Paulo am Ende der Seidenstraße (8). HaMuJu

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Paulo am Ende der Seidenstraße (8) - HaMuJu

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ob sie Frühaufsteher wären. Lo sagte, dass das so drin wäre, wenn sie Seminare hätte, würden die immer um 8.00 h anfangen, das hieße dann 6.30 h aufstehen, frühstücken und mit dem Fahrrad zur Uni fahren.

      Wir überlegten alle zusammen beim Frühstück, ob wir uns in Zhongwei den „Gao Miao“-Tempel anschauen sollten, das war ein Tempel, der buddhistischen, konfuzianischen und taoistischen Darbietungen gedient hatte, unter ihm war während der Kulturrevolution ein Betonbunker gebaut worden.

      Wir waren aber der Ansicht, dass wir weiterfahren sollten und die ganzen bevölkerungsreichen Städte in der riesigen, der Wüste abgetrotzten Ebene von Zhongwei hinter uns lassen sollten. Der Entschluss erwies sich als wohlüberlegt, so konnten wir eine ausgiebige Frühstückszeit einplanen, ich lief schnell los und holte gutes frisches Brot. Das Brot mit Marmelade, dazu ein guter Tee, etwas Besseres würde mir wohl in meinem ganzen Leben nicht mehr zum Frühstück geboten werden.

      Am späten Vormittag machten wir los und fuhren flussabwärts an der Millionenmetropole Zhongwei vorbei nach Zhenlou und Yuding, Orte, die wir am Mittag passierten. Der Fluss mäanderte durch die Ebene, man musste höllisch aufpassen, in der Fahrrinne zu bleiben. Wir kamen sehr gut vorwärts, am frühen Nachmittag hatten wir die große Ebene durchfahren und bewegten uns dann nordwäts, wir fuhren bis zur Flussschleife beim Yuanlin Village, wo wir festmachten. Der Ort lag fünfhundert Meter vom Fluss entfernt, wir mussten zum Einkaufen dort hin laufen. Wir entschieden uns, am nächsten Abend essen zu gehen und wenn es möglich wäre, das Boot dabei im Auge zu behalten. Lo und ich liefen los, wir hatten eine Tragetasche dabei, denn viel wollten wir nicht kaufen.

      Yuanlin Village war eine Art Feriensiedlung mit Anbindung an die Nationalstraße 109, die Eisenbahn lag fünf Kilometer entfernt, der Gelbe Fluss hatte dort einige Altarme. Es gab mitten im Ort einen Laden, der die Dinge führte, die wir haben wollten, das war nur Brotauflage, also Käse, Dauerwurst und Büchsenfleisch, ferner gab es fertige Frikadellen, Tomaten, Gurken, Obst und Brot. Wir packten alles in unseren Beutel und liefen zum Boot zurück.

      Maylee und Lan hatten schon den Tisch gedeckt, wir machten vier Bier auf und begannen zu essen, in aller Ruhe, so wie wir das bislang immer getan hatten. Wir waren an dem Tag fast neunzig Kilometer gefahren und ziemlich erschöpft, es war die ununterbrochene Aufmerksamkeit, die man walten lassen musste und die einen so ermüdete. Wir wollten zur Abwechslung an dem Abend einmal etwas spielen, es war interessant zu erfahren, dass es in China ähnliche Spiele gab wie in Deutschland. Es gab ein Würfelspiel, bei dem es darum ging, Straßen oder Gleiche zu würfeln, auch eine Art „Stadt, Land, Fluss“ war in China verbreitet und das spielten wir auch. Jemand sagte leise das Alphabet auf und nannte den Buchstaben, bei dem er angekommen war, wenn ein anderer „Stopp!“ rief. Es mussten dann aus allen möglichen Wissensgebieten Begriffe mit diesem Anfangsbuchstaben gefunden werden. Vorab mussten wir uns über über die Begriffe verständigen, Stadt, Land und Fluss blieben natürlich, wir ergänzten Pflanze, Tier und Berg. Das Spiel erwies sich als gute Idee, wir waren alle spielbegeistert und hatten einen unglaublichen Spaß miteinander. Oft wurden Begriffe in Zweifel gezogen, und der Betreffende musste glaubhaft die Richtigkeit seines Begriffes versichern, oft waren es unbekannte chinesische Städte, über die gestritten wurde oder deutsche Städte, die die drei dann nicht kannten, wir einigten uns aber immer. Am Ende zählten wir unsere Punkte zusammen und Lan hatte gewonnen, er zeigte sich als Geografiekundiger, der bei Flüssen und Bergen unschlagbar war. Gegen Mitternacht gingen wir schlafen, ich küsste Lo vor ihrer Kajütentür und wir umarmten uns, dann wünschten wir uns eine gute Nacht und gingen in unsere Kojen.

      Das Frühstück am nächsten Morgen fand relativ zeitig statt, Lan und ich studierten die Karte, während wir unser Brot aßen und Tee tranken. Wir mussten an dem Tag an Wuzhong vorbei, einem Moloch von Stadt mit Millionen Einwohnern, in der es keine nennenswerte Sehenswürdigkeit gab. Vorher gab es bei Wudatei eine sehr große Schleusenanlage, die uns sicher eine Zeit lang aufhalten würde. Wir fuhren um 9.30 h los und kamen schon um 13.00 h an die Schleuse, den Fluss säumten schwarze Industrieanlagen mit rauchenden Schloten, wir unterquerten noch zwei große Brücken, bevor der Fluss an Breite zunahm, träge dahin floss und viele Seitenarme bildete. Nach vier Stunden kamen wir an die Jingzang-Expy-Brücke, wir fuhren noch eine Stunde und machten dann bei Nanfang an einem Anleger fest, der zu einem Restaurant gehörte.

