Paulo am Ende der Seidenstraße (8). HaMuJu

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Paulo am Ende der Seidenstraße (8) - HaMuJu страница 11

Автор:
Серия:
Издательство:
Paulo am Ende der Seidenstraße (8) - HaMuJu

Скачать книгу

warm und trocken.

      Die Menschen hatten es seit langem verstanden, der Wüste durch aufwändige Bewässserungsprojekte Land abzugewinnen. Die Stadt war rein landwirtschaftlich geprägt, es gab kaum nennenswerte Industrie, der Huang He durchfloss das Stadtgebiet, wenn auch in einiger Entfernung vom Stadtzentrum, von Südwest nach Nordost. Im Westen ragten die Flanken des Helan-Berges auf das Stadtgebiet, dahinter lag die innermongolische Wüste, im Osten lag der Fluss, dahinter Ackerland und angrenzend die Ordos-Platte, um die der Huang He seinen großen Bogen beschrieb. Beim Blick auf den Plan fiel auf, dass die Stadt in zwei Zentren zerfiel, in ein westliches, in dem der Bahnhof lag und in ein östliches, in dem wir uns unter anderem den „Haiboata“-Tempel ansehen wollten. Wir setzten uns erst einmal auf unsere Räder und genossen es, uns den Wind um die Nase wehen zu lassen, es tat richtig gut, sich einmal wieder zu bewegen. Wir hielten uns zunächst nach rechts, um zur „Yinbei“-Moschee zu gelangen, wir mussten einfach nur die Xingzhou Street entlang und kamen dann zur Moschee. Anschließend fuhren wir was das Zeug hielt nach Norden, bis wir an den Xitan-Lake kamen, das war ein zusammenhängendes Seengebiet mit hohem Freizeitwert, wir setzten uns in ein Ausflugslokal und bestellten Tee. Es war warm und wir fuhren in T-Shirts und nach einer Zeit des Ausruhens und Dösens fuhren wir in das andere Zentrum von Yinchuan an den Beita-Lake. Hier umrundeten wir den See einmal mit unseren Rädern, bevor wir nach Südosten abbogen und uns zum „Haiboata“-Tempel bewegten. Die buddhistische Tempelanlage war von beträchtlicher Größe und fast völlig mit Wüstensand bedeckt, wie man überhaupt den Eindruck hatte, permanent durch eine Wolke feinsten Sandes zu fahren. Wir stellten die Räder ab und liefen einmal um die Tempelanlage herum, sie machte einen verlassenen und verwahrlosten Eindruck. Wir schwangen uns wieder auf unsere Räder und machten uns nach Süden auf, um den „Chengtiansi“-Tempel zu besichtigen, der, wie auch der „Haiboata“-Tempel zu den „Eight Famous Sceneries“ in Ningxia gehörte. Wir sahen uns die Tempelanlage von außen an und bewunderten den guten Erhaltungszustand. Eigentlich gehörten zu den Sehenswürdigkeiten von Yinchuan auch die „Western Xia Tombs“, die aber vierzig Kilometer außerhalb lagen und damit mit den Rädern für uns unerreichbar waren. Wir machten noch einen kleinen Abstecher in den Zhongshan-Park, wo wir uns hinsetzen und etwas tranken. Es war inzwischen Nachmittag geworden und wir dachten daran, zum Bahnhof zu fahren und die Räder wieder abzugeben. Wir bewegten uns durch kleine Sträßchen, einfach nach Westen, das waren vielleicht vier Kilometer und bekamen so etwas vom Alltag in Yinchuan mit, abseits der großen Alleen. Die Stadt war erstaunlich wasserreich, das Wasser stammte sicher vom Huang He und wurde durch versteckte Kanäle in die Stadt geleitet. Um 16.00 h waren wir wieder am Bahnhof und gaben die Räder ab, wir winkten der Frau im Tourist Office zu und gingen zur Bushaltestellle.

      Wir kamen um 17.00 h in Nanfang an und gingen zum Boot, der Restaurantbesitzer hatte gut aufgepasst und wir bedankten uns bei ihm. Wir nahmen auf der Terrasse ein Bier und entschlossen uns, an dem Abend wieder in dem Restaurant zu essen. Das Fahrradfahren hatte uns alle ein wenig ermüdet und wir hatten mächtig Hunger bekommen, wir bestellten das Chop Suey mit Rindfleisch vom Vorabend und tranken jede Menge Bier dazu. Gut gesättigt liefen wir zum Boot zurück, schlossen die Tür nach unten auf, setzten uns an Deck und redeten bei Bier über das Erlebte. Ich schüttete Lan und mir einen Schnaps ein, jeder hatte den Ausflug in die Großstadt als Wohltat empfunden, schließlich waren wir seit zwei Wochen durch menschenleere Gebiete gefahren und hatten einfach das Bedürfnis, einmal wieder etwas zu erleben. Wir gingen vor Mitternacht unter Deck, jeder fiel hundemüde in seine Koje, Lo und ich küssten und drückten uns und wünschten uns eine gute Nacht.

      Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück an Yinchuan vorbei, wir brauchten eineinhalb Stunden, bis wir in Höhe der Stadt waren, wir passierten eine Fülle von kleinen Städten und Dörfern, bis wir in Wuduizi auf der Höhe von Shizuishan waren, einem Kohlerevier der übelsten Sorte, obwohl wir über zwanzig Kilometer von der Stadt entfernt waren, war in Ufernähe alles mit schwarzem Kohlenstaub überzogen, der von den LKWs hinabfiel, die unablässig die Kohlen die Strasse entlang transportierten. Um Shizuishan herum gab es auch ein dichtes Gleisnetz, auf dem die Kohlenzüge verkehrten. Auch die Bahntrasse war schwarz von Kohlenstaub, aber auf Umweltschutz zu achten, galt in China nicht viel, jedenfalls bis in jüngste Zeit nicht, erst allmählich besann man sich in China auf den Schutz der Umwelt. Wir hatten zu dem Zeitpunkt schon achtzig Kilometer hinter uns und suchten langsam eine Anlegestelle, die nach Möglichkeit nicht mit Kohlenstaub verdreckt war oder nach Schwefeldioxid stank. Wir fanden so einen Ort in Sanhe Village, einer Art Feriensiedlung auf dem Ostufer des Huang He, wobei man sich fragen musste, wer denn in dieser Gegend Ferien machte. Es stellte sich heraus, dass es Minen- und Stahlwerksarbeiter waren, denen ein sehr preiswerter Urlaub in den Ferienhäusern, die der Kohlenmine oder dem Stahlwerk gehörten, ermöglicht wurde. Es gab für uns sogar eine Anlegestelle, wo wir festmachen und von wo wir bequem ins Dorf laufen konnten, um einzukaufen. Das Umland war eigentlich recht schön, es gab viel Grün und die Luft war erstaunlich gut, Lo und ich liefen zum Supermarkt. Ich hatte meinen Rucksack mitgenommen, denn wir mussten unseren Biervorrat aufstocken. Auch fehlten einige Dinge in der Küche wie Öl und Spüli. Wir kamen in ein Dorf mit schönen sauberen Ferienhäusern, die alle belegt waren und vor denen die Kinder Fußball oder Fangen spielten und fragten nach dem Supermarkt. Wo wir denn herkämen, wollten die Leute von uns wissen und wir sagten, dass wir mit dem Boot den Huang He entlangführen. Ob das denn nicht sehr gefährlich wäre, fragten uns die Leute und wir antworteten, dass es manchmal Flussverengungen gäbe, wo sich die Fließgeschwindigkeit des Wassers erhöhte, das wäre dann nicht ungefährlich, aber wir wären immer aufmerksam. Und dann luden wir die Dorfbewohner ein, sich doch einmal unser Hausboot anzuschauen, wir sagten, dass wir zu Abend äßen und sie danach erwarteten. Einige sagten ihr Kommen zu und wir freuten uns, uns mit ihnen unterhalten zu können und einmal direkt mit dem Arbeitsleben konfrontiert zu werden. Lo und ich gingen in den Supermarkt und ich lud meinen Rucksack mit Bierflaschen voll, ich dachte auch an unseren Besuch und lud etwas mehr als gewöhnlich ein, auch eine Flasche Schnaps kam in den Rucksack. Wir aßen einmal wieder kalt, Mayleen und Lan fragten, wo wir denn so lange geblieben wären und wir sagten, dass wir uns mit einigen Dorfbewohnern unterhalten und sie am Abend auf unser Boot eingeladen hätten. Wir deckten schnell den Tisch und aßen und tranken. Wir räumten dann den Tisch ab und spülten die Sachen weg. Wir säuberten das Deck und stellten einige zusätzliche Sitzgelegenheiten auf, damit die Dorfbewohner einen Platz hätten. Wir legten einige Bierflaschen mehr in den Korb, den wir ins Wasser versenkten.

      Dann erschienen sechs Dorfbewohner und begrüßten uns, wir baten sie an Bord und gaben jedem von ihnen eine Flasche Bier, unsere Sitzgelegenheiten reichten nicht für alle, sodass wir uns auf die Decksplanken oder Aufbauten setzten, wir wussten uns zu behelfen. Wo wir denn herkämen, fragte jemand von den Dorfbewohnern und Lan antwortete, sie kämen aus Xincheng und ich wäre in Lanzhou zugestiegen, ich wäre Deutscher auf Reisen und sie Studenten der Politikwissenschaft aus Shanghai. Die Dörfler sagten, dass sie Arbeiter in der Kohlenmine von Shizuishan wären und ihren zweiwöchigen Jahresurlaub in Sanhe Village verbrächten, so gut wie wir hätten sie es auch gern einmal. Lan gestand zu, dass sein Leben vermutlich deutlich angenehmer verliefe, als das der Dorfbewohner, sagte aber, dass das der Lauf der Dinge wäre, wer studieren wollte, müsste zu einer Hochschule gehen und dort gäbe es im Sommer drei Monate Semesterferien. Es wäre ja nicht so, dass wir im Geld schwämmen, aber so über den Huang He zu schippern, wäre natürlich schon eine komfortable Angelegenheit. Lan bat die Männer, doch einmal etwas über die Kohhleförderung zu erzählen, man hörte fast wöchentlich von Unfällen auf Zechen, bei denen es zig Tote gäbe. Das stimmte durchaus, die Kohleförderung in China wäre mit der in Europa nicht zu vergleichen, Sicherheitsbestimmungen würden kaum eingehalten, alles wäre nur darauf aus, so viel Kohle wie möglich aus der Erde zu holen, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Beschäftigten. Wenn man sich weigerte, unter den herrschenden Bedingungen unter Tage zu fahren, könnte man ja kündigen, es warteten genügend andere darauf, den gefährlichen Job zu erledigen, sie würden nicht nach Sicherheitsvorkehrungen fragen. Lo wollte wissen, wie denn ihre Bezahlung wäre und bekam zur Antwort, dass die Bezahlung so gerade zum Leben reichte, große Sprünge könnte man mit der Entlohnung sicher nicht machen. Dann gingen wir von Deck und setzten uns am Ufer ins Gras, Lan machte ein Feuer an und Lo und ich suchten Feuerholz. Ich hatte lange nicht an einem Lagerfeuer

Скачать книгу