. Sein Freund, der zerstreute Wissenschaftler mit dem zerzausten