      Wir wollten an dem Abend ja essen gehen, so kam uns der Anlegepunkt sehr gelegen, wir konnten draußen sitzen und unser Boot im Auge behalten. Das Restaurant war aber noch geschlossen und würde erst in der folgenden Stunde öffnen. So setzten wir uns an Deck und tranken Bier, erzählten viel und genossen den warmen Wind, der aus der Gobi-Wüste zu uns wehte. Wir liefen nach einer Stunde zur Restaurantterrasse, die direkt am Flussufer lag und auf Holzstelzen gebaut war, weil der Boden schlammig war und für ein Fundament nicht genügend Halt bot. Nach und nach füllte sich die Terrasse, offensichtlich kamen Touristen dorthin, die die gute Restaurantküche schätzten, was für uns ein gutes Zeichen war. Wir ließen uns die Karte bringen und bestellten Bier, dann begann Lan, die Speisekarte ins Englische zu übersetzen, ein großer Vorteil für mich, so brauchte ich dem Kellner nicht in die Küche zu folgen. Lan fragte die Mädchen, was sie essen wollten, sie sagten, sie wollten Rindfleisch süß-sauer mit Reis und Chop Suey, einem Gemüsemix, der in China sehr verbreitet war und zu Rind- und Schweinefleisch gereicht wurde. Lan und ich schlossen uns an, Chop Suey war eigentlich kein original chinesisches Gericht, sondern es wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich von Exilchinesen in San Francisco erfunden. Ab und zu schweifte unser Blick zum Boot, es lag völlig unberührt da und wir brauchten uns im Grunde keine Sorgen zu machen. Es war gut, dass wir an dem Abend essen gegangen waren, keiner hatte Lust, wieder an Bord zu essen, denn dort ging es ja doch mit vermindertem Komfort zu, es war eben sehr schön, ab und zu einmal bedient zu werden.

      Viele kamen aus dem nahegelegenen Yinchuan ins Restaurant gefahren, das konnte Lan an deren Dialekt erkennen, wir hatten es also gut angetroffen.

      Und dann kam unser Essen, Berge von Fleisch, Reis und Gemüse, das man mit Sojasauce und „Sambal Oleg“ würzte, wobei man mit „Smbal Oleg“ vorsichtig umgehen musste, es war das schärfste Gewürz, das ich jemals gegessen hatte. Das Essen schmeckte ausgezeichnet und unsere Stimmung war ausgelassen und vergnügt, wir bestellten noch eine Runde Bier. Nach zwei Stunden liefen wir wieder zum Boot, wo wir es uns beim Schein der Petroleumlampe gemütlich machten. Wir unterhielten uns über die Hauptstadt der autonomen Provinz Ningxia Hui Yinchuan, die wir unbedingt besuchen und besichtigen wollten. Wir beschlossen, unser Boot am nächsten Morgen am Restaurant liegen zu lassen und den Bus von Nanfang nach Yinchuan zu nehmen. Wir baten den Restaurantbesitzer, gelegentlich nach unserem Boot zu schauen und gaben ihm einen kleinen Betrag dafür. Wir gingen an dem Abend relativ früh zu Bett, ich lag mit Lo auf meiner Koje, wir küssten uns und schmiegten uns aneinander, wir schliefen zusammen, woraufhin mich ein unbeschreibliches Gefühl befiel und ich glaubte, dass auch Lo etwas empfand, das sie so schnell nicht wieder vergessen würde. Wir würden am nächsten Tag nicht weit fahren, wenn wir überhaupt führen, unser Aufenthalt in Yinchuan würde sicher seine Zeit dauern.

      Wir frühstückten ausgiebig und brachten auf dem Boot alles in Sicherheit, wir verriegelten die Türen nach unten und liefen dann zur Bushaltestelle in Nanfang. Es waren ungefähr zwanzig Kilometer bis Yinchuan zu fahren, die Strecke mit dem Boot zu fahren, hätte nicht gelohnt, zumal wir dann vom Fluss aus circa sechs Kilometer bis zur Stadt hätten laufen müssen, und wer wusste schon, wie der Anlegeplatz gewesen wäre? Wir stiegen also in den Bus, der über die Nationalstraße 109 in Yinchuan hineinfuhr und uns am Hauptbahnhof absetzte. Wir setzten uns zunächst einmal in die Teestube und überlegten, wie wir uns die Stadt ansehen sollten. Wir entschieden, im Bahnhof zum Tourist Office zu gehen und uns beraten zu lassen. Das Bahnhofsgebäude war ultramodern und mit seiner futuristischen Architektur zum Wahrzeichen der Universitätsstadt geworden. Beim Tourist Office stellte man uns vor die Wahl, entweder an einer geführten Stadtrundfahrt teilzunehmen oder im Bahnhof Fahrräder zu leihen und selbst die Stadt zu erkunden. Wir beschlossen auf Anhieb, die Fahrräder zu nehmen, damit wir nach so langer Radabstinenz einmal wieder etwas für die Beinmuskulatur taten. Man gab uns Tipps, welche

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