Paulo Redmann. Hans Müller-Jüngst
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Oben, vor oder in dem Restaurant, bestellte sich Arthur Redmann immer ein Viertel Weißwein vom Wein des Hauses, während Marga sich ein Kännchen Kaffee bringen ließ. Kuchen nahm sie keinen, ihr Mann ohnehin nicht.
Marga achtete auf ihre Linie, und ihr langte das Stück Torte völlig, das sie in der Woche mit ihren Freundinnen im Café aß.
Marga und Arthur Redmann wohnten von Anbeginn an in der Altstadt von Dinkelstein in Arthurs Geburtshaus. Dort war Platz genug für alle, als Paulo noch dort lebte. Er hatte ein großes Zimmer und konnte dort mit seinen Freundinnen und Freunden Partys feiern, ohne seine Eltern zu stören, im Sommer in dem riesigen Garten, der zum Haus gehörte.
Im Alter von 19 Jahren verließ Paulo sein Zuhause und ging zum Studium nach Hamburg, wo er an der Uni die Fächer Mathematik und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien belegte. Nach seinem Referendariat in Hamburg hatte sich Paulo an sein altes Gymnasium in Dinkelstein versetzen lassen.
Er war während seiner ganzen Kindheit und Jugend in der Altstadt ein glücklicher Mensch gewesen, es wurden ihm zu Hause viele seiner Wünsche erfüllt.
Er hatte im Alter von 10 Jahren eine elektrische Eisenbahn zu Weihnachten bekommen die in jedem Jahr um weitere Teile ergänzt wurde, bis er eine stattliche Anlage hatte, an der er stundenlang saß und spielte.
Oft waren Freunde bei ihm und spielten mit, denn nicht jeder hatte eine elektrische Eisenbahn, weil die in der Anschaffung doch ihren Preis hatte.
Zu seinen Eltern hatte er ein sehr herzliches Verhältnis, besonders zu seiner Mutter, die nichts auf ihren Paulo kommen ließ.
Wenn er gegen 13.30 h von der Schule nach Hause gekommen war, stellte sie ihm sein Mittagessen auf den Tisch und setzte sich zu ihm. Dieses Ritual hatte sich Paulo eingeprägt, und er würde es nie vergessen, er musste dann erzählen, was er an dem Vormittag in der Schule erlebt hatte.
Marga heuchelte ihr Interesse nicht, wenn sie Paulo dazu aufforderte, sie ließ ihn spüren, dass sie wirklich wissen wollte, was er erlebt hatte, und Paulo merkte das.
Wenn Marga missgestimmt war, warum auch immer, ging er zu ihr, nahm sie seine Arme, und es dauerte nicht lange, und Margas Miene hellte wieder auf.
Seinen Vater bekam er nur selten zu Gesicht, außer am Wochenende, und da machte er ausgiebige Ruhepausen, in denen er nicht gestört werden wollte. Paulo begleitete seine Eltern sonntags immer auf den „Schöngipfel“, er durfte sich oben in dem Restaurant dann immer ein Stück Kuchen bestellen, dazu nahm er eine Limo.
Eine besonders schöne Zeit war für Paulo immer der Urlaub, den er einmal im Jahr mit seinen Eltern machte. ihr bevorzugtes Reiseziel war Juist, sie fuhren auch einmal in die Berge nach Österreich, aber das gefiel niemandem von ihnen, also blieb es bei Juist.
Auch eine Reise ins Ausland, nach Portugal, Italien oder Spanien wollte niemand von ihnen unternehmen, das hätte doch einen erheblichen Umstand bei der An- und Abreise bedeutet, den wollten sie nicht auf sich nehmen.
Sie nahmen auf Juist immer die gleiche Ferienwohnung, und der Vermieter kannte sie natürlich schon.
Als Jugendlicher hatte Paulo eine Freundin, die Anna hieß und in seine Jahrgangsstufe ging, sie kam vom anderen Ende der Stadt aus der Daimlerstraße, war aber mit ihrem Fahrrad in 5 Minuten bei ihm.
Paulo war während seiner gesamten Schulzeit ein Mädchenschwarm, sodass er mit 17 das schönste Mädchen des Gymnasiums zur Freundin hatte.
