Paulo am Ende der Seidenstraße (8). HaMuJu

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Paulo am Ende der Seidenstraße (8) - HaMuJu

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Flammenverfärbungen, das Krachen des brennenden Holzes vermittelte etwas Gemütliches. Und dann begann Lo plötzlich am Feuer zu singen, sie sang so schön, wie ich noch nie jemanden habe singen hören. Das Lied schien bekannt zu sein, jedenfalls stimmten alle ein, alle sangen mit, auch Mayleen und Lan. Leider ging die engelhafte Stimme von Lo dabei unter, ich fragte sie, woher sie so schön singen könnte. Lo sagte, dass das Singen bei ihr zu Hause eine große Tradition hätte, dort wurde immer gesungen, besonders, wenn Besuch von Tanten und Onkeln kam, dann setzte man sich zusammen und sang, ihre Mutter hätte eine so helle Stimme gehabt, dass sie deswegen von allen bewundert wurde.

      Eines Tages hätte Lo Gesangsunterricht bekommen, den sie aber nach einem halben Jahr wieder abgebrochen hätte, ihre Lehrerin hätte gesagt, dass aus ihr einmal eine große Sängerin hätte werden können. Die Stimmung am Feuer hatte etwas Heimeliges, alle starrten in die Flammen, die Dörfler rauchten dabei, Lo und ich hatten einen großen Berg Feuerholz aufgeschichtet, ich warf in regelmäßigen Abständen große Äste in das Feuer. Dann spratzte es und Funken flogen zur Seite, bevor sich die Flammen der neuen Nahrung bemächtigten und größer wurden.

      Lan hatte Biernachschub geholt, die Männer bedankten sich, die Schnapsflasche kreiste. Stundenlang saßen wir so am Feuer, es hatte etwas Einigendes, es begrub Zwistigkeiten und lud ein, über das Leben nachzudenken, es vermittelte große Zufriedenheit. Dann kamen mit einem Mal vier Kinder angelaufen und forderten die Männer auf, im Namen ihrer Mütter sofort nach Hause zu kommen. Schade, sagte jemand, immer wenn es am schönsten wäre, dann erhoben sich alle Männer, bedankten sich und wünschten uns noch eine gute Fahrt. Wir kippten einen Eimer Wasser auf das Feuer, das dann erlosch und gingen an Deck, wo wir uns hinsetzten und noch Bier und Schnaps tranken. Die Zusammenkunft mit den Dorfbewohnern hatte uns gut gefallen, niemand von ihnen schien richtig traurig zu sein über das, was er machte, wenn man allerdings deren Lebensumstände mit den unseren verglich, dann waren wir doch privilegiert. Wir löschten die Petroleumlampe und gingen schlafen. Ich schob Lo in meine Kajüte und wir drückten und küssten uns fest, wir zogen uns aus und

      „Auf diese Art und Weise habe ich dann einmal die Möglichkeit erhalten, Chinesen aus der arbeitenden Bevölkerung kennenzulernen“, sagte ich zu Lo.

      „Ja, die Minenarbeiter waren durchaus repräsentativ“, antwortete sie.

      „Den Kohlenarbeitern in meiner Heimat geht es deutlich besser“, sagte ich.

      „Ich möchte auch um nichts in der Welt mit den Minenarbeitern tauschen“, entgegnete Lo dann.

      Am Morgen nahmen Lan und ich uns die Karte vor und planten den nächsten Fahrtabschnitt. Ich sagte, dass ich drei Tage später von Bord ginge und mit dem Zug nach Lanzhou zurückführe, um über die Seidenstraße nach Xian zu gelangen. Die anderen nahmen meine Ankündigung schweigend zur Kenntnis, es würde sicher ein trauriger Moment des Abschieds werden, wenn ich ginge. Wir wollten an dem Tag die Grenze zur Inneren Mongolei überfahren und irgendwo in der Gegend von Sandaokan, südlich von Wuhai, festmachen. Nach Wuhai wollten wir nicht, weil wir erst einen Tag zuvor in einer Großstadt waren. Ab Dukoucun hatten wir eine dreißig Kilometer lange Gebirgspassage vor uns, die in Sandaokan endete und in eine große sich öffnende Ebene mündete. Wir fuhren um 9.30 h los und erreichten Dukoucun, wir passierte die Bergenge in zwei Stunden, um dann schon in Sandaokan zu sein, insgesamt hatte die Tagesetappe fünf Stunden gedauert. In Sandaokan tobte ein heißer Wüstenwind aus der Gobi. Wir machten bei der Eisenbahnbrücke fest, in der Hoffnung, dass uns der Krach der Züge, die über die Brücke ratterten, nicht aus den Kojen schmiss. Wir wollten an dem Abend wieder grillen und bereiteten alles vor. Lo und ich gingen in Sandaokan einkaufen. Als wir zurück waren, fuhr gerade ein Zug über die Brücke und machte dabei einen solchen Lärm, dass wir wieder losmachten und ein Stückchen weiterfuhren. Ein Kilometer reichte schon und wir machten an Bäumen fest.

      Leise hörten wir noch die Eisenbahn und die Straße, man merkte die Nähe der Millionenstadt Wuhai, wo erst kürzlich ein neuer Flughafen in Betrieb genommen worden war. Wir saßen an Deck, tranken Bier und grillten, das Grillen war immer die problemloseste Art zu essen, es gab dazu Brot, Gurke und Tomaten. Unser Bier hatte eine erträgliche Temperatur, wir hatten es während der Fahrt über Verdunstungskälte gekühlt. Nach dem Essen spielten wir wieder „Stadt, Land, Fluss“, wobei Lo ganz groß herauskam, sie wusste plötzlich so viele Dinge, die uns anderen im Traum nicht eingefallen wären und freute sich, als sie gewonnen hatte, selbst Lan lag weit hinter ihr, Mayleen und ich rangierten unter „ferner liefen“. Das machte mir aber nichts aus, auch Maylen nicht, ich hatte meinen Spaß beim Spielen und beim Überlegen, aber Lo war immer einen Tick schneller. Ich schenkte Lan und mir einen Schnaps ein, den wir schnell hinunterkippten, woraufhin ich noch einen zweiten einschenkte, dann ließ ich die Flasche aber verschwinden.

      Lan fragte, wie lange ich wohl noch in China wäre und ich antwortete, dass ich mir Xian ausgiebig ansehen wollte, danach nach Shanghai müsste, wo ich auch eine intensive Besichtigung plante und zum Abschluss in Peking wäre und Peking müsste man sich als Tourist ja wohl sehr gründlich ansehen, ich wollte auch zu einem Abschnitt der Chinesischen Mauer, ich überlegte kurz und schätzte dann, dass ich in drei Monaten wieder zu Hause wäre. Wir gingen gegen 23.00 h schlafen.

      Ich küsste und drückte Lo und sagte ihr, dass ich sie liebte, daraufhin schmiegte sie sich fest an mich und zog mich in ihre Kajüte. Wir liebten uns so heftig, dass wir Angst haben mussten, an Land gehört zu werden, Mayleen und Lan dachten sich bestimmt auch ihren Teil, dann ging ich in meine Kajüte und schlief ein. Ich lief vor dem Frühstück nach Sandaokan und holte frisches Brot, die Dorfleute schauten mich verdutzt an, so eine Langnase wie mich bekam man im Dorf wohl nur selten zu sehen.

      Dann gab es ein tolles Frühstück, ich hatte Eier mitgebracht und kochte jedem ein Ei, dazu hatten wir gute Marmelade und Tee, was wollte man mehr? Lan und ich schauten auf die Karte, wir wollten so schnell wie möglich an Wuhai vorbeifahren, wir würden ungefähr eine Stunde bis zu der Millionenstadt brauchen. Um 10.00 h legten wir ab, der Gelbe Fluss beschrieb an Wuhai vorbei eine regelrechte S-Kurve und hatte am Stadtausgang im Norden eine Verengung, die wir aber problemlos meisterten. Dann zog sich der Fluss träge dahin, immer geradeaus, es gab eine Fülle von Ansiedlungen, die Einsamkeit der Berge war ohnehin schon seit ein paar Tagen vorbei. Wir fuhren nach Wuhai noch ungefähr vierzig Kilometer und machten dann in Balagong einen Kilometer vor der Eisenbahnbrücke, fest. Unser Tagespensum war an dem Tag nicht so groß, es war mein vorletzter Tag auf dem Boot. Lo und ich gingen in den Ort, der riesig war im Vergleich zu den kleinen Dörfchen, bei denen wir sonst immer angelegt hatten. Ich wollte zu meinem Abschied am Abend etwas kochen und dachte an Curry-Hähnchen mit Reis und Salat. Dazu brauchte ich Sahne, Ananas, Curry, eigentlich auch gehackte Mandeln und etwas Mehl zum Andicken. Die Mandeln bekamen wir mit viel Mühe in einem ganz anderen Geschäft, nachdem wir alles andere in einem Supermarkt erstanden hatten. Hacken mussten wir sie selbst, aber das machte nichts, ich hatte ja mein scharfes Messer! Wir kauften noch Bier, Schnaps hatten wir noch, und mein Rucksack wurde wieder schwer, er hielt den Transport aber sehr gut durch.

      Zurück beim Boot fing ich mit den Vorbereitungen an, ich zerschnitt das Hähnchenfleisch in Stücke und briet sie gut an. Dann hackte ich die Mandeln und wusch den Salat, ich bereitete eine Vinaigrette, die ich mit den gehackten Zwiebeln ziehen ließ. Ich verquirlte die Sahne mit etwas Mehl und gab sie zu den Hähnchen, dazu gab ich die Ananasstücke. Ich würzte mir Salz, Pfeffer und reichlich Curry sodass das Gericht eine gelbe Farbe annahm. Der Reis wurde gekocht und der Tisch gedeckt. Der Salat wurde mit der Vinaigrette übergossen und umgerührt. Zum Schluss wurden die gehackten Mandeln über das Fleisch gegeben und die Sachen auf den Tisch gestellt.

      Nach einer Stunde Kochzeit konnten wir essen. Lan gab jedem eine Flasche Bier und ließ weitere Flaschen in den Fluss hinab zum Abkühlen. Mein Abschiedsessen konnte beginnen, wir nahmen unsere Flaschen hoch und prosteten uns zu, keiner sagte ein Wort. Das Essen schmeckte gut, nach und nach löste sich die Spannung und ich fragte die drei, wie lange sie weiterzufahren gedächten. Lan sagte, dass sie den ganzen Bogen um die Ordos-Platte fahren wollten,

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