Er hatte das Gardemaß seines Vaters, allerdings nicht dessen Körperfülle. Er hatte brünettes Haar, das er mittellang trug, und er hatte eine athletische Figur.
Anna war für ein Mädchen auch recht groß, hatte blondes Haar, dass sie lang trug, und beide trugen sie immer Jeans und T-Shirts wie ihre Altersgenossen.
Marga war beinahe ein bisschen eifersüchtig auf Anna, gönnte aber auf der anderen Seite Paulo sein Glück.
Als Paulo zur Universität nach Hamburg und Anna nach Münster ging, trennten sich die beiden voneinander, was nicht ganz schmerzfrei über die Bühne ging, beide kamen aber schnell über die Trennung hinweg.
Paulo war zu Hause ausgezogen, und das machte Marga am meisten Kopfzerbrechen wie allen Müttern, deren Kinder nach langen Jahren schließlich das Haus verließen. Aber Paulo kam am Anfang noch an jedem Wochenende nach Hause und brachte seiner Mutter eine Tasche Schmutzwäsche zum Waschen mit.
Marga verwöhnte ihn dann mit allem, was das Herz begehrte. Sie stellte sich in die Küche und zauberte für ihn ein fantastisches Essen und Paulo genoss seinen Status als Student.
Er ging in Dinkelstein ins „Pulp“ und traf dort seine alten Schulkollegen.
Und wenn es am Sonntag wieder Abschied nehmen hieß, war bei Marga kein Halten:
„Heute musst du wieder zurück, versprich mir, dass du am nächsten Wochenende wiederkommst!“, sagte sie mit Tränen erstickter Stimme zu Paulo, und Paulo nahm sie in seine Arme und drückte sie an sich.
„Natürlich komme ich am nächsten Wochenende wieder“, sagte Paulo, „wer soll mir denn sonst meine Wäsche waschen?“
So spielte sich während der ersten Semester ein Wechsel zwischen Studium und Nachhausefahren ein, mit dem sowohl Paulo als auch Marga gut zurechtkamen. Dann aber, so etwa im vierten Semester, lernte Paulo auf einer Hochschulfete Sara kennen und lieben.
Er tanzte mit ihr und merkte gleich, dass das etwas anderes war als das Gezappel, das er mit anderen Mädchen auf der Tanzfläche vollführte.
Wenn Blues getanzt wurde, legte Sara ihren Kopf an Paulos Schulter und schmiegte sich an ihn, und Paulo legte seine Arme um sie und zog sie zu sich.
Sara und Paulo küssten sich innigst, Sara ging auch mit auf Paulos Zimmer, das er im Wohnheim hatte, und Paulo ging auch mit zu Sara. Dort liebten sie sich und standen stundenlang nicht aus ihren Betten auf, sie lagen eng umschlungen und drückten sich.
Sara war ähnlich wie Anna und hatte auch langes blondes Haar, sie gefiel Paulo auf Anhieb, nicht aber wegen der Ähnlichkeit zu seiner ersten großen Liebe.
Sara war ein grundsolider Mensch und verlässlich, dass merkte Paulo sofort, sie war im 4. Semester wie Paulo und studierte auch auf Lehramt für Gymnasien, sie hatte Französisch und Geschichte belegt.
Sara kam aus Hildesheim und war in den ersten Semestern auch an jedem Wochenende nach Hause gefahren und hatte dort ihre Schmutzwäsche von ihrer Mutter waschen lassen. Als sie aber mit Paulo zusammen war, wurde es seltener, dass die beiden nach Hause fuhren, und sie wuschen ihre Wäsche in der Waschmaschine, die im Keller des Wohnheims stand.
Wenn sie überhaupt nach Hause fuhren, wechselten sie zwischen Hildesheim und Dinkelstein, und Paulo war bei Saras Eltern sehr willkommen, die froh waren, ihre Tochter in den Armen eines soliden jungen Mannes, wie Paulo einer zu sein schien, zu wissen.
Sara hatte noch eine jüngere Schwester, Evelyn, die noch in das letzte Schuljahr ihres Gymnasiums ging.
Dann fuhren sie nach den Dinkelstein und wurden dort auf das Gleiche hervorragend beköstigt wie bei Saras Eltern.